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Anfang März 1990 übergab in Uruguay Julio Maria Sanguinetti das Amt des Präsidenten an seinen Nachfolger, den 48jährigen Anwalt und Berufspolitiker Luis Alberto Lacalle, der bei den Wahlen im November 1989 als Sieger hervorgegangen war. Uruguays traditionelle Parteien, die "Colorados" und die "Blancos", bekannt für ihre Fähigkeit, Konflikte durch Bündnisse zu lösen, gehen eine große Koalition ein

Am 26. November 1989 werden rund 2,3 Millionen Wahlberechtigte in Uruguay zum zweitenmal nach der Diktatur ihren Präsidenten küren. Gleichzeitig werden das Parlament und die Bürgermeisterposten im ganzen Land neu zu besetzen sein. Der Bericht gibt einen Ausblick auf die wenig günstigen Perspektiven

Uruguay galt wegen seines relativ hohen Lebensstandards und des demokratischen politischen Systems lange als Vorbild und Sonderfall in Lateinamerika. Dieser Glanz ist verblaßt, seit das binnenmarktorientierte Entwicklungsmodell das Land in den 50er Jahren in eine Sackgasse führte und 1973 das Militär die Macht ergriff. Zwar kehrte Uruguay 1985 zur Demokratie zurück, aber die Erfolge der neoliberalen Wirtschaftspolitik sind bisher zweifelhaft

Im fünften Anlauf gelang Jorge Batlle, dem 72jährigen Politiker der regierenden Colorado-Partei und ewigen innerparteilichen Gegenspieler des jetzigen Amtsinhabers Julio Maria Sanguinetti, die Wahl ins höchste Staatsamt Uruguays. Vor ihm hatten bereits sein Vater, sein Großonkel und sein Urgroßonkel das Land regiert. Auf ihn entfielen 51.65% der Stimmen, gegen 44.11% für Tabaré Vazquez von der Links-Koalition Frente Amplio. Worum ging es bei diesen Wahlen, die der amtierende Präsident zu einer Volksabstimmung zwischen zwei unvereinbaren Zukunftsmodellen für Uruguay hochstilisierte, welche Ziele vertraten die Kandidaten, und welchen Handlungsspielraum hat die neue Regierung? (Brennpkt Lat.am/DÜI)