In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 404-407
Der Aufsatz stellt einen Beitrag zur gegenwärtigen interdisziplinären Debatte im Spannungsfeld von Politikwissenschaft und (Sozial-) Geografie dar. Es ist der Anspruch des Beitrags, theoretische Überlegungen zur Verfügung zu stellen, die die Analyse von Verbindungen zwischen gesellschaftlichen Handlungen und ihren verschiedenen räumlichen Bedingungen erleichtern. Der Beitrag skizziert das politische und politikwissenschaftliche Interesse am Raum, zeigt zentrale Entwicklungen sozialwissenschaftlicher Raumtheorien auf und widmet sich den Anforderungen politikwissenschaftlichen Arbeitens mit Räumlichkeit. Dabei sollten zwei Aspekte bei der Abstimmung eines politologischen Forschungsinteresses mit den Möglichkeiten, Raum zu denken, beachtet werden: (1) das Forschungsinteresse muss definiert und konkretisiert werden und (2) ist es hilfreich, zur Analyse von Raumphänomenen, gedanklich eine temporäre Fixierung vorzunehmen. Abschließend erfolgt ein kurzer Ausblick. (ICA2)
In: Die deutsche und skandinavische Amerikaauswanderung im 19. und 20. Jahrhundert: Forschungsstand, Methoden, Quellen ; mit Fallstudien aus Schleswig-Hostein und Hamburg, S. 111-201
"Im Rahmen dieses den Stand und die Aufgaben der Auswanderungsforschung in Deutschland und Skandinavien dokumentierenden Sammelbandes wurde versucht, den auf den Nordfriesischen Inseln noch heute ablaufenden Rückwanderungsprozeß aus Amerika in seinen Ursachen, Verläufen und besonders auch Auswirkungen auf das Heimatgebiet vor dem Hintergrund der besonderen regionalen und soziokulturellen Verhältnisse dieser alten und relativ gut erforschten deuschen Auswanderungslandschaft zu erfassen und zu erklären. Dazu war eine grundsätzliche, allgemein-theoretische Diskussion der 'gegenströmigen' Rückkehrbewegung erforderlich, da über diesen interessanten Komplex in der Migrationsforschung allgemein und auch in der Auswanderungsforschung speziell bislang zu wenig gearbeitet worden ist und nur wenige bruchstückhafte Forschungsergebnisse unterschiedlicher Orientierung vorliegen. Es wurde versucht, diese mehr sporadischen Ansätze zur theoretischen und empirischen Erfassung der Rückwanderung unter besonderer Berücksichtigung des deutschen und skandinavischen Raumes zusammenfassend zu berücksichtigen. Mit dieser grundsätzlichen Ausrichtung könnte die exemplarische Erfassung eines speziellen Rückwanderungsverlaufes, die in methodischer und inhaltlicher Hinsicht noch verfeinert werden muß, für die Forschung von allgemeinerem Interesse sein. Dadurch kann die Rückwanderung bei weiteren Untersuchungen der Überseewanderung als komplementärer Problemkomplex, der von den Herkunftsgebietes materialmäßig relativ gut zu bearbeiten ist, stärker bewußt gemacht werden." (Autorenreferat)
Die Internationalisierung und Globalisierung der europäischen Wirtschaft, die Veränderungen in der Art der Arbeitsprozesse sowie die damit verbundene Wandlung der wirtschaftlichen Grundlagen und der sozioprofessionellen Strukturen haben in der Schweiz wie auch im übrigen Europa zu einem Anwachsen der Bevölkerung ausländischer Herkunft und zu einer grundsätzlichen gesellschaftlichen Umstrukturierung der städtischen Agglomerationen geführt.In der Schweiz führte die nachhaltige multikulturelle Entwicklung in den Städten auch zu einer Reflexion über die räumliche Komponente der sozialen und kulturellen Strukturen. Die gesellschaftliche Aufteilung des Raumes ist damit zu einem Grundbestandteil der zukünftigen Entwicklung der Städte geworden. Vor diesem Hintergrund ist es das wichtigste Ziel der Studie, in der verschiedene Aspekte der Geographie und der städtischen Soziologie miteinander verbunden werden, die unterschiedlichen Formen der soziokulturellen Differenzierung des Wohnraums in der Schweiz auf verschiedenen Ebenen zu untersuchen. Zu diesem Zweck erfolgt im Bereich der städtischen Räume eine Analyse der Agglomerationen der 14 wichtigsten Städte.Insgesamt zielt die Untersuchung darauf ab, die Orte zu lokalisieren, in denen eine besonders starke Segregation festzustellen ist, die Faktoren herauszufiltern, die diese Trennung bedingen, und schließlich herauszufinden, wie diese Faktoren zusammenwirken, um so einen Gesamtüberblick über den Zustand der räumlichen Differenzierung in der Schweiz zu erhalten und die dieser zugrunde liegenden Ursachen besser zu verstehen. (ICA2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 407-410
