Writing the Rules for Europe. Experts, Cartels, International organizations ist das fünfte von sechs Büchern aus der Reihe Making Europe: Technology and Transformations, 1850-2000. Als solches bietet es den Lesern eine neue Perspektive auf ihr Europaverständnis und fordert viele etablierte Wahrheiten in der zeitgenössischen westlichen Geschichtsschreibung heraus. Das Buch von Johan Schot und Wolfram Kaiser wechselt den Blickpunkt von der Politik- zur Technikgeschichte. Es richtet unsere Aufmerksamkeit von den Politikern und Diplomaten zu den internationalen Expert_innen, Ingenieur_innen, Spezialist_innen, Geschäftsleuten, Lobbyist_innen und Innovator_innen um. Ohne sie in Betracht zu ziehen, so die Autoren, wird unser Verständnis der europäischen Integration, der europäischen Organisationen und sogar der Europäischen Union selbst zutiefst begrenzt sein. Writing the Rules for Europe. Experts, Cartels, International organizations ist ein Leitfaden für die langfristigen Prozesse, die die europäische Gegenwart und Zukunft weiterhin gestalten. ; Writing the Rules for Europe. Experts, Cartels, International organizations is the fifth out of six books from the series Making Europe: Technology and Transformations, 1850-2000. As such, it offers to the readers a new perspective on our understanding of Europe and challenges many well-established truths in contemporary Western historiography. The work of Johan Schot and Wolfram Kaiser switches the focus from political to technological history. It redirects our attention from the politicians and diplomats to the international experts, engineers, specialists, businessmen, lobbyists, and innovators. Failing to take them into consideration, as the authors argue, risks profoundly limiting our understanding of European integration, European organizations, and even the European Union itself. Writing the Rules for Europe. Experts, Cartels, International organizations is a guide to the long-term processes which continue to shape the European presence and its future.
Innerhalb des psychischen Apparats hat die Phantasie die Rolle eines «Mischwesens» inne. Zwischen Bewusstsein und Unbewusstem changierend, fungiert die Phantasie als Screen, welcher die psychischen Instanzen voneinander separiert und zugleich ineinander übergehen lässt. Darin entspricht das Mischwesen der Phantasie den filmischen Trickverfahren des klassischen Hollywood, insbesondere jener der matte paintings, die als Übermalungen störende Partien des Filmbildes kaschieren sollen, in ihrer Artifizialität zugleich aber selbst als symptomale Störungen fungieren, die den Blick freigeben auf ein Unbewusstes der / als Filmtechnik. Dass solch eine Analyse filmtechnischer Verfahren nicht zuletzt eine Kritik politisch-symbolischer Autorität darstellt, soll im Blick auf die matte paintings von Filmen wie Citizen Kane (USA 1941), North by Northwest (USA 1959) oder Million Dollar Mermaid (USA 1952) gezeigt werden. ; + ID der Publikation: hslu_78032 + Art des Beitrages: Wissenschaftliche Medien + Jahrgang: 9 + Sprache: Deutsch + Letzte Aktualisierung: 2020-07-16 16:15:16
The text ventures into a media history of energy by conceiving of electrical system as discourse networks (Aufschreibesysteme). While the nineteenth century referred to «power sources» that could be tapped locally, the twentieth century began to speak of «energy flows.» An energetic-economic discourse network refers to the methods, technologies, and media that record energy flows. Tracing the development of electrical systems between 1880 and 1930, the text shows how technologies of regulation and control informed the technical, economic, and political appropriation of electricity. It argues that documenting a flowing reservoir of labor power—the national power economy—by large electrical systems was crucial for this shift in the imagination of the energy economy. ; Ein energiewirtschaftliches Aufschreibesystem bezeichnet die Techniken und Medien, mit denen Energieflüsse in der Gesellschaft aufgezeichnet werden. An der Entwicklung von Elektrizitätssystemen zwischen 1880-1930 zeigt der Text, wie Techniken der Dokumentation und Kontrolle die technische, wirtschaftliche und politische Aneignung der Elektrizität informiert haben. Während das neunzehnte Jahrhundert von 'Kraftquellen' sprach, die lokal angeeignet wurden, geht es im zwanzigsten Jahrhundert um die physikalisch-ökonomische Logik der Verteilung von 'Energieflüssen'. Der Text argumentiert, dass die Aufzeichnung eines fließenden Arbeitskraftreservoirs – der Kraftwirtschaft – durch die großen elektrischen Systeme für die Vorstellung dieser neuen Energiewirtschaft wesentlich war.
Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt grundlegend verändern und damit die Lebenswelt der Beschäftigten in Zukunft entscheidend prägen. Über die Chancen und Risiken dieser Transformation wird mittlerweile eine breite gesellschaftliche Debatte geführt – die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der Arbeitswelt und die Auswirkungen des Digitalisierungsprozesses auf die Geschlechterverhältnisse werden dabei aber meist ausgeblendet. Um politisch aktiv zu werden und arbeitsrechtliche und bildungs-politische Rahmenbedingungen geschlechtergerecht zu gestalten, bedarf es eines sys-tematischen Einbezugs der Geschlechterperspektive. Daher wurde die Literatur zu die-ser Fragestellung zusammengetragen und geordnet. Es werden sowohl Forschungslü-cken benannt als auch bereits existierende Anhaltspunkte zueinander in Bezug gesetzt.
Abseits der großen historiographischen Schulen formieren sich zur vorletzten Jahrhundertwende in der Provinz des Denkens personell kleine, im Gegenstand dafür umso ehrgeizigere und größer angelegte Projekte, Geschichte zu schreiben. In Leipzig etwa richtet Karl Lamprecht gegen die auf politische Großereignisse fokussierte Historiographie à la Leopold von Ranke seine Konzeption von Weltgeschichte, die neben dem erbitterten "Methodenstreit" auch gleich noch einige Filiationen in benachbarten Disziplinen mit sich bringt. Einer dieser heimlichen Adepten ist der Ingenieur kraft eigener Ernennung und historiographische Autodidakt Franz Maria Feldhaus, der in einem wagemutigen Großvorhaben versucht, nichts weniger als eine vollständige Sammlung aller Artefakte und historischen Ereignisse zu versammeln, die "irgendwie" zur Technik in Beziehung stehen. Den Motor wie gleichermaßen den Kolbenfresser dieses Vorhabens bildet seine nach allen Regeln der zeitgenössischen Büroorganisationskunst aufgebaute Kartei, deren Betriebsmechanismus samt seiner praktischen wie erkenntnistheoretischen (Un-)Zulänglichkeiten in diesem Aufsatz näher ergründet werden.
Die computerbasierten »Neuen Medien« scheinen eine radikale Umwälzung der Gesellschaft zu bewirken. Aber: Die »Neuen Medien« hätten sich auch anders entwickeln können. Technologien verändern zwar die Gesellschaft, werden aber zugleich auch von ihr erfunden und umgeformt. Insbesondere gilt das für die Computer, die universell und programmierbar sind. Sie werden gesellschaftlichen Vorstellungen, was sie sein und tun sollen, unterworfen. Die Frage ist also: Wie und warum hat sich die Gesellschaft durch das Medium Computer - insbesondere durch die Konstellationen des »Netzes« und der »Virtuellen Realität« - selbst programmiert? Jens Schröters Antworten aktualisieren die etablierte Sichtweise auf das Verhältnis von Gesellschaft und Computer. Zahlreiche Abbildungen dokumentieren die Entwicklung der »Universalmaschine«.
Das vorliegende Buch analysiert die US-amerikanische Geschichte vom Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs bis zum Epochenjahr 1898. Obwohl der Erste Weltkrieg oder der Große Krieg, wie er in der englischsprachigen Forschung zuweilen noch genannt wird, gemeinhin als Beginn einer amerikanischen Dominanz in der Weltpolitik gesehen wird, die dann nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Zenit erreichte, möchte ich argumentieren, dass der Aufstieg der Vereinigten Staaten zu einer imperialen Macht bereits nach 1865 erfolgte, langsam zwar und durchaus nicht linear, doch aber merklich und nachhaltig. Der titelgebende Fokus des Buches liegt daher auf der Zeit von der Reconstruction zum Spanisch-Amerikanischen Krieg – der Zeit, in der die innenpolitischen Veränderungen, die zum Teil das Resultat des Bürgerkriegs selbst waren, zum Tragen kamen. Die Stärkung der Exekutive zu Lasten der Legislative, die Schaffung neuer exekutiver Zuständigkeiten sowie die Professionalisierung des Beamtenapparats waren aber schon vor dem Bürgerkrieg in Gang gesetzt worden und mündeten nun in der raschen Industrialisierung der Vereinigten Staaten vor allem im Osten des Landes und der Konzentration von Kapitalien mithilfe neuer wirtschaftlicher Akteure: die "Inkorporierung" der USA, also die Überführung des Kapitals in Aktiengesellschaften und die horizontale wie vertikale Integration der Produktion. Die Analyse dieser Vorgänge kann indessen nicht auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene verharren, denn jeder der erwähnten Aspekte hatte tiefgreifende Folgen für Gesellschaft und Kultur. Deshalb sollen die gesellschaftsgeschichtlichen und kulturhistorischen Ebenen der allmählichen Übergangs von einem expandierenden Nationalstaat zu einer hegemonialen Macht ausführlich beleuchtet werden. Dies schließt die Technikgeschichte ebenso ein wie die Geschichte der "hohen" Kultur, aber auch der entstehenden Massen- und Konsumptionskultur.
