Es werden Konzepte der neoklassischen wie der endogenen Wachstumstheorie als Grundlagen zur Einschätzung der langfristigen Wachstumseffekte im Rahmen der Globalisierungsdiskussion dargestellt. Aufgezeigt wird, daß die Bedeutung der endogenen Wachstumstheorie von einigen problematischen Eigenschaften der neoklassischen Modelle herrührt: Diese äußern sich insbesondere in den sprunghaften Anpassungsmechanismen zu neuen Gleichgewichten bei internationaler Kapitalmobilität. Zudem kommt es im Rahmen der neuen Wachstums- und Außenhandelstheorie zu einer Betonung der wirtschaftspolitischen Handlungsspielräume. Wirtschaftspolitischen Eingriffen kommt in dieser Modellklasse eine auch die Wachstumsraten betreffende Rolle zu. Die größten Erfolge in der Globalisierungsdiskussion erzielen ökonomische Modelle, deren Antrieb in Forschung und Entwicklung im Rahmen von Ansätzen der horizontalen oder vertikalen Produktdifferenzierung liegt. Etwas weniger Beachtung wird jenen Ansätzen geschenkt, in denen Außenhandel mit Transportkosten verbunden ist. Am wenigsten ausgereift scheint jene Modellklasse, die sich um eine Zusammenführung von Modellen des Außenhandels mit jenen der Multinationalisierung in dynamischen Gleichgewichten befaßt. (prb)
In: Verhandlungen des Deutschen Bundestages / Drucksachen, Heft Dr. 12/1893 v. 3
Die Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Anfrage zur Wachstumserwartung bei den Steuerschätzungen 1991 und 1992 wird wie folgt formuliert: "Die Bundesregierung hat die direkten Effekte der Vereinigung Deutschlands auf das Wachstum in den alten Bundesländern für 1991 gegenüber 1990 im Jahreswirtschaftsbericht 1991 auf 1 v.H. des realen Bruttosozialprodukts geschätzt. Aus heutiger Sicht können dafür 1 1/2 bis 2 Prozentpunkte veranschlagt werden. Dies entspricht knapp zwei Drittel des für 1991 zuletzt auf gut 3 v.H. prognostizierten Wachstums. Für 1992 wird gegenüber dem 1991 erreichten hohen Niveau nicht mit einem zusätzlichen einigungsbedingten Wachstumseffekt in den alten Bundesländern gerechnet. Die Bundesregierung läßt sich bei der Vorgabe der gesamtwirtschaftlichen Eckwerte für den unabhängigen Arbeitskreis "Steuerschätzungen" von ehrgeizigen Zielvorstellungen leiten, ohne den Boden der Realität zu verlassen. Deswegen beteiligt sie sich nicht an Spekulationen über fiktive Wachstumsverläufe." (IAB2)
Die Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Anfrage zur Wachstumserwartung bei den Steuerschätzungen 1991 und 1992 wird wie folgt formuliert: "Die Bundesregierung hat die direkten Effekte der Vereinigung Deutschlands auf das Wachstum in den alten Bundesländern für 1991 gegenüber 1990 im Jahreswirtschaftsbericht 1991 auf 1 v.H. des realen Bruttosozialprodukts geschätzt. Aus heutiger Sicht können dafür 1 1/2 bis 2 Prozentpunkte veranschlagt werden. Dies entspricht knapp zwei Drittel des für 1991 zuletzt auf gut 3 v.H. prognostizierten Wachstums. Für 1992 wird gegenüber dem 1991 erreichten hohen Niveau nicht mit einem zusätzlichen einigungsbedingten Wachstumseffekt in den alten Bundesländern gerechnet. Die Bundesregierung läßt sich bei der Vorgabe der gesamtwirtschaftlichen Eckwerte für den unabhängigen Arbeitskreis "Steuerschätzungen" von ehrgeizigen Zielvorstellungen leiten, ohne den Boden der Realität zu verlassen. Deswegen beteiligt sie sich nicht an Spekulationen über fiktive Wachstumsverläufe." (IAB2)
Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie Angesichts seit längerer Zeit rückläufiger öffentlicher Investitionen in Deutschland wird vielfach eine deutliche Ausweitung staatlicher Infrastrukturinvestitionen gefordert, um vermeintliche oder tatsächliche Wachstumshemmnisse zu beseitigen. Vor diesem Hintergrund hat sich das ifo Institut in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernhard Wieland (TU Dresden) in einer Studie mit der Frage beschäftigt, wie der zu beobachtende Rückgang der (öffentlichen) Infrastrukturinvestitionen zu erklären ist. Im Wesentlichen geht es um die Frage, ob es sich hierbei unter den Bedingungen einer hochentwickelten Volkswirtschaft um eine "quasi-natürliche" Entwicklung handelt oder ob sich spezifische Einflussfaktoren in Deutschland hierfür verantwortlich zeichnen. Im Kern der Studie steht eine Untersuchung zu den Wachstumswirkungen von Infrastrukturinvestitionen. Es zeigt sich, dass die (gesamtwirtschaftlichen) Wachstumseffekte häufig überschätzt werden. Anhand von zehn Thesen wird untersucht, welche Ursachen für den Rückgang der Infrastrukturinvestitionen in Deutschland in Frage kommen. Dieser ist jedoch in Teilen Ursachen geschuldet, die kein direktes politisches Eingreifen erfordern. Aus der Bewertung der einzelnen Thesen werden schließlich politische Handlungsoptionen abgeleitet.
Selbst bei einer äußerst großzügigen Gestaltung der Asyl- und Migrationspolitik der EU Länder (die im Jahr 2019 mehr als unwahrscheinlich erscheint) werden sowohl die Mehrheit der Schulabgänger in afrikanischen Demokratien als auch die Mehrheit der arbeitssuchenden jungen Generation in den Diktaturen und Staatszerfallsländern Afrikas nicht in Europa oder Nordamerika ihren Lebensunterhalt bestreiten können, sondern langfristig vor allem in den modernisierten Landwirtschaften Afrikas (Nahrungsmittelproduktion und eigene Rohstoffverarbeitung). Die Regierungen der EU (wie die anderer Industriestaaten) werden mit ihrer Politik der 'kreativen Fluchtursachenbekämpfung' in Form von Migrationspartnerschaften, privaten Direktinvestitionen und Handelsverträgen sowie durch Entwicklungshilfe-Aktionen aktiv nur sehr wenige neue Arbeitskräfte in Afrika schaffen können, so hilfreich all diese Maßnahmen im Einzelfall (auf Projektebene) auch sein können. Breitenwirksam könnten positive Arbeitsmarkt- und Wachstumseffekte wohl nur dann erzielt werden, wenn sich in der Agrar- und Handelspolitik der EU-Länder sowie anderer Staaten, wie vor allem Chinas, faire Beziehungen zu afrikanischen Volkswirtschaften (gegen politisch einflussreiche Agrarlobbys) durchsetzen könnten, die afrikanischen Mitkonkurrenten Luft zum Atmen ließen (Abbau von Protektionismus und Überdenken neoliberaler Normen in der Entwicklungszusammenarbeit).
