Ein erfolgreicher Abschluß der START-Rüstungskontrollverhandlungen führt nicht zu einer Halbierung des strategischen Kernwaffenarsenals. Einer weitreichenden Reduzierung der Potentiale stehen die nuklearen Mittelmächte Großbritannien, Frankreich und China im Wege. Würden die beiden Supermächte tatsächlich massiv abrüsten, würde der Anteil der genannten Länder erheblich wachsen. Ihre Bereitschaft an einer Beteiligung an strategischen Rüstungskontrollverhandlungen ist jedoch gering. (SWP-Mgr)
Der Ansatz, der Russlands Nuklearstrategie kennzeichnet, wird im Westen oft als "escalate to deescalate" beschrieben. Demnach sei Moskau bereit, in einem Konflikt frühzeitig Nuklearwaffen einzusetzen, um diesen zu seinen Gunsten zu beenden. Die offizielle Doktrin des Kreml, Nuklearübungen des russischen Militärs und die Debatten unter politisch-militärischen Eliten deuteten bisher jedoch in eine andere Richtung. Mit dem Konzept der "strategischen Abschreckung" hat Russland vielmehr ein Abschreckungssystem entwickelt, in dem Atomwaffen weiterhin wichtig sind. Doch soll eine breite Palette an nicht-militärischen bis hin zu konventionellen Mitteln mehr Flexibilität unterhalb der nuklearen Schwelle schaffen, um Eskalation zu managen. Dies dürfte sich angesichts von Russlands Schwierigkeiten mit dem Einsatz konventioneller Präzisionswaffen im Ukraine-Krieg und der militärischen Neuaufstellung der Nato jedoch verändern: Die Rolle nicht-strategischer Nuklearwaffen in Russlands Abschreckungspolitik wird wahrscheinlich wieder wachsen. Dies wird nicht nur die Krisenstabilität in Europa schwächen, sondern auch die nukleare Rüstungskontrolle künftig zusätzlich erschweren. (Autorenreferat)
US-Präsident Barack Obama hat erklärt, innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des "New START"-Vertrags mit Russland - also spätestens im Februar 2012 - neue Verhandlungen über einen Abbau taktischer Nuklearwaffen aufnehmen zu wollen. Im Vergleich zu den "New START"-Verhandlungen würden Gespräche über eine Reduzierung substrategischer Nuklearwaffen komplexer und zeitaufwendiger sein. Allein schon die Definition des Verhandlungsgegenstands wirft Fragen auf: Was sind "substrategische" bzw. "taktische" Nuklearwaffen im Unterschied zu strategischen Systemen? Prinzipiell stünde die amerikanische Regierung in solchen Verhandlungen vor der Wahl zwischen zwei Optionen: Ein konsequenter Fortschritt im Sinne des Ziels einer atomwaffenfreien Welt wäre es, wenn eine Vereinbarung, die Zahl strategischer Nuklearwaffen weiter abzusenken und nicht-stationierte Gefechtsköpfe zu erfassen, mit einer Verringerung substrategischer Nuklearwaffen verknüpft würde. Alternativ käme eine Reduzierung nicht-stationierter und substrategischer Nuklearwaffen in Betracht. In beiden Fällen wird Neuland betreten, denn bislang wurden rüstungskontrollpolitisch immer nur stationierte Waffensysteme erfasst. Insofern bedarf es für den Neustart 2.0 - nicht nur metaphorisch - auch einer neuen Software zur Identifizierung, Kategorisierung und Verifizierung dieser Systeme, um diesen Bereich zunächst einmal transparent zu machen, so dass er Teil eines überprüfbaren Abrüstungsabkommens werden kann. Zugleich droht ein Fehlstart, wenn diese Zielsetzungen nicht mit anderen, aus russischer Sicht wichtigen Themen - wie der Frage der strategischen konventionellen Systeme und des Potentials von Drittstaaten - verknüpft werden und die beabsichtigte Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr scheitert
