Der Verfasser beschreibt in seinem historisch orientierten Beitrag die Zivilisierung des Fußballsports. Es wird eine Entwicklung nachgezeichnet, die vom "folk football" des englischen Mittelalters über die Disziplinierung des Fußballs an englischen Schulen bis zur Popularisierung des Fußballs zum Volkssport und seine weltweite Verbreitung durch zunehmende Kommerzialisierung und Sponsoring geführt hat. Aus einem proletarisch anmutenden Sport wurde mit der Ökonomisierung ein Sport mit völlig anderer Zielgruppenorientierung. (ICE)
Die Ausnutzung des Sports für ideologische Zwecke in der Zeit des Nationalsozialismus, dessen "Pakt mir der Moderne" - wird in vielen Deutungsansätzen vernachlässigt. Dies wird dokumentiert, und die Funktion bzw. der Mißbrauch des Sports theoretisch erörtert. Von einer einheitlichen Sichtweise der NSDAP kann aber nicht gesprochen werden. So wurden die Olympischen Spiele zunächst "aus völkischer Sicht" wegen ihrer internationalen Orientierung strikt verdammt, als "kulturlos" und "würdelos" insbesondere von der Turnerschaft abgelehnt. Später wurde das Deutsche Reich geradezu zu einem Musterschüler der Olympischen Bewegung. Die Organisation "Kraft durch Freude" und Leni Riefenstahl erhielten olympische Pokale, in Berlin wurde das "Internationale Olympische Institut" gegründet. Besonders zeichnete sich Carl Diem als Generalsekratär der Sommerspiele von 1936 aus, indem er äußerst systemkonform argumentierte: "Nur Schwächlinge fürchten sich vor der Begegnung mit anderen Rassen." (pra)
Der Artikel beschäftigt sich mit dem sportbezogenen ehrenamtlichen Engagement. Zunächst geht der Artikel auf die Vielfalt und die Nähe zur Lebenswelt ein, die das ehrenamtliche Engagement im Sport auszeichnet. Anschließend werden empirische Befunde aus der Statistik zum Ehrenamt im Sport vorgestellt. Außerdem werden die Entwicklungen auf diesem Gebiet in den Blick genommen sowie der Wandel bei den Sportbedürfnissen und bei der Professionalisierung betrachtet. Abschließend fragt der Artikel nach der Zukunft des Ehrenamts im Sport. (ICB2)
In ihrem Beitrag beschreiben die Autoren Entwicklungen des Sportsystems der BRD seit dem Zweiten Weltkrieg unter folgenden Stichworten bzw. Themenkomplexen: Die Entnazifizierung im Sport; Der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 mit dem Motto "Wir sind wieder wer"; Der deutsch-deutsche Sportverkehr; Vom unpolitischen zum politischen Sport; Die Funktionen des Sports; Die sportliche Aufrüstung der 70er Jahre durch die sozialliberale Regierung; Der Olympia-Boykott 1980; Das Fernsehen als Motor der Kommerzialisierung des Sports; Der Kampf der Massenmedien um den Sport; Die Basis des industriell-sportlichen Komplexes: der Wertewandel in der Gesellschaft. Der Beitrag enthält eine Chronik der wichtigsten sportpolitischen Beschlüsse, Organisationen und Aktivitäten. (BE)
Während man sich dem "Politikbegriff" i.d.R. über die Analysen des Institutionengefüges (polity), der Entscheidungsprozesse (politics) und der Inhalte (policy) annähert, ist die Aufarbeitung des "Sportbegriffs" schwieriger: Der Sport gilt zwar zu Recht als ein "Kulturgut unserer Zeit", doch ist eine Betrachtung, die den kulturellen Charakter des Sports bzw. seine historischen Entwicklungslinien in den Vordergrund stellt, allein nicht ausreichend. Auch das durch die Medien vermittelte Sportverständnis führt nicht weiter, da hier eine Verkürzung des Sportbegriffs auf den Leistungssport und hier wiederum auf wenige Sportarten und -disziplinen vorgenommen wird. "Sport" und "Politik" nähern sich meist erst dann, wenn es um Krisenphänomene des Sports geht (z. B. Fanausschreitung, Doping, Misserfolge bei Olympischen Spielen). Der vorliegende Beitrag versucht den komplexen Zusammenhangs von Sport und Politik daher zunächst historisch einzuordnen. Im Vordergrund steht danach der "gesellschaftspolitische Mehrwert" des Sports, denn der gemeinwohlorientierte Sport ist nicht nur Quelle sozialen Kapitals, sondern auch ein herausragendes Medium sozialer Integration und zudem ein ökonomischer Faktor. Eine Betrachtung der Akteure und aktueller Entwicklungen und Herausforderungen runden das Bild ab. (ICA2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 417-419
