Wirtschaftsethik ist Theorie für die Praxis. Sie befasst sich mit der Frage, wie moralische Normen und Ideale unter den Bedingungen einer international wettbewerblich verfassten Marktwirtschaft zur Geltung gebracht werden können: Wie sorgt man für gesellschaftliche Nachhaltigkeit in Produktion und Konsum? Welche Optionen sozialer Sicherheit gibt es in Zeiten der Globalisierung? Was ist heute zu tun, um zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen auch für spätere Generationen beizutragen? Wie kann man verhindern, dass Demokratie durch Korruption unterminiert wird? Was können wir beitragen, um insbesondere jenem Drittel der Menschheit, das unter extremer Armut leidet, einen Zugang zu Märkten allererst zu ermöglichen und so unterschiedslos alle Menschen an den Emanzipationsleistungen wirtschaftlicher Prosperität stärker teilhaben zu lassen? Und worin liegt bei all dem die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen? Wie können sie – als korporative Akteure – eine moralische Identität entwickeln und – als "Corporate Citizens" – die Rechte sowie Pflichten politischer Bürger wahrnehmen? Wie entwickelt man die Tugenden einer Organisation?.
Die wissenschaftliche Disziplin der Wirtschaftsethik kann systematisch zwei Beiträge zur nachhaltigen Förderung globaler Ernährungssicherheit leisten. (a) Der erste Beitrag besteht darin, zur wirksamen Bekämpfung von Hunger und Armut konkrete politische Maßnahmen (sowie das Unterlassen bestimmter Maßnahmen) zu empfehlen. Hier geht es darum, moralische Anliegen durch institutionelle Reformen zu verwirklichen, also mehr Moral möglich zu machen. (b) Der zweite Beitrag besteht in dem Nachweis, dass die Verwendung normativer Kategorien im politischen Diskurs nicht nur extrem emotionalisierend, sondern auch extrem irreführend sein kann. Es gibt Formen der Moralkommunikation, vor denen wir uns hüten sollten, weil sie nicht moralische Orientierung bieten, sondern zur Des-Orientierung verleiten. ; The academic discipline of economic ethics can provide two contributions to foster global food security. (a) The first contribution identifies what is to be done – and what is to be left undone – with regard to effectively combatting hunger and poverty on a global scale. The core idea is to realize normative desiderata via institutional reforms that enable morality. (b) The second contribution points to the fact that employing normative categories in political discourse can be both extremely emotionalizing and extremely misleading. Some forms of moral communication tend to provide disorientation instead of orientation.
Dieser Aufsatz enthält zwei Rezensionen sowie eine Grundlagenreflexion zum Wirtschaftsethik-Buch von Franz Segbers. ; This article comprises two reviews and a fundamental reflection on the book on Economic Ethics by Franz Segbers.
Franz Segbers hat 2015 ein Buch veröffentlicht, das den Titel trägt: "Ökonomie, die dem Leben dient. Die Menschenrechte als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik". Ich habe zu diesem Buch mehrere Stellungnahmen verfasst. Auf meine 2015 im ORDO-Jahrbuch (Band 66) erschienene Rezension hat Franz Segbers mit einem Brief reagiert, der hier mit seinem Einverständnis abgedruckt wird (Anhang 1). Ebenfalls abgedruckt wird mein Antwortbrief (Anhang 2), ein zweiter Brief von Franz Segbers an mich (Anhang 3) sowie meine abschließende Replik (Anhang 4). Die Publikation dieses Briefwechsels soll unserem gemeinsamen Anliegen dienlich sein, eine konstruktive wirtschaftsethische Debatte zwischen Theologen und Ökonomen zu fördern. ; In 2015, Franz Segbers published a book titled "Ökonomie, die dem Leben dient. Die Menschenrechte als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik" (Life-Serving Business. Human Rights as the Foundation of a Christian Business Ethics). I wrote several comments on his book. One review was published in 2015 in ORDO (vol. 66). Franz Segbers reacted with a letter, which is documented here with his consent (appendix 1). Also documented is my answer letter to him (appendix 2), his reply (appendix 3) and my final answer (appendix 4). This exchange of letters is published here because we share the same goal of promoting a constructive debate on business ethics between the disciplines of theology and economics.
