Hintergründe der internationalen Schuldenkrise
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1988, Heft B 33-34, S. 13-22
ISSN: 0479-611X
"In der internationalen Schuldenkrise beschuldigt jeder jeden: die Dritte Welt die Erste des monetären Kolonialismus, die Erste Welt die Dritte der Fehlplanung, Mißwirtschaft und Korruption. Entsprechend gilt die Krise des US-Dollars als verursacht durch die abenteuerliche Schuldenpolitik der USA. In Wahrheit signalisiert diese Konfusion, daß es in der westlichen Welt keine allgemein akzeptierte Theorie und Politik der Rolle des Geldes im Entwicklungsprozeß gibt. Die Dritte Welt ist, anders als die Erste vor ihrem 'take-off' im 19. Jahrhundert, 'underbanked' und daher auf den fragwürdigen Service der internationalen Bankwelt angewiesen: Ein Kreditloch, das diese selber schließen müßte und könnte durch den Aufbau eines eigenen Bankensystems, um unabhängiger vom internationalen Kreditmarkt zu werden. Dieses Theorie- und Institutionendefizit ist der eigentliche Hintergrund des Schuldendesasters der Dritten Welt. IWF wie Weltbank sind aufgerufen, die zu dieser Diagnose passende Therapie und institutionelle Hilfe zu entwickeln." (Autorenreferat)