Vor dem Hintergrund eines auch zukünftig anhaltenden Migrationsdrucks (KÄLIN 1989), des Zusammenwachsens des "Europäischen Hauses" und einer Bevölkerungsstruktur in Deutschland, die demographischen Prognosen zufolge im Zusammenhang mit der niedrigen Geburtenziffer einen stetig wachsenden Ausländeranteil aufweisen und damit an ethnischer Vielfalt zunehmen wird (BIRG/KOCH 1987), gewinnt die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Rolle des Sports im Kontext kultureller Kontakte für eine zeitgemäße Sportwissenschaft auch langfristig einen zentralen Stellenwert. Die folgenden Überlegungen, die am Beispiel des gemeinsamen Sporttreibens von einheimischen und zugewanderten ausländischen Bevölkerungsgruppen entwickelt worden sind, rücken einen bislang unterbelichteten Aspekt dieses Problems ins Zentrum des Forschungsinteresses: die Fremdheit, die bei interkulturellen Sportbegegnungen entstehen kann. Dabei stellt der Text erstens den Zusammenhang zwischen Fremdheitsphänomenen und der internationalen Arbeitsmigration heraus. Zweitens fragt er nach den Eigenschaften, die dem Sport in diesem Kontext zugeschrieben werden, und ob die Praxis des interkulturell betriebenen Sports hält, was man sich von ihr verspricht. Drittens wird geprüft, welche Ansätze der Sportwissenschaft einen Zugang zu damit zusammenhängenden Problemen ermöglichen. Viertens soll der sportspezifische Charakter von Fremdheitserfahrungen beschrieben werden. Anschließend wird fünftens der Entwurf einer theoretischen Perspektive zur Erforschung der Fremdheit im sportlichen und nicht-sportlichen Alltag vorgestellt.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 583-587
"Seit seiner Gründung will der Deutsche Sportbund der 'Gesundheit aller Bürger dienen'. Dieser Grundsatz lief jedoch lange Zeit in der Aufgabenvielfalt eher unauffällig mit: Die Überzeugung, Sport sei rundum gesund, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Seit der Einführung des 'Zweiten Weges' kann die gemeinnützige Sportbewegung eine beispiellose Wachstumskarriere nachweisen. Während von ihr zunächst Einzelthemen wie Ausdauer behandelt wurden, sind es seit den 80er Jahren umfassende Gesundheitskampagnen, die herausgestellt werden. Die Verselbständigung der Aerobic- und Fitneßwelle in ihren erwerbswirtschaftlichen Formen wurde erst bekämpft, dann mit Gesundheits- und Fitneßstudios in Sportvereinen kopiert, doch letztlich werden ihre Angebote als Ergänzung akzeptiert. Im Deutschen Sportbund wird neuerdings sogar die Frage gestellt, ob die Fitneßbewegung nicht Teil der gemeinnützigen Sportbewegung werden könne. Es liegen allerdings noch weitere Wettbewerbsbeziehungen zu den Volkshochschulen vor, die sich ebenfalls dem Gesundheitsbedürfnis in der Bevölkerung stellen. Daß darüber hinaus neuerdings Krankenkassen selbst dazu übergegangen sind, Gesundheitskurse anzubieten, hat auf dem Gesundheits-Markt zu Friktionen geführt und u.a. auch sportpolitische Aktivitäten ausgelöst. So veranstalteten Sportvereinigungen in den letzten Jahren Gesundheits-Kongresse, veröffentlichen Grundsatzerklärungen zum 'Gesundheitssport', vergeben Gütesiegel, kooperieren mit Kranken-/ Gesundheitskassen und fallen neuerdings (mit der Vorlage einer Konzeption und der Beschreibung von Qualitätskriterien) durch eine engagierte Gesundheitspolitik auf. Die Zwickmühle besteht nun nicht allein darin, traditionelle wettbewerbsorientierte und aktuelle gesundheitsorientierte Programme innerhalb der gemeinnützigen Sportbewegung auszutarieren. Darüber hinaus werden insbesondere die aktuellen gesundheitspolitischen Vorstellungen im Paragraph 20 des Gesundheitsstrukturgesetzes, die der gemeinnützigen Sportbewegung den Status als Selbsthilfeorganisation absprechen, kritisiert." (Autorenreferat)
Im Beitrag wird das Thema "Inklusion" im Kontext sportlicher Aktivität betrachtet. Nach der Diskussion/Erläuterung des Behindertenbegriffes werden, verbunden in einem weiten Begriffsverständnis von Sport und sportlicher Aktivität, Grenzen, aber auch Möglichkeiten verdeutlicht werden. In der psychosozialen Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung werden noch Problembereiche deutlich, die auch zu Unsicherheiten in der Begegnung führen können. Sowohl im Kontext der Schule als auch im organisierten Sport gibt es mittlerweile Modelle und auch erfolgreiche Praxisprojekte. Allerdings erfordert der Umgang mit Heterogenität auch den Einsatz gezielter Ressourcen sowohl in der Aus- und Fortbildung als auch in der Weiterentwicklung von Strukturen. Inklusion im Sport ist nicht in jedem Kontext anzustreben, sollte aber als gesellschaftliche Chance begriffen werden. Verf.-Referat.