In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung: UWSF ; Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie ; Organ des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) und der Eco-Informa, Band 1, Heft 1, S. 1-1
"Die Würdigung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in der Nachkriegsgesellschaft war stets auch von politischen Rahmenbedingungen bestimmt. Die 'Verteidigungsposition', in der sich diejenigen befanden, die den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im öffentlichen Bewußtsein verankern wollten, wurde zunächst vor allem durch den Braunschweiger Prozeß gegen den SRP-Politiker Remer gestärkt. Auch die Auseinandersetzung mit den Lebensverhältnissen der DDR beeinflußte die Würdigung des Widerstands gegen Hitler entscheidend. Der Streit um das Bundesentschädigungsgesetz und die in ihm formulierten Ausschlußgründe möglicher Wiedergutmachung führten zu einer heftigen Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Kräften, die mit dem Ende der Weimarer Republik auch den Aufstieg des Nationalsozialismus ermöglicht hatten. In den sechziger Jahren begann eine kritischere Beurteilung der bisherigen Hervorhebung des Widerstands im Umkreis des 20. Juli 1944; sie schuf die Voraussetzungen für eine Ausweitung des Blicks auf die Widerstandshaltung anderer gesellschaftlicher Gruppen. Zunehmend rückte der Widerstand in seiner Breite und in seiner Alltäglichkeit in das Bewußtsein. Diese Entwicklung wurde entscheidend mitbeeinflußt durch innenpolitische Auseinandersetzungen innerhalb der westdeutschen Gesellschaft sowie durch die Entstehung von Gruppen, die ihr Selbstverständnis nicht zuletzt aus der Verfolgung Gleichgesinnter durch die Nationalsozialisten beziehen. Insgesamt betrachtet zeigt sich aber, daß der gegenwartsgeprägte Rückblick auf die Geschichte des Widerstands das Spektrum von Interessen und Bewertungsmöglichkeiten fruchtbar ausgeweitet hat und deshalb maßgebliche Voraussetzungen für eine politisch zunehmend weniger eingeengte Gesamtwürdigung schaffen konnte." (Autorenreferat)