Das Ende des ersten Weltkrieges bezeichnet in der Geschichte der deutschen wie der Darmstädter Gesellschaft einen beispiellosen Einschnitt. Fast über Nacht endet im November 1918 das "lange Jahrhundert": uralte feudale Herrschaftsstrukturen brechen zusammen, das Volk nimmt die politische Willensbildung in seine Hand. In seiner Arbeit beschreibt der Autor die Entwicklung der vier Generationen zwischen 1800 und 1920 sowie der folgenden Generationen auf dem Weg zur Mittelschicht-Gesellschaft von 1920 bis 1980.
Ekkehard Wiest untersucht anhand statistisch-quantitativer Methoden den Wandel der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur in vier süddeutschen Städten einzeln und in vergleichender Perspektive, erweitert um Hessen.
Er gliedert seine Studie in zwei Teile: 1. 1800 bis 1920. 2. 1920 bis 1980.
Ziel der Studie ist es, den Strukturwandel anhand der Veränderungen der sozialen Schichtung und der Berufsschichten in den vier Städten während unterschiedlicher Phasen wirtschaftlicher Entwicklung abzubilden und zu vergleichen.
Die vorliegende Studie untersucht die Entwicklung von Art und Umfang der öffentlichen Einnahmen auf der Grundlage langer Zeitreihen. Der Autor beschäftigt sich zunächst im Rahmen mit den ökonomischen und politischen Determinanten, die auf Höhe und Struktur der Staatseinnahmen Einfluss nehmen können. Zunächst wird sich mit dem wirtschaftsgeschichtlichen Ablauf auseinandergesetzt und die sozio - ökonomischen Determinanten der Staatseinnahmen erläutert. Weil gesellschaftlicher Wandel regelmäßig zu einem Anstieg des Sozialprodukts führt, wird untersucht, inwiefern reale und nominale Wachstumsprozesse die Grundlagen – und damit das Aufkommen – von Steuern beeinflussen. In einem weiteren Abschnitt werden Fragen behandelt, welche technisch-ökonomische und politisch-psychologischen Faktoren die mögliche Entwicklung wie auch die Grenzen einzelner Einkünfte bestimmten. Daran anschließend wird die gesamtwirtschaftliche Effizienz eines Systems öffentlicher Einnahmen kritisch durchleuchtet. Dabei werden dessen ökonomische, technische und psychologische Grenzen aufgezeigt. Es folgt eine empirische Analyse zur langfristigen Entwicklung der Einnahmen – des Weges zum modernen Steuerstaat. Als relevante Einnahmearten werden nach Definitionen der modernen Finanzwissenschaft berücksichtigt: Steuern, Entgeltabgaben (Gebühren und Beiträge), öffentliche Erwerbseinkünfte (Ergebnisse staatlicher Produktion von privaten Gütern, Markteinkünfte) sowie öffentliche Kredite. Diese Einnahmekategorien klammern die sogenannten Parafisci aus (gemeint sind in erster Linie die Einnahmen der Sozialversicherung), deren Analyse im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt sind. In der empirischen Analyse werden den politischen Faktoren und ihre unmittelbaren Wirkungen auf die öffentlichen Haushalte besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Datentabellen in HISTAT: A. Bevölkerungsentwicklung (1817-1987) B. Kapitalstock, Beschäftigung, Arbeitseinkommen, Sozialprodukt, Preisindex für die Lebenshaltung (1850 -1988) C. Aufkommenselastizität der Steuern (1950-1987). D. Entwicklung der Staatseinnahmen in Bayern (1819-1913). E. Entwicklung der Staatseinnahmen in Preußen (1821-1913). F. Entwicklung der Staatseinnahmen im Deutschen Reich (1872-1913). G. Entwicklung der Staatseinnahmen und des Steueraufkommens in der Bundesrepublik Deutschland (1950-1987). H. Entwicklung der Schulden (1870-1942; 1950-1987).
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung, die bereits seit 1984 läuft. Im Auftrag des DIW Berlin werden jedes Jahr in Deutschland über 20.000 Personen aus rund 11.000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten geben Auskunft zu Fragen über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden. Bereits im Juni 1990, also noch vor der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, wurde die Studie auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgeweitet. Zur adäquaten Erfassung des gesellschaftlichen Wandels in den Jahren 1994/95 wurde die »Zuwanderer-Stichprobe« eingeführt. Weitere zusätzliche Stichproben wurden in den Jahren 1998, 2000, 2002 und zuletzt 2006 in die laufende Erhebung integriert. Das Erhebungsprogramm wird ständig an neue Entwicklungen in der Gesellschaft angepasst.
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung, die bereits seit 1984 läuft. Im Auftrag des DIW Berlin werden jedes Jahr in Deutschland über 20.000 Personen aus rund 11.000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten geben Auskunft zu Fragen über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden. Bereits im Juni 1990, also noch vor der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, wurde die Studie auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgeweitet. Zur adäquaten Erfassung des gesellschaftlichen Wandels in den Jahren 1994/95 wurde die »Zuwanderer-Stichprobe« eingeführt. Weitere zusätzliche Stichproben wurden in den Jahren 1998, 2000, 2002 und zuletzt 2006 in die laufende Erhebung integriert. Das Erhebungsprogramm wird ständig an neue Entwicklungen in der Gesellschaft angepasst.
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung, die bereits seit 1984 läuft. Im Auftrag des DIW Berlin werden jedes Jahr in Deutschland über 20.000 Personen aus rund 11.000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Die Daten geben Auskunft zu Fragen über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden. Bereits im Juni 1990, also noch vor der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, wurde die Studie auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgeweitet. Zur adäquaten Erfassung des gesellschaftlichen Wandels in den Jahren 1994/95 wurde die »Zuwanderer-Stichprobe« eingeführt. Weitere zusätzliche Stichproben wurden in den Jahren 1998, 2000, 2002 und zuletzt 2006 in die laufende Erhebung integriert. Das Erhebungsprogramm wird ständig an neue Entwicklungen in der Gesellschaft angepasst.
