Der Autor macht zunächst auf die praxistheoretischen Gemeinsamkeiten der soziologischen Theorien von Bourdieu und Luhmann aufmerksam. Er zeigt, wie beide Theorien die üblichen Dichotomien der fachlichen Selbstbeschreibung der Soziologie unterlaufen, und stellt drei Gemeinsamkeiten heraus: Erstens gelingt es beiden Theoretikern, sich selbst, also die Soziologie als Wissenschaft, auf dem Bildschirm ihrer soziologischen Bemühungen zu entdecken; zweitens stoßen beide durch ihre praxeologische bzw. operative Theorieanlage auf das Problem der Selbstanwendung, und drittens lassen sich diese beiden praxeologischen/operativen Theorien als theoretische Emanzipationsgeschichten gegen starke Strukturtheorien lesen, die das Besondere immer schon als Reflex auf eine allgemeine Struktur begreifen. Im Falle Pierre Bourdieus ist dies die Emanzipation vom Strukturalismus eines Claude Lévi-Strauss; im Falle Niklas Luhmanns ist es die Abkehr vom Strukturfunktionalismus eines Talcott Parsons. Der Autor arbeitet vor diesem Hintergrund als entscheidenden Unterschied der beiden Soziologien heraus, dass bei Bourdieu die Logik der Praxis erheblich enger gefasst wird als bei Luhmann, da Bourdieu letztlich fast ausschließlich den sozialen Sinn als Antriebskraft gesellschaftlicher Dynamiken gelten lässt, während bei Luhmann eine breitere Anwendung unterschiedlicher Sinndimensionen zumindest theoretisch angelegt ist. (ICI2)
Mit der Arbeit wird das Ziel verfolgt, ein Testverfahren weiterzuentwickeln, welches das Wissen genau und zuverlässig erfasst, im Induktionsschluss eine differenzierte Aussage über die individuelle Wissensausprägung ermöglicht sowie eine Prognose über den zukünftigen Ausbildungserfolg erlaubt. Der START-W Wissenstest wird Bestandteil der umfassenden START-Testbatterie sein, die individuelle Basiskompetenzen beim Berufseinstieg abbildet und an der DIN Norm 33430 orientiert ist. Die Bedeutung von Wissen im beruflichen Kontext ergibt sich aus der Schlüsselkompetenzforschung und der Einsicht, dass Wissen als Grundvoraussetzung für "die bewusste Verarbeitung, Umwandlung, Bewertung und Verknüpfung von Informationen zu etwas Neuem, zu Ideen, Handlungen, zu Produkten und Dienstleistungen" (Blümelhuber, 2005, S.145) verstanden wird. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Wandels wird die Wichtigkeit zur Kompetenzentwicklung und diagnostischen Erfassung von Schlüsselkompetenzen von verschiedenen Institutionen im nationalen und internationalen Raum herausgestellt. Intelligenz und Wissen werden hier als relevante Fähigkeiten gesehen, um neuartige (berufliche) Probleme zu bewältigen, fachübergreifend zu denken, zielgerichtet zu handeln und Zusammenhänge herzustellen (z.B. Schuler & Höft, 2006). Eine Systematisierung des Zusammenhangs zwischen Intelligenz und Wissen bzw. fluider und kristallisierter Intelligenz stellt die Investmenttheorie von Cattell (1971a, 1987) dar. Die Strukturtheorie bildet die Grundlage für die folgenden Forschungsansätze. Die Basis für die avisierte Validierungsstudie bildet eine Stichprobe von 753 Probanden im Alter von 16-46 Jahren (Durchschnittsalter 20,74), die einen deutlichen Bezug zur Zielpopulation potentieller Berufseinsteiger erkennen lässt. Die Items und Skalen werden exploratorisch analysiert. Es resultieren befriedigende Kennwerte, die den Kriterien der Testkonstruktion entsprechen. Anschließende Reliabilitätsschätzungen bekräftigen den ...
