Der Einfluss des Wünschens und des Opferns auf das gesellschaftliche Zusammenleben. ; Die Aufklärung sieht den Menschen vor allem als vernunftbegabtes Wesen, es ist notwendig, ihn auch als wünschendes Wesen ernster zu nehmen. Alle seine Lebensäußerungen haben eine Beziehung zum Wünschen. Sigmund Freud hat den Menschen als wünschendes Wesen analysiert. Der nächtliche Schlaf gehorcht für ihn dem Wünschen, indem er Träume als Wunscherfüllungen produziert. Seine Neurosenlehre betont, dass die Symptome seelischer Erkrankungen immer auch als Erfüllungen von unbewussten Wünschen aufgefasst werden sollten. In der Welt der Religion sieht Freud ein illusionäres Wünschen am Werk, die Kunst ist ihm Ausdruck einer Wunschwelt. Die enorme Macht des Wünschens hängt für Freud damit zusammen, dass das Unbewusste eine Art Wunschmaschine darstellt, die letztlich nichts anderes kann als Wünschen. Das Buch stellt die psychoanalytische Wunschtheorie vor und verbindet sie mit Einsichten der kritischen Gesellschaftstheorie. Es stellt dar, warum politischen Utopien unter dem Einfluss des Wünschens nicht zu entkommen ist, welche Rolle das Wünschen an der Universität spielen sollte oder wie religiöses Wünschen und kritisches Denken aufeinander bezogen sein können. Das Wünschen kann darauf zielen, die bestehende Realität zu überwinden, Opfer vermögen an sie zu binden. Jede Kultur verlangt schmerzliche Verzichte, die für Arbeitsleistungen oder die Einhaltung sozialer Regeln nötig sind: Gesellschaften sind deshalb immer auch Opferzusammenhänge. Opfer sind üblicherweise nicht einfach Verzichtleistungen, die von außen erzwungen werden, es sind in ihrem bewussten oder vor allem unbewussten Kern meist auch Liebesopfer. Sie werden zuerst den Eltern, als den Schicksalsmächten der Kindheit erbracht und später mit anderen sozialen Mächten verbunden. Das Buch stellt dies mithilfe verschiedenartiger psychoanalytischer Theoriekonstruktionen dar. Um als gerecht und damit erträglicher erfahren werden zu können, müssen Opfer durch ihnen möglichst ...
Die Arbeit widmet sich einer gesellschaftstheoretisch und psychoanalytisch fundierten Deutung des islamischen Geschlechterverhältnisses. Eine islamisch geprägte Vergesellschaftung erweist sich bis heute als prägend für die Menschen in der islamischen Welt bis hin zu MuslimInnen in westlichen Ländern und schlägt sich in einer spezifischen Art und Weise auf deren Psyche nieder. Der Anspruch der Arbeit geht daher über disziplinäre Grenzen hinaus und begreift sich in der Tradition kritischer Gesellschaftstheorie: Die psychische Struktur der islamischen Subjekte wird in ihrem Zusammenhang mit den kulturellen, ökonomischen und sozialen Bedingungen, deren Ausdruck sie ist, dargestellt. Dabei wird ihre historische, kulturelle und ökonomische Genese nachgezeichnet. Aus einer psychoanalytischen Perspektive werden die unterbewussten Dimensionen des Ursprungs der islamischen Geschlechterordnung beleuchtet und ihre Auswirkung auf die männliche, sowie weibliche Subjektkonstitution. Die Konfrontation der islamischen Welt mit der Moderne hat auch Auswirkungen auf die traditionelle islamische Geschlechterordnung. In der islamischen Welt zeigt sich ein ambivalentes Verhältnis zur Moderne, welches unter kulturellen, politischen und sozioökonomischen Gesichtspunkten herausgearbeitet wird. Darauf basierend werden Konsequenzen für das Geschlechterverhältnis und die Psyche der Subjekte dargestellt. Ein Augenmerk liegt dabei auf dem Islamismus als derzeit wirkmächtigster Ausdrucksform der Krise des Islams in der Moderne. Dieser wird in seiner psychischen Funktion für das krisengebeutelte Subjekt analysiert, und die zentrale Rolle des Geschlechterverhältnisses für den islamistischen Versuch der Krisenbewältigung dargestellt. Die Arbeit eröffnet abschließend eine sozialpsychologische Deutungsperspektive anhand theoretischer Überlegungen der Kritischen Theorie zum autoritären Charakter: Auf der Basis theoretischer Ähnlichkeiten wird die Rolle des islamischen Geschlechterverhältnisses für eine spezifisch islamische Form der autoritären ...
