Unter Urbanisierung werden komplexe und irreversible Prozesse des gesellschaftlichen Wandels verstanden, die im Wachstum städtischer Siedlungs- und Wirtschaftsformen und in großen Agglomerationen ihren Ausdruck finden. Urbanisierung gilt als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung, gleichzeitig wird sie oft von einer Polarisierung der Einkommensverhältnisse begleitet.
Utopie und Mythos sind durchaus miteinander vergleichbar, denn beide stiften Orientierung, liefern Sinnerfahrung, bieten Deutungen, erschaffen Identität und erläutern, warum die Welt so und nicht anders ist, aber auch, warum sie anders sein könnte. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich jedoch Mythos und Utopie: in ihrer Idealzeit. Während Mythen ihre Idealzeit zumeist eindeutig in den Urzeiten der eigenen Vergangenheit verorten, spielen Utopien mit der eigenen Ortlosigkeit. Das Utopische wird sich im Guten wie im Schlechten immer nur dort einfinden, wo die entlegenen und oft nur sehr schwer erfüllbaren Bedingungen ihrer Möglichkeit sich wider Erwarten eingestellt haben. Insofern spielt die Utopie nicht nur mit ihrer Ortlosigkeit, vielmehr ist es ihr Prinzip, nur äußerst schwer erreichbar zu sein. Während also der Mythos seine wirkliche Wirklichkeit längst errungen hat und fähig ist, diese Idealzeit immer wieder zu erneuern, ist die Utopie noch ganz und gar nicht bei sich angekommen. Während der Mythos seine Urzeit in der Regel bereits durchlebt hat, steht für jede Utopie ihre ureigene Idealzeit noch aus, sie liegt in einer offenen Zukunft, von der noch nicht feststeht, wie sie ausgehen wird. Betrachtet man Utopien als Sonderklasse von Mythen mit umgekehrter Zeitachse, so stellt sich die im vorliegenden Beitrag diskutierte Frage, welche Faktoren dazu geführt haben, die Idealzeit nicht mehr am Ursprung, sondern am Ende der Geschichte zu suchen. (ICI2)
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 439-445
Es werden fünf alternative ordnungspolitische Systeme für Industriegesellschaften der Gegenwart unterschieden und zu zwei Typen als gegensätzliche Gesellschaftssysteme einander gegenübergestellt (Marktwirtschaft - Zentralverwaltungswirtschaft). Am Beispiel des Wandels der Sozialstruktur und an der Urbanisierung wird untersucht, welche Strukturen diese gegensätzlichen Systeme hervorbringen, worin sie einander ähnlich sind und wie sie sich unterscheiden. Die These ist, daß weltweit eine Transformation der Sozial- und Siedlungsstrukturen festgestellt werden kann, die teils bewirkend, teils davon bewirkt, von kulturellen Umstellungen begleitet werden. Eine weitere These ist, daß lokale (nationale) Traditionen und politische Systeme den Wandlungsprozeß der Strukturen und Kulturen beeinflussen (beschleunigen, bremsen), der weltweit in unterschiedlichem historischen Tempo abläuft. (GF)
Der Verfasser behandelt die Bedeutung sozialräumlicher Prozesse (Urbanisierung, Segregation) für die Konstitution abweichenden Verhaltens. Während die Komplexität des Urbanisierungskonzepts über einen 'deskriptiv-statistischen Zusammenhang' von Urbanisierung und Kriminalität hinausgehende Aussagen nicht erlaubt, erweisen sich 'sozialräumliche Prozesse auf der Ebene der Stadt', vor allem Segregation, als 'konstitutive Randbedingungen' zur Erklärung abweichenden Verhaltens. Abschließend wird auf die Bedeutung der räumlichen Dimension für die soziologische Theoriebildung hingewiesen. (WZ)
Gegenstand der Untersuchung sind Urbanisierungs- und Segregationsprozesse am Beispiel der Entwicklung der französischen Stadt Rouen im 18. Jahrhundert. Der Verfasser gibt einen kurzen Einblick in bearbeitete Quellen und Untersuchungsansatz ("Analyse der sozialen Gruppen", "maschinelle Kartierung"). (WZ)
Spaniens Stadt- und Raumentwicklungstendenzen stehen unter den maßgeblichen Einflüssen einer liberalen staatlichen Bodenpolitik, eines Wirtschafts-, Urbanisierungs- und Baubooms am Ende des 20. Jahrhunderts und den andauernden Auswirkungen der Finanz- und Immobilienkrise seit 2008.
