Vergleichende politische Ökonomie
In: Einführung in die Comparative Politics, S. 198-225
Die Autorin argumentiert, dass der gemeinsame Nenner der verschiedenen Ansätzen das Verständnis ist, dass Politik, Gesellschaft und Ökonomie in Wechselbeziehung zueinander stehen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die konkreten Funktionsmechanismen dieser Interdependenz und hieraus die daraus resultierenden Unterschiede zwischen den Nationalstaaten. Es werden drei unterschiedliche Schwerpunkte bei der Interpretation dieser Unterschiede dargestellt. Die marxistischen Ansätze und die der Neuen Politischen Ökonomie gehen vom Primat der Ökonomie über Politik und Gesellschaft aus und analysieren ausgehend von dieser Annahme die ökonomischen Funktionsmechanismen und ihre Wirkung auf Gesellschaft, Staat und Politik. Die neomarxistischen Dependenz- und Weltsystem-Ansätze interpretieren die Ursache von (Entwicklungs-)Unterschieden als Folge der kapitalistischen Wirtschaftsordnung des Weltsystems. Eine zweite Gruppe bilden Arbeiten, die vom Primat der Politik über die Ökonomie ausgehen und folglich die Ursachen und Wirkungen der staatlichen Steuerung der Ökonomie ins Zentrum ihrer Analyse stellen. In Vergleichen (zumeist auch hier zwischen westlichen Industrienationen) werden Unterschiede zwischen dem Wohlstand der Nationen entsprechend interpretiert, nämlich als Ergebnis divergierender staatlicher Steuerung, wobei der Staat verschiedenen (macht-)politischen, sozioökonomischen oder institutionellen Einflüssen unterliegt. Eine dritte Gruppe bilden jene Arbeiten, welche die gesellschaftliche Einbettung der Ökonomie in den Vordergrund ihrer Untersuchungen stellen. Weder allein ökonomische Strukturen oder ökonomisches Handeln noch staatliches Handeln sind die zentralen unabhängigen Variablen. Abschließend wird die Schlussfolgerung formuliert, dass sich die Strukturen der nationalen Politischen Ökonomien wandeln und das (internationale) ökonomische Umfeld sich verändert - auch wenn die Leistungsfähigkeit der Nationalstaaten im Zeitverlauf variiert. Es gibt nur wenig Anzeichen dafür, dass sich nationale Politikmuster und politökonomische Strukturen vollständig angleichen. (ICG)