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5908-5915
"Unter dem Titel 'Practice Turn' wird zurzeit eine theoretische Perspektive diskutiert, die einen Bruch mit den traditionellen soziologischen Handlungs- und Strukturtheorien markieren soll. Bislang wird durch die Summierung von vergleichbaren Kategorien für so verschiedene Theorien wie denen von Giddens, Bourdieu, Latour, de Certeau u.a. eine Konvergenzperspektive konstruiert. Neben einer Hinwendung zu implizitem Wissen, der Tätigkeit im Vollzug, Kreativität, Körperlichkeit, Materialität und Kontextualisierung sozialer Praktiken findet sich in den Systematisierungsversuchen eine mehr oder minder explizite Abwendung vor allem von der auf Max Weber zurückgehenden handlungstheoretischen Tradition. Die Definition von Handeln und Handlung durch den subjektiv damit verbundenen Sinn, die Frage nach der Einheit der Handlung und die scheinbare Präferenz für Zweckrationalität, zumindest aber Zweckorientierung werden den Kategorien der praxistheoretischen Perspektive entgegengesetzt. Damit wird auch die phänomenologische Handlungstheorie mit ihrem Theoriebezug zu Weber einerseits und ihrer bewusstseinsphilosophischen Tradition andererseits durch die Fokussierung von präreflexiven und maßgeblich körperlich-materiellen sozialen Praktiken herausgefordert. Der Verfasser wird am Beispiel der Handlungstheorie von Alfred Schütz Möglichkeiten und Probleme einer phänomenologischen Rekonstruktion der praxistheoretischen Perspektive diskutieren. Kritisch wird dabei in den Blick geraten, dass Schütz' Begriffsinstrumentarium zwar nicht ohne eine leibphänomenologisch angeleitete Umstellungen des Sinnbegriffs leiblich-körperliches Verhalten als präreflexiv sinnhaft erfassen kann, aber dass seine Handlungstheorie dennoch Grundbegriffe bereitstellt, die den Einsichten und Intuitionen der praxistheoretischen Perspektive ein phänomenologisch geklärtes Fundament liefern können. Die zeittheoretische Unterscheidung von Handeln und Handlung erscheint dabei als geeigneter Ausgangspunkt zur phänomenologischen Rekonstruktion des Verhältnisses von bewusstem Handeln und präreflexivem leiblichen Lernen." (Autorenreferat)
Grundrechte auf staatliche Leistungen haben einen Preis. Nicht alles, was grundrechtlich geboten ist, kann in optimaler Weise erfüllt werden, da die staatlichen Ressourcen begrenzt sind. Verfassungsgerichte setzen den »Vorbehalt des Möglichen« ein, um anzuzeigen, dass die Geltung der Grundrechte von den Möglichkeiten eines Staates abhängt. Lino Munaretto betrachtet den »Vorbehalt des Möglichen« aus verschiedenen rechtstheoretischen Perspektiven und entwickelt hieraus dogmatische Grundsätze. Dabei legt er ein besonderes Augenmerk auf die Frage, wann welche staatlichen Organe legitimiert sind, Verteilungskonflikte zu entscheiden und problematisiert die Rolle von Gerichten, die in die Verteilung von öffentlichen Ressourcen eingreifen. In einer praktischen Erprobung werden die Befunde schließlich anhand eines konkreten Rechts untersucht: dem Grundrecht auf Gesundheit.InhaltsübersichtEinführung in die Untersuchung Erster Teil: Ein Modell des Möglichkeitsvorbehalts Erstes Kapitel: Vorfragen und Grundlagen § 1 Möglichkeit als Operator§ 2 Der Staat und seine Möglichkeiten§ 3 Die Möglichkeitsentscheidung§ 4 Der Anwendungsbereich des Möglichkeitsvorbehalts Zweites Kapitel: Geltungstheorie § 5 Positivismus: