Es wird untersucht, welche gesundheitlichen Auswirkungen die familienbegleitende Betreuung von Kindern hat. Dazu wird zunächst auf Erfahrungen aus der ehemaligen DDR zurückgegriffen. Dem werden eigene Untersuchungen über die Erkrankungshäufigkeit von häuslich betreuten Säuglingen gegenübergestellt. Daraus werden u.a. Schlußfolgerungen für den besten Zeitpunkt einer Krippenaufnahme und für die Minimierung der damit verbundenen traumatischen Risiken abgeleitet. (SH)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 368-370
Aus dem Blickwinkel der Familiensoziologie sollen einige Überlegungen über die Funktionen von Vorschuleinrichtungen für die Familie angestellt werden. Dabei wird weniger der Aspekt der sozialen Plazierung betont werden, obwohl den Familien eine in letzter Zeit wieder steigende Bedeutung bei der Plazierung ihrer Kinder im Statusgefüge der Gesellschaft zugefallen ist, mit all den Konsequenzen der direkten Statusvererbung und der sinkenden Mobilität. Vielmehr soll das Augenmerk auf einen anderen Aspekt der Interdependenzen zwischen Familie und Bildungssystem gelenkt werden, nämlich auf den des Zusammenhanges zwischen den Aufenthaltszeiten in Familie und (vorschulischen) Bildungsinstitutionen. (TL2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 251-253
Der Beitrag versucht aufzuzeigen, wie während der Zeit des Nationalsozialismus über die politische Organisation eines intrapsychischen Mechanismus - der Abspaltung und der projektiven Zuweisung - das, wofür Auschwitz steht, von den psychischen Voraussetzungen her überhaupt erst möglich wurde.
Zunehmend werden national und international Rationalisierungsformen diskutiert, die sich durch eine integrative Strategie auszeichnen, die auf die Beherrschung des gesamtbetrieblichen und über- bzw. zwischenbetrieblichen Produktionsablaufs gerichtet ist. Ziel solcher Strategien ist es, die gesamte Logistikkette vom Zulieferer bis zur Distribution in den Griff zu bekommen. Dabei werden zentrale Probleme für das Verhältnis von Arbeitnehmern und Zulieferern aufgeworfen. Diese Fragen werden seit einiger Zeit von den Ingenieurwissenschaften und der Betriebswirtschaft unter dem Schlagwort Logistik behandelt; neuerdings haben sie auch in der wirtschaftspolitischen und gewerkschaftlichen Diskussion erheblichen Widerhall gefunden. Die Sozialwissenschaften haben sich dieser Fragestellung noch kaum zugewandt, insbesondere nicht den Problemen, die für die Betriebe der Zulieferindustrie, ihre Beschäftigten und deren Interessenvertretung entstehen. Forschungsarbeiten im ISF München greifen diese Fragen auf. Sie befassen sich insbesondere mit den Auswirkungen neuer Formen zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung auf die Zulieferbetriebe und die dort Beschäftigten und deren Arbeitssituation; auch Fragen der Interessenvertretung und ihrer Handlungsmöglichkeiten in den Zulieferbetrieben werden einbezogen. Ferner wird die Frage gestellt, in welcher Weise ausländische, unter anderen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen entwickelte Rationalisierungskonzepte Einfluß auf die Gestaltung der Abnehmer-Zulieferer-Beziehung haben.