Energiepolitik, -wirtschaft und -technik haben die Aufgabe, die Versorgung der Volkswirtschaft mit dem knappen Gut Energie sicherzustellen. Die technische Sicherheit entscheidet ebenso wie die lang- und mittelfristige Verfügbarkeit von Energieträgern und die Wandlungsfähigkeit der Energiesysteme über die Bereitstellung von Energie. Vielstimmige Beiträge um die optimale Gestaltung der Energiesysteme, um ihre Wirtschaftlichkeit, ihre rechtlichen Rahmenbedingungen und technologische Ausprägungen bestimmen daher den Energiediskurs. Der Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung liegt auf der Stromversorgung, die als eminent wichtiges Energiesystem hervorragend geeignet ist, den Zusammenhang zwischen verfügbaren Technologien, ihren Risiken und ihrer Zukunftsfähigkeit exemplarisch darzustellen. An dieser systematischen Aufteilung orientiert sich die vorliegende Bestandsaufnahme in ihren Grundzügen. Ziel der Studie ist es, sowohl an historischen Fallbeispielen als auch anhand der gegenwärtigen Liberalisierungsdebatte den energietechnischen und -wirtschaftlichen Diskurs im HInblick auf sich wandelnde Sicherheitsperspektiven in Wechselwirkung mit dem technischen Fortschritt zu analysieren.
Aus der Einleitung: 'Der Maschinenbau ist ein Kernbereich des Industrialisierungsprozesses und strategisches Zentrum der technisch-industriellen Entwicklung schlechthin. Für die deutsche Wirtschaft bildete der Maschinenbau während des ganzen 20. Jahrhunderts eine Hauptsäule und eine der wichtigsten Exportbranchen. Im deutschen Maschinenbau dominierte seit dem 19. Jahrhundert die Auffassung, dass Forschung und Ausbildung auf das vermeintlich finale Ziel technischen Schaffens, die Konstruktion, zu orientieren seien. Standen doch im Zentrum der industriellen Praxis in Deutschland Aspekte der Konstruktion bei gleichzeitiger Vernachlässigung der Fertigung. Das Konstruktionsbüro wurde im Zuge solcher Prägungen als das Herz jeder Firma begriffen. Die Konstruktion galt als wissenschaftsgeleiteter Prozess, der prinzipiell theoretisch fassbar war und in einschlägigen Bildungsinstitutionen gelehrt wurde. Obwohl dies seit den 1880er Jahren im so genannten Methodenstreit in den Technikwissenschaften eine gewisse Relativierung erfuhr, kann in Deutschland ein Muster der Verwissenschaftlichung dieses technischen Sektors gefunden werden, das sich von jenen anderer Gesellschaften signifikant unterschied. Der Maschinenbau in den USA beispielsweise war im Unterschied zu Deutschland lange Zeit stark empirisch ausgerichtet und überwiegend an den Fertigungsprozessen orientiert. Ein Vergleich des deutschen und amerikanischen Maschinenbaus zeigt demnach unterschiedliche Gewichtungen im Spannungsfeld von Konstruktion, Fertigung und Werkstoffen. Eine Institutionalisierung dieses stark an der Konstruktion orientierten Pfades kann in deutschen Maschinenbauunternehmen insofern unterstellt werden, als hier die Konstruktionsabteilungen traditionell einen sehr großen Einfluss ausüben. Unter der daraus resultierenden Ressourcenlenkung kann die Prozessorientierung, eine Stärke amerikanischer Unternehmen, oder die Produktorientierung, eine Stärke des japanischen Maschinenbaues, leiden.' [.]:Einleitung S. 33 Konstruktionsorientierung des deutschen Maschinenbaus S. 34 Einbindung des Maschinenbaus in das deutsche Innovationssystem der Weimarer Republik S. 35 Quantitative und qualitative Erneuerungen in den 1930er Jahren S. 39 Rationalisierungsdruck und staatliche Forschungspolitik S. 42 Kooperation zwischen Ingenieuren und Facharbeitern S. 45 Steigerung der Rüstungsfertigung durch staatliche Lenkung S. 47 Zusammenfassung S. 50
Since the so-called Letter of Liberty of 1244, the burghers of Luxembourg had the duty to defend their town and to go to war with their lord. This contribution examines, based predominantly on medieval account books, what concrete tasks this duty entailed. It distinguishes between the construction and maintenance of the city walls, the required services asked of the village dwellers, the sentry duty of the inhabitants, personal arms of the denizens and heavy weaponry of the municipality, concrete war preparations and actual military campaigns. The assessment of empirical historical evidence allows not only to calculate the costs of these military ventures but also to provide a rather detailed evaluation of the technological state of development of the artillery in the 14th to 15th century.