Für diese Studie wurden Tabellen folgender Autoren zusammengetragen: Walter G. Hoffmann, Jörg Beutemüller, Lutz Köllner, Carola Bielefeld, Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft. Die u.a. Quellen, wie auch die Tabellenübersicht, geben Auskunft darüber, für welchen Bereich der jeweilige Autor zuständig war. (Eine ausführliche Beschreibung ist als WORD oder PDF-Datei erhältlich)
Die von Hoffmann gefundene numerische Korrelation zwischen Bruttosozialprodukt und Militärausgaben in Ländern mit unterschiedlicher Wirtschafts- und Sozialordnung sowie die Berechnung einer Regressionshnearen fand in einer Zeit statt, in der die Entwicklungshilfe und die gesamte sozio-ökonomische Problematik von Entwicklungsländern in den Vordergrund des ökonomiewissenschaftlichen Interesses auch in der Bundesrepublik rückte. Sicher nicht von ungefähr erschien wenig später aus der Feder von Kurt W. Rothschild der Aufsatz: "Military Expenditure, Exports and Growth", nicht ohne Wiederbelebung einiger Grundzüge der klassischen Imperialismusdebatte vom Stile des marxistischen Revisionismus aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg. Schließlich war es kein geringerer als Werner Sombart gewesen, der - neben einer Anzahl von fachhistorischen Arbeiten zur Entwicklung und zum Stand von Kriegs- und Militärausgaben in einzelnen deutschen Ländern (vor allem in Preußen, Sachsen, Württemberg und Bayern), die in der Regel auf einzelne kriegerische Ereignisse konzentriert blieben - grundlegende Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Militär im Jahre 1913, ein Jahr vor Ausbruch der Katastrophe von 1914, veröffentlicht hatte. Auf Sombart, dem in den Siebziger Jahren unseres Jahrhunderts wie auf so manchen anderen inzwischen wiederentdeckten "Klassiker" hinzuweisen, wurde W. G. Hoffmann in seinen Lehrveranstaltungen nicht müde. Oft bezog er sich auch auf den eigenwilligen Robert Wilbrandt oder auf E. Lederer, während er in späteren Jahren verständlicherweise auf Simon Kuznets oder Alexander Gerschenkron verwies. Zu Recht, denn neben den herausgearbeiteten phänomenologischen Grundbefunden, ist die Schrift Sombarts eine Fundgrube für die empirische Forschung geblieben, mögen auch im einzelnen die heute verwandten feingradigen Begriffe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht immer auf die von Sombart roh mitgeteilten Daten passen.
Die Arbeit Beutenmüllers kommt zu vergleichsweise hohen Anteilen der Militärausgaben am Sozialprodukt, weil er Militärausgaben und einen Teil der Kriegsfolgekosten zusammenfaßt und beides auf die gegenüber dem Bruttosozialprodukt niedrigere Bezugsgröße Nettosozialprodukt (zu Faktorkosten) bezieht. (Vgl. Tabelle.) Wittmann hingegen gibt zwei (inzwischen weitergeführte) Graphiken an, in denen er den Anteil der Militärausgaben an den gesamten Staatsausgaben darstellt und dementsprechend zu niedrigeren Werten kommen muß als diejenigen Angaben, die sich ausschließlich auf die Ausgaben des Zentralbudgets beziehen. Nicht die Forschungsergebnisse, sondern die Forschungsinhalte sind demnach bei der Analyse der langfristigen Entwicklung von Militärausgaben häufig inhomogen.
Betrachten wir in aller Kürze die Entwicklung der deutschen Militärausgaben seit 1900 bis 1978 zu laufenden Preisen und jeweiliger Währung im Anschluß und unter Fortschreibung der Zahlen von Beutenmüller, so fallen neben den bekannten Tatsachen - wie der exzessiven Entwicklung während des Zweiten Weltkrieges, die 1944/45 zum volkswirtschaftlichen Substanzverzehr führte, indem mehr für Krieg und Militär ausgegeben wurde, als das gesamte Nettosozialprodukt zu Faktorkosten betrug - zwei Tatsachen besonders ins Auge: unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren die so gemessenen Militärausgaben anteilsmäßig so hoch wie 1978, als die Bewaffnung der Bundeswehr in der zweiten Generation beendet war und die dritte Generation an militärischem Großgerät der Armee zugeführt wurde und - zweitens - nach einem nach unten gerichteten sprunghaften Übergang von den höheren Besatzungs- und Besatzungsfolgekosten auf bundesdeutsche Militärausgaben in der NATO-Allianz (1955: noch 13,8%, 1956 nur noch 8,0%) ihren tendenziellen Rückgang nach unten antraten; diese Entwicklung wurde nur zwischenzeitlich 1964-1966 leicht unterbrochen, als die letzten Heeresdivisionen aufgestellt waren und die "Nachrüstung" mit der zweiten Waffengeneration begann, während gleichzeitig, wie wir aus anderen Quellen wissen, das Offizierskorps nunmehr voll auf Soll-Stärke gebracht wurde. Diese Entwicklung findet ein Pendant im erkennbar weniger schnell steigenden Anteil der Militärausgaben am Bundeshaushalt als die entsprechenden Steigerungsraten des Bundeshaushaltes selbst. Die kurzzeitig abflachende Sonderentwicklung bei den Anteilen der Militärausgaben am Bundeshaushalt 1968-1970 erklärt sich einmal aus der schon erwähnten Schlußaufstellung der Bundeswehr nach den damaligen Planungen, zum anderen durch die Ausgliederung aller Militärpensionen und entsprechender Versorgungsbezüge aus dem Einzelplan 14 in einen gesondert ausgewiesenen Einzelplan 33, der folgerichtig aber weiterhin zu den Militärausgaben gezählt werden muß. Schließlich zeigt die Belastung mit Militärausgaben je Kopf ([vgl.] Tabelle) zwischen 1900 und 1980 insofern eine beachtenswerte Entwicklung, als neben der absoluten Zunahme von 14,69 DM je Kopf (1900) auf 664,56 DM (1980) für die gesamte (Wohn-) Bevölkerung und von 32,69 DM (1900) auf 1.521,82 DM (1980) je Erwerbsperson - vergleichbare Qualität der statistischen Bezugsdaten unterstellt - sich über 80 Jahre hinweg ein annähernd ähnliches Verhältnis zwischen Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson von ca. 1:2,1 - 1:2,2 herausbildete, dieses Verhältnis in den Siebziger Jahren bis zur Gegenwart aber leicht in dem Sinne sich verschob, als die Militärausgaben je Erwerbsperson etwas schneller stiegen als je Kopf der (Wohn-) Bevölkerung, offensichtlich weil die Zahl der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung leicht sank. Weitere Einzelheiten für kurze Perioden können den beiden Tabellen entnommen werden.
