In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 54-63
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 76-85
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5827-5836
"Die soziologische Theorie hat in einer historisch plausiblen 'antiästhetischen und antitechnischen Haltung' (W. Eßbach) zwei Dimensionen des Sozialen aus ihrer Handlungstheorie entfernt, die sich für eine soziologische Analyse der Architektur der modernen Gesellschaft als zentral erweisen könnten. Zum einen handelt es sich um Artefakte, um die vielfältigen Dinge, die als hybride 'Quasi-Subjekte' (Latour) fungieren. Die soziologische Theorie hat keinen Begriff, der die suggestiven Wirkungen der Materialität der Architektur, ihre Positivität zu analysieren erlaubte. Wenn Architektur als 'Anzeiger gesellschaftlicher Strukturen', als 'symbolische Verkörperung' des Sozialen, als 'soziale Morphologie' angesprochen wird, ist sie als dem Sozialen nachhinkend konzipiert. Sie wird soziologisch nicht in ihrem zuweilen zwingenden Charakter ansprechbar, in ihren vorgängigen Möglichkeitsräumen für Bewegung, Interaktion, Wahrnehmung und Denken, den suggestiven Effekten eines körperräumlichen, nonverbalen Mediums des Sozialen. Zum anderen hat die soziologische Theorie das kreative Handeln vergessen: neben dem zweck- und wertrationalen, affektuellen und traditionalen Handeln bezeichnet dies eine Handlungsdisposition, die der Kontingenzkultur, dem gewachsenen Möglichkeitsraum der Moderne spezifisch entspricht, von besonderen Gruppen kultiviert wird und den konstruktivistischen und produktivistischen Charakter der urbanen Gesellschaft ermöglicht und vorantreibt. Architekten sind in ihrer zur massenwirksamen Avantgardepraxis avancierten Disziplin mindestens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentliche Träger dieser Disposition. Sie begreifen sich entsprechend als Gesellschaftsdemiurgen, in ausgesprochen anti-traditionaler, kreativistischer Haltung. Mit der gesellschaftlichen Funktion dieses Selbstverständnisses einer Intellektuellengruppe ist auch die Funktion architektonischer Utopien für die moderne Vergesellschaftung bisher kaum reflektiert. Soll das Phänomen Architektur in seiner Komplexität und Relevanz soziologisch fruchtbar werden, ist die soziologische Theorie in beiden Hinsichten zu ergänzen. Der Beitrag versucht, die 'Soziologie der Artefakte' um die (Kunst und Technik synthetisierende) Architektur zu erweitern und dabei die lebensphilosophische Denkfigur des 'Schöpferischen' einzusetzen. Es geht um das soziologisch keineswegs uninteressante Potential von Architektur, Gesellschaft zu gestalten." (Autorenreferat)
"Sollten unvorhergesehene gesellschaftliche Umbrüche in der Profession Schuldgefühle hervorrufen, wie es der Zusammenbruch der ehemals sowjetischen Staaten getan hat? Sofern derartige Ereignisse im Widerspruch zu theoretisch untermauerten Erwartungen stehen, stellen sie eine Chance zum Lernen dar. Die Wende in der DDR scheint ein solcher Fall allerdings nicht gewesen zu sein. Die alsbald nach der 'Wende' ins Kraut schießenden Versuche rückblickender Erklärung haben den Eindruck entstehen lassen, daß für den Überraschungseffekt nicht grundsätzliche theoretische Schwierigkeiten verantwortlich waren, sondern eine aus Desinteresse geborene Ignoranz. Mit einem solchen Bekenntnis verbaut man sich jedoch den Weg zu der wichtigen Frage, wieweit gesellschaftliche Umbrüche denn tatsächlich theoriefähige Phänomene sind. Gesellschaftliche Umbrüche sind tiefgreifende und zugleich sprunghafte Veränderungen auf der Makroebene - Ereignisse, die sich durch eine Vielzahl theoretisch relevanter Merkmale auszeichnen, aber zugleich nur in beschränkter Fallzahl vorkommen. Schon von daher sind sie, wie alle seltenen und komplexen Makrophänomene, kein geeigneter Gegenstand für die Suche nach verallgemeinerbaren Variablenzusammenhängen, der auch