Constructing power - architecture, ideology and social practice
In: Geschichte : Forschung und Wissenschaft 19
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In: Geschichte : Forschung und Wissenschaft 19
In: Transplantationsmedizin: kulturelles Wissen und gesellschaftliche Praxis, S. 7-26
Die Autoren reflektieren neue Grenzfragen und Grenzprobleme der Transplantationsmedizin als gesellschaftliche Praxis, welche nicht nur vernachlässigte Begleiterscheinungen eines die gesellschaftliche Entwicklung bestimmenden technologischen Fortschritts darstellen. Die gegenwärtigen Problemstellungen sind ihrer Meinung nach vielmehr konkrete Ausdrucksformen jener gesellschaftlichen Grenzpolitiken, mit denen in Deutungskämpfen um existenzielle Grenzfragen festgelegt wird, wem die Deutungshoheit für das jeweilige institutionelle Praxisfeld zukommt. Grenzpolitiken sind somit kulturelle Wissenspolitiken,wie die Autoren am Beispiel der Hirntod-Definition verdeutlichen. Sie zeigen, wie die jeweilige institutionalisierte Wahrnehmung und die Deutungskämpfe um die Transplantationsmedizin die Praxis des Umgangs mit Hirntoten auf spezifische Art und Weise bestimmten. Die oftmals ambivalenten und zwiespältigen Erfahrungen von Akteuren im Praxisfeld der Transplantationsmedizin (Patienten, Angehörige, medizinisches Personal) werden weitgehend vernachlässigt und ausgeblendet oder selektiv als "authentische Falldarstellungen" für die jeweils eigenen Ziele vereinnahmt. Die Autoren erörtern vor diesem Hintergrund die empirische Relevanz von Erfahrungswissen im (transplantations-)medizinischen Bereich und geben einen Überblick über die Zielsetzung des vorliegenden Bandes und die einzelnen Beiträge. (ICI2)
In: Political science Volume 105
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 21, Heft 3
ISSN: 1438-5627
Ansätze sozialer Praktiken haben in den letzten Jahren eine wachsende Aufmerksamkeit innerhalb der sozialwissenschaftlichen Forschung zu Umwelt und Nachhaltigkeit erhalten. Dabei wurde nicht nur deren Potenzial für die Erklärung (nicht-)nachhaltigen Handelns deutlich, sondern es wurden auch starke Kritiken geäußert. Einige Kritiker*innen haben vorgeschlagen, dass diese Ansätze von einer Verbindung mit pragmatistischen Konzepten profitieren könnten, die eine stärkere Berücksichtigung von Ambivalenzen, Kreativität und Instabilität ermöglichten. Die von Adele CLARKE entwickelte Situationsanalyse, welche sie seither in Zusammenarbeit mit Kolleg*innen konstant ausbuchstabiert und weiterbetrieben hat (CLARKE 2003; CLARKE, FRIESE & WASHBURN 2018), stellt ein Theorie-Methoden-Bündel dar, welches auf Grundideen des amerikanischen Pragmatismus beruht. Das Anliegen dieses Beitrags ist es, aufzuzeigen, inwieweit Ansätze sozialer Praktiken und die Situationsanalyse eine sinnvolle Ergänzung für einander darstellen können. Am Beispiel der Analyse von Konflikten, die im Rahmen eines schottischen Gemeindeprojekts auftraten, zeichne ich nach, wie Hintergründe, Aspekte, Entwicklungen und Auswirkungen dieser Konflikte 1. anhand von Ansätzen sozialer Praktiken und 2. mittels eines situationsanalytischen Verfahrens untersucht werden können. Diese einzelne Betrachtung bietet die Grundlage, um aufzuzeigen, wie die beiden Konzepte miteinander verbunden werden können.
