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Im Namen des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Soziologie entwirft der Verfasser ein Konzept der Förderung sozialwissenschaftlicher Forschung in der Bundesrepublik im Sinne eines 'Verbundsystems der Sozialforschung'. Ausgehend von der gegenwärtig inhaltlich wie institutionell begrenzten Forschungskapazität schlägt er eine Reihe von Maßnahmen vor, die auf eine Expansion von Forschungseinrichtungen und Förderungsinstrumenten zielen. Hierzu gehören 'Verbesserung der Infrastruktur' der Forschung (Dokumentationswesen, Umfrageforschung, Aggregatdatenanalyse), 'Ausbau dauerhafter Forschungseinrichtungen' (Sozialberichterstattung, hochschulfreie Institute) und Etablierung von Symposien und Arbeitskreisen zur 'Erhöhung innovativer und kooperativer Forschung'. (WZ)

In der internationalen Diskussion um Mitbestimmung hat sich die gesetzlich fixierte Mitbestimmung wie in der Bundesrepublik einen festen Platz erorbert. Aspekte dieser Diskussion werden nachgezeichnet und Wirkungen der Mitbestimmung in der Bundesrepublik werden im Lichte sozialwissenschaftlicher Untersuchungen dargestellt. Insbesondere die Wirkungen der Mitbestimmung auf die Effizienz der Betriebe, auf die Technologieplanung, für die Humanisierung der Arbeit sowie ihre Bedeutung für die Lohn- und Arbeitsmarktpolitik werden untersucht. Im Ergebnis plädiert der Autor dafür, die Mitbestimmung als nur eine von mehreren möglichen gewerkschaftlichen Durchsetzungstrategien zu betrachten. (RG)

Der Autor beschreibt Anzeichen dafür, daß Wohlfahrtsverbände und sozialwissenschaftliche Forschung aus jeweiligen Abgrenzungen heraustreten und sich aufeinander zubewegen. Diese Annäherung an die Sozialwissenschaft wird mit Blick auf die Wohlfahrtsverbände darin begründet, daß diese Prozessen der Verrechtlichung, der Professionalisierung und der Bürokratisierung ausgesetzt sind, die es immer weniger möglich machen, zur Außendarstellung und Legitimation der eigenen Arbeit auf klassische Begründungsmuster zurückzugreifen. Aus Sicht der Sozialwissenschaft ergibt sich das gesteigerte Interesse an der Arbeit von Wohlfahrtsverbänden durch eine deutlichere Orientierung an Themen und Forschungsschwerpunkten "mittlerer Reichweite", die somit auch die Praxis der Wohlfahrtsverbände zum Gegenstand von Untersuchungen werden läßt. Die Notwendigkeit zu intensiveren, breiter angelegten und miteinander verzahnten Forschungen und Kooperationsformen in diesem Bereich zu kommen, wird begründet, mögliche Themenbereiche, Hypothesen und Überlegungen werden angezeigt. (DAN)

Der Autor gibt einen Überblick über den Stand der sozialwissenschaftlichen Forschung in der DDR. Dieser Überblick beruht auf Informationen und Eindrücken, die er bei Besuchen von Forschungsinstitutionen, sozialwissenschaftlichen Instituten und Abteilungen von Universitäten sowie neu gegründeten Institutionen während einer 14-tägigen Informationsreise im Juni 1990 gesammelt hat. Ausgehend von der Situation vor der Wende im Herbst 1989 zeigt er die Entwicklung bis zum Oktober 1990 auf. Es zeigt sich, daß viele Institute vor einem Neubeginn sozialwissenschaftlicher Forschung stehen, da sie keine Forschungskontinuität aufweisen können (wie z.B. die Soziologie an der Universität Rostock). Andere Universitäten erschließen sich neue, bisher noch nicht besetzte Forschungsfelder (z.B. die Technische Universität Dresden). Die Industrie-, Arbeits- und Stadtsoziologie befaßt sich in ihren alten Forschungsfeldern mit neuen Themen, die sich aus den gesellschaftlichen Umwälzungen ergeben. Problembereiche der Forschung sind der Mangel an Forschungsmitteln, eine teilweise unzureichende Forschungsinfrastruktur und eine Unerfahrenheit bezüglich großer Projekte. Dennoch kann auch die Sozialforschung in der Bundesrepublik von der wissenschaftlichen Kompetenz und den Forschungsideen der Sozialwissenschaftler in der DDR profitieren. (pag)