in der Soziologie weithin akzeptierten Normvorstellung theoretischen Bemühens. Gesellschaftliche Umbrüche sind hochgradig kontingente, meist unterdeterminierte Ereignisse, die aus der Intersektion von Strukturwirkungen, strategischem Handeln und kollektivem Verhalten erwachsen. Sie haben deshalb häufig den Charakter eines Cournot-Effekts (Boudon), was auch ihre Nichtvorhersehbarkeit begründet. Möglich bleibt jedoch die Identifikation einzelner an dem Ereignis beteiligter Mechanismen, wobei die nichtlineare Dynamik gerade bei Umbruchphänomenen eine hervorragende Rolle spielt." (Autorenreferat)
As neoinstitutionalism gained a foothold in economics, as did rational choice theory in sociology, during the late 1970s & early 1980s, a closer relationship between the two disciplines began to develop. A competence-based view of the firm that attempts to synthesize transaction cost theory & evolutionary theory is presented to illustrate how economists & sociologists might learn even more from one another. How Philip Selznick's (1957) sociological theory of leadership -- particularly his criticism of the adaptationist paradigm in organizational theory -- may help clarify some of the conceptual problems remaining in a competence-based view of the firm is also discussed. 1 Table. M. Maguire
Im vorliegenden Beitrag wird versucht, aus den verschiedenen Forschungslinien der Industrie- und Organisationssoziologie Konturen einer Theorie des Managements zu skizzieren, in deren Mittelpunkt das Problem der Handlungskoordinierung in drei Funktionsbereichen steht: der Organisation des Produktionsprozesses, der Gestaltung von Austauschbeziehungen zu anderen Organisationen und der strategischen Entscheidungsbildung. Es wird die These vertreten, dass erstens der Großteil der soziologisch relevanten Managementforschung unter das auf Begriffen von Macht und Herrschaft aufbauende Kontrollparadigma der Organisation subsumierbar ist, demzufolge die Betriebszwecke am besten dadurch gefördert werden, dass die Führungsgruppen die Handlungssituationen der Mitglieder im Inneren und der Austauschpartner in der Umwelt mit bürokratischen Mitteln vorstrukturieren und eingrenzen, und dass zweitens das Kontrollparadigma für eine Reihe neuerer theoretischer Fragestellungen und empirischer Sachverhalte keine erklärungskräftige begriffliche Grundlage mehr bietet. Einfluss und Vertrauen - als zunehmend wichtiger werdende Koordinierungsprinzipien in Industrieunternehmen - sprengen den Rahmen des Kontrollparadigmas und müssen nach Meinung des Autors in einen umfassenderen begrifflichen Zusammenhang gestellt werden. (ICI2)
"Die allgemeine soziologische Theorie der Parsons-Tradition ging von einer Kohärenz der gesellschaftlichen Ordnungen von Wirtschaft, Recht und Politik aus. Die zugrundegelegten Modelle einer funktionalen Differenzierung und sozialen Integration waren am Idealtyp westlicher, nationalstaatlich verfaßter Gesellschaften orientiert. Aufgrund ihres universalistischen Zuschnitts beanspruchten diese Modelle, für alle Gesellschaftsformen zuständig zu sein und wenn nicht die Gegenwart, so doch die Zukunft des konkurrierenden 'östlichen Modernisierungsmusters' wie auch die Modernisierungschancen nicht-westlicher Gesellschaften zu repräsentieren. Die Desintegration des sozialistischen Staatensystems hat jedoch nicht zur erwarteten Annäherung der postkommunistischen Gesellschaften an das 'OECD-Profil' geführt. Die Transformation der osteuropäischen Gesellschaften ist weniger durch ein wechselseitiges Steigerungsverhältnis zwischen politischer Demokratisierung, der Privatisierung von Eigentum und der Konkurrenz von Erwerbsklassen charakterisiert, als vielmehr durch destruktive Machtkämpfe, Entwicklungsblockaden, Segmentierungen und Regressionsphänomene. Die Universalisierung eines demokratischen Kapitalismus fällt schwerer als in der Euphorie von 1989 erhofft. Die