Internationale Bemühungen zum Schutz von Zivilistinnen in bewaffneten Konflikten: ein Blick auf die Vereinten Nationen, die Europäische Union und Österreich
In: Europas Sicherheitsarchitektur im Wandel, S. 317-326
"2014 jähren sich in Kigali zum 20. Mal jene knapp 100 Tage, die annähernd 800.000 Menschen, überwiegend unbewaffneten Zivilistlnnen, auf grausame Art das Leben kosteten. Seit dem Völkermord in Ruanda und dem Massaker von Srebrenica (1995), die trotz der Präsenz von Blauhelmsoldaten der Vereinten Nationen (VN) nicht verhindert werden konnten, bemüht sich die Organisation auf allen Ebenen, den entstandenen Imageschaden zu beheben und hat Protection of Civilians (POC) oder den Schutz von Zivilistlnnen im Kontext bewaffneter Konflikte zu einer prioritären Peacekeeping (PK)-Aufgabe erklärt. Seit 1999 werden VN-PK-Missionen regelmäßig mit einem POC-Mandat ausgestattet, sind zahlreiche thematische Resolutionen, Berichte, Konzepte und Trainingsmaterialien entwickelt worden. Als wesentliches Referenzdokument gilt das DPKO/ DFS2 Operational Concept zu POC in VN-PK-Missionen, das die Anwendung von Waffengewalt zum Schutz von Zivilistlnnen als letztes Mittel vorsieht. Das POC-Rahmenwerk der Europäischen Union ist weniger umfangreich als jenes der VN, baut aber auf deren Erfahrungen und Prinzipien auf und gewinnt zunehmend an Bedeutung im Hinblick auf internationale Einsätze im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU (GSVP, engl. CSDP). Der Rights-Based Approach der EU ist grundsätzlich mit dem POC-Konzept für VN-Peacekeeping kompatibel, wirft angesichts der aktuellen robusten VN-PK-Mandate aber auch Fragen bzw. potenzielle Reibungspunkte auf. In Österreich existiert zwar ein politisches Bekenntnis zu POC, allerdings ohne einen entsprechenden strategischen Rahmen. Maßnahmen zur Unterstützung der VN werden ad hoc vor allem im Bereich Training und Advocacy gesetzt. Ein wesentlicher Partner im Rahmen der österreichischen POC-Agenden ist das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK), das sich seit Jahrzehnten dem Schwerpunkt 'Protection' widmet und sich vor allem im Trainingsbereich als Kompetenzzentrum für Kinderschutz und POC etablieren konnte." (Autorenreferat)