"US-Präsident Barack Obama hat erklärt, innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des 'New START'-Vertrags mit Russland - also spätestens im Februar 2012 - neue Verhandlungen über einen Abbau taktischer Nuklearwaffen aufnehmen zu wollen. Im Vergleich zu den 'New START'-Verhandlungen würden Gespräche über eine Reduzierung substrategischer Nuklearwaffen komplexer und zeitaufwendiger sein. Allein schon die Definition des Verhandlungsgegenstands wirft Fragen auf: Was sind 'substrategische' bzw. 'taktische' Nuklearwaffen im Unterschied zu strategischen Systemen? Prinzipiell stünde die amerikanische Regierung in solchen Verhandlungen vor der Wahl zwischen zwei Optionen: Ein konsequenter Fortschritt im Sinne des Ziels einer atomwaffenfreien Welt wäre es, wenn eine Vereinbarung, die Zahl strategischer Nuklearwaffen weiter abzusenken und nicht-stationierte Gefechtsköpfe zu erfassen, mit einer Verringerung substrategischer Nuklearwaffen verknüpft würde. Alternativ käme eine Reduzierung nicht-stationierter und substrategischer Nuklearwaffen in Betracht. In beiden Fällen wird Neuland betreten, denn bislang wurden rüstungskontrollpolitisch immer nur stationierte Waffensysteme erfasst. Insofern bedarf es für den Neustart 2.0 - nicht nur metaphorisch - auch einer neuen Software zur Identifizierung, Kategorisierung und Verifizierung dieser Systeme, um diesen Bereich zunächst einmal transparent zu machen, so dass er Teil eines überprüfbaren Abrüstungsabkommens werden kann. Zugleich droht ein Fehlstart, wenn diese Zielsetzungen nicht mit anderen, aus russischer Sicht wichtigen Themen - wie der Frage der strategischen konventionellen Systeme und des Potentials von Drittstaaten - verknüpft werden und die beabsichtigte Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr scheitert." (Autorenreferat)
NATO needs to reconsider the role of nuclear weapons. The debates on a new Strategic Concept present an opportunity for a fundamental review, including the question of whether nuclear deterrence by NATO is still appropriate or has become counterproductive. NATO's contribution to stabilizing the non-proliferation regime should be an important concern in these discussions. A review of the political & military arguments leads to the conclusion that tactical nuclear weapons should be withdrawn from Europe & NATO should commit to a no first use nuclear policy. Adapted from the source document.
Im Vergleich zu den großen Kernwaffenmächten USA und Russland hat China ein bescheidenes nukleares Abschreckungsdispositiv. Peking strebt keine Fähigkeit zur nuklearen Kriegsführung an, sondern sucht auf geringem Niveau mit einer gesicherten Zweitschlagsfähigkeit vor einer Aggression abzuschrecken. Anders als im Falle der rapiden konventionellen Aufrüstung hat China seine Atomwaffensysteme in der Vergangenheit nur langsam und in kleinen Stückzahlen modernisiert. Dies legt die Vermutung nahe, dass Peking prinzipiell keine Gleichrangigkeit mit der Nuklearwaffenkapazität der USA oder Russlands anstrebt und einen symmetrischen Rüstungswettlauf vermeiden will. Allerdings betreibt die chinesische Führung in jüngster Zeit eine immer ambitioniertere asymmetrische Nuklearrüstung. So werden mittlerweile auch Unterseeboote mit strategischen Nuklearwaffen ausgerüstet. Die Stationierung von Nuklearwaffen auf Unterseebooten ist mit einem großen Aufwand, komplexen Herausforderungen und hohen Kosten verbunden. Warum hat sich China für diese Lösung entschieden und welche weiteren Folgen sind damit verbunden? Stellt sie unter Umständen eine Zäsur in der chinesischen Nuklearstrategie dar? Wie kann China insbesondere unter den Bedingungen der Verwundbarkeit strategischer Systeme an der Politik des Nichtersteinsatzes von Kernwaffen festhalten? Da die strategischen, mit ballistischen Langstreckenraketen bestückten Unterseeboote im Südchinesischen Meer stationiert sind, erhält der international ausgetragene Streit um den chinesischen Besitzanspruch auf dieses pazifische Randmeer zusätzliche politische Brisanz.