Die Einleitung berichtet über Inhalt des Buches mit neusten theoretische Erkenntnisse und bietet ein Überblick über die wichtigsten Themen und Problemfelder der Wirtschaftsethik heute. Der erste Teil des Kompendiums stellt aktuelle Forschungen und theoretische Entwicklungen dar. Im zweiten Teil werden aktuelle ethische Auseinandersetzungen im Bereich der europäischen Wirtschaftspraxis analysiert. Der zentrale Teil des Handbuches "Europäische Werte und ethische Anforderungen an die Wirtschaft" beinhaltet Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung auf das ethisch bewusste Handeln der Unternehmen sowie verschiedene soziale Aspekte der Wirtschaftsethik. Nationale und regionale Spezifika der Wirtschaftsethik in einzelnen Ländern und Regionen Europas werden im vierten Teil des Kompendiums dargestellt. Neben dem internationalen Vergleich der ethischen Verantwortung der europäischen Unternehmen werden unter anderem Entwicklungen und Spezifika der Wirtschaftsethik in deutschsprachigen Ländern, Frankreich, Polen, baltischen Staaten, Tschechischen und Slowakischen Republiken, sowie Russland, Weißrussland und Ukraine thematisiert. Der abschließende fünfte Teil des Handbuches behandelt konkrete Problemfelder und spezifische Fragen der heute. So werden die gesellschaftliche Wahrnehmung und ethische Herausforderungen vom Marketing, Werbung, Lobbyismus, Öffentlichkeitsarbeit und andere Bereiche der Wirtschaftswissenschaften erörtert. ; Peer Reviewed
Die Idee, dass vor allem monetäre Anreize das Verhalten von Wirtschaftsakteuren in gewünschte Richtungen lenken und sogar dabei helfen können, durch Leistungssteigerung zusätzliche Wohlfahrtseffekte zu generieren, spielt in der politischen Ökonomie seit ihren Anfängen eine zentrale Rolle. Es spricht sogar einiges dafür, dass dieser Gedanke das verbindende Glied der Ökonomik als Gesellschaftstheorie im Gegensatz zu anderen gesellschaftstheoretischen Entwürfen ausmacht. Dennoch halte ich dieses Anreizargument aus normativer Perspektive für unterentwickelt, wie ich in Auseinandersetzung mit der Ökonomischen Ethik bzw. Ordnungsethik nach Karl Homann und der Integrativen Wirtschaftsethik zeigen möchte. Weder gelingt es der Ordnungsethik nach Karl Homann, die Bedeutung von Anreizstrukturen hinreichend zu begründen, obwohl sie in Ansätzen wichtige Argumente formuliert. Noch gelingt es der Integrativen Wirtschaftsethik, die zentrale Rolle von Anreizstrukturen für die normative Theoriebildung überzeugend zurückzuweisen. Mir geht es nicht darum, den einen oder anderen wirtschaftsethischen Ansatz grundsätzlich zurückzuweisen, sondern vielmehr, auf Lücken in der Argumentation und sich daraus ergebende Forschungsfragen hinzuweisen. Vor diesem Hintergrund könnte es helfen, einen verwandten Diskurs aus der gegenwärtigen Gerechtigkeitstheorie in die Überlegungen mit einzubeziehen. Denn die grundlegende Idee der ökonomischen Gesellschaftstheorie einer Wohlfahrtssteigerung durch die gezielte Manipulation von Anreizstrukturen hat auch in der gegenwärtigen Gerechtigkeitstheorie ihre Wirkung entfaltet. In seiner Theorie der Gerechtigkeit hat John Rawls argumentiert, dass selbst Egalitaristen bestimmte Einkommensunterschiede zulassen müssen, wenn dadurch für Leistungsträgerinnen solche Anreize gesetzt werden, die gleichzeitig auch den Schlechtestgestellten zum Vorteil gereichen. Diese Argumentation ist von Gerald Cohen einer harschen Kritik ausgesetzt worden. Cohen behauptet, dass Rawls mit diesem Anreizargument seinen eigenen Egalitarismus unterläuft. Ich glaube, dass diese philosophische Diskussion des Anreizargumentes in der Gerechtigkeitstheorie für wirtschaftsethische Überlegungen relevant ist, obwohl sie innerhalb eines idealtheoretischen und egalitaristischen Bezugsrahmens geführt wird. Für diese Relevanz werde ich in vier Abschnitten argumentieren. In einem ersten Teil werde ich die Positionen der Ökonomischen Ethik von Karl Homann und der Integrativen Wirtschaftsethik von Peter Ulrich zur Rolle von Anreizen einführen und darlegen, warum ich beide Ansätze für normativ unterbestimmt halte. In einem zweiten Teil werde ich kurz die Argumentation von John Rawls und ausführlicher die Kritik von Gerald Cohen an dieser Position vorstellen. In einem dritten Teil werde ich einige Einwände gegen Cohen formulieren und die Notwendigkeit einer nichtidealen Theorie der Gerechtigkeit betonen. In einem vierten und abschließenden Teil werde ich vorschlagen, einen Teil der Wirtschaftsethik als nichtideale Gerechtigkeitstheorie zu verstehen und aus dieser Perspektive nur kurz andeuten, welche systematische Rolle