Subjektivierung im Grenzland: zur Gouvernementalität und Hegemonietheorie von Reisen und Bildung
In: Schriftenreihe Erziehung - Unterricht - Bildung 142
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In: Schriftenreihe Erziehung - Unterricht - Bildung 142
In: Schriftenreihe Erziehung - Unterricht - Bildung 142
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 49, Heft 4, S. 756-758
ISSN: 0032-3470
In: Widerspruch: Beiträge zu sozialistischer Politik, Band 24, Heft 46, S. 65-78
ISSN: 1420-0945
In: Soziale Nachhaltigkeit in flexiblen Arbeitsstrukturen: Problemfelder und arbeitspolitische Gestaltungsperspektiven, S. 87-103
Der Beitrag wendet sich den Ambivalenzen und Widersprüchen der "Subjektivierung von Arbeit" zu: Jedoch ist die Abkehr vom tayloristischen Prinzip der Arbeitsorganisation so neu nicht, hochqualifizierte Tätigkeiten beruhten immer schon auf eigenverantwortlicher Tätigkeit mit eigenen Handlungs- und Dispositionsspielräumen. Neu ist aber die Ausweitung dieser "neuen Freiheiten" - die verbunden sind mit Gefahren der Selbstüberforderung und sozialer Unsicherheit - auch auf einfachere Tätigkeiten. Der Artikel sieht eine Tendenz zur Selbstrationalisierung qualifizierter und verantwortungsvoller Arbeit - verbunden mit Selbstorganisation, Selbstverantwortung, Selbstregulierung sowie Dezentralisierung und Flexibilisierung der Arbeitswelt bis hinunter in die "untersten" Etagen. Die neuen Entwicklungen fordern vor allem aber auch "fachübergreifende" Qualifikationen ein (z.B. Zeitmanagement, "social skills"), die neben den rein "fachlichen", arbeitsbezogenen Anforderungen bewältigt sein wollen. Deutlich wird dies an den neuerdings so zahlreichen "Meetings" und Teambesprechungen, die oft nur wenig konkreten Nutzen haben, dem Arbeitnehmer aber die Eigenverantwortung dafür aufbürden, wie er dann "nebenher" noch seine "eigentlichen" fachlichen Aufgaben erledigt. Jeder Arbeitnehmer "soll wie ein Unternehmer" denken. Hierin verbirgt sich Konfliktpotenzial, da Arbeitnehmer versuchen können, sich diesen Entwicklungen zu entziehen und sich auf ihre fachliche Arbeit zurückzuziehen. Der Beitrag schildert dann das konflikthafte Verhältnis zwischen "Unternehmersubjekt" und "Kreativsubjekt". Während die Wirtschaft sich die "Kreativität" zu Nutze machen möchte, liegt der wahre, manchmal vielleicht fast "chaotische" Charakter des Kreativen darin, dass es gerade nicht in den engen Grenzen des monetär Verwertbaren verbleibt. Der Beitrag geht schließlich auf "objektivierbares versus nicht-objektivierbares Handeln und Wissen" ein. Es zeigt sich, dass mit Hilfe zahlreicher formalisierbarer Verfahren - wie etwa "Zielvereinbarungen", "Leistungsbeurteilungen" und Orientierungen an Kennzahlen - das "Unplanbare bewältigt" werden soll, der Arbeitsprozess soll wieder kontrollierbar werden, die Kreativität wird quasi wieder "eingefangen". Abschließend wird betont, dass die neuen Formen der Subjektivierung von Arbeit der Arbeitskraft die Verantwortung für das Gelingen des Arbeitsprozesses und -ergebnisses zuweisen. Es wird die Hoffnung geäußert, dass eine "nachhaltige Arbeitspolitik" entwickelt werden kann, die die mit den "neuen Freiheiten" verbundenen Gefahren der "Selbstüberforderung" und "grenzenlosen Arbeit" abwehren kann - wenn die "Mechanismen" der "Selbstrationalisierung" erkannt und verstanden werden können. (ICB)
Die bildungspolitische Durchsetzung und didaktische Gestaltung "selbstgesteuerten Lernens" wird in der vorliegenden Studie als Moment einer neoliberalen Regierungsweise der Bildung Erwachsener und einer Transformation des Feldes der Weiterbildung untersucht. Dazu setzt sie exemplarisch an einem der didaktischen Instrumente an, dem Lernjournal, dem weitreichende Effekte auf die reflexive Praxis und damit die Selbststeuerungsfähigkeiten der Lernenden zugeschrieben werden. Um diese Problematik empirisch zu fassen, sind zwei Analysen parallel angelegt worden. In der Ersten wird der didaktische Diskurs über den Einsatz von Lernjournalen im Kontext einer Geschichte der Regierungspraktiken untersucht. In der zweiten Analyse wurde ein Korpus von zwölf Lernjournalen ausgewertet, insgesamt 1200 handgeschriebene Seiten, die von Erwachsenen in einem Weiterbildungsstudiengang über ein Jahr hinweg geführt worden sind. Dabei hat sich bestätigt, dass das Programm selbstgesteuerten Lernens auf eine Kapitalisierung des Selbst zielt, aber zugleich werden schon in den didaktischen Texten, erst recht aber in den geführten Journalen selbst die Brüche und Widersprüche einer solchen Formation deutlich. Die Studie versteht sich als Anatomie der gesellschaftlichen Bedingtheit von Subjektivität und der Praktiken der Subjektivierung, mithin als Kritik der diesbezüglichen Machtverhältnisse im Feld der Weiterbildung, sie arbeitet aber zugleich theoretisch und empirisch heraus, wie zu begreifen ist, dass Lernende in reflexiven Praktiken zu sich selbst in Beziehung treten und sich selbst verändern. (Autor)