In dem Beitrag untersuchen wir die Rekonfiguration von Personentransportmärkten mit Pkw durch digitale Plattformen im Hinblick auf die Frage, ob neue Marktakteure ihre Vorstellung zur Governance dieser Märkte durchsetzen können. Hierfür entwickeln wir einen durch Pierre Bourdieus Sozialtheorie inspirierten feldtheoretischen Zugang, der die Wechselwirkung von endogenen und exogenen Kräften bei Kämpfen um die Governance von Feldern in den Blick nimmt. Empirisch führen wir einen Vergleich des Personentransportsektors mit Pkw in Wien (Österreich) und Berlin (Deutschland) durch. Unsere Ergebnisse zeigen, dass in beiden Märkten keine vollständige Disruption durch neue Akteure und Technologien stattfand. Während in Österreich (Wien) Plattformen in das Taxigewerbe eingegliedert wurden, blieben die feldspezifischen Spaltungen und Grenzkonflikte zwischen Plattformen und Mietwagenunternehmen auf der einen Seite und Taxiunternehmen auf der anderen Seite in Deutschland (Berlin) allerdings aufrecht und wurden durch Plattformen noch verstärkt. Dieses Ergebnis lässt sich vor allem durch unterschiedliche Strukturen und Praktiken der interagierenden assoziativen, politisch-administrativen und rechtlichen Felder sowie durch die resultierenden Deutungskonflikte um die Funktion von digitalen Plattformen in lokalen Taximärkten und im multiskalaren Feld der Macht erklären. ; In this article, we examine the reconfiguration of passenger transportation markets through digital platforms to understand to what extent new market players can impose their interests regarding the governance of these markets. We developed a field-theoretical approach inspired by Pierre Bourdieu's social theory that takes into account the interaction of endogenous and exogenous forces in struggles about field governance. We empirically compare the passenger transportation sectors in Vienna, Austria, and Berlin, Germany. Our results show that new digital players did not completely disrupt these local markets. However, while platforms were integrated into the ...
In Chile existieren vielfältige qualitative Forschungsansätze, einer davon ist kritische Sozialpsychologie. Hier geht es um einen Zugang, der die Perspektive der sozialen Akteure einbezieht und von einem lokalen Wissenskonzept ausgeht, das die Irrtümer von Objektivität und wissenschaftlicher Neutralität zurückweist. In diesem Beitrag werden die zentralen Charakteristika einer kritischen Sozialpsychologie und deren Verbindung zu qualitativer Forschung diskutiert. Danach wird der Forschungsprozess beschrieben in seinen Bezügen zu kollektiven Erinnerungen der Opfer von Menschenrechtsverletzungen während des Putsches und der Militärdiktatur in Chile, und es wird gezeigt, in welcher Weise die Forschungsergebnisse künstlerisch-politische Interventionen während der Trauerfeiern zum 11. September 2005 ermöglichten. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0604380 ; Diverse approaches to qualitative research have been developed in Chile, one of them being that of critical social psychology. One of the characteristics of this perspective has been to develop a viewpoint that incorporates the perspectives of the social actors, considered as agents, and so to assume a situated view of knowledge, from which the aspiration to scientific objectivity and neutrality is renounced. This text will review critical social psychology's central characteristics and its relationship to qualitative research. A process of research will then be described which concerned memories of the coup d'état and the military dictatorship in Chile, and which developed into an intervention in this area. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0604380 ; En Chile han existido diversas formas de acercarse a la investigación cualitativa, siendo una de ellas la desarrollada por la psicología social crítica. Una de las características de esta perspectiva ha sido desarrollar una mirada que incorpore la visión de los actores sociales, considerados como agentes, y que se haga cargo de una visión situada del conocimiento, desde la cual se renuncia a la pretensión de objetividad y neutralidad ...