Der Granatwerfer, als Teil der Geschichte des Ersten Weltkriegs, bietet sowohl aus historischer, als auch aus technisch / naturwissenschaftlicher Sichtweise Besonder-heiten, die Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind. Im Rahmen der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogen sich auch im Militärwesen gravierende Entwicklungssprünge. Dies hatte insbesondere auch Auswirkungen auf die Artillerie, deren Leistung um ein Vielfaches gesteigert werden konnte. Derart gerüstet traten die Armeen der Industrienationen 1914 in den Ersten Weltkrieg ein. Die schon bald zu verzeichnenden enormen Verlustraten führten zu einem Stellungskrieg, in dem sich die Verteidiger in Grabensystemen verschanzten. Dadurch entstanden taktische Aufgaben, welche die bisher entwickelten Geschütze nicht erfüllen konnten. So war es der Artillerie nicht möglich, punktgenau kleine Ziele, wie z.B. Maschinengewehrstellungen, zu bekämpfen. Es bestand die Notwendigkeit einen neuen Waffentypus zu entwickeln. In diesem Zusammenhang erschienen Konstruktionen, die als Minenwerfer, Granatwerfer bzw. Grabenwerfer / Grabenmörser bezeichnet wurden. Dabei kamen nicht, wie bisher, nur Konstruktionen von staatlichen Stellen und Rüstungsfirmen zum Einsatz, sondern auch eine Vielzahl von Entwürfen der Truppe und von Privatpersonen. Es entstand das Kampfmittel, das nach der Artillerie die zweithöchsten Verluste dieses Konflikts verursachte, was erstmals in der vorliegenden Arbeit dargestellt wird. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Mehrzahl der Konstruktionen nicht mehr weiterverwendet. Nur die britische Entwicklung von Sir Frederick Wilfrid Scott Stokes erfuhr eine Verfeinerung durch den französischen Industriellen Edgar Brandt. Sie wurde ab 1927 zum Granatwerfer in der heute bekannten Form (System Stokes-Brandt) und von Letzterem weltweit verbreitet. Die vorliegende Arbeit analysiert die Vorgänge und Konstruktionen des Ersten Weltkriegs auf Basis vorhandenen Quellenmaterials. Ein Vergleich, vorrangig der Haupt-Kriegsbeteiligten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, zeigt dabei die Vielzahl der Geräte auf. Dabei wird erstmals die Bandbreite deutscher Granatwerfer geschlossen dargestellt. Auf Basis der vorhandenen Entwürfe wird eine objektive und universelle Systematik erarbeitet. Dabei gelangen Methoden der Konstruktionslehre zur Anwendung. Anhand der Auswertung des vorliegenden Quellenmaterials wird belegt, dass Sir Stokes keineswegs, wie bisher angenommen, als der alleinige Erfinder des modernen Granatwerfers gelten kann, sondern bereits bekannte Konstruktionsdetails miteinander kombiniert hat. Neben den technischen Belangen des Sujets werden auch soziale Aspekte wie z.B. die Erinnerungskultur oder der Einfluss des Granatwerfers auf die damalige Kunst untersucht. Ein Ausblick auf aktuelle Entwicklungen sowie die Thematisierung der Problematik der Rüstungskontrolle schließen die Arbeit ab.
