Das hier vorliegende Werk wendet den von Kaminsky/Lizondo/Reinhart im Jahr 1997 als Frühwarnsystem für Währungskrisen entwickelten Signalansatz an, um die Gefährdung der ost- und ostmitteleuropäischen Transformationsländer im Hinblick auf eine Währungskrise zu ermitteln. Hierzu wird der ursprüngliche Signalansatz modifiziert und an die Besonderheiten der Transformationsökonomien angepasst. Mit Hilfe zahlreicher Verfahren und Darstellungsmöglichkeiten werden sodann vergangene Währungskrisen analysiert, aber auch die aktuelle Risikoexposition der einzelnen Länder der Region untereinander bzw. in ihrer zeitlichen Entwicklung bis Anfang 2003 dargestellt
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie die Entstehung und Ausbreitung von Währungskrisen theoretisch zu erklären ist. Nach einem Überblick über die etablierten Erklärungsansätze zur Krisenentstehung werden schwerpunktmäßig zwei Thesen zur Krisenausbreitung untersucht. Erstens wird die Übertragung von Währungskrisen über realwirtschaftliche Verflechtungen erklärt. Zweitens wird die These eines "infektiösen" Übergreifens von Währungskrisen aufgegriffen. Hierunter wird die unabhängig von bestehenden ökonomischen Interdependenzen erfolgende Krisenübertragung verstanden. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die Entstehung und Übertragung von Währungskrisen an die Existenz fundamentaler ökonomischer Schwächen geknüpft ist. Auch wenn die Bedeutung, die den Fundamentaldaten in den einzelnen Modellen beigemessen wird, variiert, geben die präsentierten theoretischen Modelle keinen Hinweis darauf, dass sich Währungskrisen unabhängig von den ökonomischen Daten willkürlich auf andere Währungen erstrecken. Dennoch implizieren die Modelle nicht, dass allein die fundamentalökonomische Situation die Stabilität der Wechselkursfixierung eines Landes gegenüber den Spill-Over Effekten einer Krise bestimmt. Sobald hinreichend schwache ökonomische Ausgangsbedingungen den Boden bereitet haben, können spontane Änderungen der Markterwartungen bzw. der Markteinschätzung bestimmter Länder den letzten Anstoß zu einer Währungskrise geben
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Neben Frühindikatoren und Übertragungsmechanismen werden Lösungsansätze diskutiert. Bei den multilateralen Ansätzen führt die Einführung von Referenzzonen nicht weiter, die Behinderung des internationalen Kapitalverkehrs ist mit erheblichen Wohlfahrtsverlusten verbunden. Der Währungsfonds sollte zusammen mit der Verbesserung des Frühwarnsystems seine Politik so ändern, daß keine Fehlanreize für souveräne Gläubiger und private Kreditgeber gesetzt werden. Dazu zählt insbesondere, daß Volkswirtschaften Stabilitätsstandards bei sich umsetzen. Die institutionellen Regelungen der Weltwirtschaft sollten deshalb auf die Verankerung eines Verursacherprinzips (Troublemaker Pays Principle) abzielen.
Inhaltsangabe: Diese Diplomarbeit handelt von der Thematik der Währungskrisen im lateinamerikanischen und asiatischen Raum. Unter Berücksichtigung von theoretischen Modellen wird die empirische Relevanz der formal-theoretischen Ansätze von Währungskrisen untersucht. Drei Modelltheorien werden in dieser Arbeit vorgestellt: Das Modell der Ersten Generation (First Generation Model), das Modell der Zweiten Generation (Second Generation Model) und das Modell der Dritten Generation (Third Generation Model). Das Ziel dieser Arbeit ist es zu ermitteln, ob sich die Generationsmodelle auch auf andere Länder außer den klassischen Beispielen, wie z.B. Mexiko während der Tequila-Krise, übertragen lassen. Jedes Generationsmodell wird im Hinblick auf jeweils drei Beispielländer werden untersucht. Ein klassisches Krisenland plus zwei vergleichsweise unbekannte der ökonometrischen Analyse unterzogen. In Bezug auf das Erste Generationsmodell handelt es sich dabei um Chile, Kolumbien und Costa Rica. Beim Zweiten Generationsmodell wird zunächst die Währungskrise in Mexiko dargelegt und dann werden die Krisen in Argentinien und analysiert. Malaysia stellt im Rahmen des Modells der Dritten Generation ein klassisches Krisenland der Asienkrise dar. Im Anschluss werden die Krisen in Hongkong und Taiwan genauer untersucht. Es soll herausgefunden werden, ob und wie die verschiedenen ökonomischen Variablen zu Krisenzeiten reagieren bzw. ob sie diese negativ beeinflussen oder gar