Wer sich mit den sozialen Strukturen der Lebensformen in der Zeit von 1945-1949 in Westdeutschland befassen will ist auf Untersuchungen, die durch die Besatzungsmächte, hier im besondern der Amerikanischen, eingeleitet wurden, angewiesen, da es keine entsprechenden Arbeiten von deutscher Seite über diese Zeit gibt. Kennzeichnend für diese Forschung ist ihre Indienstnahme durch militärische- und politische Instanzen, womit sie allerdings nur nahtlos an ihre Funktion während des Krieges anknüpfte (Propaganda etc.). Thematisch stellten sich für die sozialwissenschaftliche Forschung drei Schwerpunkte: (1) Forschung, die durch die Aufgaben der Besatzungspolitik bestimmt war (Bevölkerungsbewegung, Familie, Lebensbedingungen); (2) Forschung, die sich mit der Perspektive der Demokratisierung des Nachkriegsdeutschlands befaßte; (3) Forschung, die mit einer Umorientierung der Besatzungspolitik zusammenhängt, auf Grund des veränderten Verhältnisses zwischen den USA und der UdSSR (Beginn des kalten Krieges). Viele Analysen beziehen sich auf das Dritte Reich und die Wirkungen des Nationalsozialismus auf die Orientierung der Deutschen und welche nationalsozialistische Residuen auch heute noch vorhanden sind. Die Untersuchungen geben heute einen Einblick in die Sozialstruktur und die Sozialgeschichte der Besatzungszeit. (HM)

In diesem Beitrag wird exemplarisch aufgezeigt, welche Fragestellungen von Sozialwissenschaftlern im technisch-industriellen Feld gestellt und beantwortet werden können. Untersucht wurde, welche gesellschaftlichen Veränderungen und Gestaltungsmöglichkeiten sich durch Computeranwendung im produktiven Bereich des Maschinenbaus ergeben. Erläutert werden die Forschungsziele, das Forschungsdesign, die methodische Vorgehensweise und die Arbeitsbedingungen der Sozialwissenschaftler. Anschließend werden vorläufige Ergebnisse der Fallstudien vorgestellt. Sie betreffen die Einführung neuer Technologie, die Rolle des Betriebsrates, die Veränderungen der Arbeitsorganisation, das Entstehen neuer Hierarchien durch neue Technologien, die Qualifikation der Beschäftigten und die Möglichkeiten der Arbeitsgestaltung. (GF)

Den Beitrag einleitend wird die Herausbildung der Sozialindikatorenforschung skizziert. Im zweiten Teil wird die Legitimation der Sozialindikatorenforschung als Disziplin erörtert. Dabei geht es um (1) die Kritik am Sozialprodukt als Wohlfahrtsmeßzahl, (2) die Sozialindikatoren als Kontrollinstrumente des staatlichen Zweck-Mittel-Einsatzes und (3) die Sozialindikatoren und ihren Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Theoriebildung. Anschließend wird die zu Beginn der 70er Jahre einsetzende Etablierung der Sozialindikatorenforschung in der Bundesrepublik Deutschland nachgezeichnet. Gegenstand des vierten Teils ist die Kritik an der Sozialindikatorenforschung und am SPES-Projekt: Im einzelnen kritisiert werden (1) der Gesellschaftsbegriff und das Gesellschaftsbild; (2) der Begriff der Lebensqualität; (3) die Methoden der Sozialindikatorenforschung sowie (4) die Datenbasis. Der Beitrag endet mit einer zusammenfassenden Bewertung und einem Ausblick, der die Chance sieht, die wissenschaftlichen Defizite bisheriger Sozialindikatorenbewegung im besonderen wie auch die grundlegenden gesellschaftlichen Defizite in der Bundesrepublik Deutschland im allgemeinen produktiv herauszuarbeiten und aufzuheben. (KW)

Ziel des Aufsatzes ist es, Unterschiede und Mißverständnisse zwischen Sozialwissenschaft und Praxis aufzuzeigen und über Ansätze und Erfahrungen mit ihrer Bewältigung zu berichten. In einem ersten Schritt analysiert der Autor vier bedeutende Probleme und skizziert mögliche Lösungswege. Er geht zunächst auf das Problem der unterschiedlichen Beurteilung gleicher Sachverhalte durch Sozialwissenschaft und gesellschaftliche Praxis ein. Ein weiteres Problem sieht er in den verschiedenen Zeithorizonten. Die unterschiedlichen Sprachen werden als drittes Problem beschrieben. Als letzte Schwierigkeit nennt der Autor die von der Sozialwissenschaft vorgenommene Reduzierung komplexer Praxisprobleme auf disziplinäre Sichtweisen. In einem zweiten Teil werden am Beispiel eines Aktionsforschungsprojektes (EG-Modellprojekt Amberg) verbesserte Kooperationsmöglichkeiten von Sozialwissenschaft und gesellschaftspolitischer Praxis durch Aktionsforschung erläutert. (LF)