Im Vergleich zu den großen Kernwaffenmächten USA und Russland hat China ein bescheidenes nukleares Abschreckungsdispositiv. Peking strebt keine Fähigkeit zur nuklearen Kriegsführung an, sondern sucht auf geringem Niveau mit einer gesicherten Zweitschlagsfähigkeit vor einer Aggression abzuschrecken. Anders als im Falle der rapiden konventionellen Aufrüstung hat China seine Atomwaffensysteme in der Vergangenheit nur langsam und in kleinen Stückzahlen modernisiert. Dies legt die Vermutung nahe, dass Peking prinzipiell keine Gleichrangigkeit mit der Nuklearwaffenkapazität der USA oder Russlands anstrebt und einen symmetrischen Rüstungswettlauf vermeiden will. Allerdings betreibt die chinesische Führung in jüngster Zeit eine immer ambitioniertere asymmetrische Nuklearrüstung. So werden mittlerweile auch Unterseeboote mit strategischen Nuklearwaffen ausgerüstet. Die Stationierung von Nuklearwaffen auf Unterseebooten ist mit einem großen Aufwand, komplexen Herausforderungen und hohen Kosten verbunden. Warum hat sich China für diese Lösung entschieden und welche weiteren Folgen sind damit verbunden? Stellt sie unter Umständen eine Zäsur in der chinesischen Nuklearstrategie dar? Wie kann China insbesondere unter den Bedingungen der Verwundbarkeit strategischer Systeme an der Politik des Nichtersteinsatzes von Kernwaffen festhalten? Da die strategischen, mit ballistischen Langstreckenraketen bestückten Unterseeboote im Südchinesischen Meer stationiert sind, erhält der international ausgetragene Streit um den chinesischen Besitzanspruch auf dieses pazifische Randmeer zusätzliche politische Brisanz.
Im Vergleich zu den großen Kernwaffenmächten USA und Russland hat China ein bescheidenes nukleares Abschreckungsdispositiv. Peking strebt keine Fähigkeit zur nuklearen Kriegsführung an, sondern sucht auf geringem Niveau mit einer gesicherten Zweitschlagsfähigkeit vor einer Aggression abzuschrecken. Anders als im Falle der rapiden konventionellen Aufrüstung hat China seine Atomwaffensysteme in der Vergangenheit nur langsam und in kleinen Stückzahlen modernisiert. Dies legt die Vermutung nahe, dass Peking prinzipiell keine Gleichrangigkeit mit der Nuklearwaffenkapazität der USA oder Russlands anstrebt und einen symmetrischen Rüstungswettlauf vermeiden will. Allerdings betreibt die chinesische Führung in jüngster Zeit eine immer ambitioniertere asymmetrische Nuklearrüstung. So werden mittlerweile auch Unterseeboote mit strategischen Nuklearwaffen ausgerüstet. Die Stationierung von Nuklearwaffen auf Unterseebooten ist mit einem großen Aufwand, komplexen Herausforderungen und hohen Kosten verbunden. Warum hat sich China für diese Lösung entschieden und welche weiteren Folgen sind damit verbunden? Stellt sie unter Umständen eine Zäsur in der chinesischen Nuklearstrategie dar? Wie kann China insbesondere unter den Bedingungen der Verwundbarkeit strategischer Systeme an der Politik des Nichtersteinsatzes von Kernwaffen festhalten? Da die strategischen, mit ballistischen Langstreckenraketen bestückten Unterseeboote im Südchinesischen Meer stationiert sind, erhält der international ausgetragene Streit um den chinesischen Besitzanspruch auf dieses pazifische Randmeer zusätzliche politische Brisanz. (Autorenreferat)
Verlagstext: Der Einsatz von Atomwaffen beendete den Zweiten Weltkrieg, welcher kurz darauf in den Kalten Krieg mündete. Doch auch nach dessen Beendigung lagern immer noch 20.000 Atomsprengköpfe in den Arsenalen der Welt. Die Gefahr der Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen ist nicht von der Hand zu weisen