Reines Recht§ 6 Orientierung an Realbedingungen§ 7 Ideale statt Sachzwänge§ 8 Prozedurales Recht Drittes Kapitel: Methoden der Normkonkretisierung § 9 Strukturtheorie§ 10 Strukturierende Rechtslehre§ 11 Abwägung§ 12 Übergang zur Gleichheit§ 13 Offene Fragen und Zwischenstand Viertes Kapitel: Legitimation der Möglichkeitswahl § 14 Legitimation§ 15 Legitimationsressourcen Fünftes Kapitel: Dogmatik des Möglichkeitsvorbehalts § 16 Minimal Core Obligations§ 17 Der Möglichkeitsvorbehalt als Spielraum Zweiter Teil: Praktische Erprobung: Ein »Recht auf Gesundheit« unter dem Vorbehalt des Möglichen § 18 Ausgangspunkt und Thesen§ 19 Grundlagen des Konflikts§ 20 Rechte auf Gesundheit§ 21 Teilhabe am Vorhandenen§ 22 Ein originäres Leistungsrecht§ 23 Umsetzung im geltenden Recht§ 24 Ergebnisse der ErprobungSchluss
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Wissenschaftstheoretische Orientierungen -- 1. Problemstellung -- 2. Welche Wissenschaften gibt es? -- 3. Welche allgemeinen Denkrichtungen können bedeutsam sein? -- 4. Welche Schlußfolgerungen ermöglicht der Ansatz am konkreten Gegenstand? -- Über linguistische Ansätze für die Rechtswissenschaften -- Probleme der Symbolisierung und Formalisierung im Recht -- 1. Versuch einer Begriffsbestimmung -- 2. Die Relativität und Problembezogenheit der Formalisierung im Recht -- 3. Die Logifizierung von Gesetzestexten -- 4. Die Formalisierung vager Begriffe -- 5. Zusammenfassung -- Das Problem der Axiomatisierung des Rechts -- Logik der Normen -- I. Beispiele normativen Schließens -- II Gemeinsamkeiten normativer Logiken -- III. Begründungen für die Logik der Normen -- IV. Mögliche Weiterentwicklung der Logik der Normen -- V. Gibt es eine spezielle Logik der Normen? -- VI. Logik der Normen, Rechtstheorie und Rechtspraxis -- Struktur der Rechtsinstitution -- 1. Begriff der Norm -- 2. Zusammengesetzte und einfache Normen -- 3. Notwendigkeit institutioneller Betrachtung -- 4. Institutioneller Status -- 5. Die Rechtsinstitution als eigene Ebene der Rechtsordnung -- 6. Der Inhalt der Institution als Verfahren -- 7. Rechtsinstitution als Typisierung -- 8. Spektrum potentieller Institutionen -- Ota Weinberger: Die Struktur der rechtlichen Normenordnung -- I. Charakteristik der Strukturtheorie des Rechts -- II. Typen von Rechtsnormen -- III. Die Logik des hierarchischen Normensystems -- Legistik und elektronische Datenverarbeitung -- I. Zur Gegenwartssituation der Legistik und ihrer Wissenschaft -- II Anwendungsmöglichkeiten für die EDV in der Legistik -- III. Über die legistische Verwendbarkeit normativer Strukturen -- Planspiel und Simulation im Recht -- 1. Finale Regelung im Recht -- 2. Grundbegriffe derModellmethode -- 3. Möglichkeiten von Simulation und Planspiel im Recht -- Zwingt der EDV-Einsatz zum Überdenken herkömmlicher Rechtsbegriffe? -- Das Entscheidungsverhalten des Juristen. Probleme einer Analyse -- 0. Vorbemerkung -- 1. Allgemeines -- 2. Arbeitsthesen -- 3. These Entscheidungsmodell -- 4. These Vorwissen -- 5. These Funktion der Daten -- 6. These Arbeitsablauforganisation -- 7. Durchführung und Auswertung -- 8. Anzustrebendes Entscheidungsverhalten -- Das Wiener System -- 1. Aufgabenstellung und Dokumentenumfang -- 2. Informationsrecherchesprachen -- 3. Dezimalklassifikationssysteme -- 4. Abfragestrategien -- 5. Abfragebeispiele aus dem Wiener System -- Die Mitarbeiter dieses Bandes.
