Die strukturale Hermeneutik innerhalb der Landschaft der Methodenschulen der qualitativen Sozialforschung kann man nur angemessen verstehen, wenn die spezifischen sozialontologischen Grundlagen der Gegenstandsbestimmung geklärt werden. Das geht wiederum nur mit Bezug auf das post-strukturale Theorem des de-zentrierten Subjekts auf der Grundlage einer Theorie der generativen Tiefengrammatik von Subtexten des habituellen Arbeitsapparates, die die biographische Rekonstruktion der psychodynamischen Selbstaufstellung erforderlich macht. Das Problem soll erläutert werden, dabei aber nicht vorwiegend auf Methoden, sondern hauptsächlich auf die epistemischen Grundlagen der Methodologie eingehend.
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Der vorliegende Beitrag ist eine Replik auf den Artikel von Annette Hilscher, Katrin Springsgut und Marah Theuerl in diesem Band (https://doi.org/10.21241/ssoar.70900). Die drei Autor*innen stellen am Beispiel ihrer laufenden Dissertationsprojekte im Feld der Anti-Rassismus- und Migrationsforschung, die Kategorien Race und Ethnizität sowie das Konzept der Vulnerabilität (Judith Butler) ins Zentrum ihrer Ausführungen, um potentielle Anschlussmöglichkeiten zwischen Dokumentarischer Methode und einer intersektionalen Forschungsperspektive auszutarieren. Während im vorliegenden Artikel neuere Entwicklungen im Feld der Dokumentarischen Methode als Praxeologische Wissenssoziologie, die rekonstruktive Ungleichheitsforschung sowie Gemeinsamkeiten und Differenzen mit dem intersektionalen Mehrebenenansatz von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) im Fokus stehen. Insofern lässt sich der Artikel auch als ein eigenständiger Beitrag lesen.
Michaela Pfadenhauer führt in das komplexe und vielschichtige Gesamtwerk von Peter L. Berger (* 17. März 1929 in Wien) ein, der als weltweit prominentester Vertreter der sogenannten »neueren Wissenssoziologie« gilt.30 Jahre lang leitete Berger das von ihm gegründete »Institute for Culture, Religion and World Affairs« (CURA) an der Boston University. Bereits in jungen Jahren ist Berger über die Grenzen seiner Wahlheimat USA hinaus mit jenen Büchern bekannt geworden, in denen er sich explizit mit Wissenssoziologie befasste. Ihr gemeinsamer Lehrer Alfred Schütz war es, der Peter L. Berger und Thomas Luckmann mit seinem Hinweis, die Wissenssoziologie müsse neu geschrieben werden, den Anstoß für deren Entwicklung einer »Theorie der Wissenssoziologie« lieferte: Das Buch »Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit« gab der Wissenssoziologie die entscheidende epochale Neuausrichtung, es nimmt auch in dieser Einführung einen prominenten Platz ein. Michaela Pfadenhauer zeigt, dass auch Bergers spätere Arbeiten thematisch äußerst vielseitig und nicht nur für die Religionssoziologie von Belang sowie von einer wissenssoziologischen Grundhaltung gekennzeichnet sind. Seine pointierten Studien zu Modernität und Pluralisierung, Religion und De-Säkularisierung, Kultur und sozioökonomischem Wandel begründen seinen Ruf als scharfer Analytiker der Gegenwart.
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Arnold Gehlen (1904–1976) gilt – neben Max Scheler und Helmuth Plessner – als berühmter und umstrittener Vertreter der Philosophischen Anthropologie und ebenso als brillanter Soziologe. Heike Delitz zeigt mit dieser Einführung in Leben und Werk Arnold Gehlens, dass dieser eine grundlegende soziologische Theorie und damit auch eine veritable ›Wissenssoziologie‹ entwickelte: eine Theorie der menschlichen Welt- und Selbstbilder und ihrer institutionell verankerten »Leitideen«.Gehlens Perspektive ist die der Philosophischen Anthropologie, die beschreibt, wie sich der Mensch von anderen Lebewesen unterscheidet: Die Besonderheiten des Menschen als »nicht festgestellten Tieres« erfordern und ermöglichen die »Institutionen«, also subjekt- und weltformende soziale Verpflichtungen.Ins Zentrum rückt Heike Delitz Gehlens bahnbrechendes Buch ›Urmensch und Spätkultur‹ sowie die dafür grundlegende Anthropologie »Der Mensch«. Vor diesem Hintergrund macht sie Gehlens Kunst- und Moralsoziologie als differenzierte Gesellschaftsdiagnosen der Moderne sichtbar.