Aus der Einleitung: 'Am späten Nachmittag des 14. März 1931 versammelten sich in Groß-Kühnau bei Dessau zahlreiche deutsche und amerikanische Wissenschaftler, um einem spektakulären Ereignis beizuwohnen. Geladen hatten der ehemalige Junkers- Ingenieur Johannes Winkler und dessen Mäzen, der böhmische Hutfabrikant Hugo Hückel, denen vor den Augen eines staunenden Publikums der erste Start einer Flüssigkeitsrakete in Europa glückte. Der Flugkörper, eine Konstruktion von 70 Zentimetern Höhe und 30 Zentimetern Durchmesser, hob mit dumpfem Zischen vom Erdboden ab, stieg etwa 100 Meter in die Höhe und stürzte nach einer horizontalen Drehung wieder zu Boden. Nach diesem erfolgreichen Versuch überschlugen sich die Sensationsmeldungen in der Presse, die verkündete, dass der Vorstoß in den Weltraum nur noch eine Frage der Zeit sei. Denn nach dem Zweck seiner Rakete befragt gab Hückel an, sie solle in erster Linie der "Erschließung des luftleeren und luftverdünnten Raumes in der Stratosphäre dienen". Zur gleichen Zeit, in der Winkler und Hückel den ersten erfolgreichen Start ihrer Rakete vollführten, arbeitete ein kleiner Stab von Ingenieuren in den nicht weit entfernten Junkerswerken in Dessau an dem streng geheimen Projekt eines Stratosphären-Flugzeugs, mit dem man ebenfalls anstrebte, in größte Höhen vorzudringen. Gerüchte über dieses Flugzeug kursierten schon seit längerer Zeit, doch hatte die Presse bis dahin vergeblich versucht, darüber Informationen von Junkers zu erhalten. Als dieser nun im Frühjahr 1931 auf das gesteigerte öffentliche Interesse reagierte und erste Details über seine Neuentwicklung preisgab, prognostizierten nicht wenige das Ende der noch jungen Raketen-Träume, schien doch mit der von Junkers gebauten Maschine nicht nur der bemannte, sondern vor allem der kontrollierte und somit sichere Flug in bis dahin unbekannte Höhen nun unmittelbar bevorzustehen.' [.]:Einleitung S. 3 Voraussetzungen und technische Probleme des Höhenfluges S. 5 Initiative der Gesellschaft für Höhenflugforschung S. 7 Atmosphärenforschung als Schwerpunkt der Notgemeinschaft S. 8 Kongruenz der Interessen: Junkers, Notgemeinschaft und Luftrüstungskartell S. 11 Entwicklung des Stratosphärenflugzeugs Ju 49 S. 17 Zusammenfassung S. 21
Aus der Einleitung: "Entstehung und Entfaltung des Militärisch-Industriellen Komplexes in den USA haben eine vielfältige Literatur in der amerikanischen Geschichtswissenschaft hervorgebracht. Dennoch ist es auffällig, dass die bisherigen Arbeiten sich auf die ökonomischen und technischen Aspekte sowie die Institutionalisierung von Netzwerken zwischen Militär, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft beschränken und dabei kulturhistorische Fragestellungen weitgehend außen vor lassen. Den Transformationsprozess der amerikanischen Ingenieurwissenschaften während und nach dem Zweiten Weltkrieg, der hier untersucht wird, betrafen jedoch alle drei Dimensionen von Technik, die Historiker gemeinhin untersuchen: das Soziale, die Technik und die Kultur."
Knapp 30.000 Windenergieanlagen zwischen Nordsee und Alpen lassen unübersehbar erkennen, dass sich unser Energiesystem in einer umfassenden Transformation befindet. Allenthalben erfährt diese Entwicklung eine breite und kontroverse Rezeption und auch in der Denkmalpflege werden Windenergieanlagen aufgrund ihrer mitunter erheblichen Auswirkungen auf die Landschaft noch überwiegend als Störung wahrgenommen. Diese Arbeit nimmt dagegen die historische Entwicklung in den Blick und plädiert dafür, Windenergieanlagen als bedeutendes Kulturerbe zu verstehen. Angesichts des Voranschreitens der Energiewende wird angenommen, dass gerade älteren Modellen als baulichen Zeugnissen umfangreicher energiepolitischer Veränderungen seit den 1970er Jahren eine hohe Bedeutung zugeschrieben werden kann. Daher besteht das Ziel darin, Windenergieanlagen herauszuarbeiten, welche als hervorragende Zeugnisse der Entwicklung der Windenergienutzung in Deutschland zu bewerten sind. Zur Annäherung werden diese zunächst als Untersuchungsgegenstand typologisch abgegrenzt. Eine wesentliche Besonderheit von Windenergieanlagen besteht darin, dass sie im Verhältnis zur eigentlichen Flächenversiegelung durch ihre vertikale Struktur erhebliche visuelle Auswirkungen auf die Landschaft haben. Anschließend wird die Entwicklung der Windenergienutzung seit den 1970er Jahren genauer betrachtet, welche insgesamt nicht linear verlief und von vielen Konflikten gekennzeichnet ist. Diese muss im Kontext eines wachsenden Umweltbewusstseins verstanden werden, das umfangreiche energiepolitische Veränderungen zur Folge hatte. Auf dieser Grundlage werden schließlich in einer denkmalkundlichen Reihenuntersuchung Windenergieanlagen herausgearbeitet, welche in hervorragender Weise von der Entwicklung zeugen. Die Auswahl bleibt allerdings mit sechs Objekten im Verhältnis zum Gesamtbestand von knapp 30.000 Anlagen relativ beschränkt, weil das auf die Abgrenzung von Besonderheiten ausgelegte etablierte Denkmalverständnis bei einem zeitlich so dichten Bestand gleichartiger Bauwerke an eine Grenze kommt. Abschließend werden mögliche Erhaltungsperspektiven sowie denkmaltheoretische und -praktische Schlussfolgerungen diskutiert. Dabei ist unbedingt ein Erhalt am Ursprungsstandort anzustreben, wobei im Einzelfall entschieden werden muss, ob Belange des Funktions- oder Substanzerhaltes höher zu gewichten sind. Die skizzierten Auswahlprobleme regen darüber hinaus zur Diskussion zusätzlicher denkbarer Bewertungskategorien an, wobei sich insbesondere die gesellschaftliche Wahrnehmung und ökologische Werte aufdrängen. Zudem kann für die stärkere Berücksichtigung von Funktionszusammenhängen bei der Betrachtung technischer Infrastruktur in der Denkmalpflege plädiert werden. Insgesamt führt die denkmalkundliche Auseinandersetzung mit Windenergieanlagen damit weit über die Herausarbeitung einzelner Objekte hinaus und macht eindrücklich auf aktuelle Herausforderungen der Denkmalpflege und darüber hinaus aufmerksam.