"Residential segregation is a characteristic element of Latin American cities with powerful impacts on both physical land use and social relations of citizens from different socio-economic or ethnic backgrounds. In Santiago de Chile, the traditional segregation patterns have changed in the last two decades. In some areas, segregation has expanded with a trend towards growing malignancy and stigmatization of residential neighbourhoods or even entire municipalities. On the other hand, the spatial and geographical scale has been decreasing, creating a 'new' socio-spatial mix. This article explores the relations of these dynamic processes with intra-urban migration flows of different socio-economic groups. It discusses policy options for social integration and identifies further research areas." (author's abstract)
Der Aufsatz geht der Frage nach, ob der suburbane Raum auch im Alltag von Bewohnern und Nutzern als eine spezifische Kulturlandschaft gesehen wird. Nach einer Rückblende auf das historische Interesse an Landschaftswahrnehmung, speziell in der Geographie, werden verschiedene Wahrnehmungskonzepte reflektiert und schließlich jüngere Ansätze der Landschaftswahrnehmung angesprochen. Nicht nur aus der Perspektive der Landschaftsästhetik heraus zeigen sich bei fast allen Untersuchungen explizite oder implizite Werthaltungen, die einer Interpretation des suburbanen Raumes als Kulturlandschaft entgegenstehen. Fruchtbar für diese Perspektive sind dagegen Ansätze, die sich mit Kulturlandschaft als Lebensraum befassen und deren Qualitäten oder Bedeutungen für den Einzelnen thematisieren. Bei solchen Ansätzen liegt der Schwerpunkt der Wahrnehmung nicht auf der Identifikation eines Raumes als wertvoller und schützenswerter kultureller Landschaft, sondern auf der Bedeutung eines Raumes als kulturell geschaffener und für den Einzelnen oder für Gruppen mit Bedeutungen behafteter Umgebung.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Möglichkeiten und Limitierungen der Integration hochqualifizierter Zuwanderer in deutschen Städten. In Bezug auf die in diesem Sammelband aufgegriffene Gerechtigkeitsdebatte bedeutet Gerechtigkeit insbesondere, im lokalen Kontext Zugangsmöglichkeiten zu gesellschaftlichen Ressourcen und Gelegenheiten zu haben, die einen raschen Integrationsprozess ermöglichen. Eine zeitgerechte Stadt ist demnach eine, die Zugewanderten bereits nach kurzer Zeit den Zugang zu Integrationsressourcen und - Gelegenheiten und somit ein Gefühl der Anerkennung und des Heimisch-Werdens ermöglicht. Die Basis der Darstellungen bieten Interviews mit 55 Personen aus 26 verschiedenen Ländern. Die Ergebnisse zeigen, dass der Verlauf der Integrationsprozesse der hochqualifizierten Zuwanderer nicht nur davon abhängt, wie sie sich auf den neuen lokalen Kontext selbst einlassen können und wollen, sondern auch, wie sie "eingelassen" werden - sowohl seitens kommunaler Akteure als auch seitens der Bürger/innen.
"Migration kann nicht ohne die Differenzierung von Räumen und Orten gedacht werden. Die Art und Weise, wie in Migrationsforschung sowie in Migrations- und Integrationspolitiken Räume gedacht und gemacht werden, ist bislang allerdings nur sehr vereinzelt reflektiert worden. Ausgehend von der Annahme, dass eine solche Reflektion wissenschaftlich fruchtbar und politisch sinnvoll ist, systematisiert und diskutiert der Artikel zentrale Konzeptualisierungen von Räumen und Orten in der interdisziplinären Migrationsforschung und arbeitet ihre jeweiligen Stärken und Schwächen heraus. Ziel des Beitrages ist es, ein Verständnis für die grundsätzliche Kontingenz und Pluralität von Räumen der Migration zu vermitteln und auf diese Weise Grundlagen zu schaffen für eine (selbst-)kritische Weiterentwicklung sowohl der Migrationsforschung als auch des politisch-administrativen Umgangs mit Migration." (Autorenreferat)
Die wirtschaftliche Entwicklung von Kleinstädten wurde in der wirtschaftsgeographischen Forschung bisher unzureichend beleuchtet. Ein Grund dafür ist, dass Studien sich vor allem auf Großstädte fokussiert haben und kleinere Städte erst in den vergangenen Jahren mehr Aufmerksamkeit erhielten. Seit der Jahrtausendwende entwickelte sich die Gruppe der Kleinstädte in Deutschland hinsichtlich der Beschäftigten sehr positiv. Grundsätzlich muss die Annahme hinterfragt werden, dass städtische Größe automatisch zu wirtschaftlichem Erfolg führt. Nicht nur städtische Größe und somit Agglomerationsvorteile sind entscheidend, sondern auch andere Faktoren wie wirtschaftliche Struktur, Vernetzung, Innovation und lokale Strategien. Ein Fokus auf Innovationsdynamiken, die sich nicht nur im großstädtischen Umfeld entwickeln können, sondern auch in Kleinstädten entstehen, geht darüber hinaus auf den sogenannten urban bias in der Innovationsforschung ein. Im vorliegenden Beitrag werden die wirtschaftlichen Dynamiken und deren Einflussfaktoren für Kleinstädte auf der Basis von Studien, die sich seit der Jahrtausendwende mit diesem Städtetyp beschäftigten, diskutiert.
