Manfred Kuttner (1937-2007) - Farbe flieg : Monografie mit Werkverzeichnis ; Manfred Kuttner (1937-2007) - color fly : monograph with catalog raisonné
Die wichtigste Fragestellung dieser Dissertation lautet: Welches war Manfred Kuttners künstlerischer Beitrag in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts? Die Antwort heißt: Manfred Kuttner trug wesentlich zu der "Erfindung" der Abstraktion in der bildenden Kunst der Epoche der Nachkriegsmoderne bei. ("Die Erfindung der Abstraktion" lautet der Titel der vorletzten Gemeinschaftsausstellung, an der Manfred Kuttner post mortem beteiligt war, und die in gewisser Weise auch als der eigentliche "Ritterschlag" für ihn betrachtet werden kann, da Kuttner dorthin zurückkehren durfte, wo er seine kurze Künstlerkarriere begonnen und dann auch wieder abgebrochen hatte: nämlich nach Düsseldorf.) Zur Erklärung: In Manfred Kuttners Lebens- und Werklauf findet man Chiffren, Verkürzungen auf das Wesentliche, die sowohl auf das induktive als auch auf das deduktive Denkmuster hinweisen und durch die künstlerische Gestaltung die Bedeutung eines individuell Konkreten erhalten, welches auch Idee oder Konzept bleiben kann. Die Arbeit umfasst eine biografisch ausgerichtete Monografie (mit der Untergliederung in "Ost- und Westdeutschland"), einen Abbildungsteil (mit der Mischung aus historischen Aufnahmen, Dokumenten und aktuellen Fotos) sowie ein separates Werkverzeichnis. In dem Textteil über Ostdeutschland (1937-1960) geht es im Wesentlichen um Kuttners Herkunft aus Thüringen, sein Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) und an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden mit der frühen Prägung durch seine Dozenten Hans Theo Richter und Max Schwimmer, die beide wegen politischer Inaktivität an der Hochschule unter Kritik standen, aber auch um Kuttners Freundschaft zu Peter Mußfeldt, die Rolle von Heinz Lohmar, seine erste Begegnung mit Gerhard Richter, Manfred Kuttners Konflikt mit dem Bildungsauftrag der Hochschule, die Überwachung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR und Kuttners Republikflucht. Der anschließende Textteil über Westdeutschland (1960-2007) beinhaltet ferner die Wiederentdeckung und Neubewertung bis 2016: Behandelt wird die Studienzeit an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf (STKADü), Kuttners Verbindung zu der Gruppe ZERO mit Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker, die dieselbe Sprache sprachen wie er und allesamt Verfechter einer neuen puristischen Ästhetik im Sinne von Piero Manzoni, Yves Klein oder Lucio Fontana waren. Es geht ferner um Kuttners Kontakte zu der damaligen Kunstszene im Rheinland, hier vor allem um die "Gruppe 63", seine inoffizielle Künstlergemeinschaft mit Gerhard Richter, Sigmar Polke und Konrad Lueg/Fischer und deren gemeinsamen Ausstellungen (u.a. bei René Block in Berlin). Der methodische Schwerpunkt liegt auf der werkimmanenten Entwicklung Kuttners, auf einer möglichst umfänglichen Analyse einzelner Werkgruppen und der präzisen Einbettung in die historische Chronologie. So wird der Werklauf Manfred Kuttners aufgezeigt, ausgehend von seinen Greizer Jugend-Zeichnungen (Laienzirkel), den frühen grafischen Arbeiten aus der Studienzeit von 1956-1960 in Dresden, ferner der Übergang von den sich immer mehr zur reinen Umrisslinie entwickelnden Aktzeichnungen bis hin zu den Aktreihungen (1960/61) - nun war Kuttner bereits an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf angekommen. Die Entwicklung geht weiter über die große Gruppe der informellen Bilder, die abstrakten Zeichnungen bis hin zu Kuttners künstlerischem Hauptwerk (1962-64) mit der kinetischen Malerei und den Objekten in leuchtenden Neonfarben, die zu seinem "Markenzeichen" wurden. Die Experimente in Sachen neuen Medien mit deutlichen Fluxus-Aspekten seien hier ebenfalls noch einmal erwähnt: der Film "A-Z" oder das performative Stück "Unfall" (beide von 1963). ; The research question is: What was Manfred Kuttner's most important artistic contribution in the second half of the 20th century? The answer is: Manfred Kuttner contributed significantly to the "invention" of abstraction in the visual arts of post-war modernism. ("The invention of abstraction" is the title of the penultimate group exhibition which displayed some of Manfred Kuttner work post-mortem and which could also be regarded as an accolade, because Kuttner's work returned to the place of his short career as an artist.) In Manfred Kuttner's life and work one finds ciphers, shortenings of the essential, which point both to the inductive and the deductive pattern of thought and recieve by artistic design the meaning of an individual specific, which can also remain idea or concept. This work comprises a biographically oriented monograph with the subdivisions of "East and West Germany", an illustration section with a mixture of historical photographs, documents and current photos as well as a separate catalogue of works. The part about this time in East Germany (1937-1960) essentially with Kuttner's origin from Thuringia, his studies at the Worker's and Peasants' Faculty (ABF) and at the High School of Fine Arts (HfBK) in Dresden with the early imprint of his lecturers Hans Theo Richter and Max Schwimmer, who were both criticized for political inactivity at the university. Kuttner's friendship with Peter Mußfeldt, the role of Heinz Lohmar, his first encounter with Gerhard Richter, Manfred Kuttner's conflict with the educational mission of the university, the monitoring by the State Security Service of the GDR and Kuttner's flight from the republic are also described. The following section about the time in West Germany (1960-2007) includes the rediscovery and revaluation until 2016: His studies at the State Art Academy in Dusseldorf (STKADü), Kuttner's connection to the ZERO group with Heinz Mack, Otto Piene and Günther Uecker, who spoke like him and were all advocate champions of a new puristic aesthetic in the sense of Piero Manzoni, Yves Klein or Lucio Fontana. It also contains Kuttner's contacts to the contemporary art scene in the Rhineland, above all the "Group 63", his unofficial artist community with Gerhard Richter, Sigmar Polke and Konrad Lueg / Fischer and their joint exhibitions (among others with René Block in Berlin). The methodological focus is on Kuttner's work-based development, on the most comprehensive possible analysis of individual groups of works and the precise incorporation into the historical chronology. The work of Manfred Kuttner is shown starting from his Greiz youth drawings (Laienzirkel), moving on to his early graphic work (ABF and HfBK in Dresden 1956-1960) the transition to pure outline, nude-drawings ending with the series oft he same subject (1960/61) - now Kuttner had already arrived at the State Art Academy in Dusseldorf. The development continues to the large group of in-formal pictures and abstract drawings, culminating in Kuttner's main artistic work (1962-64) with the kinetic painting and objects in bright neon colors, which became his "trademark". His experiments in new media with distinct aspects of Fluxus are also mentioned: the film "A-Z" or the performative piece "Unfall" (both from 1963).