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Im vorliegenden Aufsatz werden zentrale Fragestellungen des Phänomens des Vertrauens untersucht. Im ersten Abschnitt wird zunächst die allgemeine Behauptung relativiert, dass ein gewisser Grad an rationaler Kooperation in den zwischenmenschlichen Beziehungen existieren sollte, wodurch die Unterscheidung zwischen Kooperation und Vertrauen verschwommen wird. Außerdem wird die Wichtigkeit von Überzeugungen, die sich auf andere beziehen und die zur Bedeutung der möglichen Kooperationsmotive beitragen, herausgestellt. Im zweiten Abschnitt definiert der Autor das Vertrauen und die allgemeinen Bedingungen, unter denen es für die Kooperation relevant wird. Im dritten Abschnitt wird schließlich diskutiert, in welchem Ausmaß Kooperation unabhängig von Vertrauen zustande kommen kann und inwieweit Vertrauen eher ein Ergebnis als eine Bedingung von Kooperation ist. Der Autor geht abschließend der Frage nach, ob es rationale Gründe gibt, zu vertrauen - oder genauer, ob es Gründe gibt, dem Vertrauen zu vertrauen, und - umgekehrt - dem Misstrauen zu misstrauen. (ICI2)

Der Verfasser setzt sich zunächst mit der Frage auseinander, ob der Bedarf an Vertrauen immer einem vorausgegangenen Verlust von Vertrauen entspringt. Vor dem Hintergrund, dass viele Diagnosen an Ergebnisse empirischer Umfrageforschung anknüpfen, wird dann gefragt, in wie weit Vertrauen überhaupt messbar ist. Vertrauen ist eine Handlungskategorie und es bleibt daher offen, ob man es durch eine Fragebogenerhebung angemessen einfängt. Schließlich wird thematisiert, ob sich Vertrauen in gleichem Maße auf Personen und Institutionen beziehen kann. Die zitierten Krisendiagnosen sprechen von einem Verlust des Vertrauens zu Personen (Unternehmern, Lehrer etc.), aber auch von einem Verlust des Vertrauens zu Institutionen (Kirchen, Parteien). In vielen Ansätzen wird aber bezweifelt, dass sinnvollerweise überhaupt von einem Vertrauen zu Institutionen gesprochen werden kann. Abschließend wird eine erweiterte Definition des Vertrauens erarbeitet und gezeigt, dass Vertrauen immer dann brüchig wird, wenn dem Vertrauensempfänger allzu eigensüchtige Handlungsmotive unterstellt werden. (ICE2)

Soziales Vertrauen gehört nach vielfacher Einschätzung zu den wichtigsten sozio-kulturellen Ressourcen der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Dennoch sind empirische Arbeiten über das Vertrauen in sozialwissenschaftlicher Perspektive eher selten. Dies betrifft insbesondere die Bestimmungsfaktoren sozialen Vertrauens, die bislang kaum untersucht wurden. Der Beitrag knüpft durch eine Interpretation der ESS-Survey von 2002/2003 an diese Problemstellung an. Im Mittelpunkt der Analysen steht das generalisierte soziale Vertrauen, das als grundsätzliche Vertrauensbereitschaft eines Akteurs interpretiert wird. In dieser Hinsicht wird Struktur und Verteilung sozialen Vertrauens als ein zentraler Aspekt der "Zivilgesellschaft" in West- und Ostdeutschland untersucht, wobei die Bestandsaufaufnahme im europäischen Vergleich als Bezugspunkt dient. Untersuchungsleitend ist die Frage, inwieweit sich das generalisierte soziale Vertrauen der Bevölkerung zwischen den alten und neuen Bundesländern unterscheidet, wenn man die unterschiedliche Ausgangslage in beiden Landesteilen in Rechnung stellt. Auf der SSE-Grundlage zeigt die Untersuchung des zwischenmenschlichen Vertrauens in Deutschland, dass das Verhältnis der Bürger zu ihrer sozialen Umwelt in den alten und neuen Bundesländern insgesamt sehr ähnlich ausgeprägt ist. In dieser Hinsicht tritt die Bevölkerung in Deutschland als einheitliche soziale und politische Gemeinschaft auf. Lediglich bei Betrachtung des Standardindikators sozialen Vertrauens tritt ein West-Ost-Gefälle zu Tage. (ICA2)