Sachliche Untergliederung der Datentabellen in der ZA-Datenbank HISTAT:
A. Ausgaben für Verteidigung nach Walter G. Hoffmann A.1 Die Struktur des öffentlichen Verbrauchs nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959) A.2 Die Struktur der öffentlichen Ausgaben (öffentlicher Verbrauch plus öffentliche Investitionen) nach Ausgabenarten nach Hoffmann (1850-1959) A.3 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1925-1938) A.4 Der öffentliche Verbrauch in laufenden Preisen nach Hoffmann (1850-1959) A.5 Der öffentliche Verbrauch in Mill. Mark in Preisen von 1913 nach Hoffmann (1850-1959)
B. Militärausgaben nach Jörg Beutenmüller B.1 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den öffentlichen Ausgaben nach Beutenmüller (1872-1968) B.2 Die Militärausgaben und ihr Anteil an den Bundesausgaben nach Beutenmüller (1951-1968) B.3 Die Militärausgaben und ihr Anteil am Nettosozialprodukt nach Faktorkosten nach Beutenmüller (1872-1968)
C. Militärausgaben in Deutschland nach der Studie von Lutz Köllner C.1 Lange Reihen zu den Militärausgaben in Deutschland (1900 - 1980) C.1.1 Anteil der militärischen Ausgaben an den gesamten Staatsausgaben in ausgewählten Jahren in Prozent (1872-1962) C.1.2 Militärausgaben je Kopf und je Erwerbsperson in Deutschland (1900-1980) C.1.3 Die Militärausgaben am Nettosozialprodukt zu Faktorpreisen in Mio. Mark (1900-1978) C.1.4 Bildungsausgaben des Militärs (1900-1977) C.1.5 Militärausgaben je Kopf aller Soldaten und je Kopf der Offiziere in Mrd. Mark/ RM/ DM (1900-1976) C.1.6 Verteidigungsdichte und Verteidigungsintensität (1900-1976) C.1.7 Militärausgaben in Deutschland in Mrd. Mark/ RM/ DM zu laufenden Preisen (1900-1976) C.1.8 Militärausgaben in Deutschland in Prozent zu laufenden Preisen (1900-1976)
C.2 Sonstige Tabellen für die Zeit vor 1945 (von Lutz Köllner) C.2.1 Reichshaushalt und Reichsschuld in Mrd. RM (1933-1945) C.2.2 Deutschlands Rüstungsausgaben in Mill. RM (1932-1939) C.2.3 Reichsausgaben und Rüstungsausgaben in Mrd. RM (1932-1939) C.2.4 Zunahme der Staatsverschuldung in ausgewählten Ländern (1914-1950) C.2.5 Die Staatsausgaben in Preußen (1640-1862) C.2.6 Rüstungsausgaben und Volkseinkommen in Mio. RM nach Blaich (1932-1938)
C.3 Militär und Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland, der NATO-Länder und der Welt (von Lutz Köllner) C.3.1 Verteidigungsausgaben der NATO-Länder (1949-1980) C.3.2 Soziale Kriegsfolgelasten in der Bundesrepublik Deutschland in Mill. DM (1949-1956) C.3.3 Staatsausgaben je Kopf der Bevölkerung in DM (1952-1976) C.3.4 Gesamtausgaben und Verteidigungsausgaben des Bundes in Mrd. DM (1956-1981) C.3.5 Verteilung von Militärausgaben in der Welt in Prozent (1955-1980) C.3.6 Die langfristige Entwicklung des Verteidigungshaushaltes in Mill. DM in der Bundesrepublik Deutschland (1956-1984)
D. Rüstungsausgaben in der BRD nach Carola Bielfeldt D.1 Verteidigungsausgaben in unterschiedlichen Quellen in Mill. DM (1950-1972) D.2 Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien in Mill. DM (1950-1971) D.3 Entwicklung der Verteidigungsausgabenstruktur (1950-1971) D.4 Gesamtwirtschaftliche Bezugsdaten (1950-1972) D.5 Anteil der Verteidigungsausgaben (1950-1971)
E. Verteidigungsausgaben in der BRD nach Klaus Tiepelmann und Detlef Zukunft E.1 Die Entwicklung der Verteidigungsausgaben in der Bundesrepublik nach Tiepelmann und Zukunft (1955-1992)
Die folgende Datensammlung ist im Rahmen des HIWED - Projektes erstellt worden (HIWED = Historische Indikatoren der westeuropäischen Demokratien, finanziert von der Stiftung Volkswagenwerk). Das HIWED - Projekt wurde im Herbst 1973 am Lehrstuhl III für Soziologie der Universität Mannheim unter der Leitung von Wolfgang Zapf und Peter Flora begonnen und wurde ab 1977 am Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln unter der Leitung von Peter Flora fortgeführt. Das Projekt hatte im Wesentlichen zwei Ziele: Das erste Ziel besteht in der Erstellung eines historischen Datenhandbuches mit quantitativen und qualitativen Daten zur "Modernisierung" der westeuropäischen Demokratien im Zeitraum von 1815 bis 1975 (Flora, P. u.a., 1983: State, Economy, and Society in Western Europe 1815-1975. A Data Handbook in Two Volumes. Volume I: The Growth of Mass Democracies and Welfare States. Volume II: The Growth of Industrial Societies and Capitalist Economies. Frankfurt/Main: Campus). Das zweite Ziel bestand in einer vergleichenden historischen Analyse der Entwicklung Wohlfahrtsstaaten und umfasste mehrere Einzelstudien, die sich u.a. mit der Entwicklung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben, der Sozialversicherungssysteme, der Einkommensverteilung und den staatlichen Bürokratien befassen. Die vergleichende Datensammlung zu dem Thema "Staatsausgaben in Westeuropa" in dem ersten Band des Datenhandbuchs ist - in komprimierter Form - ein Teil der Dissertation von Jürgen Kohl (Kohl, J., 1985: Staatsausgaben in Westeuropa: Analysen zur langfristigen Entwicklung der öffentlichen Finanzen. Frankfurt/Main: Campus). Vor dem Hintergrund der "Finanzkrise des Staates" und der Diskussion zu den "Grenzen des Sozialstaats" bzw. des Steuerstaates am Ende der 70er Jahre vermittelt die Studie von Jürgen Kohl eine empirisch fundierte Vorstellung von der historischen Entwicklung der Staatsausgaben und von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Vergleich der westeuropäischen Länder. Seit Adolph Wagners "Gesetz der zunehmenden Staatstätigkeit" (1893) gelten die öffentlichen Finanzen als ein besonders geeigneter Ansatzpunkt zur Analyse des Wandels der Staatstätigkeit. Im Wachstum und Strukturwandel der Staatsausgaben spiegelt sich der Funktionswandel der Staatstätigkeit. Die Studie gibt im ersten Teil eine systematische Literaturübersicht und diskutiert unterschiedliche Erklärungsansätze zur Analyse der langfristigen Entwicklung der öffentlichen