The history of human kind is characterized by social conflict. Every conflict can be the starting point of social change or the escalation into more destructive forms. The social conflict in regard to rising numbers of refugees and their acceptance that arose in most host countries in 2015 already took on destructive forms – in Germany, right-wing extremists attacked refugee shelters and even killed multiple people, including political leaders who openly supported refugees. Thus, incompatible expectancies and values of different parts of the society led to violent action tendencies, which tremendously threaten intergroup relations. Psychological research has developed several interventions in past decades to improve intergroup relations, but they fall short, for example, when it comes to the inclusion of people with extreme attitudes and to precisely differentiate potential prosocial outcomes of the interventions. Thus, this dissertation aimed to a) develop psychological interventions, that could also be applied to people with more extreme attitudes, thereby putting a special emphasis on collecting a diverse sample; b) gain knowledge about target- and outcome specific effects: Who benefits from which intervention and how can specific prosocial actions be predicted in order to develop interventions that guide needs-based actions; and c) shed light on potential underlying mechanisms of the interventions. The dissertation will be introduced by the socio-political background that motivated the line of research pursued, before providing an overview of the conceptualization of social conflicts and potential psychological inhibitors and catalyzers for conflict transformation. Based on past research on socio-psychological interventions and their limitations, the aims of the dissertation will be presented in more detail, followed by a short summary of each manuscript. Overall, the present thesis comprises four manuscripts that were summarized in the general discussion into a road map for social-psychological interventions to put them into a broader perspective. The road map aspires to provide recommendations for increasing – either approach-oriented or support-oriented actions – by the socio-psychological interventions for a variety of host society groups depending on their pre-existing attitude towards refugees. A Paradoxical Intervention targeting central beliefs of people with negative attitudes towards refugees influenced inhibitory and catalyzing factors for conflict transformation over the course of three experiments – thereby providing an effective tool to establish approach-oriented action tendencies, such as the willingness to get in contact with refugees. Further, the dissertation presents a novel mechanism – namely Cognitive Flexibility – which could explain the Paradoxical Interventions' effect of past research. By positively affecting a context-free mindset, the Paradoxical Intervention could impact more flexible thought processes in general, irrespective of the topic tackled in the Paradoxical Intervention itself. For people with rather positive attitudes addressing emotions may increase specific support-oriented action tendencies. The dissertation provides evidence of a positive relation between moral outrage and hierarchy-challenging actions, such as solidarity-based collective action, and sympathy with prosocial hierarchy-maintaining support-oriented actions, such as dependency-oriented helping. These exclusive relations between specific emotions and action intentions provide important implications for the theorizing of emotion-behavior relations, as well as for practical considerations. In addition, a diversity workshop conducted with future diplomats showed indirect effects on solidarity-based collective action via diversity perception and superordinate group identification, thereby extending past research by including action intentions and going beyond the focus on grassroot-initiatives by presenting an implementable intervention for future leaders in a real world context. Taken together, this dissertation provides important insights for the development of socio-psychological interventions. By integrating a diverse sample, including members of institutions on meso- and macro-levels (non-governmental organizations and future politicians) of our society, this dissertation presents a unique multi-perspective of host society members on the social conflict of refugee acceptance and support. Thereby, this work contributes to theoretical and practical advancement of how social psychology can contribute not only to negative peace – by for example (indirectly) reducing support of violence against refugees – but also to positive peace – by for example investigating precursors of hierarchy-challenging actions that enable equal rights.