Mit Blick auf die historische Übersicht, die Till A. Heilmann in seiner überarbeiten Dissertationsschrift von 2008 vorlegt, ist die Entwicklung des Schreibens am Computer eine faszinierende Erfolgsgeschichte. Auch weil die dabei entstandenen Produkte dazu fähig sind, unseren Alltag weitreichend mitzuprägen. Besonders im akademischen Bereich gehen damit vollkommen veränderte Möglichkeiten einher, Texte nicht nur zu erstellen, sondern auch zu recherchieren, weiterzubearbeiten und zu distribuieren. Neben den damit verbundenen Vor- und Nachteilen, stellt sich die Frage, wie diese veränderten Schreibweisen auch das Denken bzw. Denkarbeit erweitern. Als Grundlage einer Reflexion darüber, was Schreiben am Computer ist, vermag eine historische Darstellung der Entwicklung vom Manuskript über das Typoskript zum Digiskript wichtige Einsichten zu erbringen. Heilmann interessiert sich in seiner "Mediengeschichte des Computers als Schreibmaschine" weniger für die anthropologischen Auswirkungen dieses Medienwandels, sondern er zeigt vorrangig in Form einer Technikgeschichte auf, wie komplex die Vorgänge sind bei dem, "was heutzutage Schreiben heißt" (S. 2). Nicht nur deswegen ist die Entwicklung von Computern zu "Werkzeuge[n] des Schreibens" (ebd.) weder ein selbstverständliches noch unbedingt ein in den Geräten selbst angelegtes Potential. Insofern – und darauf weist Heilmann nachdrücklich hin – ist die Rede vom Computer als Schreibmaschine, wie es die Medientheorie speziell nach Friedrich Kittler postuliert, eine verkürzte und irritierende Darstellung. Die Folge dieser Gleichsetzung führe dazu, dass "kaum Ansätze zu einer Geschichte der Textverarbeitung" in der Medienwissenschaft verwirklicht wurden, da dies als Nebensächlichkeit vorausgesetzt wurde (S. 46). Als Basis seiner Darstellung betrachtet Heilmann zunächst die "drei medialen Grundfunktionen" von Schrift, die im "Speichern, Übertragen, Verarbeiten" bestehen. Damit ist bereits der dieser Studie zugrundeliegende Medienbegriff formuliert, wonach "Medien […] Welt erfahrbar und denkbar" machen (S. 13). Es zeigt sich nun eine "tiefer liegende Verbindung" von Schrift und Computer, dessen Merkmal ebenfalls die Umsetzung einer "Medientechnik zur Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Information" ist (S. 17). Dies sei auch der Grund, weswegen in der Medienwissenschaft, die sich in den 1980er-Jahren "an der Auseinandersetzung mit der Schrift aufgerichtet" habe (S. 16), Computer zu einem neuen bevorzugten Untersuchungsfeld erhoben wurden: "Was einst an unterschiedlichen Medien aus einem Zusammenhang, dem der Schrift, hervorgegangen war, geht tendenziell wieder in einen Komplex, den des Computers, ein" (S. 20). Wird daraus aber der Rückschluss gezogen, dass Computer bereits von Beginn an Schreibmaschinen waren, dann ist dies ein medienwissenschaftlicher Kurzschluss, der durch den von Heilmann vorgenommenen Blick auf die historische Entwicklung von Computern revidiert wird. So werde häufig Computergeschichte "als Fortschrittsgeschichte der Schrift" geschrieben, und zwar nicht nur in der Medienwissenschaft sondern auch in der Informatik (S. 54). Dem hält Heilmann eine Vielzahl von Argumenten entgegen, wobei er bemüht ist, die Geschichte der Entwicklung von Digitalcomputern in ihrer Ausrichtung auf Textverarbeitung abzuklopfen. Es zeigt sich, dass das Schreiben am Computer erst in den 1970er-Jahren so weit entwickelt war, dass ernsthaft dessen Verwendung zur digitalen Textverarbeitung möglich schien (S. 170). Dazu trugen neben dem Monitor als Ausgabegerät und der Tastatur als Eingabegerät, das interactive computing als Modell und der Erfolg des Personal Computer (PC) – auch auf Grund sinkender Materialkosten – bei. Heilmann zeigt auf, wie sich diese für das heutige Schreiben am Computer maßgeblichen Komponenten ausprägten, wobei klar ersichtlich wird, dass deren Integration und Entfaltung