"In diesem Beitrag untersuchen die Autoren Art und Ausmaß der öffentlichen Beteiligung an der Ausarbeitung der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) und der Ziele für die nachhaltige Entwicklung (SDGs). Während bei den MDGs die Öffentlichkeit kaum einbezogen wurde, versuchte das UN-Sekretariat, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Die Beteiligungsmöglichkeiten beim SDG-Prozess waren und sind daher vielfältig und umfassend, lassen aber in puncto Wirksamkeit noch viele Wünsche offen." (Autorenreferat)
Zur Jahrhundertwende riefen die auf dem UN-Millennium-Gipfel versammelten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt einen "Krieg gegen die Armut" aus. Ihr ehrgeiziges Kernziel: Halbierung der extremen Armut in der Welt bis zum Jahr 2015. Ist die zunehmende Kritik an den Millennium-Entwicklungszielen berechtigt? Dieser Frage gehen in dem Band renommierte Entwicklungsexperten nach. Schon in den 1970er Jahren wollten UN-Organisationen das Armutsproblem mit einer "Grundbedürfnisstrategie" bis Ende des Jahrhunderts lösen. Der Erfolg blieb aus.
Der Verabschiedung der Millenniumserklärung im Jahr 2000 war ein jahrelanger Streit über die entwicklungspolitischen Ansätze der 1980er- und 1990er-Jahre voraus gegangen, unter anderem während der verschiedenen UN-Weltkonferenzen der 1990er- Jahre. Insbesondere die Kritik an den gescheiterten Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds rückten die Armutsbekämpfung wieder in das Zentrum der Entwicklungspolitik. Auf halbem Wege zwischen Verabschiedung der Millennium-Entwicklungsziele und dem angestrebten Zieljahr 2015 verdichten sich inzwischen die Anzeichen dafür, dass die anvisierten Ziele nicht überall erreicht werden. Doch dieser Befund kann nach Meinung des Autors auch anders gedeutet werden: So sehr die Millennium-Entwicklungsziele zeigen, dass eine veränderte Politik auch zu veränderten Realitäten führen kann, so sehr ist damit auch das Risiko für die Erreichung der Ziele beschrieben: Diese ist ganz wesentlich davon abhängig, dass Regierungen in Nord und Süd dem Ziel der Bekämpfung extremer Armut eine anhaltend hohe Priorität zuweisen. Dass dies keineswegs gesichert ist, lässt sich anhand der neueren Diskussionen über eine Rücknahme von bereits beschlossenen Erhöhungen der Entwicklungsmittel, aber auch anhand der teilweise sehr schwachen Umsetzung der Armutsbekämpfungspolitik im Süden belegen. (ICI2)
SDGs (The Sustainable Development Goals) are underfinanced in developing countries, especially in low-income countries. This conclusion is based on a review of SDG financing needs and available financing sources - including international private finance, blended finance, remittances, domestic resource mobilization, ODA and debt financing. The underfinancing in low-income countries is substantial, but in a global perspective it constitutes only half a percentage point of world GDP in 2030. To address the underfunding of the SDGs, policy priorities and allocation decisions in developing as well as donor countries must change significantly. Whether this is possible depends on the local and international political contexts. Realistically not all SDGs will be fully funded.