Vom Staatenkrieg zum Gewaltunternehmer (zu Herfried Münkler, Die neuen Kriege
In: Sozialismus, Band 29, Heft 11, S. 29-30
ISSN: 0721-1171
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In: Sozialismus, Band 29, Heft 11, S. 29-30
ISSN: 0721-1171
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 16/17, S. 3-9
ISSN: 2194-3621
"Der klassische Staatenkrieg ist ein historisches Auslaufmodell. Aber damit ist der Krieg nicht verschwunden; vielmehr hat er seine Erscheinungsform gewechselt. Von der veränderten Kriegsökonomie bis zu den unreglementierten Gewaltpraxen wird der Typus der 'neuen Kriege' beschrieben und analysiert. Abschließend werden die Chancen friedenserzwingender Interventionen evaluiert." (Autorenreferat)
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 58, Heft 8, S. 649-659
ISSN: 0026-0096
World Affairs Online
In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 9, Heft 2, S. 81-89
ISSN: 0941-6382
Der Autor nimmt einen kritischen Vergleich von drei neuzeitlichen Diskursen über den Krieg vor und betrachtet ihre sozialgeschichtlichen Transformationen, Überlagerungen und Entmischungen bis zur Gegenwart. Es handelt sich um den technisch-soziologischen Diskurs der Totalisierung, den philosophisch-juristischen Diskurs der Souveränität und den historisch-politischen Diskurs der Revolution. Im Unterschied zum Totalisierungsdiskurs, der sich weitgehend selbst totalisiert, stehen der souveräne und der revolutionäre Kriegsdiskurs in einem Verhältnis wechselseitiger Konfrontation. Mit dem Bürgerkrieg im Kosovo wurden die Konturen einer neuen Konstellation sichtbar, indem auf der einen Seite die ethnische Vertreibung mit dem Selbstbestimmungsrecht der Nationen gerechtfertigt wird, und auf der anderen Seite die Interventionen der NATO als "militärischer Humanismus" verstanden werden. Wenn das Zeitalter der modernen Staatenkriege vorbei ist und durch "low intensity conflicts" abgelöst wird, endet auch die Epoche der großen Kriegserzählungen. (ICI)
In: Archiv des Völkerrechts, Band 44, Heft 2, S. 159
ISSN: 1868-7121
In: Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung
Zusammenfassung Mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wurden paradigmatische Gewissheiten einer als normative Ordnung zu denkenden Friedensarchitektur erschüttert. Zweifel an lange als verlässlich befundenen Wissensbeständen erschöpfen sich indes nicht im Umstand eines Staatenkrieges in Europa, wie von realistischen Stimmen zu vernehmen ist. Sie liegen vielmehr im ungeklärten Umgang mit neuen Paradigmen der Disruption begründet, mit dem das Handeln zwischen divergierenden Staatengruppen nicht allein vom Widerspruch an vornehmlich westlichen Auslegungs- und Gestaltungspraktiken geprägt ist, sondern von einer proaktiven Konkurrenz, die Lesarten des Völkerrechts wie auch Formen multilateraler Sicherheitskoordination betreffen. Sie gehen mit eigenen Rationalitäten, Wirklichkeitshorizonten und für legitim befundener Gewaltausübung einher. Russland rekurriert so auf das Völkerrecht und "historische Rechte" mit extraterritorialen Schutzansprüchen im "nahen Ausland", sodass der aus dem Völkerrecht des 19. und 20. Jahrhunderts bekannte Raumbegriff an die Stelle souveräner Staaten als seine primären Rechtssubjekte tritt. Deser Beitrag lokalisiert ein Forschungsdesiderat der Konfliktforschung in der situationsangemessenen Reformulierung künftig intensiver beanspruchter Konzepte normgeleiteten Handelns, welche die performative Wirkung solcher Ordnungsvorstellungen als Weltbilder ernstnehmen muss.
