Mit Terroristen verhandeln?
In: Gewalt: Faszination und Ordnung, S. 163-190
Das Festhalten an der seit langem unveränderten Strategie der Terrorismus-Bekämpfung bewahrt, so die These, womöglich weniger das Erreichte, als dass es eine epochale Kräfteverschiebung zu Lasten des Westens akzentuiert und beschleunigt. Dem langfristigen Risiko, dass dann von der Position des Westens in der Welt, aber auch von den Werten und Lebensformen, in deren Namen man diesen Kampf aufnahm, außer dem Prinzip Hoffnung nicht mehr viel übrig bleibt, wird die Fortsetzung der heutigen Strategie nichts entgegensetzen können. Im Gegenteil: Wer meint, dass Verhandlungen bei Terrorkonflikten - anders als bei herkömmlichen Kriegen - keinen Sinn ergäben, müsste sich damit abfinden, auf unbestimmte Zeit im "agonalen Autismus" gefangen zu bleiben und letztlich paradoxerweise gegen seinen eigenen Willen und gegen seine eigenen Interessen zu einem ewigen Weitermachen verdammt zu sein. Noch aber lässt sich (vielleicht) verhindern, dass der Kampf gegen den Terrorismus in einen neuen Dreißig- oder gar Hundertjährigen Krieg ausartet, zumal an dessen Ende auf den Westen wohl kein Triumph, sondern allenfalls ein Pyrrhussieg warten dürfte. (ICB2)