Seit Mai 2004 hat die Europäische Union zehn neue Mitglieder. Der Aufbau einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft in den neuen EU-Ländern ist maßgeblich für das Tempo des anstehenden Aufholprozesses und die Konvergenz in der erweiterten Union. Als erstes gilt es, einen beträchtlichen ökonomischen Rückstand aufzuholen: Das durchschnittliche BIP pro Kopf in den neuen Ländern erreicht nicht einmal 50% des bisherigen EU-Durchschnitts. Auch Wachstumsraten, die bereits seit 1995 deutlich über dem Durchschnitt der bisherigen EU-15 liegen, haben das Wohlfahrtsgefälle nur graduell verringert. Ein ernst zu nehmendes Risiko im Aufholprozess ist die Entwicklung auf den Arbeitsmärkten. Anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in einigen neuen Ländern könnte Humankapital entwerten und zur Abwanderung von Leistungsträgern führen. Wie schon innerhalb der EU-15 gibt es allerdings zwischen den zehn neuen Mitgliedsländern erhebliche Unterschiede. Dies gilt für die Wirtschaftslage ebenso wie für den Arbeitsmarkt oder den Stand des sektoralen Strukturwandels. Von den Wachstumseffekten, die aus der EU-Erweiterung resultieren, werden die neuen Länder zwar stärker profitieren als die alten. Bis zu einer annähernden wirtschaftlichen Konvergenz ist es aber noch ein langer Weg.
"Das WIFO untersucht die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen expansiver Budgetpolitik mithilfe von zwei empirisch geschätzten makroökonomischen Modellen für die österreichische Wirtschaft. Dabei werden die Ergebnisse über die Jahre kumuliert ausgewiesen. Im Simulationsdesign wird angenommen, dass der Staat im Konjunkturtief bei sehr niedriger Kapazitätsauslastung über eine Ausweitung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur oder der Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnologien, sowie über eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer oder eine Entlastung des Faktors Arbeit im Ausmaß von 2 Mrd. Euro (1% des BIP) das Wirtschaftswachstum stimuliert. Zwei Jahre später wird - unter der Annahme verbesserter Konjunkturlage und günstigerer Kapazitätsauslastung - eine Gegenfinanzierung der expansiven Maßnahmen durch eine Kürzung von Transfers und Personalausgaben im gleichen Ausmaß vorgenommen. Die Auswirkungen expansiver Konjunkturpolitik auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung unterscheiden sich je nach Art der Maßnahmen erheblich. Kurzfristig erhöht eine Ausweitung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur BIP und Zahl der Arbeitsplätze besonders stark. Langfristig könnten sich Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien als wirkungsvoller erweisen. Die Wachstumseffekte einer Senkung der Lohn- und Einkommensteuer sind positiv, aber deutlich geringer als jene einer Ausweisung der Investitionen." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Der auf der "Sonntagsmatinee" im September 2003 gehaltene Vortrag resümiert das Reformwerk der "Rürup-Kommission" hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt einer "nachhaltigen Sozialpolitik". Nachhaltigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Generationengerechtigkeit. Es gibt weder ein "gerechtes Rentenniveau", noch können die positiven Wachstumseffekte bzw. Arbeitsangebots- und Nachfrageelastizitäten infolge einer Absenkung der Lohnnebenkosten für Jahrzehnte hinaus genau quantifiziert werden. Klar ist nur, dass die Generationen in Zukunft in stärkerem Maße für soziale Sicherung selbst aufkommen müssen, weil nur so die Konsequenzen der demografischen Alterung sicher nicht gleichmäßig, wohl aber gleichmäßiger verteilt werden können. In welchem konkreten Maße die gleichmäßigere Verteilung aber geschehen