Der Beitrag beschäftigt sich im Rahmen des Sammelbandes " Theoriearbeit in der Politikwissenschaft" mit den Political Jewish Studies. Einleitend erfolgen Überlegungen zur Notwendigkeit sozial- und politikwissenschaftlicher Analyse von jüdischer Geschichte. Im Anschluss daran werden Forschungsfelder und Fragestellungen vorgestellt. Danach werden Anknüpfungspunkte und Kombinationsmöglichkeiten der Jewish Studies mit der Politikwissenschaft vorgestellt. Historisch und/ oder theologisch ausgerichtete Judentumsforschung fokussiert bei der Befassung mit Politik in erster Linie auf politische Momente und Einflüsse der jüdischen Religion sowie auf jüdische Persönlichkeiten in der Politik. Die politikwissenschaftliche Analyse jüdischer politischer Partizipation und Repräsentation hat mehr zu leisten als die bloße Darstellung der politischen Geschichte des Judentums. Jüdische politische Geschichte ist vielmehr als integraler Bestandteil allgemeiner gesellschaftlicher und politischer Prozesse und in ihren Wechselwirkungen mit diesen zu untersuchen. Der Beitrag skizziert Parlamentarismus, jüdische Partizipation und Antisemitismus in der Forschungspraxis und verweist abschließend darauf, dass aktive jüdische Politik sowie jüdisches politisches Handeln und Denken in der Politikwissenschaft bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren haben. (ICA2)
This text was published as a book chapter in the publication "Praxishandbuch Open Access" ("Open Access Handbook") edited by Konstanze Söllner and Bernhard Mittermaier. It reflects the current state of Open Access to text publications, data and software in the Social Sciences.
In: Das deutsche Judentum und der Liberalismus: Dokumentation eines internationalen Seminars der Friedrich-Naumann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Leo Baeck Institute, London, S. 113-123
Unter Verwendung eigener Forschungsergebnisse des Verfassers sowie von Barkai und Toury legt der Vortrag einige Thesen zum Verhältnis und zur gegenseitigen Einwirkung von Liberalismus und jüdischem Bürgertum im Deutschland des 19. Jahrhunderts vor. Ausgehend davon, daß beide ihre Entstehung vor allem dem aufgeklärten Absolutismus verdanken, sieht der Verfasser die Zeit 1840 bis 1880 als "Flitterwochen" im "innigen Liebesverhältnis" zwischen Liberalismus und bürgerlichen Juden. In dieser Epoche stimmten beide in ihren politischen Zielen weitgehend überein: Juden organisierten sich politisch fast ausschließlich in liberalen Organisationen und übernahmen Methoden, Ausdrucksformen und Denkweisen des Liberalismus, während sich die Liberalen für die Emanzipation der Juden einsetzten und den Antisemitismus, bzw. den "Judenhaß" bekämpften. Auch wenn sich nach 1880 zeigte, daß diese "Liebe" recht einseitig war und sich der Liberalismus aus politischer Schwäche oder Opportunismus vom Judentum allmählich distanzierte, haben von diesem "honeymoon" doch beide Seiten stark profitiert. (JF)
In: Lizenzangaben und Rechtedokumentation im Dialog: Datenflüsse nachhaltig gestalten; Beiträge zur Informationsveranstaltung vom 7. November 2017 an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, S. 23-29
Eine 'soziale Krisenkonstruktion', also die Zuschreibung einer spezifisch negativ eingeschätzten Qualität zu einem sozialen, auf die Produktion von Kollektivgütern bezogenen Sachverhalt, verläuft dem Autor zufolge unabhängig davon, ob der rezipierte Sachverhalt vorhanden ist oder nicht. An einer Vielzahl von Problemfeldern in der sportwissenschaftlichen Diskussion kann aufgezeigt werden, wie mit Hilfe der massenmedialen Darstellung besorgniserregender Zustände eine Krise konstruiert und in der Folge zur Legitimation für die Sportwissenschaft sowie für Sportorganisationen instrumentalisiert wird. Beispiele dieser Problemfelder sind die Krisendarstellungen zum aktuellen Stand der motorischen Leistungsfähigkeit und zum Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen, die Krise des Ehrenamtes sowie weitere Krisendarstellungen in Hinblick auf die Mitgliederentwicklung in Sportverbänden und Vereinen, das Abschneiden deutscher Sportler auf internationalen Wettkämpfen sowie der Gebrauch von Dopingmitteln. Im vorliegenden Beitrag wird deutlich gemacht, wie ein zunehmender Zugriff von öffentlicher Seite auf das individuelle Verhalten erfolgt und inwieweit hierbei der Rekurs auf vermeintliche Krisenphänomene instrumentalisiert wird. Ferner wird gezeigt, wie das wissenschaftliche System aufgrund äußerer Impulse und Dringlichkeitsappelle zum schnellen Handeln gedrängt wird. (ICI2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 246-249
