'Self-reliance' und die neue internationale Wirtschaftsordnung
In: Kapitalistische Weltökonomie: Kontroversen über ihren Ursprung und ihre Entwicklungsdynamik, S. 317-336
Ziel des Aufsatzes ist es, einen Beitrag zur Diskussion und Beantwortung der Frage zu leisten, ob das Ziel einer autonomen kapitalistischen Entwicklung in den Ländern der Dritten Welt ein realistisches Ziel ist. Zunächst wird das Modell des metropolitanen Kapitalismus untersucht. Es wird festgestellt, daß die Vorstellung einer einzelne Stadien durchlaufenden Entwicklung zwar im großen und ganzen auf die allmähliche Konstituierung der Zentren, nicht aber auf die Peripherie zutrifft. Deshalb wird in einem nächsten Schritt der Frage nachgegangen, welche Stadien die Peripherien in ihrer Formierung und Evolution durchlaufen und welches ihre mutmaßlichen Zukunftsperspektiven sind. Dazu werden die Grundzüge der Theorie des ungleichen Tausches entwickelt. Als erste Phase des imperialistischen Systems wird die koloniale und halbkoloniale Form der Herrschaft über die Peripherie ausgemacht. Als Beginn der zweiten Phase wird der Sieg der nationalen Befreiungsbewegung unter Führung der Bourgeoisie genannt. Es wird allerdings herausgearbeitet, daß diese zweite Phase kein Stadium auf dem Weg zur Konstituierung einer eigenständigen Ökonomie darstellt, sondern lediglich die erste erweitert. Die Forderung nach einer neuen internationalen Wirtschaftsordnung wird als Ausdruck der Krise der zweiten Phase des Imperialismus interpretiert. Es wird diskutiert, ob dies der Beginn einer dritten Phase des Imperialismus ist, in der Losungen von eigenständiger Entwicklung und kollektiver self-reliance von Bedeutung sind. Abschließend werden die Perspektiven einer alternativen Entwicklung in der neuen Phase des Imperialismus aufgezeigt. (KW)