soll, lässt sich wissenschaftlich nicht bestimmen. Dies muss dem Austarierungsprozess in der Sozialpolitik überlassen bleiben. Denn auch nachhaltige Sozialpolitik ist Verteilungspolitik, Verteilungspolitik im Längsschnitt. Eng verbunden mit Nachhaltigkeit in der Sozialpolitik ist daher auch ein neues Verständnis von sozialer Gerechtigkeit. Neben der interpersonellen Einkommensumverteilung und dem intrapersonellen Transfer von Einkommenspositionen der Erwerbsphase in die Nichterwerbsphase muss es in Zukunft - auch und mehr - um eine bessere Verteilung von wirtschaftlichen Chancen - insbesondere zugunsten der Jungen - und Finanzierungslasten der Systeme gehen. (ICA2)
'Im ersten Teil werden die Unterschiede zwischen der theoretisch-wissenschaftlichen Perspektive der Ökonomie und der Perspektive neoliberaler politischer Ideologie herausgearbeitet. Im zweiten Teil wird der Europäische Ansatz der Ökonomisierung dargestellt, der den effizienten Ressourceneinsatz in den Mittelpunkt stellt. Im dritten Teil werden international vergleichende Befunde zum österreichischen Bildungswesen präsentiert. Die Bildungsausgaben liegen vor allem im postsekundären Sektor und auf der unteren Sekundarstufe deutlich über dem OECD-Schnitt, die privaten Ausgaben sind schlecht erfasst. Zu den Wirkungen der Bildungsinvestitionen gibt es wenig Befunde, im internationalen Vergleich haben sich im Unterschied zu manchen anderen Ländern konsistent positive Wachstumseffekte ergeben. Die Analysen ausgewählter EU-Strukturindikatoren ergeben insgesamt ein vorteilhaftes Bild. Günstig liegt Österreich v.a. beim vorzeitigen Schulabbruch, beim Bildungsstand der Bevölkerung und beim Jugendarbeitsmarkt. Weniger vorteilhafte Bereiche betreffen insbesondere die technischen und naturwissenschaftlichen Studien. Im Sinne längerfristiger Ressourcenplanung sollten einige Themen vertieft werden: die Verbindung zur Innovationspolitik, die erforderlichen öffentlichen Beiträge zum lebensbegleitenden Lernen, das Basiskompetenzniveau und die Disparitäten im Zugang zu weiterführender Bildung.' (Autorenreferat)
Diese Studie ist Teil einer umfassenden Analyse des algerischen Unterentwicklungsprozesses und seiner Überwindungsversuche. "Ihr Ziel ist eine Darstellung und Periodisierung der algerischen Emigration in säkularer Perspektive, also von den Auswanderung hervorrufenden Etappen der Verelendung der algerischen Bevölkerung seit der Frühzeit der Kolonisation bis hin zum formellen Auswanderungsstop durch die algerische Regierung 1973, der zusammenfällt mit der generellen Abschwächung der mediterranen Auswanderungsströme." Zusammenfassend wird dazu folgendes festgehalten: "In diesem Artikel werden historische Voraussetzungen und in der Verschränkung eines kolonialen Kapitalismus mit vorkapitalistischen Gemeinschaftsstrukturen begründete Bedingungen des Massenauswanderungsprozesses algerischer Arbeitsemigranten nach Frankreich untersucht. Ebenso, wie die wirtschaftliche Pauperisierung Emigration herbeigeführt hat, ist sie vom Auswanderungsprozeß einiger Hunderttausend Algerier nicht entscheidend beseitigt worden. Die Entwicklungseffekte von Emigration sind gering. Hinsichtlich ihrer Wachstumseffekte für die "Gast"-Länder wird hier nicht nur auf ökonomische, sondern auch auf soziale Strukturveränderungen in Frankreich hingewiesen. Dort hat die Zufuhr unterprivilegierter Arbeitskräfte die Konservierung bzw. Modernisierung einer kleinbürgerlich oritentierten Sozialstruktur ermöglicht. Schließlich werden die erheblichen Reintegrationsprobleme algerischer Auswanderer in die sich derzeit stark industrialisierende Ursprungsgesellschaft behandelt, die sowohl auf struktureller wie motivationaler Ebene liegen."