In: Soziale Probleme: Zeitschrift für soziale Probleme und soziale Kontrolle, Band 25, Heft 2, S. 150-172
ISSN: 2364-3951
"Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass Behinderung in einer soziologischen Perspektive weder sinnvoll als Personenmerkmal noch als eine stabile Lebenslage zu untersuchen ist. Stattdessen wird vorgeschlagen, Behinderung als sozialen Prozess der Problematisierung auf verschiedenen Ebenen zu erklären. Erstens kann Behinderung als eine situierte und routinisierte soziale Praxis, ein doing disability, in der Kategorisierungs- und Moralarbeit geleistet wird, aufgefasst werden. Praxis ist zweitens zugleich immer eingebunden in Prozesse der Institutionalisierung, über die zumindest zeitweise über normative Erwartungen und ein routinisiertes Wissensrepertoire wirkmächtige Handlungserwartungen konstituiert sind. Institutionen wiederum können drittens verstanden werden als verkörperte oder kristallisierte Diskurse, über die in Deutungskämpfen um die 'richtige' Problemdeutung gestritten wird. Schließlich ist Behinderung viertens aber auch eine Form von Subjektivitätsentwicklung, die als Erfahrung und Biografie im Kontext von sozialer Praxis, Institutionalisierung und Diskursen erlebt und erlitten wird, die aber gleichzeitig die Grundlage für soziale Praxis und die Reproduktion von Institutionen und die Legitimität von Diskursen darstellt." (Autorenreferat)
In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Band 24, Heft 3, S. 213-234
Ziel des Beitrags ist es, das Verhältnis von Soziologie und gesellschaftlicher Praxis darzustellen und zu analysieren. Dazu werden soziologische Problemdefinitionen und Lösungsmuster des Wissenschaft-Praxis-Problems in ihrer historischen Entwicklung bis zur neueren 'Verwendungsforschung' vorgestellt. Zunächst wird die historische Entwicklung in der Frühzeit der Soziologie und bis Ende der 1970er Jahre skizziert, anschließend die heutige Situation seit Beginn der 80er Jahre analysiert. Abschließend werden die zukünftigen Bedingungen der Verwendung soziologischen Wissens eingeschätzt. (IAB2)
In: Wissenschaftliche Reihe des Collegium Polonicum 3
World Affairs Online
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 6, Heft 1
ISSN: 1438-5627
Ethische Fragen sind in der Humanforschung zunehmend wichtig geworden. Aus diesem Grund erscheint es angebracht, dass FQS den Fragen eine Debatte widmet, die sich mit den vielen ethischen Entscheidungsebenen in der qualitativen Forschung befassen. In diesem Beitrag greife ich auf persönliche Erfahrungen zurück, um die Ethikdebatte formell im Allgemeinen und die Beiträge im Besonderen einzuleiten. Ich lade unsere Leser und Leserinnen ein, an dieser Debatte über ethische Fragen in der qualitativen Forschung teilzunehmen.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3578-3587
"Was in den Diskussionen um 'Exzellenz in der Wissenschaft' zumeist außer Acht gelassen wird, ist die soziale Dimension von Leistung. Dazu gehören folgende Aspekte: Leistung existiert nicht unabhängig von Akteuren 'an und für sich'. Sie muss zur Darstellung gebracht werden, um sichtbar zu sein und sie wird mit Akteuren verbunden, denen sie zugeschrieben wird. Damit ist Leistung in erster Linie eine Zuschreibungskategorie. Was als Leistung gilt, entscheidet sich nicht in abstrakten, sondern in sozialen Prozessen. Zunächst aber sind wissenschaftliche Leistungen und vor allem die Akteure, denen sie zugeschrieben werden, Teil der konkreten Praxis alltäglicher Forschung. Beide - Akteure und Leistungen - werden hier wechselseitig hervorgebracht. Der Alltag der Wissenschaft ist von spezifischen Bedingungen geprägt, die nach Pierre Bourdieu Teil der illusio des Feldes sind. Diese illusio, der geteilte Glaube von scientific communities, schließt Frauen tendenziell aus, so die These der Verfasserin. Während der alltäglichen wissenschaftlichen Arbeit werden nicht nur Leistungen in sozialen Konstruktionsakten hervorgebracht, sondern auch Geschlechterverhältnisse reproduziert." (Autorenreferat)
In: Europa Regional, Band 21.2013, Heft 1-2, S. 72-82
