Das Nachdenken über Wirkzusammenhang, Legitimität, Ziel, Zweck und Geltungsanspruch der Politik ist nicht auf die Frage nach der rechten Staatsform oder der Verwirklichung von Freiheit und Gerechtigkeit in nationalen Grenzen beschränkt. Gerade im Zeitalter der Globalisierung wird die Frage nach der Ordnung, Begründung und Kritik des Politischen im zwischenstaatlichen aber auch globalen Kontext relevant. In einer Situation, in der die Frage ansteht, ob die Grundbegriffe von Staat und Politik (u.a. Souveränität, Macht, Krieg, Frieden) die Realität noch angemessen fassen können, kommt der politischen Philosophie besondere Bedeutung zu. Der Beitrag versucht den Ort der politischen Philosophie internationaler Politik genauer zu bestimmen und gibt einen kurzen Überblick über die Positionen und Stationen der politischen Philosophie internationaler Politik. Hier geht der Beitrag u. a. auf Thukydides, Augustinus, Machiavelli, Grotius, Hobbes sowie verschiedene Friedenstrategien, insbesondere auf Kant, ein und unterscheidet die verschiedenen Denkmodelle (Realismus, Rationalismus, Revolutionismus/ Idealismus). Daran anschließend stellt der Beitrag aktuelle Probleme im Lichte der politischen Philosophie internationaler Politik vor. Hier geht es u. a. um den Diskurs zur Trennung von "political theory" und "international theory", um Kommunitarismus und Liberalismus sowie um die Veränderungen im Spannungsfeld Krieg und Frieden. Abschließend umreißt der Beitrag den Themenhorizont, vor dem die politische Philosophie internationaler Politik steht: ethische Dilemmata in der Weltpolitik, die "Organisation der Welt" und die Konzeption der Human Security, die die Frage beinhaltet, was der Mensch ist und damit auch auf eine Grundfrage politischer Philosophie verweist. (ICB2)
Politisches Denken ist, so lautet die These des Beitrags, notwendigerweise mit Geschichtsphilosophie und Transzendenz verknüpft. Heute scheint die Dimension der Transzendenz jedoch vollständig profanisiert zu sein. Die Abnabelung praktischer Probleme von transzendenten Optionen ist aber für den Autor nur die Ausblendung, nicht die wirkliche Eliminierung des Transzendenten. Die Leugnung des Transzendenten, die Walter Benjamin in seiner berühmten Arbeit "Ursprung des deutschen Trauerspiels" nicht ohne Referenz auf die Weimarer Republik konstatierte, führte ihm zufolge jedoch unweigerlich zu der Einsicht, dass die Welt einem "Katarakt" entgegen treibt. Die Anerkennung des Transzendenten bietet für den Autor jedoch keine Garantie dafür, dass wir dem Untergang entrinnen. Für die politische Philosophie heute ergibt sich insgesamt daraus die Aufgabe, sich der ursprünglichen Identität des Transzendenten und des Empirischen bewusst zu bleiben. Das heißt: einerseits zu sehen, dass empirisches Handeln ohne die Dimension der Transzendenz nicht richtig beurteilt werden kann, und andererseits die empirische Gewalt des Transzendenten zu artikulieren. (ICA2)
Politische Philosophie und Ethik sind im Unterschied zur Politischen Theorie stets mit Fragen der Moral behaftet. Innerhalb des Fachs hat es ab 1945 eine Vernachlässigung normativer Fragen gegeben, die sich in den folgenden Jahren fortgesetzt hat. Auch besteht kein Konsens in der Frage der Zuordnung der Politischen Philosophie zur Sozial-, Rechts- oder Staatsphilosophie. An den Universitäten ist die Politische Philosophie kaum vertreten. Carl Schmitt und Eric Voegelin, zwei ihrer wichtigsten Vertreter, werden kaum behandelt. Nur Jürgen Habermas hat als Sozialphilosoph eine breitere Resonanz und Aufnahme im deutschsprachigen Raum gefunden. Ein Manko der neueren Beiträge zur politischen Philosophie sieht der Verfasser in der Konzentration auf die westliche Welt und in einer übermäßigen Zuversicht in die eigenen Vernunftmaßstäbe. (ICE2)