Die Bilanz der bisher erreichten Fortschritte bei der Bekämpfung der weltweiten Armut fällt ernüchternd aus. Zwar haben einige Staaten, insbesondere in Asien, den Einkommensrückstand zu den Industrieländern im Zuge der Globalisierung vermindert. Dazu gehören die bevölkerungsreichen Staaten China und Indien. Viele andere Entwicklungsländer sind wirtschaftlich aber weiter zurückgefallen. Besonders kritisch ist die Lage in Afrika südlich der Sahara: Dort verharrt der Anteil der Bevölkerung, der von weniger als einem Dollar pro Tag leben muss, bei fast 50 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird vor allem von Globalisierungskritikern eine Strategie verlangt, die sich unmittelbar auf die besonders armen Bevölkerungsgruppen konzentriert, um das UN-Ziel einer Halbierung der absoluten Armut bis 2015 zu erreichen. Es verbietet sich jedoch, den Ansatz, Armut auf dem Umweg über gesamtwirtschaftliches Wachstum zu bekämpfen, leichtfertig zu verwerfen. Empirische Untersuchungen zeigen, dass eine Zunahme der Durchschnittseinkommen in aller Regel mit einer proportionalen Zunahme des Einkommens besonders armer Bevölkerungsgruppen einhergeht. Ohne Wachstum ist eine wirksame Armutsbekämpfung also kaum zu erreichen. Die pauschale Kritik, die gesamtwirtschaftlichen Stabilisierungs- und Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank gingen vor allem zu Lasten der Armen, ist nicht zu halten. Zwar sind die Reformprogramme häufig weniger wirksam geblieben als erhofft. Dies ist aber großenteils darauf zurückzuführen, dass wesentliche Reformen von den Entwicklungsländern nicht umgesetzt worden sind. Handelsliberalisierung, die typischerweise Bestandteil von Strukturanpassungsprogrammen ist, bietet längerfristig einen Ausweg aus der Armutssituation, weil sie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung fördert. Von den kurzfristigen Anpassungslasten werden die Armen möglicherweise aber besonders stark betroffen, so dass die Einkommensverteilung zumindest zeitweilig ungleicher werden kann. Als Irrweg dürfte sich hingegen erweisen, ausländische Direktinvestitionen als probates Mittel im Kampf gegen die weltweite Armut anzupreisen. Positive Wachstumseffekte von Direktinvestitionen sind gerade dort ausgeblieben, wo sie am dringlichsten wären. Zudem spricht wenig dafür, dass arme Bevölkerungsgruppen von eventuellen Wachstumseffekten der Direktinvestitionen in besonderem Maße profitieren würden. Dagegen lassen sich verstärkte Investitionen im Bildungs- und Ausbildungswesen als besonders geeignete Strategie zur Armutsbekämpfung bezeichnen. Eine bessere Ausstattung mit Humankapital fördert nicht nur das gesamtwirtschaftliche Wachstum; ein höherer Bestand und eine gleichmäßigere Verteilung von Humankapital reduzieren zudem in der Regel die Einkommensungleichheit. Die Armen würden in erster Linie durch eine bessere Grundbildung begünstigt. Über Bildungsinvestitionen hinaus sind zielgruppenorientierte Maßnahmen wie die Vergabe von Eigentumsrechten und ein dadurch erleichterter Zugang zu Krediten geeignet, der armen Bevölkerung eine stärkere Teilhabe am Wachstumsprozess zu ermöglichen. Als Irrweg ist es dagegen anzusehen, wenn von Regierungen, die bereits im Bereich der allgemeinen Wachstumspolitik scheitern, ein sektor-, industrie- und regionalspezifisches Konzept der Armutsbekämpfung gefordert wird. Die Entwicklungshilfe könnte einen stärkeren Beitrag zur weltweiten Armutsbekämpfung leisten, wenn sie vorwiegend an arme Empfängerländer vergeben würde, die eine erfolgversprechende Wirtschaftspolitik verfolgen. Unterstützt werden sollten insbesondere Reformen, die von den Entwicklungsländern selbst initiiert worden sind. Regierungen in nicht reformbereiten Staaten sollten keine Entwicklungshilfe mehr erhalten.