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Thematik der sogenannten Raumkonstitution. Am Beispiel eines Kunstprojekts, das vor einigen Jahren im East End von Glasgow durchgeführt wurde, wird der Frage nachgegangen, wie Räume und Identitäten durch alltägliche Praktiken konstituiert werden. Zu diesem Zweck wird – in Anlehnung an Überlegungen des Soziologen Michel de Certeau – ein praxistheoretisches Modell skizziert, das es ermöglicht, alltägliche Praktiken als Praktiken des Gebrauchs von etwas in den Blick zu nehmen. Die sozialen Praktiken der Raumproduktion, die sich im Fallbeispiel beob- achten lassen, werden vor diesem Hintergrund verstehbar als Gebrauch des Kunstprojekts und ein Operieren mit dem Kunstprojekt. Der Mehrwert dieser Perspektive zeigt sich gerade im Kontext der Stadtforschung, wo sich, womöglich im Zuge der neoliberalen Stadtpolitik, eine "top-down"-Perspektive etabliert hat, die sich vor allem für die Frage interessiert, wie Räume in strategischer Absicht von machtvollen Akteuren produziert oder konstruiert werden. Demgegenüber lädt das hier entwickelte Modell dazu ein, die Praktiken der "kleinen Leute" ernst zu nehmen und in den Dimensionen der Realisierung, Aneignung, Allokution und Verzeitlichung in die Analyse einzubeziehen.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa, Band SP IV 2011-401
In der Weimarer Republik war die deutsche Volkswirtschaftslehre durch grundlegende Auseinandersetzungen gespalten, die die Fundamente wissenschaftlicher Erkenntnis betrafen. Der Ökonom Walter Eucken spielte eine prominente Rolle innerhalb dieser Kontroversen und formulierte umfassende methodologische Überlegungen. Zugleich beteiligte er sich intensiv sowohl an den wirtschaftspolitischen Debatten des Landes als auch an den disziplinären Machtkämpfen seines Faches. Der Beitrag zeigt am Beispiel des Briefwechsels mit seinem Kollegen Alexander Rüstow, dass die erkenntnistheoretischen Stellungnahmen Euckens in engem Zusammenhang mit seinen alltäglichen sozialen Praktiken standen. Der Aufsatz richtet sich gegen die rein ideengeschichtliche Perspektive, die in den Studien zur Geschichte der Sozialwissenschaften weiterhin verbreitet ist, und plädiert für eine stärkere Einbettung methodologischer Konzeptionen in den gesellschaftlichen Kontext.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4292-4301
"Die Wirtschaftssoziologie hat in den letzten 25 Jahren in den USA eine außergewöhnliche Renaissance erfahren. Die Erneuerung beruht dabei im Wesentlichen auf der Annahme, dass alle ökonomischen Phänomene grundsätzlich sozial konstruiert sowie in Netzwerke persönlicher, politischer und kultureller Beziehungen eingebettet sind. In Abgrenzung zur traditionellen Arbeitsteilung zwischen Soziologie und Ökonomie hat die 'neue' Wirtschaftssoziologie die Standardannahmen der (mikro-)ökonomischen Neoklassik scharf attackiert und selbstbewusst den Anspruch erhoben, ökonomische Kernphänomene mit genuin soziologischen Konzepten adäquater erklären zu können. Die institutionelle Begrenzung und Ermöglichung ökonomischen Handelns gehört zu den Kernthemen der 'neuen' Wirtschaftssoziologie, besonders dann, wenn man das Problem der Reduktion von Ungewissheit und der Bewältigung von Ambiguität als die entscheidenden Ansatzpunkte der wirtschaftssoziologischen Analyse akzeptiert und Institutionen als einen zentralen Mechanismus zur Koordination ökonomischer Handlungen begreift. Der Vortrag zielt darauf, das Konzept einer 'Analyse in Feldbegriffen' von Pierre Bourdieu am Beispiel der Studien zum Eigenheimmarkt in Frankreich vorzustellen und die Bedeutung der Praxistheorie für ein wirtschaftssoziologisches Verständnis ökonomischer Institutionen zu diskutieren. Dabei werden offene Probleme des in der Soziologie derzeit dominierenden, auf die Verbindlichkeit von Regeln hin ausgerichteten Institutionenbegriffs untersucht und die Konturen einer auf Habitus-Feld-Relationen zielenden Konzeption sozialer und ökonomischer Institutionen skizziert. Folgende Fragen werden erörtert: Wie kann das weite Institutionenverständnis von Bourdieu stärker eingegrenzt und präziser ausformuliert werden, damit sich der Institutionenbegriff als eine trennscharfe analytische Kategorie praxistheoretisch anwenden lässt? Welchen Erkenntnisgewinn kann die Wirtschaftssoziologie von einem 'praxisorientierten Institutionalismus' erwarten und welche Chancen bietet die auf Institutionen ausgerichtete Erweiterung für die Praxistheorie selbst?" (Autorenreferat)