die Währungskrise (mit)auslösen. Dazu wird eine Probit-Analyse aufgestellt. Einleitung: In einer Welt geprägt von wachsender Kapitalmobilität ist in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein deutlich geworden, dass die Bedrohung von Währungskrisen zu einem der zentralen Aspekte makroökonomischer Politik geworden ist. Es existieren verschiedene Theorien bezüglich der Ursachen von Währungskrisen. Drei Modelltheorien werden in dieser Arbeit vorgestellt: das Modell der Ersten Generation (First Generation Model), das Modell der Zweiten Generation (Second Generation Model) und das Modell der Dritten Generation (Third Generation Model). Diese drei Modelle gehen von unterschiedlichen Prämissen und Annahmen aus. Gemeinsam sind den drei Modellen folgende Eigenschaften: der Verlust bzw. die totale Ausschöpfung der Devisenreserven durch Spekulationsattacken gegen die Währung und die anschließende Abkehr von einer Politik fester Wechselkurse, dem Floaten. Um eine potentielle, sich anbahnende Währungskrise überhaupt antizipieren zu können, werden verschiedene Indikatoren zur Beobachtung herangezogen. Da wäre die Entwicklung der Devisenreserven, der Ex- und Importe, die Leistungsbilanz, das Geldmengenwachstum etc. Je nach Generationsmodell spielen sie eine größere oder geringere Rolle. Alle diese Modelle erklären Währungskrisen. Ziel dieser Arbeit ist es zu überprüfen, inwieweit die genannten Einflussgrößen empirische Bedeutung für eine bestimmte Länderauswahl haben. Es geht um die Frage, welches theoretische Modell geeignet ist, um die Entstehung (Ursache, Rahmenbedingungen, Zeitpunkt) einer bestimmten Währungskrise zu erklären: das Modell der Ersten, der Zweiten oder der Dritten Generation. Es gibt verschiedene Definitionen der "Währungskrise". Reinhart und Rogoff (Reinhart und Rogoff 2003) unterscheiden zwischen zwei Typen des nominalen Wechselkurses. Der erste Typ einer schweren Währungskrise liegt dann vor, wenn die monatliche Währungsabwertung mehr als 25 Prozent beträgt. Die andere Variante besagt, dass eine monatliche Währungsabwertung von 12,5 Prozent stattgefunden haben muss, oder um mindestens zehn Prozent über dem Niveau des vorhergehenden Monats liegt. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, dann spricht man von einer Währungskrise. Eine andere Interpretation (Kaminsky, Lizondo und Reinhart 1998, fürderhin KLR) beschreibt eine Währungskrise als eine Situation, in welcher die Spekulationsattacke gegen die Währung zu einer drastischen Währungsabwertung führt, zu einem drastischen Rückgang der Devisenreserven oder zu einer Kombination der beiden. Diese Definition der Währungskrise trifft sowohl auf erfolgreiche sowie auf erfolglose Spekulationsattacken zu. Sie lässt sich auch auf andere Währungssysteme als auf das System fester Wechselkurse anwenden, z.B. auf Crawling Peg - Regimes. Die geistigen Urheber der jeweiligen Modelltheorien sind Paul Krugman, der im Jahre 1979 (Krugman 1979) eine Abhandlung über das Zahlungsbilanzkrisenmodell verfasst hat. Maurice Obstfeld hat mit seinem im Jahre 1986 erschienenen Werk über rationale und sich selbstauslösende Zahlungsbilanzkrisen einen gänzlich neuen Typ des Währungskrisenmodells eingeführt (Obstfeld 1986). Ende der 90er Jahre schienen weder das eine noch das andere Generationsmodell die Entstehung der Asienkrise zu erklären. Krugman verfolgte mit seiner 1999 veröffentlichten Arbeit eine bis dato völlig neue Richtung der Ursachenforschung entgegen des damals in der Literatur geläufigem Tenor (Krugman 1999), nämlich dass eine Liquiditäts- und Bankenkrise die Asienkrise verursacht habe (Corsetti, Pesenti und Roubini, 1998, oder Chang und Velasco, 1998). Die empirische Orientierung für diese Arbeit liefern zahlreiche Publikationen von Carmen M. Reinhart und Graciela L. Kaminsky. Bei der Analyse der Währungskrisen in Lateinamerika und Asien ist es am einfachsten, die klassischen Ausgangsländer für die Entfaltung der Krisen zu skizzieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es jedoch zu ermitteln, ob sich die Generationsmodelle auch auf andere Länder außer den klassischen Beispielen wie z.B. Mexiko während der Tequila-Krise übertragen lassen. In dieser Arbeit wird jedes Generationsmodell im Hinblick auf jeweils drei Beispielländer untersucht: auf ein klassisches Krisenland plus zwei vergleichsweise