Warum treffen sich soziale Bewegungen? Dieser Frage geht Rainald Manthe am Beispiel der transnationalen Bewegungskonferenz des Weltsozialforums nach. Mithilfe einer interaktionssoziologischen Perspektive zeigt er auf, welche Eigenleistungen die Sozialform der (physischen) Interaktion für das Zustandekommen und den Erfolg der Treffen sozialer Bewegungen erbringt. Hierzu analysiert er, wie eine fragile Interaktionsordnung konstruiert, Verstehen ermöglicht und Zusammenhalt geschaffen wird - und dadurch Alternativen lebbar werden. Dabei wird deutlich, dass es nicht nur bei sozialen Bewegungen einen Eigenwert hat, sich leibhaftig zu treffen, anstatt über technische Medien zu kommunizieren.
Die Darstellung aktueller neoliberaler Politik, wie sie im Beitrag von Margit Mayer dargelegt wird, trifft zumindest im Bereich der kritischen Stadtgeographie auf Zustimmung und wird dort als eine Art common senseCommon Sense betrachtet. Daher greift der nachfolgende Kommentar die Überlegungen zur Neoliberalisierung Margit Mayers auf, um sie auf ein konkretes, empirisches Beispiel anzuwenden, wie etwa auf die Frage nach den Widersprüchen und Logiken nachhaltiger Entwicklung von Städten, die in der Literatur als Kritik am vorherrschenden "sustainable urban development" (vgl. Béal 2012; Krueger/Gibbs 2007) diskutiert werden. Dadurch soll das große empirische Potential der von Margit Mayer in ihrem Beitrag ausgeführten Konzeption von Neoliberalisierung herausgestellt und gezeigt werden, dass es bei den beschriebenen Prozessen nicht nur um eine Ökonomisierung von Gesellschaft, sondern vielmehr um eine Krise der Demokratie geht.
Selbst 20 Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Tian'anmen-Platz in der chinesischen Hauptstadt Beijing erregen die Ereignisse noch das politische Gemüt der westlichen Öffentlichkeit. So fanden sich am 4. Juni 2009 in nahezu allen deutschen Medien Berichte über die Demonstrationen des Jahres 1989, die wichtige Einblicke in den bis heute anhaltenden Diskurs über die Rolle ausländischer Einflüsse auf die Bewegung zulassen. Die westliche Berichterstattung über die Ereignisse wirft eine Vielzahl an Fragen auf, die im Laufe dieser Arbeit zu beantworten sind: Errichteten die Aktivisten tatsächlich eine "Freiheitsstatue" auf dem Tian'anmen-Platz? Welche Rolle spielte es, ob ihre Ideen "aus dem Westen importiert" oder "originär chinesisch" waren? Welche ideologischen Prämissen und Intentionen lagen hinter dieser Art der kulturellen Verortung? Waren die Aktivisten tatsächlich "pro-westlich" orientiert? Ist es überhaupt gerechtfertigt, sie als "Demokraten" zu bezeichnen? Bezüge zu Protesten jenseits der eigenen nationalstaatlichen Grenzen werden von Medien und Institutionen genutzt, um die politischen Ziele von Aktivisten zu bestätigen oder zu diskreditieren. Diese Art von Referenzen spielen jedoch nicht nur im Diskurs über soziale Bewegungen eine zentrale Rolle, sondern werden zudem von Aktivisten gezielt eingesetzt, um politische Botschaften zu transportieren und ihren Konflikt kulturgeschichtlich zu verorten. Dies ist das Thema dieser Arbeit.
Der Aufsatz verfährt in drei Schritten: Zunächst stellt er die spezifische Konzeption von Neoliberalisierung vor, die im Zusammenhang städtischer Konflikte und Bewegungen produktiv erscheint, um im zweiten Schritt die Widersprüche und Implikationen der Neoliberalisierung für städtische Entwicklungen und Stadtpolitik auszuführen. Aus dieser Perspektive werden schließlich, drittens, einige aktuelle Konflikte und Kämpfe um die Neoliberalisierung der Stadt betrachtet und einige ihrer spezifischen Herausforderungen identifiziert, insbesondere die Gegensätze zwischen von der kreativen Stadt-Politik profitierenden Bewegungsakteuren und solchen, die stärker von repressiven und Austeritätsmaßnahmen betroffen sind. ; The article proceeds in three steps: first, it introduces the specific conception of neoliberalisation, which seems productive in the context of urban conflicts and movements, in order to elaborate, in the second step, on contradictions and implications of neoliberalisation for urban developments and politics. From this perspective, it finally considers some current conflicts and struggles around the neoliberalisation of the city and identifies some of its specific challenges, in particular the contrasts between movement actors who profit from the creative urban politics and those who are affected more intensely by repressive and austerity measures.
