Sprache und Gewalt
In: Studien des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 6
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In: Studien des Frankreich-Zentrums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 6
In: Friedens-Forum: Zeitschrift der Friedensbewegung, Volume 27, Issue 2, p. 26-27
ISSN: 0939-8058
In: Sprache und Gewalt, p. 11-39
Der Beitrag thematisiert die unterschiedlichen Ordnungen von Sprache und Gewalt, von denen die eine als Kommunikation geistiger und kultureller Inhalte und Formen und die andere als naturverhaftete körperliche Praxis ausgewiesen ist. Die allgemeine Fragestellung ist dabei, ob sich eine reine Gewalt einer reinen Sprache, die im Dienste einer reinen Vernunft steht, gegenüber stellen lässt. Wenn die Ordnungen der Sprache und Gewalt so deutlich voneinander getrennt und zu unterscheiden wären, dann wären die Gewalt, von Menschen gegen Menschen oder andere Lebewesen ausgeübt, ohne Bedeutung, Sinn und Wert. Die Verstrickung von Sprache und Gewalt lässt sich bereits in den Aufzeichnungen der Urszenen des abendländischen Denkens (Platon) aufspüren. Von dort lässt sich eine Traditionslinie zur "Propaganda" und Werbung im 20. Jahrhundert ziehen. Der Beitrag befasst sich mit diversen Formen der sprachlichen Gewalt: der Rede als Gewalt, wenn sie in einem direkten Sinn befiehlt, droht oder fordert, der Sprache als Herrschaftsnorm sowie der Sprach- und Denkgewalt des modernen Wissens als methodischem Spektrum, das die Aneignung, Vereinnahmung und Verfügung des Subjekts zum Ziel hat. (ICH)
In: Liberal: das Magazin für die Freiheit, Volume 46, Issue 3, p. 45-47
ISSN: 0459-1992
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Volume 44, Issue 3, p. 452-453
ISSN: 0030-5227
In: Kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien 28
In: KWD - Kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien 28
Die drei Kriegs- und Nachkriegsromane Die Stalinorgel, Vergeltung und Faustrecht von Gert Ledig (1921-1999), veröffentlicht in den Jahren 1955, 1956 und 1957, wurden in den Jahren 1999 bis 2001 erneut herausgegeben und fanden diesmal positivere Resonanz. Ledig beschreibt in seinem ersten Roman Die Stalinorgel einen über achtundvierzig Stunden dauernden Stellungskampf vor Leningrad im Sommer 1942, in dem er nicht nur die Qualen, Strapazen und Gewissenskonflikte der deutschen, sondern auch die der sowjetischen Soldaten schildert. Ledig benötigt nur wenige Protagonisten, die er auf ihren Wegen über das Schlachtfeld begleitet. Die in vielen Kriegsromanen beschworenen Werte, wie Kameradschaft, Mut und ritterliches Ehrgefühl sind den Soldaten aufgrund der destruktiven Wirkung des Krieges abhanden gekommen und finden keine Erwähnung. Vergeltung berichtet von einem sechzigminütigen Luftangriff auf eine deutsche Stadt. Auch in diesem Roman verleiht Ledig der gegnerischen Seite ein Gesicht, indem er das Schicksal eines amerikanischen Bomberpiloten schildert, der schließlich an den Verletzungen seines Absturzes und der Folter durch einen fanatischen Nationalsozialisten und Militärarzt in einem deutschen Luftschutzbunker stirbt. Kurze Erzählfragmente, abgerissene Handlungsstränge zeigen kaleidoskopartig die sich während des Angriffs vollziehende materielle und auch seelische Zerstörung. Gemeinsam ist den beiden Kriegsromanen die Fokussierung auf die Ungeheuerlichkeit der Geschehnisse, die Ledig durch seine knappe und unpathetische Sprache verdeutlicht. Sie sind die Inszenierungen von Ausweglosigkeit, Chaos und Perspektivlosigkeit, die die Anonymität der modernen Kriege bestimmen. Ledig veranschaulicht die Isolation und Verlassenheit der Soldaten auf beiden Seiten, die, obwohl mit Leidensgenossen vereint, sich in ihrer Todesangst allein gelassen fühlen. Von der Ruinenkriminalität während der Wirren in der unmittelbaren Nachkriegszeit berichtet ein Ich-Erzähler im letzten Roman Faustrecht . Drei ehemalige Soldaten mißlingt ein dilettantisch ausgeführter Überfall auf einen amerikanischen Offizier. Einer von ihnen bezahlt dafür mit dem Leben, die anderen flüchten. Die Trostlosigkeit und Orientierungslosigkeit der aus dem Krieg Entlassenen schlägt sich in ihren einfachen Dialogen nieder, in denen ihre Erlebnisse aus Kriegstagen bewußt ausgeklammert werden. Die von Ledig nicht als Trilogie geplanten Romane über erfahrene und ausgeübte Gewalt sprechen trotz des begrenzten Blickfeldes eine deutliche Sprache. Schonungslos entlarvt er Befehls- und Gehorsamshierarchie. Es gelingt ihm, auf semantischer, motivischer und struktureller Ebene das Ausgeliefertsein an eine anonyme Gewalt, den Verlust der Solidarität, die Enthumanisierung darzustellen. Die durch fiktionale Aufladung seiner eigenen Erfahrungen entstandenen Romane können gemeinsam mit anderen Werken über denselben Zeitraum zum Verständnis der damaligen Zeit und der in ihr handelnden Personen beitragen.
