In: Shofar: a quarterly interdisciplinary journal of Jewish studies ; official journal of the Midwest and Western Jewish Studies Associations, Band 24, Heft 4, S. 170-174
Genocide targets lives and also aims to destroy cultures. Hence, refugees do not only save their bare lives, as the common notion of a refugee in need of individual protection assumes; they also engage in various collective practices to safeguard their cultural heritage from destruction. As an expression of self-consciousness against genocidal violence, this process of rescue becomes a part of that very cultural heritage and thus fundamentally alters its meaning. To develop a better understanding of this complex process, this article first develops general thoughts on refugee agency and cultural survival. Secondly, to exemplify the variety of such efforts and their cultural meaning, this article examines how European Jews, and particularly the General Jewish Labor Bund, attempted to save Yiddish culture and material collections on the secular history of European Jews during the 20th century. In conclusion, it argues that in addition to the individualized perception of a refugee, we need to consider collective cultural rescue as an integral part of refugee politics.
Es gibt verschiedene Arten und Weisen, die Vergangenheit zu verzerren. Ein Weg ist zum Beispiel zu dementieren, dass etwas überhaupt stattgefunden hat. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Vergangenheitsbewältigung am Beispiel des Völkermords der Deutschen an den Herero in Deutsch-Südwestafrika. Anders als in der namibischen Öffentlichkeit ist für die Deutschen der Völkermord an den Herero ein abgeschlossenes, wenn nicht gar vergessenes Kapitel deutscher Geschichte. Wie sollen die deutsche und die namibische Regierung mit der Vergangenheit umgehen? Eine besonders strittige Frage ist die der Reparationen. Die Haltung der Bundesrepublik ist, dass man nicht einer einzige ethnische Gruppe Kompensation zahlen will, da dadurch die ethnischen Spannungen in Namibia vergrößert werden könnten. Daher werden gar keine Reparationszahlungen getätigt. Erst im August 2004 entschuldigte sich eine deutsche Ministerin am Jahrestag der Waterberg-Schlacht für den Völkermord. Dafür erhielt sie von der deutschen Opposition, die annahm, dass die Bundesrepublik nun zahlen müsste, harsche Kritik. Zahlungen blieben aber aus. Im letzen Kapitel stellt der Verfasser Vermutungen über historische Kontinuitäten zwischen dem kolonialen Völkermord und dem Holocaust an den Juden im Dritten Reich an. (ICB2)
If one looks less at the normality of the crime than at the semantics of the term "normality," "normal" can stand for "not National Socialist," but also for "average" or "everyday." But what is gained with the insight that "normal organizations" made the murder of Jews possible and "normal men" carried it out? Couldn't one say with equal right that the anomalies of violent National Socialist organizations reflected the social normality of that time? That men who violently killed millions of civilians must be denied normality per se? Perhaps it would be time to break away from the normative category of normality and to allow the insight that under the conditions of a coercive political order, coercive organizations can be founded that will stop at nothing (p. 328).
In this paper, I reflect on various ethical, practical and methodological challenges encountered in the field during my anthropological inquiry into the legacies of the Bosnian genocide at home and abroad. I focus on the importance of the researcher's honesty and self-reflexive engagement with the subject(s), particularly in sensitive contexts such as genocide. I discuss my experience of negotiating various social roles ascribed to me in the field, and how they shaped my research process. I also consider the methodological challenges of working with difficult stories of surviving the genocide and the absences of family members who perished in it. Drawing upon a mixed ethnography approach in combination with narrative inquiry and elements of participatory action research (PAR), I demonstrate complexities inherent in long-term ethnographic engagement with the community life that almost vanished. I reflexively engage with the question of how we maintain intellectual, emotional and ethical engagement with the subject of research without sacrificing our academic integrity or human connection embedded within these interactions? Subsequently, I argue for a supportive scholarly space that welcomes discussion about vulnerabilities, ambiguities and fears encountered in the ethnographic field and emerging subjectivities which further shape the final interpretation of cultures.