"Das WIFO untersucht die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen expansiver Budgetpolitik mithilfe von zwei empirisch geschätzten makroökonomischen Modellen für die österreichische Wirtschaft. Dabei werden die Ergebnisse über die Jahre kumuliert ausgewiesen. Im Simulationsdesign wird angenommen, dass der Staat im Konjunkturtief bei sehr niedriger Kapazitätsauslastung über eine Ausweitung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur oder der Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnologien, sowie über eine Senkung der Lohn- und Einkommensteuer oder eine Entlastung des Faktors Arbeit im Ausmaß von 2 Mrd Euro (1 % des BIP) das Wirtschaftswachstum stimuliert. Zwei Jahre später wird - unter der Annahme verbesserter Konjunkturlage und günstigerer Kapazitätsauslastung - eine Gegenfinanzierung der expansiven Maßnahmen durch eine Kürzung von Transfers und Personalausgaben im gleichen Ausmaß vorgenommen. Die Auswirkungen expansiver Konjunkturpolitik auf Wirtschaftswachstum und Beschäftigung unterscheiden sich je nach Art der Maßnahmen erheblich. Kurzfristig erhöht eine Ausweitung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur BIP und Zahl der Arbeitsplätze besonders stark. Langfristig könnten sich Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien als wirkungsvoller erweisen. Die Wachstumseffekte einer Senkung der Lohn- und Einkommensteuer sind positiv; aber deutlich geringer als jene einer Ausweitung der Investitionen. Nur wenn die Abgabenentlastung auf das untere Einkommensdrittel konzentriert wird, steigen BIP und Beschäftigung merklich. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Entlastung des Faktors Arbeit hängen stark von den getroffenen Annahmen ab." (Autorenreferat)
"Die Entwicklung hin zur Finanzkrise von 2007 ging in der Mehrzahl der industrialisierten Länder mit drei Trends einher: Einer zunehmend ungleichen Verteilung der Einkommen, sowohl im personellen wie auch im funktionellen Sinne, einem starken Anstieg der Haushaltsverschuldung und eng damit verbunden weit über der Inflationsrate steigende Immobilienpreise. Der vorliegende Artikel geht der Frage nach wie sich diese Entwicklungen auf das Wirtschaftswachstum im Zeitraum 1980 bis 2013 ausgewirkt haben. Die Untersuchung basiert dabei auf einem Panel-Datensatz der 18 OECD Mitgliedsländer umfasst und mit dem eine Konsum-, Investitions-, Export und Importfunktion geschätzt werden. Es zeigt sich, dass qualitativ für die Gruppe der untersuchten OECD Länder ein lohngetriebenes Nachfragesystem vorliegt und somit eine fallende Lohnquote negative Auswirkungen auf die aggregierte Nachfrage hat. Eine genauere Untersuchung der Effektgrößen kommt jedoch zum Schluss, dass in der Periode 1997-2007, weder die personelle noch die funktionelle Einkommensverteilung einen relevanten direkten Effekt auf das Wachstum hatten. Im Gegensatz dazu, erklären die gestiegenen Vermögenspreise und Haushaltsverbindlichkeiten zwischen einem Drittel (Gesamtdatensatz) und der Hälfte (englischsprachige Länder und südliche Euroländer) des Einkommenswachstums im Jahrzehnt 1997-2007. In den Jahren nach der Krise 2008-2013 führte das Platzen dieser Immobilien- und Schulden-blasen zu bedeutenden negativen Wachstumseffekten. Die Unterschiede zwischen den Ländern erklären sich somit zum einen damit ob eine Immobilien und Schuldenblase vor der Krise existierte und zum anderen durch die unterschiedlich expansive Fiskalpolitik." (Autorenreferat)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Markt und politische Ökonomie, Arbeitsgruppe Institutionen, Staaten, Märkte, Band 2005-01