weder selbstverständlich noch linear vor sich gingen. Vielmehr zeigt sich hinsichtlich von Produzent_innen geäußerter Absichten und unterschiedlich entwickelter Techniken eine Vielzahl von möglichen Entwicklungslinien für den Einsatz von Computern. Für die Simulation der Praktiken von Schreibmaschinen werden jene von Heilmann herausgearbeiteten Episoden entscheidend, "in denen die Genealogie des Personal Computers sich mit derjenigen der Textverarbeitung kreuzt" (S. 169). Die Computergeschichte bietet reichlich Anekdoten zu dieser Thematik. Für den Bereich Textverarbeitung ist es besonders die Forschungsabteilung PARC von Xerox, in der der Kopiermaschinen- und zugleich Kopierpapierhersteller Modelle für das Büro der Zukunft konzipieren ließ. Dabei wurden entscheidende Komponenten für die PCs von heute entwickelt, sowohl im Bereich der Hard- als auch Software. Vieles davon wurde später von Apple und Microsoft übernommen und ermöglichte deren unternehmerische Erfolge. Nun könnte auf die Ironie verwiesen werden, dass Xerox Forschungen finanzierte, die in Folge das eigene Geschäft gefährden sollten. Aber – und dies gelingt Heilmann nachvollziehbar aufzuzeigen – in vielen der dabei entwickelten Komponenten findet sich der Bezugspunkt zu Papier, beginnend mit dem Monitor des dabei entwickelten Computers Alto, der – im Gegensatz zu heute üblichen Monitoren – in die Länge gestreckt war und mit dem US-Standardpapierformat Letter übereinstimmte. Auch wenn es Xerox aus verschiedensten Gründen nicht gelang, mit den vorhandenen Mitteln zum bestimmenden Unternehmen der Computertextverarbeitung aufzusteigen, ist der Bezug zum Papier bzw. zur Schrift bis heute in PCs integriert. Dabei sind es drei von Xerox entwickelte Techniken, die "die mediale Verschränkung von Papier und Computer" prägten: Grafische Benutzungsoberflächen (GUI), das "What you see is what you get"-Prinzip (WYSIWYG) und der Laserdrucker (S. 173). Die Forschungsergebnisse von Xerox PARC sind am Ende von Heilmanns "Streifzug durch die Mediengeschichte des Computers als Schreibmaschine" (S. 195) angesiedelt, bevor er sich im abschließenden Kapitel mit der Simulierung "traditioneller Formen von Schrift" durch Digiskripte auseinandersetzt (S. 196). Prinzipiell folgt seine historische Übersicht einer traditionellen Computergeschichte mit bekannten Etappen. Zwar gelingt es ihm, mit seinem spezifischen Erkenntnisinteresse an der Entwicklung des Schreibens am Computer neue Einblicke zu eröffnen. So werden durchaus auch wenig bekannte oder nur rudimentär abgehandelte Figuren und Produkte der Computergeschichte porträtiert. Heilmann bleibt dabei aber durchwegs einer linearen, chronologisch aufgebauten Entwicklungsgeschichte verpflichtet. Dies ist durchaus nachvollziehbar für sein Anliegen, auch weil er es vermag, technische Sachverhalte kompakt und zugleich verständlich darzustellen. Trotzdem wäre an manchen Stellen eine stärkere Verschränkung mit medientheoretischen und -historischen Debatten wünschenswert. So bleiben diese lohnenswerten Auseinandersetzungen einigen wenigen Themen vorbehalten. Eines dieser Themen ist der häufig bemühte Hinweis auf die militärische Herkunft des Computers. Heilmann relativiert die starke Bedeutung dieser einseitigen Lesart und zeigt auf, dass damit die komplexe und von vielen Um- und Irrwegen gekennzeichnete Entwicklung von Computern nachlässig vereinfacht wird. Sicher stimmt es, dass die Grundlagenforschung, die zu den ersten universellen Rechenmaschinen führte, hauptsächlich durch das US-Militär gefördert war. Aber an einigen Beispielen zeigt Heilmann auf, wie rudimentär die militärischen Einflüsse in den dabei entwickelten Systemen abgebildet waren. Selbst Geräte wie eine Lichtkanone und die ersten "Monitore" in Form von Oszilloskopen dienten keinem militärischen Interesse, sondern wurden dazu eingesetzt, den Rechner auf Beschädigungen überwachen zu