Finanzen. Vergleichende empirische Analysen dokumentieren in dem zweiten Teil die nationalen Entwicklungsmuster und untersuchen das Wachstum und die Strukturveränderungen der Staatsausgaben im Kontext der sozio - ökonomischen und politischen Entwicklung anhand ausgewählter Indikatoren. Diese Indikatoren beziehen sich auf den Umfang der Gesamtausgaben des öffentlichen Sektors ("general government") bzw. der Zentralregierung ("central government") sowie auf die funktionale Struktur der Ausgaben. Um das Wachstum der Staatsausgaben in Relation zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu setzen, werden zwei Varianten von Staatsquoten herangezogen: Das Verhältnis der Gesamtausgaben zum Nettosozialprodukt zu Faktorkosten (NSP = Volkseinkommen) und das Verhältnis der Gesamtausgaben zum Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen (BSP). Charakteristische Merkmale der nationalen Entwicklungsverläufe werden herausgearbeitet. Historische Zusatzinformationen und Hinweise zu den nationalen Besonderheiten der statistischen Erfassung werden für ein sachadäquates Verständnis der Daten in der Darstellung berücksichtigt. Ein weiter Aspekt betrifft die Zentralisierungstendenzen in der Verteilung der Ausgaben auf die staatlichen Ebenen ("central", "regional", "local"; in Deutschland: Zentralregierung, Bundesstaaten bzw. Länder sowie die Gemeinden und Gemeindeverbände). Im abschließenden Kapitel werden speziell die Entwicklungstendenzen der Staatsausgaben nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Hier stehen der Zusammenhang der Ausgabenentwicklung mit der wirtschaftlichen Entwicklung, die Rolle der Sozialausgaben, die Bedeutung unterschiedlicher Regierungskonstellationen für die Ausgabenentwicklung im Vordergrund.
Das Kapitel 'Public Expenditure' des Datenhandbuchs "… presents data on total public expenditure and its functional breakdown in principle for each country, in a sequence of five tables. The first table contains the longer series of general and central government expenditure, in absolute figures and as a percentage of gross and net domestic product. The next two tables give an initial breakdown by major function, as percentages of gross domestic product and total public expenditure. The last two tables offer a more detailed breakdown of central and general government expenditure. In principle, a very broad concept of public expenditure has been used. It includes not only all levels of government (central, local, and where relevant, regional) but also social insurance, and is here called ´general government expenditure´. Public enterprises are not included or only with their net results (profits/deficits transferred to/covered by public expenditure) which are of minor importance. An attempt has been made to present only consolidated figures, i. e. to avoid a double counting of transfers among different levels of government or between them and social insurance institutions. This was possible in cases for which the financial data have been harmonized with the national accounts statistics. In earlier periods, for which a ´consolidation´ of public expenditure was not possible, these transfers were usually small. In practice, not all data are really based on this embracive concept of public expenditure. For some countries/ periods an inclusion of social insurance proved to be too difficult and in a few cases only data on central government expenditure have been available. The aggregate data on public expenditure, both for general and central government, are given in the first table (Public Expenditures) as absolute figures and as percentages of gross and net domestic product. In addition, this table also contains ´centralisation ratios´, i.e. the shares of central, ´regional´, and local government, and/or social insurance in total expenditure. The first two of the four tables (General and Central Government Expenditures by Major Function) offer a relatively crude breakdown of total expenditure. The single items are given as percentages of total expenditure and as per¬centages of gross domestic product. They are based on the more detailed breakdowns in the last two tables (General and Central Government Expenditures), i.e. certain adjacent functions have been aggregated as follows: - ´administration and justice´: general interior and financial administration, foreign affairs, judiciary and police; - ´economic and environmental services´: agriculture, industry and commerce, transport and communication; - ´social services´: social insurance and assistance, other social transfers, health, housing, education and science; - ´residual expenditure´: generally including interests on public debt; other items included are annotated" (Flora, P. u.a. (1983): State, Economy, and Society in Western Europe 1815-1975. A Data Handbook in Two Volumes. Volume I. The Growth of Mass Democracies and Welfare States. Frankfurt/Main: Campus, S. 345f). Die Datensammlung wurde ergänzt durch ausgewählte Zeitreihen aus zwei weiteren Publikationen (s.u.)
Datentabellen in HISTAT: Für 13 westeuropäische Länder liegen - jeweils in max. fünf Einzeltabellen untergliedert - folgende Variablengruppen vor (A – Tabellen): (a) Gesamte öffentliche Ausgaben sowie Ausgaben der Zentralregierung (in der jeweiligen Landeswährung), Staatsquoten (in % des Bruttosozialprodukts, in % des Nettosozialprodukts - Volkseinkommen), Zentralisierung (in %; Aufteilung der öffentlichen Ausgaben auf "central expenditures", "regional expenditures" und "local expenditures"). (b) Gesamte öffentliche Ausgaben nach Hauptfunktionen (in % des BSP; in % der Gesamtausgaben). (c) Ausgaben der Zentralregierung Hauptfunktionen (in % des BSP; in % der Gesamtausgaben). (d) Gesamte öffentliche Ausgaben nach Funktionen (in % der Gesamtausgaben). (e) Ausgaben der Zentralregierung nach Funktionen (in % der Gesamtausgaben).
