Die anthropologische Krankheitslehre der Integrativen Therapie bezieht die historische, die soziale und politische Dimension von Krankheit und Gesundheit mit ein. Nur in Kontext und Kontinuum können Pathogenese und Salutogenese sinnvoll erfasst und behandelt werden. Dies wird veranschaulicht anhand des Beispiels polizeilicher Routinekontrollen westafrikanischer Migranten in Zürich. Diese Routinekontrollen werden im Kontext multipler Entfremdung verortet und als "Ursache hinter den Ursachen" betrachtet. ; The anthropological theory of illness of Integrative Therapy includes the historical, social and political dimension of disease and health. Only by considering context and continuum, pathogenesis and salutogenesis can be understood and treated in a sensible way. This is illustrated by the phenomenon of racial profiling of West African immigrants in Zurich which is seen in the context of multiple alienation and which exemplifies "causes behind causes". ; https://www.fpi-publikation.de/polyloge/36-2019-pfiffner-r-diskriminierung-als-ursache-hinter-den-ursachen-psychischer-erkrankung/ ; peerReviewed ; publishedVersion
In dem Beitrag wird eingangs der begrenzte Nutzen der amtlichen Sozialhilfestatistik zur Erfassung der Ursachen des Sozialhilfebezugs aufgezeigt. Im folgenden Teil wird "anhand der Bremer Längsschnitt-Stichprobe von Sozialhilfe-Akten (LSA) aufgezeigt, wie differenziert, d.h. in welchen Konstellationen und Kombinationen sich in der Praxis (genauer: in den Sozialhilfeakten) die Gründe für Anfang und Ende der Hilfegewährung darstellen und wieweit es zu Veränderungen von Ursachen im Verlaufe des Sozialhilfebezuges kommt. Die Bremer Längsschnitt-Stichprobe von Sozialhilfe-Akten (LSA) wird als 10 Prozent-Zufallsstichprobe seit 1987 vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit dem Senator für Jugend und Soziales bezogen. Sie umfaßt Aktenfälle, die 1983 im Sozialhilfebezug gestanden haben, sowie die, die seither neu hinzugekommen sind. Zur Stichprobe gehören sowohl laufende Fälle als auch solche, die bereits abgeschlossen sind. Da die Stichprobe laufend um die Neuzugänge ergänzt wird, wird sie von Jahr zu Jahr umfangreicher. Gegenwärtig umfaßt sie rund 12 000 Akten und wächst jährlich um mehr als 1000 weitere Akten an." (IAB2)
Der Autor setzt sich zunächst mit verschiedenen Gründen für Arbeitslosigkeit in Österreich auseinander, die in der öffentlichen Diskussion aufgeführt werden (unzureichende Qualifikation, Arbeitsunwilligkeit, ineffiziente Vermittlungstätigkeiten der Arbeitsämter). Dem setzt der Autor anschließend andere Gründe gegenüber (das stark gestiegene Arbeitskräftepotential und eine veränderte Personalpolitik). Desweiteren wird der Frage nachgegangen, wie es trotz einer hohen Arbeitslosenzahl zu Arbeitskräftebedarf kommen kann. (IAB)
In: Schweizerische Ärztezeitung: SÄZ ; offizielles Organ der FMH und der FMH Services = Bulletin des médecins suisses : BMS = Bollettino dei medici svizzeri, Band 98, Heft 49, S. 1661-1663
In: Schweizerische Ärztezeitung: SÄZ ; offizielles Organ der FMH und der FMH Services = Bulletin des médecins suisses : BMS = Bollettino dei medici svizzeri, Band 98, Heft 19, S. 620-621
Die Erklärung des deutschen Faschismus als eine Konsequenz der kapitalistischen Krise um 1930 reicht nicht aus. Wichtige Bestandteile der nationalsozialistischen Ideologie und Praxis wären so nicht zu begreifen, und unklar bliebe überdies, warum sich der Faschismus in Deutschland, nicht aber in anderen westlichen Ländern mit fortgeschrittener kapitalistischer Wirtschaftsordnung durchsetzte. Zum einen erklärt sich die besondere deutsche Anfälligkeit für den Faschismus aus Faktoren, die mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg zusammenhingen. Zum anderen: Die Krise des privatwirtschaftlichen Wirtschafts- und bürgerlichen Gesellschaftssystems endete in Deutschland deshalb in der Katastrophe, weil sich aufgrund eines spezifischen Weges der deutschen Modernisierung mehr als in anderen westlichen Ländern vorbürgerliche Reste erhalten hatten. Weil die deutsche Gesellschaft nie wirklich eine bürgerliche gewesen war, schlug deren Krise in den zwanziger Jahren so abrupt in das anti-bürgerliche System des Faschismus um. Dies wird hier vor allem an der Sozial- und Bewußtseinsgeschichte ausgewählter Sozialgruppen, die überproportional in der NS-Bewegung vertreten waren, gezeigt, insbesondere an den Angestellten. Die vorindustriellen Traditionen und Reststrukturen, die den Umschlag der kapitalistisch-bürgerlichen Krise in den Nationalsozialismus ermöglichten, sind durch dessen Sieg, vor allem aber durch den zweiten Weltkrieg wesentlich geschwächt oder ganz beseitigt worden. Dies wird als eine der Bedingungen des Erfolgs des demokratisch-parlamentarischen Systems in der Bundesrepublik beschrieben. Die Ergebnisse der Analyse werden abschließend in aktuelle Diskussionen eingeordnet. Erstens: Es erscheint als historisch unrichtig, Nationalsozialismus und Sozialismus als nah benachbart oder ähnlich zu sehen. Zweitens: Ohne die Rolle der Person Hitlers zu leugnen, ist es wissenschaftlich interessanter und politisch wichtiger, jene Strukturen und Prozesse aufzuweisen, die Hitlers Erfolge ermöglichten. Drittens: Die Untersuchung bedient sich sowohl des Begriffs "faschistisch" wie des Begriffs "totalitär", die oft überscharf gegeneinander ausgespielt worden sind, in Wirklichkeit aber miteinander zur Analyse des Nationalsozialismus verknüpft werden können. Ein sorgsam definierter Faschismusbegriff erweist sich als unverzichtbar für die sozialgeschichtliche Untersuchung des Nationalsozialismus. Er kann die deutschen Besonderheiten auf dem Hintergrund allgemeiner, auch in anderen Ländern auftretender Zusammenhänge in den Blick rücken und ermöglicht den sozialgeschichtlichen Vergleich besser als der Totalitarismusbegriff. (Autorenreferat)