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Integration von MigrantInnen. Die Fragestellung lautet: Wie wird Integration von ExpertInnen aus der Praxis gesehen, im Vergleich zu den Thesen der wissenschaftlichen Literatur? Um diese Frage zu beantworten werden zuerst wichtige Begriffe definiert und genauer durchleuchtet. Die relevanten Begriffe dieser Arbeit sind: Migration, Integration und die Unterscheidung zwischen AusländerInnen, MigrantInnen und Menschen mit Migrationshintergrund. Dann kommt es zur Vorstellung acht namhafter Theorien den Bereich der Integration von MigrantInnen betreffend. Als weiterer Punkt wird die Sichtweise der Sozialpsychologie auf das Thema der Integration von MigrantInnen gezeigt. Danach kommt es zu einer Kritik am Begriff der Integration. Weitere in dieser Arbeit hervorgehobene Bereiche das Themengebiet betreffend sind die Politik und die Geschichte. Der Teil über die Politik beschäftigt sich im Allgemeinen mit der Einwanderungs- und Migrationspolitik und genauer mit Einwanderungs- und Integrationsregimes und mit integrationspolitischen Maßnahmen. Die Geschichte behandelt die und Migrationspolitik in Österreich seit 1955. Gesondert wird auf die steirische bzw. Grazer Politik der jüngeren Vergangenheit eingegangen. Die methodische Herangehensweise war jene des qualitativen ExpertInneninterviews. Es wurden Interviews mit zehn ExpertInnen geführt. Die Auswertungsergebnisse unterteilen sich in folgende Punkte: Allgemeine Definitionen von Integration, Faktoren, die ein Zusammenleben erleichtern, Faktoren, die ein Zusammenleben erschweren, Sicht der ExpertInnen auf die MigrantInnen, Sicht der ExpertInnen auf die Aufnahmegesellschaft, Sicht der ExpertInnen auf die Politik, Sicht der ExpertInnen auf die Wissenschaft, Selbstbild der ExpertInnen und Vergleich Theorie und Praxis. Im letzten Punkt wird die Forschungsfrage beantwortet. Dort werden die Theorien aus dem theoretischen Teil mit den Aussagen der ExpertInnen verglichen. ; This master thesis discusses the subject of the integration of migrants. The research question is: How do experts in practice see the issue of integration of migrants, in comparison to the scientific theories? To answer this question the main terms of this work are discussed firstly. The main terms are migration, integration and the difference between the terms foreigner, migrant and person with migration background. Then there is a introduction of eight important theories in the field of integration. The next point is the view of socialpsychology on the topic. Afterwards the term integration is critisised. Other topics dealt with in connection with the integration of migrants are politics and history. The part which deals with politics is divided into the general policy practice, the migration- and integrationregimes and pracitcal measures to deal with migration and integration. Then the history of the integrationpolicy in Austria since 1955 is explained. The styrian integration policy is dealt with seperatly. Expertinterveiws were chosen as an empirical method. Ten interviews have been made. The analysis of this interviews is divided into these topics: general definition of integration, factors which simplify the living together, factors which complicate the living together, view of the experts on the migrants, view of the experts on the targetsociety, view of the expterts on politics, view of the experts on science, self-perception of the experts and comparison between theorie and pracitce. In the last point the research question is anwerd. There the statements of the experts are compared with the scientific theories. ; Andrea Jöbstl ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2013 ; (VLID)226541