[Dieser Artikel ist Teil einer Debatte] Die von Margit Mayer vorgestellten Vorschläge zur theoretischen Verortung der aktuellen stadtpolitischen Bewegungen sind aus meiner Sicht sehr wichtig. Kein Zweifel kann daran bestehen, dass eine fließende, historisierende Sichtweise notwendig ist, die die fragmentierenden Wirkungen der "Neoliberalisierung" betont. Dies ist ein berechtigter Hinweis auf die Kurzschlüsse, die gerade auch in der marxistisch inspirierten politischen Linken verbreitet waren und sind, in denen "Neoliberalismus" als eine Figur, als eine Art großes Monster gezeichnet worden ist, das sich "immer" und "überall", also überhistorisch und lückenlos durchzusetzen scheint. Von sehr großer und sogar zunehmender Bedeutung erscheint mir auf dieser Grundlage auch der Versuch, eine Einteilung vorzunehmen, die die Ökonomie der aktuellen Krise diesem historischen Prozess zuordnet und (was im Rahmen des vorliegenden Textes natürlich nur angedeutet werden kann) die Bezugnahme zwischen globalen, nationalstaatlichen und lokal-urbanen Austeritätspolitiken thematisiert. Ebenso wichtig wie schlüssig sind auch die Hinweise auf gegenwärtige Polarisierungstendenzen, die in diesem Kontext zu bemerken sind, so auch die Polarisierung von "wachsenden" und "schrumpfenden" Territorien und – was ja gerade die Pointe dieses Textes ist – der verschiedenen Pole der Sozialbewegungen selbst.
Der Zivilgesellschaftsdiskurs wurde in der Türkei nach dem Militärputsch von 1980 populär. Anil Al-Rebholz fragt, ob das Aufkommen dieses Diskurses als Hinweis auf die Herausbildung von Zivilgesellschaft in der Türkei verstanden werden kann. Dabei wird die politisch-diskursive Praxis vier oppositioneller Gruppen untersucht. In den Interviews mit öffentlich bekannten Intellektuellen sowie mit den Protagonistinnen und Protagonisten dieser Bewegungen wird die Transformation der gesellschaftlichen Wissensproduktion und der politischen Praxis aufgezeigt. Jenseits kulturalistischer und orientalistischer Ansichten wird ein hegemonietheoretischer Ansatz entwickelt, der neue Perspektiven auf die gesellschaftliche Transformation in der Türkei der letzten 30 Jahre ermöglicht.
In ihrer Analyse aktueller urbaner Proteste konstatiert Margit Mayer (2013) die Formierung neuer Koalitionen zwischen verschiedenen Gruppen auf allen politischen Ebenen als die wichtigste Herausforderung städtischer sozialer Bewegungen. Während ich mit Mayer übereinstimme, dass es diese Bündnisse zwischen den durch neoliberale Politiken und Lebenswelten vereinzelten Gruppen sind, die einen effektiven Widerstand gegen ein universal gewordenes Regime des Neoliberalismus erst ermöglichen, lässt sie doch die meiner Meinung nach wichtigste Frage unbeantwortet: Welche Strukturen, welche Bedingungen, welche Subjektpositionen und welche politischen Prozesse sind es, die eine solche Kollektivierung überhaupt ermöglichen?(.)