postkommunistischen Krisen ziehen freilich nicht allein die konvergenztheoretischen Annahmen einer evolutionären Theorie der Moderne in Zweifel. Sie werden von einer Dynamik überlagert, welche die Kohärenz auch der westlichen Gesellschaften selbst zur Disposition stellt. Eine ökonomisch und technologisch vorangetriebene Globalisierung stellt die Souveränität des klassischen Akteurs von Modernisierungsprozessen infrage: die Steuerungsfähigkeit national organisierter Staaten. Der westliche Idealtyp moderner Gesellschaften ist seinerseits durch Fragmentierungen und Integrationsverluste gekennzeichnet. Die historischen Rahmenbedingungen und die Dimensionen des 'Ordnungsproblems' haben sich verschoben. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Grundannahmen der allgemeinen soziologischen Theorie." (Autorenreferat)
"Welche Art von Gesellschaftstheorie hätte man benötigt, um die Umbrüche der staatssozialistischen Gesellschaften besser antizipieren zu können? Diese Frage benennt die vergangenheitsorientierte Herausforderung. Unsere Antwort hierauf lautet: Eine Kombination von systemtheoretisch geprägter Theorie gesellschaftlicher Differenzierung zur Analyse von chronischen lnstabilitäten einer 'blunted differentiation' - und der durch die Rational-Choice-Perspektive geprägten Theorie kollektiven Handelns - zur Erklärung der akuten Destabilisierung von Gesellschaften durch die Aggregationseffekte individuellen Handelns - hätte die gesellschaftstheoretische Anizipationskapazität deutlich erhöht. Und was läßt sich gesellschaftstheoretisch über den weiteren Verlauf der Umbrüche einschließlich deren Rückwirkungen auf die Entwicklung der westlichen Gesellschaften sagen? Das ist die zukunftsorientierte Herausforderung. Um sie zu bewältigen, ist der Einbezug der politikwissenschaftlichen 'policy networks'-Theorie erforderlich, weil sie sich zur Erklärung von Vorgängen gesellschaftlicher Restabilisierung durch die Schaffung neuer institutioneller Ordnungen eignet. Ohne eine solche komplexe Theoriekombination läuft die soziologische Analyse der in Osteuropa stattfindenden gesellschaftlichen Umbrüche an den Realitäten vorbei." (Autorenreferat)
In the introduction to a collection of essays honoring Zygmunt Bauman (see abstracts of related chapters), Bauman's role in the evolution of sociology in Europe is discussed. It is argued that Bauman's sociology is a product of his diverse life experiences & his ability to remain ambivalent toward the political developments of his times & homes. Although he avoided systematic continuities & development of a universal theory of sociology, Bauman emphasized sociology's role as a form of active self-reflection on social life & focused his research on cultural themes & the fluid boundaries of sociology & social philosophy. Bauman was also a product of the sociological debates occurring in GB. As sociology entered the university as a legitimate discipline in the 1960s, he played an important role in shaping the discipline & exploring the relationship between sociology & Marxism. Throughout the ensuing decades of critical debate, Bauman remained an insightful critic of the dueling camps including phenomenology, Marxist theory, structuralism, hermeneutics, & ethnomethodology. T. Sevier
World-systems theory is analyzed in the context of general systems theory, outlining some basic concepts of the latter that are of particular relevance to the former. Particular attention is devoted to the notion of dissipative structures, borrowed from physical chemistry, which extended Newtonian mechanics to the study of open systems, ie, those that exchanged matter & energy with their environments. The characteristics of the world system as a dissipative structure are discussed, & contributions of the theory of dissipative structures to world-systems analysis are identified. 54 References. K. Hyatt Stewart