Soziale Kohäsion (resp. sozialer oder gesellschaftlicher Zusammenhalt) wird im aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskurs vermehrt diskutiert und findet als gesellschaftliches Ziel seit einigen Jahren zunehmend Eingang in die Politik westlicher, demokratisch organisierter Städte, Staaten und Staatenbunden. Soziale Kohäsion stellt sich als komplexes, mehrdimensionales Konzept heraus. Mit ihrem Arbeitsprinzip Partizipation und ihren berufsethischen Grundwerten sowie aufgrund ihres professionellen Handelns in der Vermittlungsrolle und beim Aufbau und der Pflege von sozialen Netzwerken arbeitet die Soziokulturelle Animation letztlich auf soziale Kohäsion hin. Die Verfasser dieser Bachelorarbeit geben einen Überblick über aktuelle Konzepte, Definitionen und Operationalisierungen sozialer Kohäsion aus der Soziologie, Politologie und Politik und stellen die vielfältigen Bezüge zwischen der Profession Soziokulturelle Animation und sozialer Kohäsion dar. Damit unterstreichen sie die These, dass die Förderung sozialer Kohäsion die Kernaufgabe der Soziokultur darstellt. Um das Wissen über soziale Kohäsion für die Praxis Soziokultureller Animatorinnen und Animatoren nutzbar zu machen, stellen die Verfasser ein eigenes Modell sozialer Kohäsion sowie die Kohäsionsanalyse vor. Dieses soll Berufsleute dabei unterstützen, soziale Kohäsion innerhalb ihrer Praxisforschung, bezogen auf einen Sozialraum oder eine resp. mehrere Zielgruppen, zu beschreiben, zu bewerten und zu erklären. Ein Verständnis von Soziokultur auf dem Hintergrund von sozialer Kohäsion bietet unter anderem die Chance, Soziokulturelle Animation wirksamer zu positionieren und deren Funktionen eine schärfere Kontur zu geben. ; + Code Diss LU: hslusa bask 2012 + Fussnote: Bachelor-Arbeit, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, Ausbildungsgang Soziokultur, 2012
Jean Piagets Entwicklungspsychologie und Erkenntnistheorie übten in den letzten fünfzig Jahren einen nachhaltigen Einfluss auf die Pädagogik und Didaktik aus. Erstmals werden in dieser Arbeit die pädagogischen Aspekte und Hintergründe seines Werkes umfassend und kritisch aufgearbeitet: Einerseits werden die bisher kaum beachteten pädagogischen Schriften und Aktivitäten im Institut Jean-Jacques Rousseau, im Bureau International d'Education und der UNESCO dargestellt und andererseits die pädagogischen Ableitungen seiner Entwicklungs- und Sozialpsychologie und Erkenntnistheorie analysiert. Dies erfordert die Rekonstruktion der biographischen, wissenschaftlichen und institutionellen Kontexte und die Berücksichtigung der Entwicklung von Piagets Theorie. Seine Interessen, Problemstellungen und -lösungen werden jedoch erst verständlich, wenn das meist stark vernachlässigte Frühwerk und insbesondere seine Theologie miteinbezogen werden. Dabei zeigt sich, dass nicht nur die religiösen Überzeugungen, sondern auch die politischen Erfahrungen und Hoffnungen für Piagets reformpädagogische Anliegen ausschlaggebend waren. (Verlag)
PD Dr. phil. Oliver Decker ist Sozialpsychologe und Leiter des For-schungsbereichs Gesellschaftlicher und medizinischer Wandel an der Selbstständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig. Seit 2013 ist er zudem als Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung sowie seit 2018 als Co-Sprecher des Graduiertenprogramms «Rechtspopulismus» der Universität Leipzig engagiert. Im Sommersemester 2019 weilte er als Gastprofessor am Institut für Soziologie der Universität Wien. Des Weiteren ist er u. a. Gründer und Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift «Psychoanalyse – Texte zur So zial forschung» und Mit-Herausgeber der Zeitschrift «Psychosozial» wie im in ternationalen Board des «Journal for Psychosocial Studies». 2018 erschien das von ihm herausgebende, zweibändige Lehrbuch «Sozialpsychologie und Sozialtheorie» im Springer-Verlag.Für die Journalgruppe entwarfen Marie-Luise Hermann, Laura Wolf und Norbert Wolff die Fragen. Das Interview führte Laura Wolf im Dezember 2018, Er gänzungen folgten im März 2019.