Die spanischen Gewerkschaften erleiden einen kontinuierlichen Verlust an Mitgliedern und gesellschaftlichem Einfluss. Gleichzeitig haben neue soziale Bewegungen die Rolle des sozialen Protests und der politischen Opposition übernommen. Der vorliegende Beitrag untersucht die Wirkungen und Möglichkeiten von Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen im Kontext der Debatten um gewerkschaftliche Erneuerung und Bewegungsgewerkschaften. Unter Rückgriff auf den Machtressourcenansatz werden die Chancen und Dilemmata einer verstärkten Zusammenarbeit von sozialen Bewegungen und Gewerkschaften im Kontext der lang anhaltenden Wirtschaftskrise in Spanien ausgelotet. Aus gewerkschaftlicher Sicht repräsentieren die neuen Protestbewegungen gleichzeitig eine Konkurrenz und Bedrohung sowie eine Chance zur Erneuerung durch die Mobilisierung neuer komplementärer Machtressourcen. ; Spanish trade unions continue to suffer a continuous loss of membership and social influence. At the same time, new social movements have taken up the mantle of social protest and political opposition. This paper examines the effects and possibilities of alliances between trade unions and these new social movements in the context of the debates surrounding trade union revitalization and social movement unionism. In the context of the ongoing economic crisis in Spain, the paper applies the power resources approach to explore opportunities and dilemmas of increased cooperation between social movements and trade unions. From a trade union point of view, the new protest movements represent on the one hand competition and threat but on the other hand an opportunity for renewal by mobilizing new complementary power resources.
Über vierzig Jahre nach Castells wissen wir im Detail noch immer viel zu wenig über die verschiedenen städtischen sozialen Bewegungen und die ebenso heterogene Zusammensetzung der Initiativen und Netzwerke innerhalb dieser Bewegungen. Für weite Teile der Stadtforschung wäre ein Verständnis von städtischen sozialen Bewegungen, das diese als auf lokale Anlässe und Konflikte sowie lokale Institutionen und Stadtgesellschaft bezogen begreift sinnvoll, auch wenn dies zu einer Marginalisierung auf überlokaler Ebene führt.´Die Untersuchung dieser Bewegungen sollte nicht halt machen vor der kritischen Untersuchung der Bewegungen selbst. Warum sollten nur Kapitalismus und Neoliberalisierung in der Lage sein, sich beständig neu zu erfinden und Kritik zu inkorporieren? Und warum sollte sich umgekehrte kritische Forschung in ihrer wesentlichen Fähigkeit – der Kritik – beschränken? ; More than forty years after Castells, we still know much too little about urban social movements and the diverse initiatives and networks contributing to these. In the domain of urban research there is a need for an understanding of urban social movements that relates them to local causes, conflicts and claims as well as institutions and societies, albeit this might marginalise their meaning beyond the city margins. Researching these movements should involve a critical survey of the movements themselves as not only Capitalism should be able to redefine itself through the incorporation of its critiques, and critical research should do what it is best at: being critical.
Education as a means of social cohesion? Caesura and entanglements in debates on reorganisation in education, the military and social movements in German-speaking Switzerland around 1918 Around 1918 debating spaces opened up and gave way to various knowledge struggles. The pre-war order was partly delegitimized and the experience of war often considered as a lesson learnt. Against this backdrop, this article shows that in ostensibly very disparate debate contexts such as feminist and peace movements, the military and the educational system, people related to education in very similar ways. In all three contexts the envisaged new order of society ought to be reached by educationalizing the future. ; +repphzhbib2019F
Die publikationsbasierte Dissertation untersucht die Bedeutung sozialer Bewegungen für die Entwicklung der Sozialen Arbeit am Ende des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als Profession und Disziplin in den USA und in Deutschland. Dabei wird die entstehende Soziale Arbeit als 'Formbildung' sozialer Bewegungen verstanden und gefragt, wie sich die Bewegungen in die sich etablierende und institutionalisierende Profession und Wissenschaft Soziale Arbeit einschreiben, welche Anliegen dabei verfolgt werden und wie dadurch Wissen in der Sozialen Arbeit auch über nationalstaatliche Grenzen hinweg zirkuliert. Die Untersuchung konzentriert sich auf Prozesse der Pädagogisierung, also unterschiedliche 'Formbildungen des Pädagogischen', die die Bewegungsanliegen zum Thema von Aufklärung, (Selbst)Bildung und Pädagogik machen, und auf solche der