Mit dem Terrorismus leben
In: Frankfurter Hefte: Zeitschrift für Kultur und Politik, Band 35, Heft 8, S. 6-8
ISSN: 0015-9999
Die Überwindung und endgültige Beseitigung des Terrorismus in Italien ist ein politisches Problem, das mit polizeilichen Maßnahmen allein nicht zu lösen ist. Der rote Terror hat tief in das politische, intelektuelle und soziale Gefüge des Landes hineingewirkt. Man hat sich der Frage zu stellen, welche gesellschaftlichen Kräfte ihm den Weg geebnet haben, und damit der Frage nach der Verantwortung der politische Führung. Die Korruption der Politiker der Mehrheitspartei ebenso wie die hohe Arbeitslosenzahl Jugendlicher und die jahrelange Verschleppung elementarster sozialer Reformen, die im parteipolitischen Gerangel untergingen, haben das Vertrauen gerade junger Menschen in demokratische Evolution erschüttert. Hinzu kommt eine jahrelange Toleranz gegenüber Gewalttätigkeiten in den Fabriken, die, als Mittel des Klassenkampfes gedacht, möglicherweise dem Terrorismus Vorschub geleistet haben. Der linke Terrorismus wollte das Volk zum Bürgerkrieg provozieren. Hier ging seine politische Rechnung nicht auf. Die Politiker haben nun den Beweis zu erbringen, daß sie eines Volkes würdig sind, das gewillt ist, die Demokratie zu verteidigen. (RR)