Nachwirkungen kriegsbedingter Vaterlosigkeit : Erfahrungsberichte später geborener Generationen mit Blick auf pädagogische Konsequenzen
Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit den transgenerationalen Nachwirkungen kriegsbedingter Vaterlosigkeit auseinander. Das Ziel der empirischen Forschung ist es herauszufinden, welche pädagogischen Konsequenzen durch das vaterlose Aufwachsen in der Kriegs- und Nachkriegszeit entstanden sind und in wie fern sich diese auf die nächsten Generationen übertragen lassen. Dafür ist eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Wandel des Vaterschaftsbegriffs und der Bedeutung des Vaters für die gesamte Familie notwendig. Mit Hilfe von narrativen Interviews wurden fünf Proband_innen zu der erlebten Vaterlosigkeit in der Kriegs- und Nachkriegszeit befragt. Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass die kriegsbedingte Vaterlosigkeit das gesamte Familienleben veränderte. Bei den Kriegskindern wurde eine Desintegration in den Peer-Groups, eine damit verbundene Verheimlichung des vaterlosen Aufwachsens, ein ewiges Suchen nach dem idealen Ersatzvater, eine Vergöttlichung der Mutter, eine frühe Einnahme der Erwachsenenrolle, eine Abneigung gegenüber neuen politischen Ideen und eine kritische Haltung gegenüber der freien Erziehung der Kinder im 21. Jahrhundert festgestellt. Bei der Erziehung der eigenen Kinder fehlte es den Proband_innen an Einfühlungsvermögen und die fehlende Vaterfigur bewirkte, dass sich die Proband_innen zunehmend an gesellschaftlichen Rollenbildern orientierten. Ebenfalls wurde ein Zusammenhang zwischen den sozioökonomischen Bedingungen des Heranwachsens und der Wahrnehmung der Kriegs- und Nachkriegserlebnisse aufgedeckt. ; The present master thesis deals with the transgenerational effects of fatherlessness caused by war. The aim of the empirical research is to investigate upon the pedagogical impact of growing up without a father during and after war and to what extent these experiences can be transferred to the next generation. In order to achieve this, a theoretical discussion covering the change of the term 'paternity and the importance of a father for the entire family is of necessity. With the help of narrative interviews, five participants were asked to speak about their experiences growing up without a father during and after war. The results of the interviews have shown that fatherlessness caused by war changed the entire family life. With war children, the following could be detected: disintegration into the peer-group, concealment of the fact that one was growing up without a father, a never-ending quest for an ideal surrogate father, divinisation of the mother, growing up early, a dislike for new political ideas and a critical mind-set towards an open-minded parenting in the 21st century. When it came to parenting their own children, the participants displayed a lack of empathy and the missing father figure resulted in the fact that the interviewees orientated themselves towards social role models. Furthermore, an interrelation between the socio-economic condition of growing up and the perception of war and after war experiences could be detected. ; vorgelegt von Sarah Bohdal, Bakk. phil. ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2016 ; (VLID)1689146