Eine Definition von Terrorismus sollte sich auf die Natur und die Ziele terroristischer Akte orientieren, nicht auf den Akteur. Dies öffnet den Blick dafür, dass Terrorismus nicht nur von nicht-staatlichen Akteuren ausgeht. Staaten selbst können nicht nur Opfer, sondern auch Akteure von Terrorismus sein. Eine Typologie von Staatsterrorismus verweist nicht nur auf totalitäre Staaten, sondern auch auf den Einsatz terroristischer Maßnahmen gegen die eigene Bevölkerung oder in besetzten Gebieten durch nicht-totalitäre Staaten (Intifada). Moralisch ist der Terrorismus von Staaten als verwerflicher zu beurteilen als der Terrorismus privater Akteure. Aus dieser Perspektive lassen sich auch Rückschlüsse auf die moralische Bewertung von Gegen-Terrorismus ziehen. (ICE2)
Der Verfasser definiert Terrorismus als den organisierten Einsatz von auf Nicht-Kombattanten abzielender Gewalt zu politischen Zwecken. Er diskutiert die moralische Bewertung von Terrorismus im Kontext der moralischen Theorie des gerechten Krieges. Seine zentrale These lautet, dass nicht jedwede revolutionäre oder aufständische Gewalt als terroristisch behandelt werden darf, und dass alles das, was an den Aktivitäten nicht-staatlicher Terroristen als falsch beurteilt wird, auch bei den entsprechenden Gegenaktivitäten des Staates als falsch angesehen werden muss. Aus diesem Argument ergeben sich auch ernsthaften moralische Zweifel in Bezug auf eine Politik, wie sie gegenwärtig unter dem Etikett "Krieg gegen den Terrorismus" betrieben wird. Bei der Reaktion auf den Terrorismus, so das abschließende Fazit des Verfassers, ist es wichtig, sich von einer Fixierung auf den Einsatz militärischer Mittel frei zu machen. (ICE2)
Der Text leistet einen Beitrag zur Bestimmung des Begriffs 'Terrorismus', indem analysiert wird, was unter Terrorismus und was unter einem terroristischen Akt zu verstehen ist und wer als Terrorist gelten kann. Dabei lesen sich die Ausführungen als Entwicklung der entsprechenden Semantik, gegliedert in drei Abschnitte: (1) Definition(en) von Terrorismus, (2) Terrorismus-Explikation anhand eines Beispiels und seiner Elemente wie 'Aktion', 'Akteur' usw. sowie (3) Terrorismus-Akte (Gewalt-Adressaten, Zurechenbarkeit usw.). (ICG2)
Einleitend liefert der Aufsatz eine Begriffsbestimmung von Terrorismus, erwähnt einige der zahlreichen, von zutiefst politisch bis zu gänzlich unpolitisch reichenden Zielsetzungen und leistet eine nationale bzw. innenpolitische Verortung dieser Form der gewaltsamen sozialen Interaktion in der Konfliktforschung. Zudem erfolgt eine kurze Konzeptionalisierung terroristischer Organisationen, die als "politische Organisationen, die diese Art der Gewalt zur vorherrschenden Methode in ihrem Instrumentarium der kollektiven Aktion machen", beschrieben werden. Im Anschluss geht der Autor unter Zuhilfenahme von theoretischen Ansätzen und empirischen Ergebnissen den Fragen der Ursachenforschung, der Dynamik und den Folgen von Terrorismus nach. Vor diesem Hintergrund skizziert der Autor die wissenschaftlichen Leistungen und Publikationen ebenso wie die bestehenden Lücken in der Terrorismusforschung. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem transnationalen Terrorismus "sollte für innenpolitische und zwischenstaatliche Maßnahmen von Nutzen sein". Abschließend werden Präventions- und Kontrollansätze seitens der Regierung diskutiert, wobei neben nationalen Vorkehrungen der bereits erwähnte "transnational und global agierende Terrorismus unbedingt eine weitaus stärkere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Staaten erfordert". (ICG)
Terrorismus wird als eine der größten sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Und doch besteht weder Einigkeit darüber, was Terrorismus eigentlich ist, noch wie er erklärt werden kann oder wie er bekämpft werden soll. Der Beitrag versucht eine Bestandsaufnahme der Forschung zum Terrorismus. Zunächst geht der Beitrag auf Begriffe und Konzepte des Terrorismus ein und beschreibt historische Verständnisse von Terrorismus. Der dritte Abschnitt des Beitrags wendet sich den Ursachen von Terrorismus zu. Daran anschließend betrachtet der Beitrag die Strategien der Terrorismusbekämpfung. Hier unterscheidet der Beitrag Terrorismus als ein Problem der Verbrechensbekämpfung und das Verständnis von Terrorismus als Krieg. Schließlich geht der Beitrag auf internationale Kooperationen gegen den Terrorismus ein und skizziert im Fazit Probleme und Perspektiven der Forschung. (ICB2)