Der Autor legt in diesem Einführungsbeitrag zu dem Sammelband die verbindenden Fragen und Forschungskonzepte dar. Gemeinsam ist allen Beiträgen die Frage nach den Formen, in denen sich Zusammenhänge zwischen der jeweiligen Sozialstruktur und den politischen Konflikten historisch in verschiedenen europäischen Gesellschaften ausprägten. Nach dem Verweis auf die Einbindung in die Forschungstradition der historisch-politischen Soziologie und in die Eliteforschung wird gezeigt, daß erst seit ein paar Jahren eine intertemporal-interkulturelle Erforschung der Genese und des Wandels der politischen Konfliktstrukturen in West- und Mitteleuropa empirisch verfolgt werden kann. Ermöglicht wird dies durch das methodische Instrument der Mehrebenenanalyse, das heißt, einer den "ökologischen Fehlschluß" überwindenden Analyse, in der Aggregatdaten (auf der Ebene regionaler Einheiten) mit Individualdaten (Abstimmungsverhalten in Parlamenten bei namentlicher Abstimmung) verknüpft werden. Es wird dargestellt, daß sich die Beiträge des Sammelbandes an einer Theorietradition orientieren und eine Forschungsrichtung dokumentieren, deren Schlüsselbegriffe "Spannungslinien" (Cleavages) und "Milieus" sind. Abschließend werden die fünf Phasen des "Lebenszyklus" der Cleavages, vier Variablenkomplexe der Cleavagestruktur, die Variablenbeziehungen und Untersuchungskategorien für eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Sozialsystem und Machtorganisation dargestellt. (ICF)
Vor dem Hintergrund eines auch zukünftig anhaltenden Migrationsdrucks (KÄLIN 1989), des Zusammenwachsens des "Europäischen Hauses" und einer Bevölkerungsstruktur in Deutschland, die demographischen Prognosen zufolge im Zusammenhang mit der niedrigen Geburtenziffer einen stetig wachsenden Ausländeranteil aufweisen und damit an ethnischer Vielfalt zunehmen wird (BIRG/KOCH 1987), gewinnt die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Rolle des Sports im Kontext kultureller Kontakte für eine zeitgemäße Sportwissenschaft auch langfristig einen zentralen Stellenwert. Die folgenden Überlegungen, die am Beispiel des gemeinsamen Sporttreibens von einheimischen und zugewanderten ausländischen Bevölkerungsgruppen entwickelt worden sind, rücken einen bislang unterbelichteten Aspekt dieses Problems ins Zentrum des Forschungsinteresses: die Fremdheit, die bei interkulturellen Sportbegegnungen entstehen kann. Dabei stellt der Text erstens den Zusammenhang zwischen Fremdheitsphänomenen und der internationalen Arbeitsmigration heraus. Zweitens fragt er nach den Eigenschaften, die dem Sport in diesem Kontext zugeschrieben werden, und ob die Praxis des interkulturell betriebenen Sports hält, was man sich von ihr verspricht. Drittens wird geprüft, welche Ansätze der Sportwissenschaft einen Zugang zu damit zusammenhängenden Problemen ermöglichen. Viertens soll der sportspezifische Charakter von Fremdheitserfahrungen beschrieben werden. Anschließend wird fünftens der Entwurf einer theoretischen Perspektive zur Erforschung der Fremdheit im sportlichen und nicht-sportlichen Alltag vorgestellt.
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 584-585
Absicht des vorliegenden Beitrags ist es, den institutionell verfestigten theoretischen Diskurs der Psychologie neu zu beleben. Dies geschieht aus der Perspektive der "Kritischen Psychologie", die gegenwärtig an den Hochschulen nach Meinung des Autors an den Rand gedrängt zu werden droht. Aus folgenden Gründen kann auf den Ansatz der kritischen Psychologie nicht verzichtet werden: (1) Es handelt sich um ein Interpretationsmodell von Mensch und Welt, das in der Tradition materialistischer Philosophie steht, (2) liegt ein Psychologieverständnis zugrunde, welches den Menschen nicht aus seinen Lebensverhältnissen löst und (3) eine programmatische Verbindung von Theorie und politischem Handeln gefordert wird. "Methodisch bedeuten diese theoretischen Grundlagen kritischer Psychologie, daß sie versucht, herrschaftsfreie Wissenschaft zu sein, d.h. aus dem gängigen Subjekt-Objekt- ein Subjekt-Subjekt-Verhältnis zu machen, daß sie von der Einsicht ausgeht, daß ein methodischer Begriff von Objektivität nicht nur der Wirklichkeit Gewalt antut, sondern auch unberücksichtigt läßt, daß der Forschende in das Leben des zu Erforschenden immer verändernd eingreift; daß sie qualitative Methoden vorzieht, d.h. versucht, hermeneutisch und eingreifend aus dem Forschungs- einen gemeinsamen Erkenntnisprozeß der Beteiligten werden zu lassen." Diese Grundannahmen der kritischen Psychologie stehen nach Meinung des Autors im Einklang mit dem Paradigmenwechsel der Wissenschaften, der sich (in popularisierter Fassung) im "New-Age"-Denken zeigt. (pmb)