Ergänzende Tabellen (B- und C-Tabellen): Daten aus Kohl, Jürgen (1985): Staatsausgaben in Westeuropa. Analysen zur langfristigen Entwicklung der öffentlichen Finanzen. Frankfurt/Main: Campus, S. 315 – 328. B.01 Gesamte öffentliche Ausgaben (1950-1980) B.02 Laufende öffentliche Einnahmen (1950-1980) B.03 Soziale Transferausgaben (1950-1980) B.04. Anteil der Gesamausgaben an den laufenden Einnahmen (Budgetsaldo I) (1950-1980) B.05 Anteil der laufende Ausgaben an den laufenden Einnahmen (Budgetsaldo II) (1950-1980) B.06 Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (1962-1980) B.07 Funktionale Struktur der Sozialausgaben (1962-1980)
C. Ausgewählte Daten aus Kohl, Jürgen (1992): Die öffentlichen Ausgaben, ihre Finanzierung und die Entwicklung des Staatssektors, in: Gabriel, O. W./Brettschneider, F. (Hrsg.), 1992: Die EU-Staaten im Vergleich. Strukturen, Prozesse, Politikinhalte. 2., überarb. A., Opladen: Westdeutscher Verlag, S. 359-383. C.01 Staatseinnahmen, Staatsausgaben und Saldo in europäischen Ländern, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen (1960-1990) C.02 Staatseinnahmen, Staatsausgaben und Saldo in europäischen Ländern, je Einwohner in DM, errechnet über Kaufkraftparitäten (1970-1990)
Der Zweite Weltkrieg hatte nicht nur gewaltige Verluste an Menschenleben zur Folge, sondern führte auch zu umfangreichen Veränderungen in der Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur. In dieser Datenkompilation wird ausschnitthaft die Auswirkung der Bevölkerungsverschiebungen im Zuge der Vertreibungen auf die Bevölkerungsstruktur in der Bundesrepublik Deutschland und teilweise auch in der Deutschen Demokratischen Republik in ausgewählten Tabellen dargestellt. Noch unter der Leitung des ersten Bundesministers für die Angelegenheiten der Vertriebenen, Hans Lukaschek, wurde im Bundesvertriebenengesetz vom Mai 1953 eine bundeseinheitliche Definition des 'Vertriebenen' gegeben (siehe den Gesetzestext, der dem PDF-Dokument beigefügt ist). Die Datenkompilation beruht auf publizierten Daten des Statistischen Bundesamtes sowie auf Daten aus ausgewählten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die vorliegende Studie ist nach Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes und nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen in die Teilbereiche A und B untergliedert; die beiden Teilbereiche sind entsprechend der Herkunft der Daten nochmals untergliedert.
Der Teilbereich A1 umfasst ausgewählte Daten der Volkszählungsergebnisse und Fortschreibungen aus den Quellen des Statistischen Bundesamtes. Der Teilbereich A2 umfasst ausgewählte Daten des Mikrozensus aus den Quellen des Statistischen Bundesamtes. Der Teilbereich B1 umfasst ausgewählte Daten aus der Veröffentlichung von Heinz Günter Steinberg. Der Teilbereich B2 umfasst ausgewählte Daten aus der Veröffentlichung von Gerhard Reichling. Der Teilbereich B3 umfasst ausgewählte Daten aus der Veröffentlichung von Friedrich Edding und von Eugen Lemberg.
Themen:
Tabellen in der Online-Datenbank HISTAT:
A: Statistisches Bundesamt A1: Volkszählungsergebnisse und Fortschreibungen A1.01 Wohnbevölkerung und Vertriebene in Tausend nach Bundesländern, Jahresendwerte (1945-1966) A1.02 Vertriebene in Tausend nach Bundesländern, Halbjahresendwerte (1946-1956) A1.03 Zuzüge von Vertriebenen nach Geschlecht und Bundesland (1952-1960) A1.04a Vertriebene insgesamt im Bundesgebiet nach Altersjahren in Tausend (1950-1953) A1.04b Männliche Vertriebene im Bundesgebiet nach Altersjahren in Tausend (1950-1953) A1.04c Weibliche Vertriebene im Bundesgebiet nach Altersjahren in Tausend (1950-1953) A1.05 Vertriebene nach Altersgruppen im Bundesgebiet in Tausend (1950-1966) A1.06 Umsiedlung der Vertriebenen von Abgabe- in Aufnahmeland (1949-1962) A1.07 Eheschließungen der Vertriebenen und der übrigen Bevölkerung in der Bundesrepublik (1950-1960) A1.08 Eheschließungen der Vertriebenen und der übrigen Bevölkerung in absoluten Zahlen in den Ländern der Bundesrepublik (1950-1960)
A2: Ergebnisse des Mikrozensus A2.01 Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Bundesland in Tausend (1958-1973) A2.02a Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in der Bundesrepublik Deutschland in Tausend (1958-1973) A2.02b Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Schleswig-Holstein in Tausend (1958-1973) A2.02c Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Hamburg in Tausend (1958-1973) A2.02d Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Niedersachsen in Tausend (1958-1973) A2.02e Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Bremen in Tausend (1958-1973) A2.02f Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Nordrhein-Westfalen in Tausend (1958-1973) A2.02g Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Hessen in Tausend (1958-1973) A2.02h Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Rheinland-Pfalz in Tausend (1958-1973) A2.02i Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Baden-Württemberg in Tausend (1958-1973) A2.02j Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in Bayern in Tausend (1958-1973) A2.02k Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe in West-Berlin in Tausend (1958-1973) A2.02l Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppe im Saarland in Tausend (1958-1973) A2.03 Vertriebene unter der Wohnbevölkerung nach Bundesland und Familienstand in Tausend (1958-1973)
B: Wissenschaftliche Veröffentlichungen B1: Steinberg: Die Bevölkerungsentwicklung in D im Zweiten Weltkrieg B1.01 Die Veränderung der Bevölkerung in den Ländern von 1939 bis 1946 nach dem Wohnsitz am 01.September 1939 (1939-1946) B1.02 Die regionale Entwicklung der versorgten Zivilbevölkerung in Deutschland (1939-1945) B1.03 Die Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland nach Vertreibungsgebieten und dem Zeitpunkt der Vertreibung (1944-1955) B1.04 Die Ankunft der Vertriebenen in der Bundesrepublik Deutschland nach Vertreibungsgebieten (1944-1955) B1.05 Ausgewählte Daten zur sozio-ökonomischen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland (1946-1987) B1.06 Die regionale Entwicklung der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik nach Ländern (1939-1990)