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Frontmatter -- Titel -- Impressum -- Inhalt -- Vorwort zur zweiten Auflage -- I. Einleitung -- II. Karl Mannheims Entwicklung zu einer Zentralfigur der deutschen Soziologie -- Die deutsche Soziologie um 1900 -- Karl Mannheim in der deutschen Soziologie: Ein Ausblick -- Budapest: Pluralität der Weltanschauungen -- Heidelberg: Der Weg zur Wissenssoziologie er die Arbeit an den Grundlagen einer Kultursoziologie -- Mannheims Auftritt auf dem Soziologentag in Zürich -- Ideologie und Utopie:Wissenssoziologie als Experimentieren mit Denkstilen -- Mannheims soziologisches Seminar in Frankfurt: Konkurrenz und Kooperation -- Tagung der Soziologiedozenten in Frankfurt -- Die Wissenssoziologie angesichts des Aufstiegs des Nationalsozialismus -- Mannheims Wissenssoziologie als ›Innovationstendenz‹ -- III. Mannheims Kultur- und Wissenssoziologie als Methode -- Immanente und genetische Betrachtung -- Die dokumentarische Interpretation -- Die dokumentierte Weltanschauung -- Die erweiterte Stilanalyse und die Verklammerungsproblematik -- Sinngemäße, faktische und soziologische Zurechnung -- Seinsverbundenheit: Klassen, Stile, Generationseinheiten -- IV. Die wissenssoziologische Analyse konservativer und liberaler Denkstile -- Die Entstehung des Konflikts zwischen liberalem und konservativem Denkstil -- Die Analyse der Denkstile -- V. Ideologie und Utopie: Das Experiment mit Denkstilen -- Die relativistische Lösung: Der totale Ideologiebegriff -- Die harmonisch-synthetische Lösung: Synthese und freischwebende Intelligenz -- Die aktivistisch-utopische Lösung -- Die Kontroverse um Mannheims Wissenssoziologie -- VI. Der Denkstil der Distanzierung und die Regressionen -- Die Einstellung der Distanzierung -- Distanzierung als soziologisches Verfahren -- VII. Wirkungen -- Norbert Elias -- Mannheims Studentenkreis im Exil -- Mannheims Wissenssoziologie im Exil.
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Anselm L. Strauss (1916–1996) ist vor allem für die Entdeckung der Grounded Theory bekannt und gilt als Begründer der modernen Medizinsoziologie. Sein innovativer wissenssoziologischer Theorieansatz ist von nachhaltiger Bedeutung.Strauss vereinigt das Ideengut von George Herbert Mead und Herbert Blumer mit dem von Robert E. Park und Everett C. Hughes. Daraus entwickelt er eine eigene Theorie des Handelns, in deren Mittelpunkt die Interaktion steht. Dabei betont Strauss zum einen die für alles Handeln unabdingbare Leiblichkeit der Akteure und den grundlegenden Prozesscharakter der Wirklichkeit. Zum anderen untersucht Strauss Handeln und Interaktion hinsichtlich ihres Beitrags zu den »Verlaufskurven« sozialer Phänomene. Er thematisiert Interaktion konsequent in Hinblick auf die Hervorbringung der Organisation sozialer Strukturen. Strauss' »Theorie sozialer Welten« kann als pragmatistische Reformulierung des Symbolischen Interaktionismus bezeichnet werden.Der vorliegende Band ist die erste existierende Einführung in das Werk dieses jungen Klassikers der Wissenssoziologie. Jörg Strübing betont darin die sozialtheoretischen Beiträge im Werk von Strauss und zeigt, aus welchen ideengeschichtlichen und biografischen Quellen Strauss sein Grundverständnis und seine Forschungsfragen gewinnt.
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Karl Mannheim (1893–1947) gilt gemeinsam mit Max Scheler als Begründer der Wissenssoziologie. Sein wissenssoziologischer Ansatz rückt die »Sozialverbundenheit« der Wissensproduktion von Intellektuellen ins Zentrum der Analyse. Mannheim wollte zeigen, dass nicht nur das Denken des Alltagsmenschen sozial bedingt ist, sondern dass auch Spezialisten und Wissenschaftler in ihren Forschungen und Abhandlungen bestimmten Weltanschauungen unterliegen. Er entwickelte deshalb eine eigene wissenssoziologische Methodik zur Analyse der weltanschaulichen Unterschiede zwischen Denkern verschiedener Traditionen und sozialer Standorte. In diesem Einführungsband stellt Amalia Barboza in systematischer und allgemeinverständlicher Form das wissenssoziologische Werk Karl Mannheims vor. Sie führt dabei in Mannheims Wissenssoziologie als Methodenlehre wie auch als empirische Disziplin ein. Die Präsentation von Mannheims Forschungsarbeiten zeigt, dass der Autor sich nicht auf die Untersuchung verschiedener Denkstile beschränkte. Vielmehr verstand Mannheim es ebenso als originäre Aufgabe der Wissenssoziologie, die verschiedenen weltanschaulichen Standorte der eigenen Disziplin zu analysieren sowie auch selbst mit verschiedenen Denkstilen zu experimentieren.
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Zwischen Soziologie und Philosophie gelingt es Alfred Schütz, eine eigenständige Theorie- und Forschungsperspektive für die Soziologie zu entwickeln. In seinem Werk verbinden sich grundlagentheoretische Überlegungen mit methodologischen Reflexionen.Anschaulich werden seine Überlegungen durch exemplarische Studien, etwa zur Wissensverteilung, zu den Phänomenen des "Fremden" und des "Heimkehrers" sowie zu wesentlichen Bezugsautoren für die verstehende Soziologie.Maßgeblichen Einfluss haben Schütz´ Arbeiten deshalb auf wissenschaftstheoretische Überlegungen zur "Logik der Sozialwissenschaften" wie auf die Grundlegung einer handlungsanalytisch ansetzenden, auf die Rekonstruktion von Sinnstrukturen zielenden Soziologie. Sein Werk ist darüber hinaus für die methodische Orientierung der hermeneutisch verfahrenden qualitativen Sozialforschung von zentraler Bedeutung.Der Einführungsband von Martin Endreß legt den Schwerpunkt auf die wissenssoziologischen Perspektiven des Werkes von Alfred Schütz. Diese werden vor dem Hintergrund der für ihn wesentlichen sozialen und intellektuellen Einflüsse dargestellt. Damit bietet die vorliegende Einführung eine umfassende Orientierung über die Grundlinien der von Schütz entwickelten Konzeption einer phänomenologisch fundierten verstehenden Soziologie.Weitere Infos zur Reihe: www.uvk.de/kw
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