Der vorliegende Beitrag vergleicht und analysiert das Vertrauen der Bürger aus 28 hessischen Gemeinden in eine Vielzahl verschiedener politischer Autoritäten und Institutionen auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene. Im Vordergrund der Untersuchung stehen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich der Niveaus politischen Vertrauens zwischen Gemeinden und Ebenen sowie der Relevanz lokaler Orientierungen und des lokalen Kontexts als Bestimmungsfaktoren politischen Vertrauens auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene. Des Weiteren wird analysiert, welche Zusammenhänge zwischen dem Vertrauen der Bürger in lokale, nationale sowie europäische Autoritäten und Institutionen bestehen. Abschnitt 2 dient zunächst der Klärung des Begriffes "politisches Vertrauen" sowie der Erörterung der Relevanz des lokalen Kontexts für das Verhältnis zwischen Bürgern und politischen Autoritäten und Institutionen. Des Weiteren erfolgt eine deskriptive Darstellung der Niveaus und Strukturen politischen Vertrauens in 28 hessischen Gemeinden. Abschnitt 3 beschäftigt sich anschließend mit den individuellen Bestimmungsfaktoren des politischen Vertrauens. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Relevanz lokaler Orientierungen für die Erklärung politischen Vertrauens auf verschiedenen Ebenen. Abschnitt 4 präsentiert die Ergebnisse der empirischen Analysen und diskutiert die relative Bedeutung individueller und kontextueller Erklärungsfaktoren politischen Vertrauens. Abschnitt 5 schließlich liefert eine Zusammenfassung der wichtigsten Resultate und erörtert deren Implikationen im Hinblick auf die Relevanz des lokalen Kontexts und die Funktionsfähigkeit moderner Demokratien. (ICI2)

Während Vertrauen die Beziehung zwischen Bevölkerung und politischer Führung bzw. Institutionen betrifft, betrifft Glaubwürdigkeit das Image. Ein zentrales Problem für Politiker, Parteien und politische Institutionen in den westlichen Demokratien der letzten zwanzig Jahre ist die Rückgewinnung von Vertrauen durch politische Kommunikation. Vier vertrauenstheoretische Ansätze von Luhmann, Barber, Coleman und Giddens werden vorgestellt, auf denen eine Theorie "Öffentlichen Vertrauens" aufgebaut wird. Empirische Befunde aus den USA und seit den 60er Jahren aus der Bundesrepublik Deutschland zum Vertrauen in politische Institutionen und zur Glaubwürdigkeit von Politikern und Medien werden angeführt. Die gesellschaftliche und politische Relevanz von Vertrauen und Glaubwürdigkeit treten erst bei ihrem Nichtvorhandensein zu Tage. Für die Zukunft der Informations- und Kommunikationsgesellschaft gilt, daß öffentliches Vertrauen und damit einhergehend das Medienverhalten noch an Bedeutung gewinnen werden. (prf)

Frieden ist weder ein Zustand noch ein Ereignis. Er ist eine Möglichkeit des Zusammenlebens und eine Form der Beziehung zwischen Menschen, zwischen Gruppen und zwischen den einzelnen Menschen und den Gruppen, in denen sie sich befinden. Als Form der Beziehung ist der Frieden nie endgültig gegeben oder erreicht; er ist eine im neukantianischen Sinne "unendliche Aufgabe". Weiterhin ist die Aufgabe des Friedens eine Form der Beziehung zwischen Menschen; sie ist damit eine, die niemand allein erfüllen kann. Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Bestimmungen zeigt der vorliegende Beitrag, dass dieses soziale und kommunikative Handeln nicht ohne Vertrauen in den "guten Willen" der anderen zu bewerkstelligen ist. Dieses Vertrauen zu den anderen Menschen ist im Sinne Levinas nur die Kehrseite unserer Verantwortung für sie. Dies gilt für die Aufgabe des Friedens noch dringlicher als für jede andere Handlung mit anderen in der Welt. (ICA2)