PD Dr. phil. Oliver Decker ist Sozialpsychologe und Leiter des For-schungsbereichs Gesellschaftlicher und medizinischer Wandel an der Selbstständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig. Seit 2013 ist er zudem als Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung sowie seit 2018 als Co-Sprecher des Graduiertenprogramms «Rechtspopulismus» der Universität Leipzig engagiert. Im Sommersemester 2019 weilte er als Gastprofessor am Institut für Soziologie der Universität Wien. Des Weiteren ist er u. a. Gründer und Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift «Psychoanalyse – Texte zur So zial forschung» und Mit-Herausgeber der Zeitschrift «Psychosozial» wie im in ternationalen Board des «Journal for Psychosocial Studies». 2018 erschien das von ihm herausgebende, zweibändige Lehrbuch «Sozialpsychologie und Sozialtheorie» im Springer-Verlag.Für die Journalgruppe entwarfen Marie-Luise Hermann, Laura Wolf und Norbert Wolff die Fragen. Das Interview führte Laura Wolf im Dezember 2018, Er gänzungen folgten im März 2019.
Wir erleben derzeit eine Krise, die unsere gewohnten Lebensverhältnisse erschüttert. Alltägliches, selbstverständliches Handeln ist in Frage gestellt. Es wurden viele Maßnahmen getroffen, um uns vor der Bedrohung durch das Virus zu schützen. Es geht bei diesen Maßnahmen darum möglichst keine Ansteckungsrisiken einzugehen und mögliche wirtschaftliche Risiken zu minimieren. Damit diese Situation zu keinem Dilemma wird, ist der von dem Wirtschaftswissenschaftler und Politiker Joseph A. Schumpeter diskutierte Risikounternehmer gefordert. Für ihn geht es darum, die Wirtschaft in Gang zu halten und zu entwickeln und dabei keine weiteren Gesundheitsgefährdungen in Kauf zu nehmen. Der Wirtschaftswissenschaftler und Politiker John Maynard Keynes hat einen Zusammenhang zwischen unsicheren Zeiten und möglichen negativen Folgen für Gesellschaften beschrieben. Dieser Zusammenhang ist auch von der Sozialpsychologie gut untersucht. Der Sozialpsychologe und Psychoanalytiker Erich Fromm hat produktive Auswege aus unsicheren Verhältnissen aufgezeigt. Er weist insbesondere auf die Bedeutung der "produktiven Orientierung" hin. Die Entwicklung der "produktiven Orientierung" ist auch für die Wirtschaft wichtig. Wirtschaft wird in der Perspektive Schumpeters von produktiv schaffenden Unternehmern entwickelt. Sie sind zuständig für Innovationen, mit denen wirtschaftliche Verhältnisse in die Zukunft entwickelt werden können. Dabei gehen Unternehmer wirtschaftliche Risiken ein. Risikoprojekte, wie sie Schumpeter beschrieben hat können zur Lösung von Problemen, wie sie zum Beispiel durch Pandemien entstehen, einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Soziologie an der Technischen Universität Berlin kann auf eine häufig unterbrochene, aber doch erstaunlich lange Tradition zurückblicken. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es ein Institut für Betriebssoziologie. Es wurde 1928 von Götz Briefs gegründet und war übrigens das vierte soziologische Institut an einer deutschen Hochschule. Von seinem Anspruch her versuchte es schon damals, die sozial- und die technikwissenschaftliche Ausbildung zu verknüpfen. Es wurde durch die Nationalsozialisten geschlossen. Nach dem Krieg wurde im Rahmen der Neugründung der Technischen Universität wieder ein soziologischer Lehrstuhl eingerichtet. 1969 entstand ein eigenständiger Magisterstudiengang Soziologie. Kurze Zeit später wurde das Institut für Soziologie (Sozialwissenschaften zusammen mit der Sozialpsychologie und den Politikwissenschaften) eingerichtet – wiederum mit dem Ziel, Kontakt mit den Technik- und Planungswissenschaften aufzunehmen. Schließlich konnten die gemeinsamen Anstrengungen zum Erhalt des Instituts in den Turbulenzen der 1990er Jahre (Haushaltskrise, Strukturbereinigung) einen unerwarteten Erfolg verzeichnen: Es wurde der neuartige Diplomstudiengang »So- ziologie technikwissenschaftlicher Richtung« eingerichtet, der zum Wintersemester 2001 mit 45 Studierenden seinen Betrieb aufnahm. Heute besteht das Institut aus sechs Professuren und ist mittlerweile sogar die einzige Einrichtung in Berlin, die mit dem seit Wintersemester 2007 angelaufenen konsekutiven BA/MA Studiengang »Soziologie technikwissenschaftlicher Richtung« eine grundständige soziologische Ausbildung anbietet.