B2: Reichling: Die deutschen Vertriebenen in Zahlen, Teil 2 B2.01a Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland im Bundesgebiet in Tausend (1946-1970) B2.01b Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Schleswig-Holstein in Tausend (1946-1970) B2.01c Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Hamburg in Tausend (1946-1970) B2.01d Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Niedersachsen in Tausend (1946-1970) B2.01e Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Bremen in Tausend (1946-1970) B2.01f Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Nordrhein-Westfalen in Tausend (1946-1970) B2.01g Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Hessen in Tausend (1946-1970) B2.01h Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Rheinland-Pfalz in Tausend (1946-1970) B2.01i Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Baden-Württemberg in Tausend (1946-1970) B2.01j Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Bayern in Tausend (1946-1970) B2.01k Die Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und aus dem Ausland in Berlin-West in Tausend (1946-1970) B2.02 Die Bevölkerungsgliederung der Vertriebenen in der Bundesrepublik nach Familienstand nach den Ergebnissen der Volkszählungen 1950, 1961 und 1970 (1950-1970) B2.03 Die Vertriebenen in der Bundesrepublik nach Gemeindegrößenklassen ihrer Wohnorte entsprechend den Ergebnissen der Volkszählungen 1950, 1961 und 1970 (1950-1970) B2.04 Die Haushaltungen der Vertriebenen nach der Anzahl der Haushaltsmitglieder nach den Ergebnissen der Volkszählungen 1950, 1961 und 1970 (1950-1970) B2.05 Die Veränderungen der Religionsgliederung in der Bundesrepublik nach den Ergebnissen der Volkszählungen 1950, 1961 und 1970 (1950-1970)
B3: Edding: Die Vertriebenen in Westdeutschland B3.01 Die Vertriebenen in den Ländern des Bundesgebietes und in Berlin (West) nach Herkunftsgebieten am 29.10.1946 und am 13.09.1950 (1946-1950) B3.02 Die Umsiedlungsverpflichtungen der Bundesländer nach Aufnahme- und Abgabeland in 1000 (1949-1956)
Der an der Universität Bonn lehrende Nationalökonom Arthur Spiethoff zählte zu den bedeutendsten Forschern auf dem Gebiet der Konjunkturtheorie. Umfassend dargestellt hat er seine Theorie im Artikel "Krisen", der 1923 im Handwörterbuch der Staatswissenschaften erschien (Spiethoff, A.: Artikel "Krisen", in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 4.A., Bd. 6, Jena 1925, S. 8-91). Einer der ältesten wirtschaftstheoretischen Problemkreise befasst sich mit der Krise, jener " … Spanne Zeit, in der sich unter plötzlichen, heftigen Erscheinungen die Umwandlung eines krankhaften wirtschaftlichen Zustandes entscheidet" (Spiethoff, a.a..O., S. 8). Das Wirtschaftsleben der Krise erlahmt, Kredite werden Not leidend oder gekündigt, Bankrotte häufen sich. Es folgt eine allgemeine Stockung der Geschäfte, das Preisniveau fällt, Produktionsfaktoren werden freigesetzt, Arbeitskräfte finden keine neue Beschäftigung, die allgemeine Stimmung ist getrübt. Konkrete Erfahrungen dieser Art nahmen mit dem Übergang der nationalen Wirtschaften in West- und Mitteleuropa von der vor- zur frühkapitalistischen Produktionsweise zu und so liegt es auf der Hand, dass in Zeiten einer ohnehin knappen Versorgungsdecke, wie in den Anfängen der Industrialisierung noch typisch, schon kleine allgemeine wirtschaftliche Störungen eine schwere Beeinträchtigung der Wohlfahrt breiter Bevölkerungskreise und im Gefolge, der öffentlichen Ordnung bedeuten konnten. Aber der Gedanke, dass es sich dabei um ein besonderes Phänomen industrialisierter Produktionsprozesse handeln könnte, war erst auf dieser Basis gewachsener Erfahrungen formulierbar und tauchte deshalb als eigenständige wirtschaftstheoretische Fragestellung auch erst nach der Herausbildung der wesentlichsten klassisch-liberalen ökonomischen Grundsätze durch Adam Smith auf. In den der Veröffentlichung seines "Wealth of Nations" folgenden Jahrzehnten entstanden die verschiedensten Krisenhypothesen, herausgefordert durch das immer wiederkehrende Paradoxon allgemeinen wirtschaftlichen Aktivitätsverlustes trotz wachsenden Bedarfs. Als Höhepunkt und gleichzeitige Überwindung des auf die Krise fokussierten Theorieabschnitts kann Arthur Spiethoffs Artikel "Krisen" gelten. Dabei handelt es sich um das Konzentrat aus einem umfangreichen Werk (verwirklicht erst 30 Jahre später: Spiethoff, A., 1955: Die wirtschaftlichen Wechsellagen. Aufschwung, Krise, Stockung. Band I. Erklärende Beschreibung. Tübingen/Zürich: J.C.B. Mohr). Der Artikel beginnt mit einer Beschreibung historischer Krisen, diskutiert verschiedene Krisenerklärungen und leitet schließlich in eine Theorie der "wirtschaftlichen Wechsellagen" über, die die Krise aus der bislang vorherrschenden isolierenden Betrachtung löst, sie als Teil eines zusammenhängenden Wirtschaftsprozesses darstellt und damit der Krisenforschung eine Wende zur ganzheitlichen Analyse des zyklisch gedachten Konjunkturverlaufes gibt: "Das 'Normale' ist weder Aufschwung, noch Stockung, noch, was gar nicht in Frage kommt, Krise. Das Normale der freien, geldwirtschaftlichen Marktverfassung ist der Kreislauf der Wechsellagen" (Spiethoff, a.a.O., S. 82). In diesem häufig zitierten Artikel fanden so ziemlich alle Richtungen, die die Konjunkturtheorie Anfang dieses Jahrhunderts ausbildete, und die in der Konjunktur- und Krisendebatte zur Zeit der Deflationskrise von Bedeutung waren, Material und Hinweise zur vertiefenden Fragestellung, an kaum einer anderen Stelle wird eine solche Fülle von Beobachtungen und konjunkturrelevanten Fakten präsentiert und auf ihre Bedeutung für die Krisenerscheinung hin untersucht. In seiner Konjunkturtheorie vereinigten sich die Gedanken Juglars über die Periodizität der Konjunkturschwankungen mit der Verarbeitung bedeutender Mengen empirischen Datenmaterials. In seinem Artikel "Krisen" beschrieb er die Bewegungen der deutschen Wirtschaft im Zeitraum von 1822 bis 1913 