Die Autoren gehen im Rahmen eines Feldexperiments der Frage nach, ob durch den Einsatz von Social Web-Instrumenten, die den Bürgern die Möglichkeit zur individuellen Rückmeldung eröffnen, die Regierungskommunikation effektiver gestaltet werden kann, als dies beim Einsatz nicht-interaktiver und nicht-partizipativer Instrumente der Fall ist. Sie analysieren dementsprechend die Implementation eines konkreten Gesetzes mit verschiedenen Kommunikationsinstrumenten der Regierungskommunikation, um die jeweiligen Kommunikationswirkungen zu vergleichen. Dazu stellen sie zwei Hypothesen auf: (1) Wenn eine Regierung Social Web als Kommunikationsinstrument in der Phase der Implementation kollektiv bindender Entscheidungen einsetzt, ist die Politikimplementationskommunikation (PIC) wirksamer, als wenn Social Web nicht eingesetzt wird. Wirksamer bedeutet, dass die Kommunikation besser verstanden wird und zu gewünschter Einstellung, Meinung und letztlich Handlung führt. (2) Auf die Wirkung von Social Web in der Regierungskommunikation haben individuelle Eigenschaften der mit ihr konfrontierten Personen einen Einfluss. Es wird erwartet, dass vor allem eng mit dem Untersuchungsgegenstand verbundene Eigenschaften von Interesse sind, wie z. B. Social-Web-Nutzung, politisches Interesse und ihre Betroffenheit von der Policy. (ICI2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3495-3506
"Als Bestandteil eines im Rahmen von infoconnex entstehenden sozialwissenschaftlichen Fachportals wird an der Technischen Universität Darmstadt SozioNet entwickelt. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. In enger Zusammenarbeit mit soziologischen Universitäts- und Forschungsinstituten in Deutschland werden sozialwissenschaftliche Web-Ressourcen vernetzt. SozioNet ist eine Ergänzung zu den bestehenden Datenbankangeboten des IZ Sozialwissenschaften, zu den Angeboten der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften ViBSoz und anderen. Der Schwerpunkt liegt in der Erfassung solcher Ressourcen, die verteilt auf den Servern sozialwissenschaftlicher Einrichtungen vorhanden, frei zugänglich, aber bisher noch nicht systematisch erfasst sind. SozioNet bietet eine generelle Infrastruktur zur Erfassung von Ressourcen und Erstellung von Metadaten. Als Vorbilder dienen MathNet und PhysNet und aus dem Bereich der Sozialwissenschaften das Social Science Information Gateway SOSIG aus Großbritannien. SozioNet bietet eine generelle Infrastruktur zur Erfassung relevanter Ressourcen. Ziel von SozioNet ist die Vernetzung von frei zugänglichen sozialwissenschaftlichen Ressourcen im Internet, die verteilt auf den Servern ihrer jeweiligen Einrichtungen vorhanden sind, jedoch durch die gängigen Suchmaschinen in der Regel nicht gefunden werden. Es handelt sich dabei in erster Linie um Graue Literatur, also Arbeitspapiere, Unterrichtsmaterialien, Präsentationen, einzelne Webseiten, Diplom- und Magisterarbeiten etc. Darüber hinaus ist es das Anliegen der Verfasser, eine überregionale Informationsinfrastruktur der sozialwissenschaftlichen Institutionen zu schaffen, die auf der Selbstorganisation der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beruht. SozioNet stellt dafür Werkzeuge zur Verfügung und ist für die Beratung und Unterstützung zuständig. Die Pflege und Verantwortung, sowie die Ressourcen selbst, verbleiben bei der jeweiligen Einrichtung. SozioNet zeigt den Weg dorthin. Die Etablierung von SozioNet in der Community und damit auch die Förderung der Sichtbarkeit von sozialwissenschaftlichen Einrichtungen und ihren Aktivitäten ist ein weiteres Anliegen. Die in SozioNet entwickelten Werkzeuge sollen auch über die Projektlaufzeit hinaus genutzt werden. Dies wird mit der Integration von SozioNet in infoconnex und durch die Anbindung an das IZ realisiert. Konzipiert wurde SozioNet ausgehend von der Frage, welche Anforderungen ein fachliches Informationsangebot im Netz erfüllen sollte. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Auswahl der relevanten Ressourcen unter fachlichen Aspekten, das bedeutet, solche Dokumente aus zu wählen, die für die sozialwissenschaftliche Forschung und Lehre relevant sind. Diese Auswahl wird von den beteiligten Institutionen selbst getroffen. Des Weiteren müssen die ausgewählten Ressourcen unter fachspezifischen Gesichtspunkten recherchierbar sein, das bedeutet, der fachliche Kontext muss einbezogen werden, um ausschließlich fachlich relevante Ressourcen zu erreichen und um sich damit von allgemeinen Suchmaschinen abzugrenzen. Nicht zuletzt müssen die Beteiligten sich auf gemeinsame Standards einigen. Neben formalen Anforderungen bedeutet dies vor allem die Entwicklung eines gemeinsamen Metadatenschemas, welche alle relevanten Aspekte im Bereich sozialwissenschaftlicher Forschung und Lehre integriert. Dazu gehört die Definition der verschiedenen Arten von Ressourcen ebenso wie die allgemeine Beschreibung von Online-Ressourcen mit Hilfe von Merkmalen wie Autor, Titel etc. Für eine sinnvolle inhaltliche Erschließung ist es notwendig, auf ein gemeinsames Vokabular zurückgreifen zu können. Daher war es nahe liegend, die im Fach bereits etablierten Werkzeuge des IZ Sozialwissenschaften, den Thesaurus und die Klassifikation zur inhaltlichen Erschließung in das Metadatenschema einzubinden." (Textauszug)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 372-375