dem Anreizargument zukommt. ; The idea that especially monetary incentives can steer the behaviour of agents within economy in a favoured direction, and can even help generating additional welfare effects through performance increase, has been playing a central role in the political economy since its start. Evidence suggests that this thought is the connecting link of economics as social theory in contrary to other socio-theoretical concepts. Nevertheless, I think the incentive argument is underdeveloped from a normative perspective, as I want to show with an analysis of the Economic Ethics/ Order Ethics of Karl Homann and the Integrative Economics Ethics. While the Order Ethics of Karl Homann drafts some important arguments, it cannot sufficiently justify the importance of incentive structures. And also the integrative economics ethics is not able to deny the central role of incentive structures for the normative theory building in a convincing way. My aim is not to generally reject one of the approaches of economics ethics, but rather to point out gaps in reasoning and the consequent research questions. Against this background it could help to include a related discourse of the current theory of justice. The basic idea of an economic social theory of welfare increase by means of specific manipulation of incentive structures has also taken full effect in the current theories of justice. In his theory of justice, John Rawls argues that even egalitarians need to allow for some differences in income, if this leads to incentives for the top performers, which then also benefit the lowest performers. This argumentation has been heavily criticised by Gerald Cohen. Cohen claims that Rawls undermines his own egalitarianism with the incentive argument. I think that the philosophical discussion of the incentive argument in theories of justice is relevant for economic ethical considerations, even though the discussion is carried out within an ideal-theoret ic and egalitarian frame. I argue for this relevance in four parts. In the first part I will introduce the positions regarding the role of incentives of the economic ethic of Karl Homann and the integrative economic ethic of Peter Ulrich and show why I think that both approaches are inadequately normatively defined. In the second part I will shortly present John Rawls argumentation, and more elaborately Gerald Cohens critic of it. In a third part I will formulate some objections to Cohens arguments and emphasise the necessity of a non-ideal theory of justice. In a fourth and conclusive part I will suggest an understanding of a part of economic ethics as non-ideal theory of justice and only briefly indicate which systematic role the incentive argument is assigned from this perspective. ; Christian Neuhäuser
Max Weber schrieb vor fast 100 Jahren den besonderen ökonomischen Erfolg Europas der protestantischen Arbeitsethik zu. Der 500. Jahrestag der Reformation gibt Anlass, seine These in größeren Zusammenhängen zu diskutieren. Zum einen zeigen konkurrierende Erklärungsansätze, dass geologische, biologische, ökonomische und sozialwissenschaftliche Faktoren ebenfalls wichtige Voraussetzungen für den europäischen Sonderweg bilden. Doch mindestens ebenso bedeutsam waren die Ideen der Reformatoren, die hier am Beispiel Martin Luthers erörtert werden. Seine Wirtschaftsethik beeinflusste Mentalitäten und Institutionen, die dem Individuum besonderes moralisches Gewicht geben. Außerdem begünstigte sie langfristig die Entstehung von politischen und wirtschaftlichen Freiräumen, die den Aufbau von Humankapital förderten. Luther erweist sich damit als epochale Gestalt und kann auch für die heutige Wirtschaftsethik noch ein Diskussionspartner sein. ; One hundred years ago Max Weber attributed the European miracle of rising prosperity, especially in the Protestant regions, to Protestant work ethics. The 500th Reformation day is a welcome cause to discuss his view in a wider context. First, other explanatory approaches refer to geological, biological, economic and sociological conditions for the economic rise of Western Europe. But the ideas of the reformators, especially of Martin Luther, shall be mentioned at least to the same extent: They shaped mentalities and institutions which give special moral weight to the individual person. Furthermore, in the long run his ideas favored the development of political and economic freedom, and so it gradually increased human capital too. In a nutshell, Luther proves to be an epochal personage whose beliefs actually matter for present-day business ethics too.
