Völkerbund und Dekolonisierung
In: Zeitschrift für Kultur-Austausch, Band 34, Heft 3, S. 301-309
ISSN: 0044-2976
In dem Beitrag soll am Beispiel der Kolonialproblematik demonstriert werden, wie durch eine weiter gefaßte Perspektive und den genaueren Blick für Details ein ausgewogeneres Urteil über den Völkerbund gefällt werden kann, das nicht dem gängigen Klischee von Scheitern und Versagen folgt. Dazu werden vier Punkte diskutiert: (1) Indem sie bestimmte Ziele, Ideen und Prinzipien proklamierte, schuf die Völkerbundssatzung eine erste rechtliche Grundlage und den geistig ideologischen Ausgangspunkt für den Dekolonisierungsprozeß. (2) Durch das Mandatssystem und insbesondere durch die Tätigkeit der Ständigen Mandatskommission wirkte der Völkerbund praktisch und unmittelbar auf die Kolonialpolitik der Mächte ein. (3) Völkerbund und Internationales Arbeitsamt sammelten erste Erfahrungen im Bereich dessen, was wir heute als Entwicklungshilfe und technische Hilfe bezeichnen. (4) Die Bühne des Völkerbundes gab einigen der sogenannten jungen Nationen Gelegenheit, ihre Interessen öffentlich zu artikulieren und gelegentlich sogar schon gemeinsam zu vertreten. (RW)