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Diese Arbeit zeigt, daß eine integrative Methode, die verschiedene theoretische Paradigmen umfaßt, zum Verständnis komplexer Phänomene wie die Transformation Osteuropas beiträgt. Systemtheorie, Strukturtheorien, Institutionen-Theorien und Rational Choice-Theorien können spezifische Erklärungsbeiträge zum Zusammenbruch des Kommunismus leisten. Die Forschung zu den Problemfeldern der Konsolidierung der neuen Demokratien verweist ebenso auf verschiedene analytische Ebenen. Entsprechend der Dynamiken der Konsolidierung verschiebt sich die analytische Perspektive von der Makro- über die Meso- zur Mikro-Ebene und zurück. Der analytische Gewinn einer solchen Mehrebenenanalyse - zum Verständnis komplexer Phänomene beizutragen - geht auf Kosten der theoretischen Sparsamkeit. Prognosen und Deduktion müssen aufgegeben werden zugunsten von Mechanismen mit denen Chancen und Risiken für die Entwicklung von Transformationsgesellschaften angegeben werden können. ; This work shows how an integrative method which includes various theoretical paradigms can support understanding complex phenomena such as the transformation of Eastern Europe. Theories of Systems, Structural Theories, institutionalist perspective, and Rational-Choice-Theories all have a distinct contribution to the analyses of the collapse of communism. The research on the problems of consolidation of the new democracies refers to various analytical levels as well. Following the dynamics of the change the analytical perspective shifts from macro- via meso- towards micro-level focus and back. This multilevel feature again strongly suggests an integrative theoretical perspective. Analytical gain from multi-level-analysis adds to the understanding of complex phenomena at the price of parsimony. Prognosis and deductions are replaced by mechanisms which help to identify risks and chances for the development of transforming societies.
Die gegenwärtige Transformationsforschung zu demokratischen politischen Regimen zeichnet sich durch einen Gegensatz zwischen den traditionellen Modernisierungs- und Strukturtheorien einerseits und den Akteurs- und Prozeßanalysen andererseits aus. Um diesen Gegensatz zu überwinden, wird im vorliegenden Beitrag ein theoretischer Rahmen entwickelt, mit dessen Hilfe die beiden Ansätze integriert werden können. Der Autor betrachtet die Entstehung und Stabilisierung von demokratischen Regimen aus einer akteurtheoretischen Perspektive, wobei die Mobilisierung und Organisierung von Bevölkerungssegmenten zu organisierten kollektiven Akteuren im Rahmen ihrer jeweiligen politischen Interessen im Mittelpunkt stehen. Die Eliteninteressen und -strategien werden in ihrem Verhältnis zu den jeweils relevanten Bevölkerungsgruppen untersucht und an einem empirischen Beispiel über das Abstimmungsverhalten von Abgeordneten im preussischen Abgeordnetenhaus anlässlich einer Abstimmung über die Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts in Preußen im Jahre 1918 verdeutlicht. Es wird vor allem danach gefragt, welchen demokratisierenden Gehalt eine derartige Wahlrechtsänderung gehabt hätte und ob die den einzelnen Bevölkerungssegmenten zugeschriebenen sozial konstruierten Interessen das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten erklären können. ; Contemporary attempts to explain the development and consolidation of democratic regimes can be divided into elite- and actor-centered perspectives on the one hand and modernization- and structural theories on the other hand. The article develops a theoretical perspective that links elite action to social structures. Elites are regarded as representatives of the interests of certain population segments, though they have some latitude in the definition of these interests and the pursuit of their own interests. The development and consolidation of democratic regimes therefore depends on the interests and power resources of specific elites and of the population segments they represent. In a study on Prussian deputies' voting behavior on the reform of the Prussian three-class franchise it can be shown that the theoretical framework improves the explanation of elite actions and of the development of an elite consensus on democratic norms.