Tod, Militär und Gesellschaft: ein Beitrag zur Soziologie des Todes
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Band 15, Heft 5/6, S. 132-144
ISSN: 0863-4564
Der Beitrag belegt folgende These: Der Tod kann im Subsystem Militär nicht oder zumindest nicht in dem Maße verdrängt werden, wie das in anderen Subsystemen oder der Gesellschaft als ganzer der Fall ist. Der Tod im Subsystem Militär kann jedoch schnell eine inter-subsystemische, d.h. eine Spill-over-Wirkung über die eigenen subsystemischen Grenzen hinaus auf andere gesellschaftliche Teilbereiche, insbesondere den Bereich der Politik, oder in die Gesellschaft als ganzes haben. Die Politik hat daher "casualties" höchste Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, da ansonsten ein Verlust an Glaubwürdigkeit, Authentizität und Legitimität sowie ein Abschmelzen des gesellschaftlichen Rückhalts für die jeweilige militärische Mission drohen. Die deutsche Gesellschaft, also die Öffentlichkeit in Deutschland, zeigt bislang wenig Interesse für diese Thematik und erweist sich damit als weniger "casualty shy", als das in der Politik, in der militärischen Führung der Bundeswehr und in der veröffentlichten Meinung gemeinhin befürchtet wird. Die Gesamtzahl deutscher Soldaten, die in militärischen Auslandseinsätzen zu Tode gekommen sind, ist im Vergleich zu anderen Ländern gering. Zudem stellt darunter die Zahl der kampfbezogenen Todesfälle bislang eine deutliche Minderheit dar. Dies kann sich jedoch schnell ändern, wenn diese Zahl künftig größer wird, vielleicht sogar sprunghaft steigt. (ICA2)