Die Entwicklung und der Wandel sozio-moralischer Orientierungen von Berliner Jugendlichen im Ost-West-Vergleich
In: Psychologische Aspekte des sozio-politischen Wandels in Ostdeutschland, S. 65-76
Im Rahmen der vorgestellten Studie werden die Entwicklung und der Wandel sozio-moralischer Orientierungen Ost- und Westberliner Jugendlicher in der Periode des politischen Umbruchs seit der "Wende" in der ehemaligen DDR untersucht. Hierfür werden soziologische und entwicklungspsychologische Konzepte verknüpft, um sozio-moralische Orientierungen systemspezifisch zu erfassen und ihre Veränderungen vergleichend zu analysieren. Weiterhin werden unterschiedliche sozialisatorische Entstehungsbedingungen einbezogen und die strukturgenetische Verankerung von politischen Präferenzen und Orientierungen gegenüber benachteiligten Gruppierungen rekonstruiert. Erste Ergebnisse eines Vergleichs zwischen 15- und 18jährigen Jugendlichen aus Ost- und Westberlin werden vorgestellt und auf dem Hintergrund der theoretischen Konzeption diskutiert. Im Rahmen der als Kohorten- und Längsschnittstudie angelegten Untersuchung wurden 619 Schüler erfaßt. Die erste Erhebung wurde 1991 abgeschlossen. Im Rahmen mündlicher Interviews und schriftlicher Befragungen ging es u.a. um die Wahrnehmung sozialer Anomie, politische Wertorientierungen, Selbst- und Fremdeinschätzungen sowie soziale Orientierungen gegenüber Unterprivilegierten. Die Ergebnisse belegen vor allem altersspezifsche Ost-West-Differenzen. Am stärksten sind die 15jährigen aus Ost-Berlin von den Veränderungsprozessen betroffen, was eher zu Orientierungsmustern führt, die durch anomische, materialistische und antisoziale Tendenzen gekennzeichnet sind. (pmb)