Identität und Protest: ein sozialpsychologischer Ansatz
In: Masse - Macht - Emotionen: zu einer politischen Soziologie der Emotionen, S. 260-270
"Den Fragen emotionaler Bindung in sozialen Bewegungen nähert sich Bert Klandermans in der Auseinandersetzung mit Konzepten der kollektiven Identität. Diese spielen in der neueren Bewegungsforschung eine zentrale Rolle, um Entstehung und Fortdauer eines vereinheitlichten empirischen Akteurs zu erklären. Die kollektive Identität einer Gruppe kann durch die Analyse von Gruppensymbolen, Ritualen und gemeinsamen Überzeugungen und Werten untersucht werden. Doch eine nur auf der Ebene kollektiver Identität argumentierende Bewegungsforschung greift zu kurz. Sie vernachlässigt den Prozess der Gruppenidentifikation als einen Vorgang der individuellen Selbstverpflichtung gegenüber der Gruppe, den individuellen Gebrauch von Symbolen oder auch die individuelle Bedeutung der Teilhabe an Ritualen. Auf der individuellen Analyseebene setzt das sozialpsychologische Konzept der sozialen Identität an. Kollektive und individuelle Analyseebene müssen sauber getrennt werden und erst ihr Zusammenspiel gibt hinreichende Antworten zum Zusammenhang von Identität und Protest. Erläutert werden die Konzepte kollektiver Identität in der Bewegungsforschung und der Theorie sozialer Identität, der Prozess der Gruppenidentifikation und dessen Rolle als Bindeglied zwischen kollektiver und sozialer Identität." (Textauszug)