unbekannte. In Bezug auf das Erste Generationsmodell handelt es sich um Chile, Kolumbien und Costa Rica im Beobachtungszeitraum von 1972 bis 1984. Beim Zweiten Generationsmodell wird zunächst die Währungskrise in Mexiko dargelegt und dann werden die Krisen in Argentinien und Venezuela von 1985 bis 1996 analysiert. Malaysia stellt im Rahmen des Modells der Dritten Generation (von 1989 bis 1999) ein klassisches Krisenland der Asienkrise dar. Im Anschluss werden die Krisen in Hongkong und Taiwan genauer untersucht. Der jeweilige Beobachtungszeitraum pro Generationsmodell umfasst etwa zehn Jahre vor und nach einer (potentiellen) Krise und wird größtenteils anhand von monatlichen Daten des IFS gemessen, um einen genaueren Überblick zu erhalten. In diesen Staaten ist es zu mindestens einer Währungskrise gekommen. Fast immer wurde aufgrund der Krise die Politik fester Wechselkurse aufgegeben und anschließend zum Floaten übergegangen. In dieser Arbeit soll mitunter erklärt werden, warum es in manchen Ländern zu (Währungs-)Krisen gekommen ist und warum in anderen nicht, trotz vergleichbarer Größe, Wirtschafts- und/oder Finanzstruktur. Es soll herausgefunden werden, ob und wie die verschiedenen ökonomischen Variablen zu Krisenzeiten reagieren bzw. ob sie diese möglicherweise negativ beeinflussen oder gar die Währungskrise (mit)auslösen. Um diese Effekte formell zu untersuchen, wird eine Probit-Analyse aufgestellt, in welcher die endogenen Variablen gegen dummies regressiert werden, die mit dem Wert 1 die Krisenmonate und dem Wert 0 ruhige Perioden (keine Krisenmonate) repräsentieren. Dabei lassen sich verschiedene "Verhaltensmuster" der Krisenentstehung erkennen. Insbesondere beim Ersten Generationsmodell will der Staat sein Fiskaldefizit finanzieren, indem er die "Geldmaschine" anwirft. Es kommt zu höherem inländischen Kreditwachstum und zu einer überbewerteten Währung. Das erhöhte Kreditwachstum kann wiederum einen Import-Boom finanzieren, was zu einer Verschlechterung der Leistungsbilanz führte. Diese ist für eine Zahlungsbilanzkrise typisch. Im Zuge der Liberalisierung der inländischen Finanzmärkte in den 80er Jahren leitet im Falle des Zweiten Generationsmodells oft eine Bankenkrise (un)mittelbar eine Währungskrise ein, die aufgrund einer Zahlungsbilanzkrise entstanden ist. Dieses Phänomen wird auch Zwillingskrise genannt (Kaminsky und Reinhart 1998). Mexiko und Venezuela zählen zu jenen Ländern, in welchen den Zahlungsbilanzproblemen eine Bankenkrise vorausgegangen war. Es lässt sich daraus schließen, dass das während der Bankenkrise entstandene Bail-Out das inländische Kreditwachstum hat schneller wachsen lassen, wie es im Zeitraum vor einer Zahlungsbilanzkrise üblich ist (Eichengreen, Rose und Wyplosz 1995). Das Dritte Generationsmodell war ein bis zum Ausbruch der Asienkrise Ende der 90er Jahre nicht bekannter Krisentyp, der die blühenden Volkwirtschaften Südostasiens zum Erliegen brachte. Der Aufbau der Arbeit sieht folgendermaßen aus: Jedes Kapitel besteht aus einem theoretischen und aus einem empirischen Teil. In Kapitel 2 wird die Theorie des First Generation Model präsentiert mit anschließender Anwendung auf die Länder Chile, Kolumbien und Costa Rica. In den Kapiteln 3 wird ebenfalls zunächst das theoretische Rüstzeug des Zweiten Generationsmodells mit anschließender empirischer Länderanalyse von Mexiko, Argentinien und Venezuela vorgestellt. Das Dritte Generationsmodell wird ebenfalls zunächst theoretisch und empirisch anhand der Beispiele Malaysias, Hongkongs und Taiwans in Kapitel 4 präsentiert. In Kapitel 5 folgt das Fazit.
"Finanz- und Währungskrisen in Asien und Russland blieben nicht ohne destabilisierende Auswirkungen auch auf Lateinamerika. Internationale Investoren bewerteten die Länderrisiken ihrer Kapitalanlagen strenger, so dass es zeitweilig zu einem drastischen Rückgang der ausländischen Kapitalzuflüsse nach Lateinamerika kam. Besonders betroffen war Brasilien. In Ecuador weitete sich die Währungs- und Wirtschaftskrise zu einer politischen Krise aus; der Fall Ecuador hat der Dollarisierungs-Debatte in Lateinamerika neue Aktualität verliehen. Die Dollarisierung lateinamerikanischer Volkswirtschaften stellt für sich alleine genommen jedoch kein Patentrezept zur Lösung der vielfältigen wirtschaftlichen Probleme des Subkontinents dar." (Autorenreferat)