BASE
In: transcript
In: Soziologische Theorie
In: Kultur und soziale Praxis
Long description: Rassismus bildet! Dieses Buch versammelt Studien, die sich kritisch mit der Bildungsdimension rassistischer Normalität auseinandersetzen. Rassistische Ordnungsprinzipien des machtvollen Unterscheidens wirken nicht allein als ´äußerliche´ Verteilung von Ressourcen, sondern sind auch in dem Sinne produktiv, als sie auf Selbst-, Gegenstands- und Weltverständnisse einwirken. Die Beiträge des Bandes untersuchen als üblich geltende - und dadurch kulturell selbstverständliche - institutionelle und interaktive Praxen der Fremd- und Selbstpositionierung in formellen und informellen Bildungszusammenhängen. Es wird gezeigt, wie die Gewöhnlichkeit solcher, an rassistische Traditionen anschließenden, Unterscheidungspraxen ihre Wirksamkeit ausmacht.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4831-4841
"Subjektivität hat Konjunktur. Die traditionell strukturtheoretisch orientierte Arbeits- und Industriesoziologie entdeckt das autonome, zumindest aber widerständige Subjekt und fragt sich, wie dessen Eigensinnigkeit innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen zu verorten ist, die es doch eigentlich prägen. Gleichzeitig beobachtet sie die Betriebe dabei, wie sie Subjektivierung als Steuerungsmechanismus einsetzen und das, was bislang als störend galt, erfolgreich als Ressource nutzen: die individuellen Eigenschaften und Bedürfnisse ihrer MitarbeiterInnen. Die soziologische Theorie steht vor ähnlichen Problemen. Überraschenderweise lässt sich das strikt modelltheoretisch arbeitende Rationalprogramm davon irritieren, dass Menschen keine rationalen Akteure sind. Dies macht der Theoriebildung einerseits Ärger: Der Mensch verfügt weder über die kognitiven Kompetenzen rationaler Akteure noch über deren eindeutige Präferenzstruktur, Gefühle arbeiten auf ihre eigene Rechnung, Gesten und Routinen sind ins Körpergedächtnis eingegangen - all dies erschwert die rationale Entscheidungsfindung. Andererseits hat diese Ausstattung aber auch Vorteile: Begrenzte Rationalität löst bestimmte Probleme erheblich besser, satisficing fungiert als hilfreiche Stoppregel bei der Alternativenabwahl, Gefühle ermöglichen Selbstbindungen - all dies hilft dabei, soziale Abstimmungsprobleme zu lösen. Werden rationale Akteure auf ein menschliches Maß zurückgestutzt, kooperieren sie öfter, als es die Theorie erlaubt. Wie die Arbeits- und Industriesoziologie weiß auch die Sozialtheorie, dass man diese Kapazitäten zu Steuerungszwecken nutzen kann. Offensichtlich haben diese beiden getrennt geführten Diskurse ein ähnliches Problem: Sie haben die 'innere Natur der Gesellschaft' und ihre Bedeutung als Restriktion und Ressource sozialen Handelns entdeckt, stellen aber fest, dass das beobachtete Phänomen nicht so recht in ihre Theorieprogramme passt. In diesem Vortrag wird dafür plädiert, Sozialtheorie und Subjektivierung modelltheoretisch zu verknüpfen. Im Ergebnis wird von der Fiktion eines ungeteilten Akteurs Abstand genommen und ein Modell vorgeschlagen, das davon ausgeht, dass der Akteur sich selbst zum Subjekt macht, indem er versucht, die internen Abstimmungsprobleme zu bearbeiten, die aus der Konfrontation rationaler Interessenverfolgung und 'innerer Natur' entstehen." (Autorenreferat)
In: MV-Wissenschaft
In: Edition Octopus
Noch vor zwanzig Jahren waren die soziologischen Debatten von der Frage dominiert, ob der Arbeitsgesellschaft möglicherweise die Arbeit ausginge. Heute muss festgestellt werden, dass trotz anhaltender Massenarbeitslosigkeit Arbeit als zentrales Element in den Lebensentwürfen von Menschen keineswegs an Bedeutung verloren Wandlungsprozesse, die unter Stichworten wie "Enttaylorisierung" oder "Flexibilisierung" zusammengefasst werden können, beziehen sich dabei insbesondere auf die Erwerbsarbeit. Diese Entwicklungen sind jedoch mit wachsender Unsicherheit der Beschäftigten verbunden. Während die strukturelle und hierarchische Eindeutigkeit des "Taylorismus" den Arbeitnehmern eine gewisse Kontinuität vermittelte und sie befähigte, dass Leben im Sinne einer Autorenschaft kohärent zu gestalten, muss das Fundament einer solchen Autorenschaft im Zuge von Flexibilisierungsprozessen neu gelegt werden. Die daraus resultierenden Probleme betreffen insbesondere die anerkennungsstiftende Funktion von Arbeit. Schließlich geht es dabei um die Frage, welche Aspekte des derzeitigen Strukturwandels verstärkt in den Blick genommen werden müssen, damit dieser tatsächlich als gesellschaftlicher und subjektiver Fortschritt erfahren werden kann. Die Autorin Julia Kropf nähert sich dieser Frage durch die Zusammenführung zweier wissenschaftlicher Diskurse: dem philosophischen Diskurs über Anerkennung und dem arbeits- und industriesoziologischen Diskurs über die Objektivierung von Arbeit.