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der deutschen Modalpartikeln (MPn), das in der linguistischen Forschung viel Aufmerksamkeit erhalten hat, aber fast immer nur innerhalb der Satzgrenzen betrachtet wurde. Es wurde mehrfach vorgeschlagen, dass MPn eine Funktion im Hinblick auf Common Ground-Management haben, jedoch wird nie ausgeführt, wie diese zustande kommt. In dieser Arbeit wird gezeigt, wie die Bedeutung und Funktion verschiedener MPn im Rahmen eines erweiterten Common Ground-Modells erfasst werden kann. In einem zweiten Schritt wird in zwei empirischen Studien die Interaktion von MPn mit Diskursstruktur analysiert, wobei Diskursstruktur hier im Rahmen von Diskursrelationen modelliert wird. Dafür wurden in einem Korpus von Parlamentsreden (126.000 Token) alle Sätze, die eine MP (ja, doch, eben, halt, wohl und schon wurden analysiert) enthalten im Hinblick auf ihre Relationen zu adjazenten Diskurseinheiten annotiert. Verwendet wurde dafür die in der Rhetorischen Strukturtheorie (Mann & Thompson 1989) vorgeschlagenen Relationen. Die statistische Analyse der Ergebnisse zeigen signifikante Präferenzen der einzelnen MPn für bestimmte Diskursrelationen. Diese wurden anschließend in einem Lexical Choice Experiment überprüft und bestätigt, bei dem SprecherInnen im Kontext verschiedener Diskursrelationen auswählen sollten, welche MP am natürlichsten in einen Diskurs passt. SprecherInnen verwenden MPn, um zu zeigen, in welchem Verhältnis eine Proposition zu anderen steht oder um die Proposition auf eine bestimmte Art und Weise im Diskurs zu verankern, z.B. in dem sie als Hintergrundinformation markiert wird. Die beiden empirischen Studien zeigen zum ersten Mal, wie SprecherInnen diese Funktionen nutzen – und teilweise ausnutzen – um Diskurs zu strukturieren, Diskursrelationen hervorzuheben und so Kohärenz zu fördern. Gleichzeitig zeigt diese Arbeit, dass ein erweitertes Common Ground-Modell notwendig ist, um den Beitrag von MPn adäquat zu erfassen. ; This work focuses on the phenomenon of German modal particles (Mps) which has received much attention in linguistic research – however mainly restricted to an analysis inside the sentence boundaries. It has been proposed that the function of Mps can be described with respect to common ground management, but this has never been spelled out in detail. Here, the meaning and function of different Mps will be captured in a broadened common ground model. In a second step, two empirical studies analyse the interaction of MPs and discourse structure – here modelled in terms of discourse relations. In a corpus of parliament speeches (126.000 word tokens), all sentences containing a modal particle (ja, doch, eben, halt, wohl and schon have been analyzed) were annotated for their discourse relations towards adjacent discourse units. The statistical analysis of the results reveals clear preferences of the single particles for different discourse relations. These preference were tested again in a follow-up experiment, a lexical choice task in which speakers had to decide which particle fits most naturally in contexts of different discourse relations. The results verified the findings of the corpus study. Overall, MPs can be used to indicate to the addressee how a proposition that is asserted by the speaker is related to (an)other proposition(s) and anchor information in discourse structure in a certain way, e.g. by marking it as background information. The results of the empirical studies show for the first time how speakers can make use of these functions – sometimes by exploiting them – to structure discourse, enhance the function of discourse relations and thereby establish coherence. At the same time, it becomes clear that a broader model of common ground is needed to capture this function of MPs in discourse appropriately.