Verwissenschaftlichung, die sich auf den Aufbau einer Wissensgrundlage zur Bearbeitung von sozialen Problemen richten und dabei alternative Formen der Wissensproduktion ausbilden. Diese Prozesse werden in drei Teilstudien – zur Charity Organization Movement und der Settlement House Movement in den USA sowie der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland – in sieben Einzelbeiträgen näher untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei die Handlungsmethoden und das Praxisverständnis sowie Forschungskonzepte und –projekte exemplarisch ausgewählter sozialbewegter Initiativen der Sozialen Arbeit. Dabei werden unter anderem nicht-intendierte Effekte untersucht, die zum Beispiel in Konservierungen normativer Vorstellungen und Ideologien in als demokratisierend angelegten Ansätzen, aber auch in 'differenzverstärkenden' Effekten bestehen können. ; The publication-based dissertation examines the significance of social movements for the development of social work at the end of the 19th and the first decades of the 20th century as a profession and discipline in the United States and Germany. It is asked how social movmeents 'formed' social work and inscribed themselves into the establishing and institutionalising profession and science of social work, which concerns were pursued and how social work knowledge circulated across national borders. The study focuses on processes of pedagogisation, i.e. diverse 'formations of the pedagogical', which make political concerns the subject of enlightenment, (self-)education and pedagogy, and on those of 'scientization', which focus on the development of a knowledge base for dealing with social problems and thereby form alternative approaches of knowledge production. These processes are examined in more detail in seven individual articles, organized in three partial studies - on the Charity Organization Movement and the Settlement House Movement in the USA as well as the middle-class women's movement in Germany. The focus is on methods of action and practical understanding as well as research concepts and projects of selected social initiatives in social work. Among other things, unintended effects are examined, which can consist, for example, in the preservation of normative ideas and ideologies in democratizing approaches, but also in "difference-enhancing" effects.
»Das Volk will den Sturz des Regimes!« Unvergessen bleibt der Ruf der Menschen in Ägypten nach Freiheit und Selbstbestimmung, der im Jahr 2011 durch die Straßen Kairos hallte. Auf theoretisch innovative und interdisziplinäre Weise kombiniert Imad Mustafa strukturelle, netzwerktheoretische, konstruktivistische und kommunikative Aspekte des Transitionsprozesses zur umfassenden Untersuchung der revolutionären Mobilisierung säkularer Netzwerke sowie der konfliktiven Auseinandersetzungen mit dem Regime und der Muslimbruderschaft. So zeigt er auf, dass Demokratisierung ein widersprüchlicher und schwieriger Prozess ist, an dessen Ende die Re-Autoritarisierung der Politik stehen kann.
Ausgehend von der Frage, warum die trotzkistischen Strömungen im Unterschied zur Mehrzahl der Organisationen der sogenannten Neuen Linken weiter existent sind und im Unterschied zu den kommunistischen Organisationen ihren Mitgliederstand halten und teilweise ausbauen konnten, wird die Theorie entwickelt, dass dies mit ihrem Festhalten am revolutionärem Marxismus, weiter ihrer Fähigkeit, neue politische Fragen aufzunehmen und theoretisch verarbeiten zu können und ihrem Verständnis von einem antibürokratischen Marxismus zusammenhängt, was ihnen auch für die Zukunft das politische Überleben ermöglichen wird. Die historisch-empirische Darstellung im ersten Teil der Arbeit (Geschichte der IV. Internationale und deren Konkurrenzorganisationen, der trotzkistischen Gruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und deren theoretischen Differenzen) dient einem umfassenden Überblick über das Phänomen "Trotzkismus", in welchem gezeigt wird, dass es heute wenig sinnvoll ist, verallgemeinernd von "dem" Trotzkismus zu sprechen, da Trotzkis Theorien durch die jeweiligen Organisationen unterschiedlich weiterentwickelt wurden. Die Darstellung dient der Beschreibung der praktischen Umsetzung von Theorie, Strategie und Taktiken der trotzkistischen Strömungen. Die Charakteristika der trotzkistischen Strömungen bilden allerdings nur eine mögliche abhängige Variable, die ihre Fortexistenz erklärt. Andere Variablen, wie die politische Kultur oder das politische System eines Landes, die Art und Weise der Organisationsform oder auch der Grad der Orthodoxie/Heterodoxie können einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung und Fortexistenz der trotzkistischen Organisationen ausüben. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird demzufolge die politische Kultur und die politischen Systeme in Deutschland, Österreich und der Schweiz skizziert und festgestellt, dass objektive Umstände, wie eine vorherrschende Konsenskultur, ein ausgeprägter Konservatismus der Bevölkerung, eine dominant inklusive Strategie des Staates (in Deutschland eher exklusiv, dafür hoher Institutionalisierungsdruck und Wohlfahrtsstaat) und ein entwickelter Sozialstaat nur eine schwach entwickelte radikale Linke zuließen, die im besonderen in der halbdirekten Demokratie der Schweiz einem hohen Integrationsdruck ausgesetzt war. Diese Faktoren können zwar die geringe politische Bedeutung der Trotzkisten (und anderer radikaler Linker) in diesen drei Ländern erklären und bestätigen auch, dass die Variable Politische Kultur die Entwicklung trotzkistischer und linksradikaler Organisationen mitbestimmt, sie geben aber keine Auskunft über Erklärungsmomente für die Fortexistenz dieser Organisationen. Dagegen zeigt die organisationssoziologische Betrachtung des Verhältnisses von sozialen Bewegungen und Organisationstyp der trotzkistischen Organisationen im anschließenden Kapitel, dass Wachstum, Stabilität und Zerfall der Gruppen nicht monokausal mit dem Faktor Stärke der sozialen Bewegung oder dem Faktor Organisationstyp, sondern mit der jeweiligen spezifischen Kombination beider Faktoren zu erklären sind. Die Organisationen, die mit einem integrativen Organisationstyp vom Wachstum der sozialen Bewegungen am meisten profitieren konnten, zerfielen auch beim Abflauen der Bewegung schneller, während die exklusiven Organisationen weniger von den Bewegungen profitieren konnten, sich dafür aber weitaus besser im Organisationsaufbau stabilisieren konnten. Im zweiten Teil der Arbeit wird gezeigt, dass neben den allgemeinen Charakteristika der trotzkistischen Strömungen auch Variablen wie politische Kultur, politisches System, Organisationstyp und Grad der Orthodoxie / Heterodoxie die Entwicklung der trotzkistischen Organisationen beeinflussen. Da es in dieser Arbeit aber weniger um die Entwicklung einzelner Organisationen, sondern um die theoretische Annahme geht, dass die Fortexistenz der trotzkistischen Strömungen mit bestimmten Charakteristika zu erklären ist, werden im dritten Teil Hypothesen aufgestellt und geprüft, die einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen gesellschaftlichen Phasen von Stabilität, Krisen, der Entwicklung sozialer Bewegungen und der der trotzkistischen Organisationen herstellte. So wird auf der Grundlage der Beschreibung der Entwicklung verschiedener Organisationen ausgehend von der Nachkriegszeit bis zur Studentenbewegung, über die Phase der neuen sozialen Bewegungen bis zum Ende des "Realsozialismus" und der neunziger Jahre bis heute aufgezeigt, dass das Wachstum und die Stabilität der trotzkistischen Gruppen zwar von gesellschaftlichen Krisenzyklen abhängen, dass sie aber aufgrund ihres kritischen marxistischen Selbstverständnisses und ihrer theoretischen und taktischen Flexibilität in Phasen gesellschaftlicher Stabilität auch mit einem reduzierten Kaderstamm "überwintern" und sich revitalisieren können.
Social movements are defined as population groups with which people identify without the necessity of becoming a member of a formal organization; the collective experience is derived from common political goals and from collective behavior. Adherents of the anti-nuclear, peace and feminist movements are identified with survey questions of a three-wave electoral study of 1987 which allows the application of Rasch scaling to construct movement affiliation. The measures for the three movements predict the strength of support for the respective movements' goals quite well, especially well if mobilization was high as for the anti-nuclear movement at that time. Movement organization is measured by types of ego-centric networks of supporters of the anti-nuclear movement. A distinction is made between strong and weak ties, the latter ones identified by relationships to adherents of the anti-nuclear movement beyond the people with whom one discusses important matters most frequently. Only these latter ties are good predictors for participation in demonstrations. By contrast, vote intentions for Greens or SPD vs. CDU or FDP depend on strong ties, that is the presence of movement supporters among one's frequent discussants: The more are present the stronger one's own affiliation which influences vote intention. ; Wiederabdruck von: Pappi, Franz Urban. 1990. Neue soziale Bewegungen und Wahlverhalten in der Bundesrepublik. In Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1987, hg. v. Max Kaase und Hans-Dieter Klingemann, 143-92. Opladen: Westdeutscher Verlag ; Reprint of: Pappi, Franz Urban. 1990. Neue soziale Bewegungen und Wahlverhalten in der Bundesrepublik. In Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1987, hg. v. Max Kaase und Hans-Dieter Klingemann, 143-92. Opladen: Westdeutscher Verlag