und lieferte dabei nicht nur eine Längsschnitt-, sondern auch eine Querschnittsanalyse. Spiethoff war der Ansicht, dass allenfalls die Preise der Grundstoffe und Investitionsgüter (Güter des mittelbaren Verbrauchs) eine leidlich gute Übereinstimmung mit dem Wechsellagenrhythmus vor dem 1. Weltkrieg aufweisen, hingegen nicht die Preise der Konsumgüter. "aus der Gesamtpreisbewegung (Allgemeines Preisniveau) Deutschlands die Wechsellagen abzulesen, dürfte schwerlich möglich sein". Neben einigen Kapitalmarktindikatoren war der Konjunkturindikator Spiethoffs der Eisenverbrauch (Summe von Eisenerzeugung und Einfuhren abzüglich der Ausfuhren). Mit Hilfe des Eisenverbrauchs suchte Spiethoff die für den Konjunkturverlauf seiner Meinung nach beherrschende Größe, die Schwankungen der Investitionsaktivität, zu erfassen, die man seinerseits nicht messen konnte. (Spiethoff, a.a.O., 83) Grundgedanke von Spiethoffs Theorie der Konjunkturbewegungen (in seinem Sprachgebrauch: "Wechsellagen") ist, dass die Bewegungen der Wirtschaft durch zyklische Veränderungen im Verhältnis von Kapitalbedarf und Kapitalversorgung bestimmt werden. Dabei sind sogenannte "Ertragsgüter" – Produktionsmittel und Investitionsgüter – entscheidend für die Konjunkturbewegung (Schlüsselrolle der Investitionstätigkeit für die Erklärung des Konjunkturgeschehens). Der wichtigste Bestandteil der Spiethoffschen "Ertragsgüter" ist Eisen, weshalb sein Verbrauch zu den wichtigsten Merkmalen innerhalb des von Spiethoff konzipierten "Musterkreislaufes der wirtschaftlichen Wechsellagen" gehört. Der Aufschwung entsteht durch Verstärkung der Kapitalanlage, die Stockung wird herbeigeführt durch die Übererzeugung, die notgedrungen ausbrechen muss, wenn die Produktion der Anlagegüter das Maß der zu ihrem Ankauf verfügbaren Kapitalien überschreitet. Die Krise steht außerhalb dieses Kreislaufes, denn der Aufschwung kann auch unmittelbar in die Stockung übergehen. Mit den in den zwanziger Jahren öfters propagierten Gedanken einer "konjunkturlosen Wirtschaft" konnte Spiethoff sich nicht anfreunden. Mit der Ansicht, dass die weitgehende Ausschaltung von Konjunkturschwankungen nicht wünschenswert sei, standen er und Schumpeter weitgehend allein. Eine Sonderstellung in Spiethoffs System besaß hingegen die Wirtschaftskrise: sie war für ihn weder ein unentrinnbares Schicksal noch eigneten ihr die Vorzüge einer "normalen" Depression. Die Krise bedeutete den Ausnahmezustand. Sein Resümee: Gibt es keine Konjunkturschwankungen mehr, so ist es auch mit wirtschaftlicher Machtentfaltung und stürmischer Reichtumsvermehrung vorbei. Sollten sie einmal verschwinden, dann wäre eine neue Stufe der geschichtlichen Entwicklung erreicht (Spiethoff, Artikel "Krisen", S. 85f).
Komprimiert zeigt Spiethoffs Krisentheorie folgende Struktur: Ursächlich für die Dynamik des Wirtschaftsprozesses sind (1) das unbändige Erwerbsstreben, d.h. die seelische Grunddisposition des dynamischen, kapitalistischen Unternehmers zu wirtschaftlicher Expansion, sowie eine sich sprunghaft und unkalkulierbar entwickelnde technisch-organisatorische Produktivkraft, die gemeinsam in jedem Aufschwung dahin tendieren, die Erzeugung der mittelbaren Verbrauchsgüter über die durch die Nachfrage gesetzten Grenzen auszudehnen (Überzeugung). Jedoch muss als Voraussetzung für eine derartige, disproportionale Fehlentwicklung (2) eine freie, geldwirtschaftliche Marktverfassung gegeben sein, weil nur in einer solchen – im Unterschied zur naturalwirtschaftlichen Tauschorganisation – das Preissystem als Kommunikator der realen Marktverhältnisse auf den Märkten versagen kann. Die effektive Auslösung zur Trendwende am jeweiligen Ende einer wirtschaftlichen Entwicklungsrichtung wird dann (3) im Hochschwung durch die Aufzehrung des Sparkapitals, also vom Mangel an Kaufkraft (Erwerbskapital) erzwungen, während sie (4) in der Stockung eines willkürlichen Anstoßes (der unternehmerischen Initiative) bedarf. Als Struktureigenheit der kapitalistischen Produktionsweise tritt (5) eine ungleichmäßige Einkommensverteilung hinzu, die im Aufschwung die Anlage von Sparkapital in Erwerbsgütern über das einer gleichmäßigen Wirtschaftsentwicklung förderliche Maß hinaus begünstigt, im Aufschwung dagegen Kaufkraft in liquide Anlagen (Geldtitel) lenkt, also vom Gütermarkt zurückhält und auf diese Weise pro-zyklisch wirkt. Seine Erklärung der wirtschaftlichen Wechsellagen gilt als ein Prototyp der warenwirtschaftlichen Konjunkturtheorien, die sich durch Betonung disproportionaler Entwicklungen bestimmter quantitativer wirtschaftlicher Größen zueinander auszeichnen und damit den Konjunkturverlauf als Phasenfolge konkreter Stadien solcher Disproportionalitäten beschreiben. In der Herleitung der Ursachen erweist sich aber Spiethoffs Theorie trotz ihres mono¬kausalen Argumentationsaufbaus auf der Überproduktionsthese weder einseitig nur an quantitative Wechselbeziehungen gebunden noch ideologisch fixiert. Im Gegenteil, infolge ihrer weiten Per¬spektive, die psychologische, sozio - ökonomische und monetäre Kriterien mit erfasst, liefert sie auch anderen Erklärungsansätzen hilfreiche Stichworte als Referenz, so dass der hier besprochene, gleichermaßen faktenreiche wie theoretisch eindrucksvolle Beitrag nicht nur unter deutschsprachigen Konjunkturforschern als ein Höhepunkt in der Geschichte des Faches gilt. Dogmenhistorisch gesehen ist Spiethoffs Bedeutung damit aber noch nicht erschöpft, denn häufig erkennt man in der komplexen Struktur des konjunkturtheoretischen Ideengefüges der 20er und 30er Jahre isolierend fortgeführte Linien seines Denkens, woran sich die zentrale Position seines Konjunkturkonzepts im Schnittpunkt der methodischen, wirtschaftsphilosophischen und ideologischen Strömungen seiner Zeit erweist. Dieser vielfältigen Verbundenheit mit unterschiedlichen Sichtweisen und z. T. auch divergierenden methodischen Ansatzpunkten, bei Wahrung eines eigenständigen Standpunktes, ist wohl ebenso wie der profunden Aufbereitung wirtschaftshistorischen Materials die breite Aufnahme und Diskussion seiner Thesen zu danken.
