Sind Gesellschaften friedensfähig?: Stichproben aus der politischen Ideengeschichte
In: Friedensfähigkeit und Friedensvisionen in Religionen und Kulturen, S. 87-106
"Die Antwort auf die Frage, ob menschliche Gesellschaften friedensfähig sind, hängt davon ab, wie die Begriffe 'Gesellschaft' und 'Friede' definiert werden. Wenn Friede 'Herzensfriede' oder 'brüderliche Liebe' meint, dann ist es zwangläufig so, dass die meisten 'Gesellschaften' als intrinsisch friedensunfähig erkannt werden müssen. Entscheiden wir uns hingegen für ein Verständnis von Gesellschaft, welches Konfliktualität miteinschließt, dann muss die Definition von Frieden spezifiziert werden als das Gegenteil von 'Krieg', i.e. organisierte Formen gewalttätiger Konflikte, welche die Geschlossenheit bestimmter Gruppen, das Ausschließen anderer, voraussetzt und Andersheit als feindselig wahrnimmt. Der Autor entwickelt letztere Begrifflichkeit in einer Relektüre klassischer Werke, von klassischen Paradigmen über politische Philosophie und Soziologie hin zu modernen Klassikern der Sozialanthropologie und Moraltheorie - von Hesiod und Ibn Khaldun zu Hobbes, Rousseau und Kant und von Georg Simmel, Ferdinand Tönnies und Henri Bergson zu Richard Rorty und Michael Tomasello." (Autorenreferat)