Dieser Beitrag ist stark explorativ ausgerichtet. Er hat zum Ziel, in geraffter Form die grundlegenden Ideen für ein Forschungsprogramm demokratischer Politikberatung vorzustel-len, bei dem Ethik und Ökonomik Hand in Hand zusammenarbeiten. Der Gedankengang ist zu einem Argumentationsbogen gespannt, der in vier Abschnitten abgearbeitet wird: Der erste Abschnitt konstatiert, dass sich die ökonomische Politikberatung in Schwierigkeiten befindet. Der zweite Abschnitt diagnostiziert hierfür ein methodisches Problem. Der dritte Abschnitt stellt einen Therapievorschlag vor und erläutert, wie die Wirtschaftsethik zur Problemlösung beitragen könnte. Der vierte Abschnitt schließlich skizziert einige Überlegungen, die die Fruchtbarkeit andeuten sollen, die ein interdisziplinäres Forschungsprogramm auf der Basis einer Zusammenarbeit zwischen Ethik und Ökonomik entfalten könnte…
Dieser Artikel versucht transparent zu machen, wie man gestützt auf das ordonomische Forschungsprogramm zur Versachlichung der westlichen Diskussion um den Ukraine-Krieg beitragen kann. Das Hauptargument lautet, dass das Beziehungsmanagement der antagonistischen Kooperation zwischen Ost und West strategisches Denken und Handeln erfordert und dass hoch emotionalisierte Diskurse die Fähigkeit der westlichen Politik ausgerechnet in dieser Hinsicht beeinträchtigen können. Wenn wir nicht aufpassen, leisten wir mit unbedachten Reaktionen auf eine kriegerische Aggression unserem Ziel einer dauerhaft friedlichen Koexistenz einen moralischen Bärendienst. ; This article attempts to make transparent how, based on the ordonomic research program, one can contribute to objectify the Western discussion about the Ukraine war. The main argument is that the relationship management of antagonistic cooperation between East and West requires strategic thinking and strategic action and that highly emotionalized discourses can impair the ability of Western politics in this respect. If we are not careful, we are doing a moral disservice to our goal of a permanently peaceful coexistence with thoughtless reactions to a warlike aggression.
Rezension von:Franz Segbers (2015): Ökonomie, die dem Leben dient. Die Menschenrechte als Grundlage einer christlichen Wirtschaftsethik, Kevelaer / Neukirchen-Vluyn: Butzon Bercker / Neukirchener Verlagsgesellschaft. 248 S., ISBN 978-3-7666-2179-5, EUR 24,95.