In: Schriftenreihe Organisation und Personal, Band 17
"Es gibt den Leib. Und: Ohne den Leib gibt es keine Innovationen. Genauer: Ohne den Leib gibt es weder soziale Praktiken des Innovationsmanagements noch solche des Innovierens, Produzierens, Konsumierens etc. Das sind die Antworten, die ich auf die Frage nach einer Zusammenfassung des Themas meiner Arbeit in zwei, drei Sätzen geben würde". Mit diesen Worten beginnt der Autor seine umfangreiche Studie, deren Gegenstand seit einigen Jahren wieder im Zentrum betriebs- und volkswirtschaftlicher Diskussionen steht: Innovationen und deren Management. Gefragt wird dann nach den Möglichkeiten, Anlässen und Orten zur "schöpferischen Zerstörung" (Schumpeter): Wie weiß man, wann (und wo) es sich lohnt, statt auf den gewohnten Standardablauf auf die Erkundung des Neuen und dessen - oft aufwändige - Implementierung zu setzen? Die geforderte Revision erfolgt aus einer phänomenologischen Perspektive. Einerseits müssen Modellierungen sozialen Handelns, sozialer Ordnung und sozialen Wandels neu konzipiert werden; andererseits muss bei der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen berücksichtig werden, welche leiblichen Akteure in welcher Art von Interaktion mit ihrer Umwelt diese Erzeugnisse hervorbringen und nutzen. In der Arbeit wird die Relevanz leiblicher Praxis und sozialer Praktiken insbesondere für die Entwicklung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen demonstriert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann auf die Gestaltung wirtschaftlichen Handelns übertragen. Anhand von Modellen aus der Hirn- und Kognitionsforschung sowie an konkreten Fallbeispielen wird deutlich gemacht, was es heißt, wenn Menschen einen Sachverhalt oder eine neue Idee verstehen: "Verstehen kann nicht auf den Verstand oder eine andere mentale Entität reduziert werden - man muss es am eigenen Leib erfahren". (ICA2)
In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 20, Heft 2
ISSN: 1438-5627
In diesem Beitrag befassen wir uns qualitativ-rekonstruktiv mit der sozialen Praxis des Rollenspiels im Kontext eines (deutschschweizerischen) Kindergartens. Das Rollenspiel stellt eine häufig vorzufindende Interaktionsform von Kindern dar, die oftmals im Kindergarten in pädagogischer Absicht für die Förderung verschiedener Fähigkeiten von Lehrpersonen "begleitet" wird. Der Forschungsstand zur Rollenspielinteraktion und -begleitung wird dargestellt, und die Frage des Verhältnisses der Eigenlogik des Rollenspiels im Verhältnis zur pädagogischen Begleitung fokussiert. Anhand eines Falles wird sowohl die Interaktion der Kinder untereinander objektiv-hermeneutisch rekonstruiert als auch der Versuch der Einflussnahme durch eine Lehrerin. Dies führt zu zwei zentralen Befunden: Das kindliche Rollenspiel weist eine innere Strukturlogik der losen Kopplung von Handlungsanschlüssen der Spielenden auf, die ihre Eigendynamik durch die spielthematisch passende Umdeutung bzw. das aktive Ignorieren von Irritationen von außen, u.a. der Lehrerin, abgrenzt. Für diese performative Abgrenzung werden dramatologische Funktionselemente der Aufführung durch Kinder kompetent gehandhabt, wie z.B. Drehbuchautor*in, Chor etc. Die dokumentierte Einflussnahme der Lehrerin im Fall macht deutlich, dass sich die Praxis der Spielbegleitung, die sich im Spannungsfeld zwischen Nichteingreifstandard und Fördergebot bewegt, für die fragile Beteiligung der Kinder am Rollenspiel als gefährdend erweisen kann, wenn ein mangelndes Verstehen der Spielwirklichkeit vorliegt. Der Beitrag endet mit Schlussfolgerungen für die Kommunikationsstruktur im Kontext Rollenspiel.