"Der Begriff des Wachstumsunternehmens steht für eine der wichtigsten industriepolitischen Weichenstellungen im Deutschland der 90er Jahre. Um die Innovations- und Wachstumseffekte des typischen Hightech-Unternehmens des Silicon Valleys erschließen zu können, wurde versucht, institutionelle Rahmenbedingungen nach angelsächsischem Vorbild zu schaffen. Investitionsbeihilfen an Wagniskapitalgeber, die Einrichtung eines Wachstumssegmentes an der Frankfurter Börse – der Neue Markt – sowie eine allgemeine Bewerbung der Aktie als Entlohnungsart und Anlageinstrument, sollte die Innovations- und Wachstumslücke zwischen Deutschland und den angelsächsischen Ländern schließen. Anhand eines Vergleiches britischer und deutscher Neuemissionen der Jahrgänge 1996-2002 wird in diesem Beitrag untersucht, in wie weit dies für die am Neuen Markt gehandelten IT-Service- und Softwareunternehmen gelungen ist. Es zeigt sich zum einen, dass auch am Neuen Markt konventionelle Geschäftsmodelle wesentlich verbreiteter sind als bei den britischen Unternehmen. Im Verhältnis nahmen an den britischen Aktienmärkten rund doppelt so viele Wachstumsunternehmen eine Erstnotierung vor wie in Deutschland. Ein zweiter struktureller Unterschied zeigt sich darin, dass Wagniskapitalengagements am Neuen Markt, trotz massiver Förderung, weniger häufig und strategisch weniger pointiert vorgenommen worden sind als bei britischen Unternehmen. Es wird argumentiert, dass es vor allem die mangelnde Dynamik des deutschen Arbeitsmarktes für technisches Talent war, die eine stärkere Präsenz idealtypischer Wachstumsunternehmen am Neuen Markt verhindert hat. Dies deutet im Sinne des 'Varieties of Capitalism' – Ansatzes auf Komplementaritäten zwischen Institutionen des Finanz- und des Arbeitsmarktes hin, die für erfolgreiche institutionelle Innovationen bedacht werden müssen." (Autorenreferat)
Steuersysteme befinden sich weltweit in einem fortlaufenden Wandel. Sich verändernde Rahmenbedingungen sowie politische oder gesellschaftliche Vorstellungen setzen die existenten Systeme unter Druck. In diesem Umfeld unternimmt diese Arbeit einen Versuch, große Reformvorschläge nationaler Steuersysteme zu untersuchen und zu bewerten. Hierbei erfolgt nicht nur eine Analyse der enthaltenen Veränderungen im Verhältnis zum geltenden Recht bzw. abstrakten Zielgrößen, sondern auch ein Vergleich bezüglich der Methodik bzw. Herangehensweise an eine Steuerreform an sich. Untersucht werden Reformschläge des Mirrlees Committee betreffend das gesamte britische Steuersystem sowie der Stiftung Marktwirtschaft bezüglich Teilen des deutschen Steuersystems. Ergebnis der Analyse ist, dass Reformvorschläge im Verhältnis zum geltenden Recht allzu idealisierende bzw. vereinfachende Annahmen über die Rahmenbedingungen und Detailwirkungen der Steuergesetze machen. Vermeintliche Verbesserungen lassen sich derart leicht präsentieren, sie würden bei einer realen Umsetzung jedoch wahrscheinlich große Enttäuschung auslösen. Auch auf der fiskalischen Seite machen es sich Steuerreformvorschläge oftmals zu einfach. Um möglichst attraktiv zu wirken, wird das Steueraufkommen im Wege der Reform gesenkt und ein Ausgleich über angebliche Effizienz- oder Wachstumseffekte angestrebt. Beides stellt keinen ehrlichen Umgang mit dem Steuersystem dar und beruht zumeist auf nur kurzfristig wirksamen, internationalen Verschiebungen. Bezüglich der Methodik kommt die Arbeit zu dem Ergebnis, dass breiter aufgestellte Reformgruppen, die möglichst konkrete Reformvorschläge auf Basis sowohl ökonomischer als auch juristischer Überlegungen erstellen, zu umsetzungsgeeigneteren Reformvorschlägen kommen. Auch diese haben jedoch das Problem, welches jedem, insbesondere großen, Reformvorschlag innewohnt, dass die Qualität eines langjährig erprobten und gewachsenen Steuersystems einen hohen immanenten Wert besitzt.