Es gibt verschiedene Arten und Weisen, die Vergangenheit zu verzerren. Ein Weg ist zum Beispiel zu dementieren, dass etwas überhaupt stattgefunden hat. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Vergangenheitsbewältigung am Beispiel des Völkermords der Deutschen an den Herero in Deutsch-Südwestafrika. Anders als in der namibischen Öffentlichkeit ist für die Deutschen der Völkermord an den Herero ein abgeschlossenes, wenn nicht gar vergessenes Kapitel deutscher Geschichte. Wie sollen die deutsche und die namibische Regierung mit der Vergangenheit umgehen? Eine besonders strittige Frage ist die der Reparationen. Die Haltung der Bundesrepublik ist, dass man nicht einer einzige ethnische Gruppe Kompensation zahlen will, da dadurch die ethnischen Spannungen in Namibia vergrößert werden könnten. Daher werden gar keine Reparationszahlungen getätigt. Erst im August 2004 entschuldigte sich eine deutsche Ministerin am Jahrestag der Waterberg-Schlacht für den Völkermord. Dafür erhielt sie von der deutschen Opposition, die annahm, dass die Bundesrepublik nun zahlen müsste, harsche Kritik. Zahlungen blieben aber aus. Im letzen Kapitel stellt der Verfasser Vermutungen über historische Kontinuitäten zwischen dem kolonialen Völkermord und dem Holocaust an den Juden im Dritten Reich an. (ICB2)
Vorspann War der Holocaust ein europäisches Projekt? Keine Frage, die Initiative zum Völkermord kam aus Deutschland. Richtig ist aber auch, dass diese Initiative in ganz Europa auf ein vernehmliches Echo traf, selbst wenn es dann im Einzelnen sehr unterschiedlich ausfiel. Auch die französische Regierung, die französische Verwaltung und die französische Kirche haben sich 1940, nach dem deutschen Sieg im Westen, für eine antisemitische Politik entschieden. Das Interessante daran war, dass dies – wie jetzt nachgewiesen wird – fast ohne deutsches Zutun geschah.
Ziel des Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag ist es, über die individuelle Anklage und Verurteilung von Kriegsverbrechern den Teufelskreis von Gewalt und Rache zu durchbrechen. In den Zuständigkeitsbereich des Tribunals fallen schwerwiegende Verstöße gegen die Genfer Konvention, Verstöße gegen das Kriegsrecht, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Die Verfasserin stellt Einberufung, personelle Besetzung, Arbeitsweise und Kompetenz des Tribunals dar. Sie diskutiert Prinzipien eines fairen Verfahrens und setzt sich mit den Problemen der Auswahl der zu behandelnden Fälle, des Schutzes von Zeugen und der Verhaftung von Angeklagten auseinander. (BIOst-Wpt)
Der Verfasser wendet sich gegen eine, vor allem von Getty, Rittersporn und Zemskov in einem 1993 in der American Historical Review veröffentlichten Aufsatz vorgelegte, relativ wohlwollend ausgefallene partielle Neubewertung des Stalinismus im Lichte neuer archivarischer Quellen. Er gibt einen Überblick über die seit Beginn der Glasnost-Politik zugänglich gewordenen Daten (Kriminalstatistik, Bevölkerungsstatistik) und zeigt, daß für die dreißiger Jahre in der Sowjetunion tatsächlich von einem von der Regierung initiierten Völkermord Orwellscher Ausmaße auszugehen ist. Ein zweiter Schwerpunkt der Untersuchung betrifft die wirtschaftliche Bilanz der administrativen Kommandowirtschaft und der Stalinschen Industrialisierungspolitik. Auch hier zeigt der Verfasser, daß es für eine positive Bewertung der Stalinschen Politik keine Basis gibt. Resultat der Stalinschen Politik war vielmehr ein rückläufiger Lebensstandard in der UdSSR der dreißiger Jahre. (BIOst-Wpt)