Der Verfasser schlägt vor, die Subdisziplin "Politische Theorie" als zugleich deskriptiv und normativ interessierte Reflexionsinstanz der Politikwissenschaft im Ganzen zu verstehen. Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass Politikwissenschaft heute hauptsächlich eine empirischen Sozialwissenschaft ist, entwickelt er einen Vorschlag, wie politische Theorie, politische Philosophie und Gesellschaftstheorie sinnvoll miteinander integriert werden können. Unter Bezugnahme auf neuere Literatur zu Governance beschreibt er die moderne Gesellschaft als nicht permanent im Ganzen politische, aber potenziell vollständig politisierbare. Wo funktionelle Differenzierungen und institutionelle Logiken verteidigt werden müssen und wo sie zum Zweck der Herstellung oder Wahrung autonomer Lebensformen neu geschaffen werden müssen, kann nur im Zusammenspiel der drei Komponenten sinnvoll beantwortet werden. Der politischen Philosophie kommt dabei eine normative Reflexionsfunktion zu. (ICE2)
In dem Beitrag wird die These aufgestellt und diskutiert, daß die französische politische Philosophie, ganz in Übereinstimmung mit der in Frankreich entwickelten erkenntnistheoretischen Skepsis, eine politische Ontologie zu artikulieren bemüht ist. Anhand der Werke von Castoriadis, Gauchet, Nancy und Lefort werden die Paradigmen, die die unterschiedlichen nationalen Traditionen dominieren, miteinander verglichen: Sie konfrontieren die "main stream"-Auffassungen in der politischen Philosophie, die sich Begriffsklärungen in praktischer Hinsicht widmen, mit der These, daß der Wunsch, Konzepte wie Freiheit oder Gerechtigkeit zu verwirklichen, deren Gegenteil zeitigt. Es wird gezeigt, daß das Beunruhigende an der Argumentation dieser Autoren in ihrem Rückgriff auf einen Reflexionstypus liegt, den man der Art nach durchaus als metaphysisch bezeichnen kann, der aber jeglichen Anflug von definitiven Bestimmungen zu vermeiden sucht. Insgesamt wird deutlich gemacht, was die heutige französische politische Philosophie ist: eine politische Ontologie. (ICA)
Der Beitrag gibt eine Einführung in das erste Kapitel des Sammelbandes, in welchem das vergleichsweise junge Feld der Politischen Theorie und Politischen Philosophie innerhalb der Frauen- und Geschlechterforschung dargestellt wird. Schwerpunkte bilden bis heute vor allem die feministische Revision der Politischen Ideengeschichte, die Diskussion um Gerechtigkeits- und Demokratietheorien sowie die Analyse konkreter politischer Institutionen wie des Staates und des Rechts. Die Auseinandersetzung mit Gerechtigkeits- und Demokratietheorien ist dabei von besonderer Bedeutung, da in diesen Feldern der Anspruch erhoben wird, Lösungsmodelle für die Frage der Legitimität von Herrschaft und Ungleichheit zu entwickeln, in denen die Kategorie Geschlecht systematisch einbezogen wird. Ein Großteil der neueren Untersuchungen setzt an der Spaltung der Gesellschaft in einen öffentlichen und einen privaten Bereich an. Sie arbeiten heraus, wie diese Spaltung in den Politischen Philosophien wiederzufinden ist und welche Folgen sie dort für den Status von Frauen hat. Die Arbeiten zeigen auf, in welche Widersprüche sich die untersuchten Theorien verwickeln, wenn sie - entgegen ihren sonstigen Legitimationskonzepten - Geschlechterungleichheit mit dem Rückgriff auf "Natur" rechtfertigen. (ICI2)