können (S. 116). Mathematisch-logische Rechenvorgänge waren zunächst das vorrangige Einsatzgebiet, was zwar auch Ballistikberechnungen beinhaltete, aber bei weitem nicht das gesamte Spektrum der Möglichkeiten abdeckte. So wurden viele Projekte an Universitäten übertragen und dort meist unter veränderten zivilen Vorzeichen fortgeführt. Erstaunlich ist vor allem, wie eng die Entwicklung des Computers und speziell des PCs zur Textverarbeitung mit tayloristischer Arbeitsökonomie verknüpft war. Dies wird von Heilmann leider nicht weiter thematisiert, wäre aber sicher eine eigene Untersuchung wert. In vielen der dargestellten Positionen ist zudem durchwegs festzustellen, wie die Vorstellung von Effizienzsteigerungen durch Computer strapaziert wurde. Nicht nur lassen sich solche Argumente in den Werbematerialien und Benutzungsanleitungen diverser Computermodelle finden, sondern diese wurden auch meist unhinterfragt von einer Vielzahl an Forscher_innen und Techniker_innen als leitendes Konstruktionsprinzip herangezogen. Insofern wäre es gerechtfertigt, die dabei entwickelte Architektur von Computern als wichtigen Aspekt 'neoliberaler' Entwicklungstendenzen zu problematisieren. Denn es liegt auf der Hand, dass solche ideologischen Vorstellungen in die technischen Konstruktionen 'eingeschrieben' werden. Im Fall des Computers als Schreibmaschine wären damit überprüfenswerte Konsequenzen für die Produktion von Texten verbunden, wie jene des 'Publish or Perish' im Wissenschaftsbetrieb. Weil Technikgeschichte selten ohne Zukunftsperspektiven auskommt, setzt sich Heilmann zum Abschluss seiner Untersuchung in aller Kürze mit der "Vorstellung eines Wesens digitaler Objekte" auseinander (S. 245). Dies ist ein seit vielen Jahren in Umlauf gebrachtes Postulat, um damit die Weiterentwicklung des Internets zu einem Semantic Web zu skizzieren. Heilmanns Hinterfragung dieser Begrifflichkeit eignet sich hervorragend für weitere, tiefer greifende Debatten über die damit verbundene Vernetzung und Transformation möglichst vieler Lebensbereiche in die Domäne digitaler Objekte. So zeigt eben auch die Textverarbeitung am Computer, dass sich das Ende des 19. Jahrhunderts "von der mechanischen Schreibmaschine […] hergebrachte Modell der modernen 'Schreibszene' […] allen technologischen Neuerungen gegenüber als äußerst widerständig erwiesen" hat (S. 253), erkennbar daran, dass sich "das grundlegende Schema aus Tastenfeld und Schreibfläche" trotz aller technologischen Errungenschaften nicht wesentlich verändert hat (ebd.). Häufig bleiben bei Darstellungen der Computergeschichte die "erheblichen technischen, ökonomischen, funktionalen und kulturellen Veränderungen" unberücksichtigt, die den Wandel "im Verständnis von Rechenmaschinen" begleiteten (S. 50). Leider werden solche weiterreichenden Untersuchungen auch von Heilmann oft nur angedeutet, da sein Zugang letztlich in einem diskursiven Nacherzählen von Technikgeschichte verharrt. Andererseits hätte eine multiperspektivische Diagnose wohl den Rahmen seiner Untersuchung gesprengt. Als Basis für weitere Analysen in diese Richtung stellt seine Darstellung aber wertvolles Material zur Verfügung. Versehen mit einem nützlichen Index, werden die technischen Voraussetzungen und Entscheidungen dargelegt, die die (Weiter-)Entwicklung von Textverarbeitung am Computer vorantrieben. Eine Geschichte, die sich nach Heilmann "vermutlich noch länger fortsetzen" wird. Denn auch wenn eine immer größere Anzahl an Computern oft unbemerkt in diversen alltäglichen Geräten integriert sind, die entgegen dem Prinzip der universalen Rechenmaschine auf spezifische Einsatzgebiete eingeschränkt sind, wird der "Schreibtisch-Computer – mehr denn je – als Medium der Schrift" bleiben (S. 253, H. i. O.). Es ist auch dieser unaufgeregte Tonfall, der Heilmanns Untersuchung von vielen anderen Geschichtsdarstellungen des Computers wohltuend unterscheidet.