Islam, Kapitalismus und die protestantische Ethik
In: Kapitalismus: historische Annäherungen, S. 116-146
Inspiriert durch die Weber'sche Idee des Zusammenhangs zwischen religiösen Werthaltungen und Mustern der Lebensführung, setzt sich die Verfasserin kritisch mit Webers Absage an jegliche Möglichkeit rational-methodischer Lebensführung im Islam auseinander. Ihr Blick in Geschichte und Gegenwart zeigt eine Reihe von Gegenbeispielen: Ibaditische Fernhändler, bestimmte Varianten des Sufismus sowie die ägyptischen Muslimbrüder um Hasan al-Banna wiesen religiös begründete Ausprägungen ihrer Lebensentwürfe und -ideale aus, indem sie das Ethos einer regulierten Lebensform, autonome Selbstbestimmung und rationales Zeitmanagement als Ideale hochhielten. Auch ein in den vergangenen Jahrzehnten emporkommender neuer Unternehmertypus - "islamische Calvinisten" lautet die Selbst- und Fremdbezeichnung - betont die spezifisch islamische Antriebsfeder seines wirtschaftlichen Handelns und erfindet sich, explizit an westliche Vorbilder orientiert, gerade eine bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Tradition des "muslimischen Puritanismus". (ICF2)