Wunschwelten und Opferzusammenhänge. Zur analytischen Sozialpsychologie der westlichen Kultur
Der Einfluss des Wünschens und des Opferns auf das gesellschaftliche Zusammenleben. ; Die Aufklärung sieht den Menschen vor allem als vernunftbegabtes Wesen, es ist notwendig, ihn auch als wünschendes Wesen ernster zu nehmen. Alle seine Lebensäußerungen haben eine Beziehung zum Wünschen. Sigmund Freud hat den Menschen als wünschendes Wesen analysiert. Der nächtliche Schlaf gehorcht für ihn dem Wünschen, indem er Träume als Wunscherfüllungen produziert. Seine Neurosenlehre betont, dass die Symptome seelischer Erkrankungen immer auch als Erfüllungen von unbewussten Wünschen aufgefasst werden sollten. In der Welt der Religion sieht Freud ein illusionäres Wünschen am Werk, die Kunst ist ihm Ausdruck einer Wunschwelt. Die enorme Macht des Wünschens hängt für Freud damit zusammen, dass das Unbewusste eine Art Wunschmaschine darstellt, die letztlich nichts anderes kann als Wünschen. Das Buch stellt die psychoanalytische Wunschtheorie vor und verbindet sie mit Einsichten der kritischen Gesellschaftstheorie. Es stellt dar, warum politischen Utopien unter dem Einfluss des Wünschens nicht zu entkommen ist, welche Rolle das Wünschen an der Universität spielen sollte oder wie religiöses Wünschen und kritisches Denken aufeinander bezogen sein können. Das Wünschen kann darauf zielen, die bestehende Realität zu überwinden, Opfer vermögen an sie zu binden. Jede Kultur verlangt schmerzliche Verzichte, die für Arbeitsleistungen oder die Einhaltung sozialer Regeln nötig sind: Gesellschaften sind deshalb immer auch Opferzusammenhänge. Opfer sind üblicherweise nicht einfach Verzichtleistungen, die von außen erzwungen werden, es sind in ihrem bewussten oder vor allem unbewussten Kern meist auch Liebesopfer. Sie werden zuerst den Eltern, als den Schicksalsmächten der Kindheit erbracht und später mit anderen sozialen Mächten verbunden. Das Buch stellt dies mithilfe verschiedenartiger psychoanalytischer Theoriekonstruktionen dar. Um als gerecht und damit erträglicher erfahren werden zu können, müssen Opfer durch ihnen möglichst ...