"Terrorismus. 9/11 im Kontext" versteht sich als Anthologie, eine Zusammenstellung verschiedener Schwerpunkte, um so mehr Verständnis für die Komplexität von Terrorismus in Abgrenzung von eindimensional-verkürzter Darstellung in Medien und Politik zu eröffnen. Zu den inhaltlichen Schwerpunkt-en dieser Arbeit zählen - die Begriffs-Definition - die Ursachen von Terrorismus - dessen "mythologische" Aufladung und die mediale sowie populärkulturelle Verwertung. Genauso war die staatliche Reaktion auf Terrorismus von Interesse - in diesen Bereich fallen politische, militärische und sicherheitstechnische Lösungsansätze genauso wie mediale Gegenstrategien. Dass auch der Staat terroristischer Akteur sein kann - etwa bei der Durchführung von Geheimoperationen oder durch das "spiegelbildliche" Nachahmen von Guerillas und Terroristen im Zuge der Counterinsurgency-Kriegsführung - wird anhand verschiedener Fallbeispiele aus den USA, Lateinamerika und Europa dargestellt. Den sprichwörtlich "roten Faden" in "Terrorismus. 9/11 im Kontext" bildet die Analyse des "Überbaus" - der symbolischen und ideologischen "Quellen" des Terrorismus. Hier wird terroristische Gewalt als Ausdruck radikalen politischen Engagements verstanden, das nicht nur durch sozioökonomische und politische Ursachen "angefeuert" wird, sondern auch durch die "Gratifikation" einer Identität als "handelndes" Subjekt. Terrorismus ist so betrachtet vor allem Produkt einer machtvollen Idee, die Aktivisten antreibt, sie motiviert und ihnen jene starke Überzeugung vermittelt, die sie in die Lage versetzt, ihr "Projekt" in die Tat umzusetzen. Es handelt sich um die Vorstellung, dass es möglich ist, nicht nur aktiven "Widerstand" gegen eine als ungerecht, illegitim und korrupt empfundene Autorität zu leisten und dadurch auch als "Avantgarde" eine Beispielwirkung auf Andere zu entfalten, sich diesem "bewaffneten Kampf" anzuschließen. Dass auch umgekehrt die Sicht auf den terroristischen Gegner durch Politik und Behörden zu einem Gutteil von von Imagination und Projektion bestimmt wird, soll anhand der Darstellung der populärkulturellen Verarbeitung von Terrorismus in Kino, Medien sowie der "Imitation" terroristischer Vorgangsweisen durch Counterterrorism-Kräfte verdeutlicht werden. ; "Terrorism. 9/11 in Context" is an anthology of thematic priorities that aims to establish a better understanding of the complexities of terrorism aside from one-dimensional characterisations in media and politics. The main focal points are: The definition of terrorism, its causes, mythological charging and pop cultural realization. Reactions of the state towards the terrorist challenge - the political, military and security aspects as well as media counter strategies - are also of keen interest. Further, as case-studies from the US, Latin America and Europe clearly demonstrate the state can also be a perpetrator of terrorism, either during covert operations or by adopting the mirror image of guerrillas and terrorists in counter insurgency warfare. The main thread of "Terrorism. 9/11 in Context" is the analysis of the "superstructure"- the symbolic and ideological sources of terrorism. Terrorist violence is seen as commitment for radical political change, which is fuelled not only by political and social grievances, but also by the gratification of a radical-action identity. Thus, terrorism is most of all the product of a powerful idea, which motivates and stimulates activists, giving them the strong conviction needed to follow through their "project". It's the idea that not only is it possible to wage resistance against an alleged illegitimate, corrupt authority; it is also possible to inspire others to participate in an avant-garde armed struggle. On the other hand, the perspective of politicians and authorities on the terrorist enemy is also influenced to a certain degree by imagination and projection - this process is analysed through the depiction of terrorism in cinema, media and the imitation of terrorist tactics by counter terrorism forces.