"Baden-Württembergs ländliche Räume galten über Jahrzehnte als Nutznießer des wirtschaftlichen Strukturwandels. Davon zeugen ein robustes Wirtschaftswachstum und ein kontinuierlicher Bevölkerungszuwachs, gespeist vor allem durch Zuwanderungen. In den vergangenen Jahren ist indes ein deutlicher Trendbruch erkennbar. Im Jahr 2005 war die Bevölkerungszahl im ländlichen Raum erstmals seit vielen Jahren rückläufig und auch für die kommenden Jahre muss mit einem Rückgang der Bevölkerungszahl gerechnet werden. Wanderungsverluste bei jüngeren Altersjahrgängen zugunsten der verdichteten Landesteile sind für diese Entwicklung zentral verantwortlich. Darüber hinaus hat aber auch die Zuwanderung von Personen im Familienalter abgenommen. Ländliche Räume befinden sich somit in gewisser Weise im 'Sog der Reurbanisierung'. Auch wenn sich die Wanderungsverluste ländlich geprägter Regionen in den kommenden Jahren vermutlich abschwächen werden, sollte die Raumordnungs- und Strukturpolitik auf diese Entwicklung mit einer veränderten Strategie reagieren. War es jahrzehntelang ein weitgehend unbestrittenes Politikziel, strukturschwächeren Regionen den 'Anschluss nach oben' zu ermöglichen, gerät eine primär wachstumsorientierte Politik in Regionen mit anhaltenden demographischen Schrumpfungsprozessen an Grenzen. Erforderlich sind vielmehr Konzepte, die eine örtliche Anpassung an veränderte demographische und damit auch fiskalische Realitäten ermöglichen. 'Anpassung' bedeutet dabei in erster Linie, bestehende Strukturen und Systeme auf Bedingungen einer schrumpfenden und alternden Bevölkerungsbasis einzustellen." (Autorenreferat)
"Die Förderung der sogenannten 'Migrantenökonomie' oder 'ethnischen Ökonomie' hat sich im Zuge der Integrationsdebatten der vergangenen Jahre zu einem stadtpolitischen Interventionsfeld entwickelt. Kommunale Leitbilder und Integrationskonzepte bauen dabei auf dem Potenzialansatz auf, der in der Stärkung von 'Migrantenökonomien' sowohl Integrationsförderung als auch Chancen für die städtische Wirtschaftsentwicklung sieht. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der vorliegende Beitrag am Beispiel der Stadt Nürnberg, welche Strategien unterschiedliche stadtpolitische Institutionen, wie z.B. Behörden, Ämter, Kammern und Verbände, bei der Förderung von Selbstständigen mit 'Migrationshintergrund' verfolgen und wie diese auf die Förderungsmaßnahmen reagieren. Es zeigt sich, dass neben einer 'gut gemeinten' Wirtschaftsförderung die Gefahr einer Stigmatisierung besteht. Diese müssen reflektiert werden, um so Förderung nicht ins Negative zu verkehren." (Autorenreferat)
Um die Frage zu beantworten, welchen Einfluss stadttechnische Infrastrukturen auf die Regionalentwicklung nehmen können und umgekehrt, werden in diesem Beitrag zunächst Raumwirtschaftstheorien und Methoden der Messung von Entwicklung untersucht. Regionalentwicklung ist mehr als die wirtschaftliche Entwicklung einer Region, auch wenn diese unter den vielfältigen Faktoren, aus denen sich Entwicklung zusammensetzt, eine wichtige Rolle als Garant für Arbeit und Einkommen für die Bevölkerung spielt. Daneben spielen Faktoren der gesellschaftlich-sozialen Dimension und der Umwelt-Dimension eine zentrale Rolle. All diese Faktoren stehen in Wechselwirkung zueinander. Wirtschaftliche Entwicklung wiederum ist ein dynamischer, sich selbst verstärkender Prozess, der sich aus vielen Faktoren der Entwicklung zusammensetzt. Die Innovationsfähigkeit einer Region ist essenziell für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Innovationsfähigkeit wiederum ist eher gegeben, wenn die lokalen Akteure vernetzt sind – das heißt, wenn sie miteinander in Kontakt stehen und einen Austausch pflegen.