In: Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung: ZeFKo = ZeFKo studies in peace and conflict, Band 11, Heft 2, S. 267-278
ISSN: 2524-6976
ZusammenfassungMit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wurden paradigmatische Gewissheiten einer als normative Ordnung zu denkenden Friedensarchitektur erschüttert. Zweifel an lange als verlässlich befundenen Wissensbeständen erschöpfen sich indes nicht im Umstand eines Staatenkrieges in Europa, wie von realistischen Stimmen zu vernehmen ist. Sie liegen vielmehr im ungeklärten Umgang mit neuen Paradigmen der Disruption begründet, mit dem das Handeln zwischen divergierenden Staatengruppen nicht allein vom Widerspruch an vornehmlich westlichen Auslegungs- und Gestaltungspraktiken geprägt ist, sondern von einer proaktiven Konkurrenz, die Lesarten des Völkerrechts wie auch Formen multilateraler Sicherheitskoordination betreffen. Sie gehen mit eigenen Rationalitäten, Wirklichkeitshorizonten und für legitim befundener Gewaltausübung einher. Russland rekurriert so auf das Völkerrecht und "historische Rechte" mit extraterritorialen Schutzansprüchen im "nahen Ausland", sodass der aus dem Völkerrecht des 19. und 20. Jahrhunderts bekannte Raumbegriff an die Stelle souveräner Staaten als seine primären Rechtssubjekte tritt. Deser Beitrag lokalisiert ein Forschungsdesiderat der Konfliktforschung in der situationsangemessenen Reformulierung künftig intensiver beanspruchter Konzepte normgeleiteten Handelns, welche die performative Wirkung solcher Ordnungsvorstellungen als Weltbilder ernstnehmen muss.
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 60, Heft 11, S. 1038-1045
ISSN: 0026-0096
Es wird behauptet, der Selbstmordterrorist vereinige in sich die zwei Archetypen des radikalen Widerstandes gegen die Macht, den Attentäter und den Märtyrer. Die vorliegende genauere Charakterisierung dieser Typen zeigt die Unhaltbarkeit dieser These. Zunächst wird auf eine machttheoretisch fundamentale Gemeinsamkeit des Attentäters und des Märtyrers aufmerksam gemacht: Beide verkörpern die Unvollkommenheit auch der vollkommensten Macht, der Tötungsmacht, ihre unüberwindbare Antinomie. Der Essay bietet folgende Erklärung für das Phänomen der Selbstmordterroristen: Einer rasant wachsenden Bevölkerung im muslimischen Kulturkreis, in der die jungen, zum Großteil unterbeschäftigten Altersgruppen überwiegen und Feindbilder gegen den Westen und ein religiös angefeuerter Gewalt- und Todeskult sich weit verbreitet haben, steht eine schrumpfende und alternde Bevölkerung im Westen gegenüber, ausgerichtet auf Leitbilder eines "hedonistischen Individualismus", die das Ethos der Opferbereitschaft ausschließen. Das ist die Grundkonstellation, die nach allen vergleichbaren historischen Erfahrungen für die Zukunft ein Ansteigen interkultureller Gewalt - als Terrorismus, Bürgerkrieg, aber auch als Staatenkrieg - wahrscheinlich macht. Diese Auseinandersetzungen werden die westlichen Gesellschaften in ein anderes Verhältnis zu sich selbst hineinzwingen, und sie werden nur dann in ihnen bestehen können, "wenn sie dabei auf Wirklichkeiten und Ideale ihrer selbst stoßen, für die sie bereit sind zu kämpfen und gegebenenfalls das Opfer des eigenen Lebens zu erbringen". (ICA2)
In: AIPA - Arbeitspapiere zur Internationalen Politik und Außenpolitik, Band 3/2008
´"Kann Clausewitz heute sinnvoll zur Analyse von sicherheitspolitischen Fragestellungen herangezogen werden? Diese Frage wird häufig mit dem Hinweis verneint, dass Clausewitz in den Kategorien des Staatenkrieges des 19. Jahrhundert dachte. In dieser Studie zeigt der Autor, dass die Denkmethode von Clausewitz durchaus zeitlosen Wert besitzt. Denn sie geht von abstrakten Begriffen aus, beleuchtet zunächst deren Zusammenhänge und erweitert die Analyse schließlich Schritt für Schritt um realistischere Annahmen. Clausewitz' Behandlung des zentralen Begriffs Krieg wird hier vorgestellt und analysiert. Dabei kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass man Krieg bei Clausewitz sinnvoll in zwei Kriegsmodelle einteilen kann: zum einen den hoch abstrakten 'Reagenzglaskrieg' (Modell I) und zum anderen den um realistischere Annahmen erweiterten 'politischen Krieg' (Modell II). Aus den aus dieser Analyse gewonnen begrifflichen Bausteinen und Zusammenhängen wird im nächsten Schritt ein Modell zur empirischen Analyse strategischen Handelns entwickelt. Dessen Plausibilität überprüft der Autor schließlich anhand einer Analyse des Konflikts zwischen NATO und dem transnationalen Terrornetzwerk al-Qaida. Dabei wird - nach einer Bestimmung der strategischen Rahmenbedingungen - das Handeln dieser ungleichen Akteure jeweils systematisch in politische Zwecke, Kriegsziele und -mittel aufgegliedert und untersucht. Die Analyse ergibt, dass die eingesetzten Mittel und angestrebten Ziele der Akteure nicht mit ihren nach außen kommunizierten politischen Zwecken übereinstimmen." (Autorenreferat)