In: Berning, Carl C. and Weiss, Bernd (2016). Publication bias in the German social sciences: an application of the caliper test to three top-tier German social science journals. Qual. Quant., 50 (2). S. 901 - 918. DORDRECHT: SPRINGER. ISSN 1573-7845
Systematic research reviews have become essential in all empirical sciences. However, the validity of research syntheses is threatened if the preparation, submission or publication of research findings depends on the statistical significance of these findings. The present study investigates publication bias in three top-tier journals in the German social sciences, utilizing the caliper test. For the period between 2001 and 2010, we have collected 156 articles that appeared in the Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS), the Zeitschrift fur Soziologie (ZfS) and the Politische Vierteljahresschrift (PVS). In all three journals, we found empirical evidence for the existence of publication bias at the 10 % significance level. We also investigated possible causes linked to this bias, including single versus multiple authorship as well as academic degree. We found only weak support for the relationships between individual author characteristics and publication bias.
Im Rahmen der psychoanalytischen Sozialisationstheorie und Sozialpsychologie sind Wesen und Funktionen des "Idealisierens" näher bestimmt worden. Idealbildungen vermitteln zwischen den Triebwünschen der Individuen und der kulturellen Tradition. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, progressive und regressive Funktionen, wie sie Idealisierungen im psychischen Haushalt von Einzelnen und Kollektiven erfüllen können, voneinander abzugrenzen und die Bedeutung des Idealisierens für das politische Handeln auszumachen. Zur Illustration dienen Fallskizzen und Verweise auf kollektives Verhalten in Deutschland vor und nach 1945. ; Within the overall framework of the psychoanalytic theory of socialization and of social psychology, the nature and function of idealization have been closely defined. Idealizations mediate between an individual's drive-related wishes and the cultural tradition. In the present paper an attempt is made to distinguish between the progressive and regressive functions of idealizations which occur in the psychic economy of individuals and collectivities and to spell out the significance of idealizations for political action. Case sketches and references to collective behavior in Germany before and after 1945 are presented for illustrative purposes.
From 2000 to 2003, when Ben Bernanke was a professor and then a Fed Governor, he wrote extensively about monetary policy at the zero bound on interest rates. He advocated aggressive stimulus policies, such as a money-financed tax cut and an inflation target of 3-4%. Yet, since U.S. interest rates hit zero in 2008, the Fed under Chairman Bernanke has taken more cautious actions. This paper asks when and why Bernanke changed his mind about zero-bound policy. The answer, at one level, is that he was influenced by analysis from the Fed staff that was presented at the FOMC meeting of June 2003. This answer raises another question: why did the staff's views influence Bernanke so strongly? I seek answers to this question in the social psychology literature on group decision-making.