"Terrorism. 9/11 in Context" is an anthology of thematic priorities that aims to establish a better understanding of the complexities of terrorism aside from one-dimensional characterisations in media and politics. The main focal points are: The definition of terrorism, its causes, mythological charging and pop cultural realization. Reactions of the state towards the terrorist challenge - the political, military and security aspects as well as media counter strategies - are also of keen interest. Further, as case-studies from the US, Latin America and Europe clearly demonstrate the state can also be a perpetrator of terrorism, either during covert operations or by adopting the mirror image of guerrillas and terrorists in counter insurgency warfare. The main thread of "Terrorism. 9/11 in Context" is the analysis of the "superstructure"- the symbolic and ideological sources of terrorism. Terrorist violence is seen as commitment for radical political change, which is fuelled not only by political and social grievances, but also by the gratification of a radical-action identity. Thus, terrorism is most of all the product of a powerful idea, which motivates and stimulates activists, giving them the strong conviction needed to follow through their "project". It's the idea that not only is it possible to wage resistance against an alleged illegitimate, corrupt authority; it is also possible to inspire others to participate in an avant-garde armed struggle. On the other hand, the perspective of politicians and authorities on the terrorist enemy is also influenced to a certain degree by imagination and projection - this process is analysed through the depiction of terrorism in cinema, media and the imitation of terrorist tactics by counter terrorism forces.
Der Terrorismus ist heute eine Bedrohung von Gewalt in jenem Weltmaßstab, den die Politik gegenwärtig nicht bewältigt, auch wenn diese Drohung letztlich nur medial und symbolisch - zumindest für die westliche Welt - existiert. Der Beitrag argumentiert für die These, dass der globalisierte Terrorismus das Spiegelbild einer Politik ist, deren Ansprüche unrealistisch sind, unter denen Weltpolitik heute möglich ist. Eine angemessene Antwort findet die Gesellschaft auf den Terrorismus nur dann, wenn sie ihn als Wahrnehmung einer politischen Option beobachtet, die letztlich darauf zielt, das Verhältnis von Politik und Gesellschaft neu zu justieren. Der Terrorismus ist ein Streit darüber, wie Politik in der Weltgesellschaft funktionieren kann und soll. Die Gesellschaft kann darauf nur reagieren, indem sie die Politik "nicht etwa vereindeutigt, sondern optionalisiert". Eine soziologische Beobachtung des Terrorismus hat ihren Sinn darin, die Politik mit verschiedenen Optionen der Beschreibung des Terroristen, der Terroristennetzwerke und des Terrorismus zu versorgen. Sie beruft sich dafür auf eine Gesellschaft, deren Bedarf an Differenzierung und Reintegration über das hinaus geht, was die Politik sich vorzustellen vermag. Deswegen kann und darf die Politik die wissenschaftliche Kommunikation nicht zur Eindeutigkeit zwingen. (ICA2)
Die vorliegende Analyse versteht sich als ein Experiment in dreifacher Hinsicht: Sie möchte erstens zeigen, wie die Soziologie ein komplexes gesellschaftliches Problem wie den transnationalen Terrorismus erklären kann, wenn sie ihre in der Regel getrennten theoretischen Kräfte konzentriert. Sie bezieht zweitens die analytische Perspektive der älteren Kritischen Theorie ein, deren Gravitationspunkt die Entstehung und Persistenz einer Extremform, nämlich des staatlich organisierten Terrorismus, bildet. Damit sollen implizite sozialtheoretische Wirkungsannahmen der Kritischen Theorie rekonstruiert und für gegenwärtige soziologische Analysen fruchtbar gemacht werden. Schließlich möchte die vorliegende Analyse zeigen, wie soziale Mechanismen beschaffen sind, die komplexe gesellschaftliche Probleme erzeugen und reproduzieren. Hierzu werden die strukturellen und situativen Faktoren der Entstehung von Terrorismus, die Entstehungsbedingungen einer terrorbereiten Gruppe sowie die Faktoren der Institutionalisierung und Totalisierung terroristischer Ordnungen in den Blick genommen. Die untersuchten Strukturen des terroristischen Handelns und Gegen-Handelns sowie die dabei auftretenden Eskalationsdynamiken machen deutlich, wie ein internationales Konfliktsystem in Form eines wechselseitigen Gegneraufbaus entsteht und inwieweit die partizipierenden Organisationen in ihrer Identitätsbehauptung voneinander abhängig sind. (ICI2)