ZusammenfassungDer Beitrag diskutiert drei wirtschaftsethische Ansätze, die im deutschsprachigen Diskurs von hoher Relevanz sind: Peter Koslowskis Ethische Ökonomie, Peter Ulrichs und Ulrich Thielemanns Integrative Wirtschaftsethik sowie die Politische Wirtschaftsethik. Wirtschaftsethik wird dabei der anwendungsbezogenen Ethik zugerechnet, was gewichtige Weichen für die Verhältnisbestimmung von ökonomischer Theorie und ethischer Reflexion stellt. Auf die Problemlagen, die in Auseinandersetzung mit den Bedingungen anwendungsbezogener Ethik sowie mit den diskutierten wirtschaftsethischen Ansätzen herausgearbeitet werden, wird schließlich mit der Ethiktheorie von Alan Gewirth eine überzeugende Antwort vorgestellt.AbstractThe paper discusses three approaches of business ethics which are highly relevant in the German discourse: Peter Koslowski's Ethical Economy, Peter Ulrich's and Ulrich Thielemann's Integrative Business Ethics and the approach of Political Business Ethics. Business ethics is here assigned to the field of applied ethics, which provides important preliminary findings for the attempt to define the relationship between economic theory and ethical reflection. Against this backdrop it is argued that business ethics has to be spelled out in terms of Political Business Ethics. Finally, Alan Gewirth's ethical theory gives a convincing answer to the discussed challenges.
Dieser Beitrag formuliert fünf Thesen zur Klimapolitik aus wirtschaftsethischer Sicht. Gezeigt wird, dass es sich um ein außerordentlich komplexes Problem handelt und dass die Kosten zur Lösung dieses Problems weder von den Entwicklungsländern noch von den Unternehmen getragen werden (können) und deshalb primär von den privaten Haushalten der reichen westlichen Nationen geschultert werden müssen. Erläutert wird die extreme Bedeutung statischer und dynamischer Effizienz sowie die wirtschaftsethische Hauptthese, dass ein moralischer Heroismus im Bereich der Klimapolitik weder notwendig noch hinreichend ist. ; This article discusses, from the perspective of economic ethics, five theses on climate politics. It shows that climate change policies are confronted with an exceedingly difficult problem and that the costs to solve this problem will be shouldered neither by poor countries nor by business firms. Therefore, they have to be shouldered by private households in rich western countries. This article furthermore explains the crucial role of static and dynamic efficiency as well as the main thesis that moral heroism is neither necessary nor sufficient to solve the problem of climate change.
Die vorliegende Masterarbeit vergleicht den vorrangig theoretisch und philosophisch geprägten Ansatz der Integrativen Wirtschaftsethik Peter Ulrichs mit dem auf eine geänderte Wirtschaftspraxis zielenden, alternativen Wirtschaftsmodell der Gemeinwohl-Ökonomie Christian Felbers.Es ist eine hermeneutische Arbeit, die nach einer allgemeinen Einführung in die Wirtschaftsethik zunächst die beiden oben genannten wirtschaftsethischen Konzepte getrennt voneinander darstellt und abschließend zusammenschaut. Ausgangspunkt für den Vergleich ist dabei ihre gemeinsame Hintergrundüberzeugung, dass Wirtschaft und Ethik nicht als voneinander getrennte Bereiche gelten können und die Wirtschaft(swissenschaft) nicht wirklich – wie in deren Selbstverständnis behauptet – wertfrei ist, sondern ihr ein verdecktes Wertesystem zugrunde liegt, das es aufzudecken gilt.Die Untersuchung hinsichtlich Parallelen und Unterschiedlichkeiten zwischen der Integrativen Wirtschaftsethik Peter Ulrichs und der Gemeinwohl-Ökonomie Christian Felbers hat ergeben, dass sich die beiden Ansätze stark in der jeweiligen Sprache und Ausdrucksweise unterscheiden, jedoch inhaltlich über weite Strecken sehr gut zusammenpassen. Insbesondere die bei beiden Autoren betonte Wichtigkeit einer starken und nicht bloß repräsentativen Demokratie und die Forderung nach öffentlichen Willensbildungsprozessen in der Bevölkerung ist als Gemeinsamkeit zu nennen. Darüber hinaus stimmen Ulrich und Felber darin überein, dass das Verhältnis von Individual- und Institutionenethik nicht als das einer Alternative, sondern als das einer Ergänzung gedacht werden muss: Das herrschende Wirtschaftssystem ist kein Naturgesetz, sondern von Menschen gemacht. Diese sind dazu aufgerufen, die Regeln des Systems so zu verändern, dass das System schließlich in eine "gute" Richtung funktioniert. Um dieses "gut" zu beschreiben, verwenden die beiden Autoren die Ausdrücke der Lebensdienlichkeit (Ulrich) und des Gemeinwohls (Felber). ; The present thesis compares the rather theoretical and philosophical approach of Peter Ulrich's Integrative Economic Ethics with the much more practical orientated alternative economic model of Christian Felber's Economy for the Common Good.It is a hermeneutical thesis which first gives an introduction into economic ethics, then describes the two approaches separately from each other and finally compares them with one another.The starting point is both authors' shared basic conviction that economy and ethics are not parts of two different spheres and that economics is – against its self-conception – not value neutral. Instead, there is a hidden value system behind it that needs to be revealed.The analysis of the similarities and differences between Peter Ulrich's Integrative Economic Ethics and Christian Felber's Economy for the Common Good found that they differ a lot in their diction and way of expression but are rather similar in terms of content. They are consistent with one another especially concerning their focus on a strong – and not only representative – democracy, and their call for public political consensus-building processes. They also agree on how to understand the relation between individual and institutional ethics: both Ulrich and Felber point out that these are not to be misunderstood as mutually exclusive but are to be seen as complementary. The prevalent economy is not ruled by law of nature but made by people. All mature citizens are called to change the regulations of the economic system in order to make the system turn into a "good" direction. In Ulrich's words "good" means "life-conducive", and to Felber "good" means "for the common good". ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Masterarbeit Karl-Franzens-Universität Graz 2022
Wasser stellt eine Grundvoraussetzung für das menschliche Leben und Überleben dar. Die Nachfrage nach Trinkwasser nimmt durch die kontinuierlich wachsende Bevölkerung zu. Hingegen reduzieren sich die natürlichen Wasserspeicher durch die globale Erderwärmung sowie eine nicht nachhaltige Nutzung stetig. Trinkwasserkrisen sind die logische Folge, welche zahlreiche ökonomische, politische wie auch ethische Grundsatzfragen aufwerfen. Diese beziehen sich auf die Finanzierung und Organisation der Wasserversorgung. Aufgrund der oftmals unzureichenden, ineffizienten staatlichen Versorgung hat in den letzten Jahrzehnten der privatwirtschaftliche Anteil der Wasserversorgungsunternehmen zugenommen. Hinzu kommt, dass Wasser eine wirtschaftlich immer interessanter werdende knappe Ressource darstellt. Folglich ist es das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit, Trinkwasser als Wirtschaftsgut wie auch Menschenrecht zu beleuchten und zu erläutern, woraus der Zwiespalt dieser Thematik in einem wirtschaftsethischen Kontext resultiert. Im Speziellen wird der Blickwinkel der Ansätze von Martha Nussbaum und Peter Ulrich herangezogen und unter kritischer Betrachtung, bezogen auf die Wasserprivatisierung, vergleichend interpretiert. Anhand eines Demonstrationsbeispieles der Wasserpriatisierung in Cochabamba werden die beiden Ansätze näher erläutert sowie geeignete Handlungsempfehlungen abgeleitet. ; Water represents a basic human need. As a consequence of the continuously growing population the demand for water is growing. In contrast natural water reservoirs are decreasing, due to a non-sustainable usage of water and global warming. Drinking water crisis is a logical consequence, which raises several economic, political as well as business ethical questions, namely who should finance and organize the water supply? During the last decades, the private water supply has increased, because of inefficient and insufficient water supply of local governments. In addition, water became a more and more interesting resource for private supply companies, due to its rare and not substitutable character. It is therefore the objective of the present paper, to analyze drinking water as an economical good or as a human right. The intended purpose is to show the clear conflict of this topic in a business ethical perspective under the particular perspective of Martha Nussbaums Capability Approach, as well as under Peter Ulrichs "Integrative Wirtschaftsethik". The water privatization process in Cochabamba serves as an example how to interpret and to deduct guidance in such a process. ; Katharina Ranftl, MSc ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018 ; (VLID)2679843