Der Verfasser setzt sich zunächst auf definitorischer Ebene mit Migration auseinander, um dann die wichtigsten Push- und Pullfaktoren zu benennen, die Migrationsbewegungen auslösen. In Deutschland wie in Europa ist Migration ein historischer Regelfall. Für Deutschland lassen sich beispielsweise die Urbanisierung im 19. Jahrhundert, die Ost-West-Wanderungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg, die Auswanderung nach Nordamerika, die vielfältige Migration nach dem Zweiten Weltkrieg und die Arbeitsmigration im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts unterscheiden. Die Lebenslage der Migranten in Deutschland ist heute bestimmt durch ihre Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation, ihre Bildungs- und Ausbildungsbeteiligung, ihre Wohnsituation und ihren Gesundheitsstatus sowie ihre politische und soziale Partizipation. Die gesellschaftlichen Akzeptanzmuster gegenüber den Migranten sind vielfältiger geworden. Ihre soziale Integration bleibt eine nationale Gestaltungsaufgabe. (ICE)
Das Produktions- und Sozialmodell in Deutschland wird durch eine Vielzahl von Entwicklungslinien (Megatrends) beeinflusst, die in ihrer Richtung und Stärke unterschiedlich verlaufen und sich gegenseitig überlagern, hemmen, ausgleichen oder verstärken. Sie reichen von Demografie, (Re )Urbanisierung, Globalisierung, Geopolitik, Wirtschafts- und Finanzkrisen, Politik, technologischem Wandel bis zu Digitalisierung. Insgesamt haben sich die sozioökonomischen Bedingungen, unter denen sich individuelle Teilhabe realisieren kann, seit Mitte der 2000er-Jahre in mehrfacher Hinsicht verbessert. Dies geht jedoch mit wachsenden Risiken einher und unter Bedingungen zunehmender Ungleichheit kann von positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen von Indikatoren nicht auf mehr individuelle Teilhabe für alle geschlossen werden.
Der Verfasser setzt sich zunächst auf definitorischer Ebene mit Migration auseinander, um dann die wichtigsten Push- und Pullfaktoren zu benennen, die Migrationsbewegungen auslösen. In Deutschland wie in Europa ist Migration ein historischer Regelfall. Für Deutschland lassen sich beispielsweise die Urbanisierung im 19. Jahrhundert, die Ost-West-Wanderungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg, die Auswanderung nach Nordamerika, die vielfältige Migration nach dem Zweiten Weltkrieg und die Arbeitsmigration im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts unterscheiden. Die Lebenslage der Migranten in Deutschland ist heute bestimmt durch ihre Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation, ihre Bildungs- und Ausbildungsbeteiligung, ihre Wohnsituation und ihren Gesundheitsstatus sowie ihre politische und soziale Partizipation. Die gesellschaftlichen Akzeptanzmuster gegenüber den Migranten sind vielfältiger geworden. Ihre soziale Integration bleibt eine nationale Gestaltungsaufgabe. (ICE). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1800 bis 2008.
Die Urbanisierung und die damit verbundenen Effekte wie Bevölkerungswachstum und Verstädterung führen zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft und stellen die globale Geo- und Statistikgemeinschaft vor große Herausforderungen. Daher haben sich die Stakeholder des Themas angenommen und suchen nach nachhaltigen Lösungen zur Umsetzung der Agenda 2030. Dieser Beitrag diskutiert und charakterisiert die kollaborative Analyse von SDG-Indikatoren mit Geo- und Fernerkundungsdaten am Beispiel eines urbanen SDG-Indikators (11.7.1: "Siedlungsfläche in Städten, die der Öffentlichkeit zugänglich ist"). Untersucht wird, ob es für bestimmte Indikatoren nur eine Analysemethode gibt oder ob auch mehrere Methoden verwendet werden können, wie z.B. bei statistischen Daten oder Fernerkundungsdaten. Anhand der verschiedenen Ansätze wird die Bedeutung von Kooperationen und der gemeinsamen Nutzung von Daten durch verschiedene Geo- und Statistikbehörden aufgezeigt.
Mit der Krise der amerikanischen Stadt sind nach Meinung der Autorin nicht nur multiple Probleme angesprochen, sondern auch eine weit fundamentalere Problematik: Bei der heutigen Krise geht es auch um die Krise eines Modells von Stadtentwicklung und städtischem Leben. Die Krise der amerikanischen Stadt meint nicht mehr nur Krisen in der Stadt, sondern die Krise einer bestimmten Form von Urbanisierung selbst. Im Gegensatz zu bisherigen Untersuchungen, die den engen Zusammenhang von "Krise" und "Stadt" thematisieren, geht es im vorliegenden Aufsatz um die Herausarbeitung der Multidimensionalität der aktuellen Krise der amerikanischen Stadt und des Modells des Amerikanischen Traums, der damit beendet scheint. Damit wird auch die Krise der amerikanischen Demokratie angesprochen, die sich in der amerikanischen Stadt wie in einem Brennglas abzeichnet. Um die Neuartigkeit und multidimensionale Spezifik der heutigen städtischen Krise zu identifizieren, untersucht die Autorin zunächst, wie die städtische Immobilienblase die "große Krise" herbeigeführt hat. Im nächsten Schritt werden deren Rückwirkungen auf die städtischen Haushalte analysiert. Die sozialen Auswirkungen der Krise in den amerikanischen Städten verdeutlichen drittens das Ende des Amerikanischen Traums, das auch diverse staatliche Abhilfemaßnahmen nicht aufhalten können. Ein Ausblick auf einige Gegenbewegungen, die sich angesichts dieser tiefen Widersprüche formieren, lässt eher drohende Demokratieverluste erahnen als Hoffnung auf einen "amerikanischen Frühling". (ICI2).