Das Programm der Gemeinschaftswälder in Nepal zielt darauf ab, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Frauen, in Entscheidungen über die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen einzubeziehen. Nach drei Jahrzehnten ist die Bilanz jedoch nicht so positiv wie erhofft. Empirische Erhebungen haben eine Reihe diskriminierender sozialer Strukturen identifiziert, die die aktive Beteiligung der Frauen einschränken. Derzeit wird in den mittleren Höhenlagen Nepals der Trend beobachtet, dass Männer auf Arbeitssuche auswandern. Die führt zu Änderung in den sozialen Strukturen, und kann neue Möglichkeiten für die aktive Beteiligung der Frauen in der Waldbewirtschaftung bieten. Die vorliegende Studie analysiert wie sich die soziale Dynamik, die durch die Auswanderung der Männer verursacht wird, auf die aktive Beteiligung der Frauen in die Entscheidungsprozesse zur Bewirtschaftung der Gemeinschaftswälder auswirkt. Im Rahmen einer Fallstudie wurden qualitative und quantitative Daten in vier Gemeinschaftswaldbenutzergruppen (community forest user groups, CFUG) in Nepal gesammelt. Es wurden Interviews mit Auskunftspersonen, eine umfangreiche mündliche Befragung, Tiefeninterviews mit Frauen und Fokusgruppendiskussionen abgehalten. Als theoretische Konzepte wurden feministische Theorien, Gendertheorien, Agency- und Strukturtheorien herangezogen. Die Ergebnisse aus der Fallstudie zeigen dass die Auswanderung der Männer die Beteiligung der Frauen in den Entscheidungsgremien der CFUG erhöhen kann. Jedoch hängt diese Beteiligung von einer Reihe Einflussfaktoren ab, allen voran die Familienstruktur (insb. die Anwesenheit erwachsener Männer). Im sozialen Kontext, der als dynamisch angesehen wird, verwenden Frauen eine Reihe mikrosozialer Prozesse um die Entscheidungen, die den Gemeinschaftswald betreffen, zu beeinflussen. Auch verwenden sie diese Prozesse um ihre Rechte und soziale Rolle schrittweise zu verändern. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass es wesentlich ist, die Beteiligung der Frauen nicht ausschließlich anhand von leicht messbaren Indikatoren zu beurteilen, sondern die Beteiligung als Prozess zu sehen, ein Prozess der die Rahmenbedingungen (z.B. die politischen Unruhen) berücksichtigt. Aus der Fallstudie wurden theoretische und methodologische Anregungen, sowie Politikempfehlungen abgeleitet. ; The community forestry programme of Nepal aims to strengthen the participation of disadvantaged communities, such as women, in the management of natural resources. However, even after three decades, women's active participation remains a challenge. Empirical studies point to various discriminating social structures and mechanisms as factors limiting women's participation. The current trend towards mens outmigration, as observed in the Mid-hills of Nepal, is changing these social structures and might offer new opportunities for womens engagement in community forestry. This research investigates how the dynamic social context brought about by mens outmigration affects womens participation in community forest management. Employing a case study approach, data were collected from four community forest user groups in the Mid-hills of Nepal, using key informant interviews, a survey, in-depth interviews and focus group discussions. Theoretical concepts such as feminism, gender, and the agency-structure debate were used to guide data analysis. The case study shows that mens outmigration can increase womens participation in community forest management. However, different structural factors, especially family composition, mediate this influence. In the social context, that is understood as dynamic, women use various microsocial processes to influence forest management decisions as well as shape their roles and rights. Moreover, the findings indicate the need of understanding womens participation as a transformative process that is adaptive and responsive to the changing social context. This process is not well captured by quantitative surveys or statistical data. To adequately assess the progress in women's participation, complementary qualitative methods need to be used. These findings allow deriving theoretical, methodological and policy recommendations to support womens empowerment and their effective participation in the management of community forests. Thus, a nuanced look at social processes is essential to ensure that increasing womens active participation in programmes like community forestry is achieved through a socially just change process that is both adaptive to the changing social context and transformative against discriminating power relations. ; Kalpana Giri ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. Sprache ; Wien, Univ. für Bodenkultur, Diss., 2009 ; OeBB ; (VLID)1931845
Wie stehen Methodenlehre und juristische Argumentation zueinander? Was ist juristische Argumentation, was "bloße" Rhetorik? Das Lehrbuch zur juristischen Argumentationstheorie stellt die Modelle juristischen Argumentierens vor und unterzieht sie einer (kritischen) Würdigung. Das betrifft etwa die Argumentationsanalyse seitens der "Strukturierenden Rechtslehre" und das sogenannte "pragma-dialektische" Modell der Argumentation. Explizit warnt der Band vor einem postmodernen Irrationalismus, der die Regelorientierung juristischen Argumentierens grundsätzlich in Zweifel zieht. Das Lehrbuch zeigt auf, wie die "Produktion" von rechtlichen Entscheidungen und subgesetzlichen Regeln rational kontrollierbar und kritisierbar wird; es leistet damit einen Beitrag zu einer im besten Sinne kritischen Rechtswissenschaft.
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