Verzeichnis der Datentabellen (Recherche- und Downloadsystem HISTAT): A. Kapital- und Geldmarkt A.0 Leitmerkmale der deutschen wirtschaftlichen Wechsellagen (1837-1937) A.1 Gründing Deutscher Aktiengesellschaften (1871-1937) A.2 Wertpapierausgabe in Deutschland - Kurswert in Millionen Mark (1883-1938) A.3 Ausweise von 24 Deutschen Notenbanken in Mark deutscher Währung (1847-1875) A.4 Hoch- und Tiefstände der deutschen Notenbank-Ausweise in Millionen Mark (1847-1875) A.5 Hoch- und Tiefstände der deutschen Notenbank-Ausweise in Millionen Mark (1847-1937) A.6 Hoch- und Tiefstände der Ausweise der Bank von England in Millionen Pfund Sterling (1800-1937) A.7 Hoch- und Tiefständer der Ausweise der Bank von Frankreich in Millionen Francs (1800-1937) A.8 Bilanzausweise deutscher Kreditbanken am Jahresschuss in Millionen Mark (1883-1936) A.9 Hoch- und Tiefstand des Kurses der Staatsanleihen in England, Frankreich und Deutschland (1800-1937) A.10 Jährlicher Hoch- und Tiefstand der Bank und Börsen-Wechselzinssätze in England, Frankreich und Deutschland (1800-1936)
B. Güterverbrauch B.1 Verbrauch von Rohstoffen der Ertragsgüter in Deutschland (1837-1937) B.2 Ein- und Ausfuhr von Rohstoffen der Ertragsgüter und das Verhältnis von deren Verbrauch und Erzeugung in Deutschland (1837-1937) B.3 Verbrauch von Nahrungsmittel erster Bedürfnisklasse in Deutschland (1837-1937) B.4 Verbrauch von Nahrungsmitteln zweiter Bedürfnisklasse und Aufwandsnahrungsmitteln in Deutschland (1837-1937) B.5 Verbrauch von Reiz- und Genussmitteln in Deutschland (1837-1937) B.6 Verbrauch von Faserstoffwaren in Deutschland (1837-1935) B.7 Ein- und Ausfuhr von Faserstoffen/Faserstoffwaren u. das Verhältnis von deren Verbrauch u. Erzeugung (1837-1935)
C. Gütererzeugung C.1 Erzeugung von technischen Erzeugungsmitteln in Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten von Amerika (1837-1937) C.2 Erzeugung von Nahrungsmitteln erster und zweiter Bedürfnisklasse in Deutschland, England, Vereinigte Staaten von Amerika (1837-1937) C.3 Erzeugung von Nahrungsmitteln erster und zweiter Bedürfnisklasse in Frankreich in Millionen Tonnen (1815-1937) C.4 Erzeugung von Genussmitteln in Deutschland (1861-1937) C.5 Erzeugung von Schafwolle, Spinn- und Webwaren aus Wolle, Baumwolle und Seide in Deutschland (1837-1935)
D. Deutsche Preise 1847 bis 1939 D.1 Preise der Rohstoffe der Ertragsgüter in Deutschland (1847-1913) D.2 Preise der Rohstoffe, die in Gebrauchsgüter verschiedener Art oder zum Teil in Ertragsgüter übergehen (1847-1913) D.3 Preise der Nahrungsmittel erster Bedürfnisklasse (1847-1913) D.4 Preise der Güter des elementaren Gebrauchs (1847-1913) D.5 Preise der Nahrungsmittel zweiter Bedürfnisklasse (1847-1913) D.6 Preise der Güter des feineren Gebrauchs in Deutschland (1847-1913) D.7 Preise der Aufwand-Esswaren (1847-1913) D.8 Preise der Reiz- und Genussmittel in Deutschland (1847-1913) D.9 Preise der Güter des Aufwandgebrauches (1847-1913) D.10 Preise der landwirtschaftlichen Futter- und Düngemittel (1847-1913) D.11 Zusammenhang der deutschen Preistafeln 1 bis 10 (1847-1913)
E. Deutscher Preisindex 1889 bis 1939 (Gehlhoff-Index) E.1 Basistabelle: Gehlhoff Index Deutsche Preise (1889-1939) E.2 Ergebnistabelle: Gehlhoff Index Deutsche Preise (1889-1939)
Zeitreihen sind online downloadbar über HISTAT (www.histat.gesis.org).