BASE
Wenn der heilige Martin im frühen Mittelalter zum Hausheiligen der Karolinger und Merowinger avanciert und als Schlachtenhelfer angerufen wird, dann liegt das in seiner allgemeinen Anrufbarkeit als Heiliger begründet und dem Vertrauen in seine Wunderkraft, derer man sich durch seine Reliquien – allen voran die Mantelhälfte – versichern wollte, während es für die von ihm erhoffte Schlachtenhilfe "in seiner Lebensgeschichte keinen beweiskräftigen Rückhalt" gibt. Dass er selbst einst Soldat war, spielt dabei keinerlei Rolle – nicht einmal in einer jener seltsam schief anmutenden Übertragungen, die das Patronat eines Heiligen mit dessen Folterinstrument verknüpfen, so im Falle des Soldaten-Märtyrers Sebastian, der zum Patron der Bogenschützen wird, durch deren Pfeile er doch zu Tode kam. Allenfalls wäre von einer in der Latenz bleibenden ikonischen, auf Ähnlichkeit beruhenden, Zeichenrelation auszugehen, die im einstigen Soldaten und nunmehr spirituellen Gottesstreiter Martin ein kriegerisches Handeln im Namen Gottes vorgebildet sieht. Explizit gemacht wird ein solcher Zusammenhang aber nicht. Martin bleibt der wundertätige und barmherzige Mönchsbischof, sein "Streiten" bleibt metaphorisch und erinnert daran, dass in der christlichen Tradition Gewalt gerade kein Heilsweg ist. ; The present article discusses how, in the legend of Martin of Tours, one of the most popular and significant saints in the history of the latin Church, two different forms of figthing are contrasted: profane military warfare in the service of the Emperor, on the one hand, and spiritual struggle for God, on the other. Both of these concepts are presented in a shared "language of violence". The legend thus can be seen as an example of the specific narrative constellation of soldier saints, that is to say martyrs who were soldiers, as well as a realization of the early Christian metaphor of the "militia Christi". The article examines how the semantic potentials of a language of violence are realized in the Late Antique Vita sancti Martiniand how they were continued in the medieval versions in the Legenda aurea and the Middle High German Passional, in defense of the imperial claims to military service on the one hand, and in the life of Martin as a saint on the other. As the article shows that while the metaphorical meaning of the phrase, "fighting for God", is always preserved, this metaphor has often also been used asas starting point for attempts at legitimizing actual, physical violence in the name of God. The paper concludes with a set of systematic reflections on, first, the structural connections between religion and a language of violence, and the contextual conditions for their metaphorical or concrete use.
BASE
In: Wörter in der Politik, p. 103-121
Eine verletzende Bemerkung, ein beleidigendes Wort - viele Situationen lassen uns Sprache als gewaltförmig erfahren. In der Metapher des >kränkenden Wortes< ist diese Wirkung greifbar; systematisch erforscht wird sie indessen erst in jüngster Zeit. Die Beiträge dieses Bandes zeigen, welche Perspektiven diese Forschungen in der Linguistik, der Philosophie und der Literaturwissenschaft eröffnen. Die Fragen gelten unterschiedlichen Problemen: Wie ist verbale Gewalt von anderen Gewaltformen zu unterscheiden? Sind sprachliche Aggressionen typisierbar? Welche soziale Funktion kommt verletzender Sprache in Brennpunkten der Vormoderne zu? Was an uns ist es überhaupt, das durch Beleidigungen verletzt wird? Ist bereits dem Gespräch als Interaktion eine subtile Gewaltsamkeit eigen? Wie werden Grenzbereiche sprachlicher Aggression, sei es beißender Humor oder die Satire, in der Alltagskommunikation und in der literarischen Fiktion ausgespielt?
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Issue B. 24, p. 39-47
ISSN: 0479-611X
"Der - oft vernachlässigten - politischen Dimension der Sprache liegt die fundamentale Bedeutung des Sprechens für die Bildung jener menschlichen Gesellschaft zugrunde. Die Verständigungsfunktion der Sprache wird zugleich begründet und begrenzt durch gesellschaftliche Übereinkunft über die von Wörtern symbolisierten Tatsachen und Ideen. Deshalb haben sich alle politisch Herrschenden bemüht, ihre Herrschaft dadurch zu stabilisieren, daß sie auch Herrschaft über die Sprache zu gewinnen trachteten: Die Bedeutungen der politischen Schlüsselbegriffe sollen ihren politischen Zwecken angepaßt werden. Dies geschah und geschieht in totalitären Diktaturen dadurch, daß mit der Technik der Sprachzerstörung alten Begriffen neue Inhalte gegeben werden. Auch in einer pluralistischen Gesellschaft ist die Sprache gezielten veränderungen unterworfen, die in der politischen Auseinandersetzung der miteinander um die Macht konkurrierenden Gruppen ihren Ursprung haben: Nichts entscheidet über den Erfolg oder Mißerfolg einer Partei mehr als ihre Fähigkeit, ihre politischen Ziele in verständliche und mehrheitsfähige Begriffe umzusetzen. Vor allem in Wahlkämpfen, für die die Bundestagswahlen von 1972 und 1976 beispielhaft stehen, wird ein heftiger Streit um den Inhalt von Begriffen geführt. Trotz aller Formelhaftigkeit der Propaganda wird hier aber auch zugleich die Lebendigkeit und Erneuerungskraft unserer politischen Sprache sichtbar. Dennoch ist unsere politische Sprache mit ihrem hohen Grad an Abstraktion und Rationalität nicht geeignet, die Orientierung des Menschen in der technisch-industrialisierten Welt zu erleichtern, weil sie den emotionalen Bedürfnissen der Menschen zu wenig Rechnung trägt." (Autorenreferat)
In: Fischer-Taschenbücher 3745
In: Die Frau in der Gesellschaft
In: Feministische Theorie 46