"Über das elektronische Publizieren und die Frage darüber, was «open access» eigentlich bedeutet, herrscht in den unterschiedlichen Wissenschaftskulturen ein je eigenes Verständnis, was sich in einer je spezifischen Umsetzung niederschlägt. Grundlegende Differenzen in den hermeneutischen und empiristischen Wissenschaftskulturen bezüglich der zugrunde liegenden Informationsmodelle erzeugen ebenso grundlegend verschiedene Bedeutungsfelder von den Schlüsselbegriffen wie 'open' und 'access'. Der Beitrag sucht die Perspektiven für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und insbesondere deren Innovationspotenzial in diesem Bereich zu bestimmen." (Autorenreferat)
"Der Beitrag skizziert am Beispiel der Urheberrechtsdiskussionen um die Musikin-dustrie und das wissenschaftliche Publizieren die sozialen Prozesse, in denen die Grenzen zwischen Märkten und Öffentlichkeiten, zwischen Recht, Wirtschaft, Technik und Kultur gezogen und verhandelt werden. Dies geschieht zur Zeit bei der Novellierung des Urheberrechts, aber auch in den globalen öffentlichen Debatten um Patente auf "Leben" oder auf Software, um Privatkopien und Piraterie. In Prozessen der Regulierung geistigen Eigentums handeln Wissensgesellschaften ihren Umgang mit den mutmaßlich zentralen Ressourcen Wissen, Kultur, Innovation und Innovativität aus. In der hier vertretenen Perspektive geht es darum, diese Prozesse nicht von vornherein als marktlich, als strukturiert durch Interessen und Eigentumsrechte zu begreifen. Wissenssoziologisch und sozialkonstruktivistisch betrachtet, spezifizieren die Akteure diese Ressourcen im Prozess der Aushandlung erst als solche – und sie spezifizieren nicht nur die Ressourcen, sondern unterschiedliche Akteure konfigurieren Ensembles aus Regulierungen und Praxen des Schaffens und Konsumierens aus sozialen und ökonomischen Tauschbeziehungen, aus Produkten, Diensten und Leistungen. Die Diskussion um das geistige Eigentum wird dabei bislang nicht in erster Linie in den Sozialwissenschaften geführt. Damit befassen sich eher JuristInnen, Rechts- und WirtschaftswissenschaftlerInnen, aber auch AutorInnen aus den Informations- und Kommunikationswissenschaften (Kuhlen 1995; 2002a; 2002b; Grassmuck 2000; Lutterbeck 2002). In der Soziologie findet sich das Thema bislang verstreut. In der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung gibt es eine Diskussion über "commodification of knowledge" (zum Beispiel die Beiträge in den Science Studies 2/2001, prokla 126; Nentwich 2003) in kritischer Abgrenzung zur These eines vernetzten und konextoffenen "mode 2" der Wissensproduktion (Gibbons u.a. 1994; Nowotny u.a. 2001). In der Untersuchung von Märkten, Institutionen und Governancebeziehungen um das Internet herum (Hofmann 2002; Lieckweg 2002) taucht es auf, in Untersuchungen von Interessen, Diskursen und Verhandlungsprozessen (Döbert/van den Daele 2002) und bei der Analyse wissens-intensiver Industrien (Giesecke 2001), in denen geistiges Eigentum zum Produkt wird. Das hat zur Folge, dass diese Diskussion überwiegend in Begriffen von Gütern stattfindet, also von "Dingen", auf die sich dann Verfügungsrechte beziehen können. Die These dieses Beitrags ist dabei: "Die" public domain löst sich, soziologisch betrachtet, auf in heterogene Ensembles von marktlichen, staatlichen, zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteuren, Praxen und Orientierungen. Wissen und Informationsgüter sind kontextuiert und situiert. Sie stellen einstweilige Resultate technisch-institutioneller Einklammerungen dar, die im Fluss von Wissen, Kultur und Sinn immer wieder de- und rekontextuiert werden. Geistige Eigentumsrechte bilden jedoch nicht einfach einen institutionellen Rahmen, sondern greifen tief in die Produktion und Nutzung von Wissen und Kultur ein. Die rechtliche und zu-nehmend technische Ausgestaltung geistiger Eigentumsrechte prämiert deutlich be-stimmte Strategien und Produktionsweisen auf Kosten anderer, macht bestimmte Nebenfolgen und Strukturbildungen wahrscheinlicher." (Textauszug)
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Verbraucher und Verbraucherinnen Gesundheitsinformationen auf Lebensmittelverpackungen nur sehr eingeschränkt verstehen: es ist für sie eher schwierig, auf der Grundlage solcher Informationen zwischen verschiedenen vergleichbaren Lebensmitteln in angemessener Art und Weise zu wählen. Deshalb wurde im Rahmen der vorliegenden Studie mittels 30 teilstrukturierter Interviews mit schwedischen Männern und Frauen zwischen 25 und 64 Jahren untersucht, welche ernährungsbezogenen Erfahrungen und externen Faktoren im Umgang mit Ernährungsinformationen auf Essensverpackungen eine Rolle spielen, um auf diesem Wege Erfordernisse unterschiedlicher Verbrauchergruppen zu explorieren. Diese Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mittels der kontextuellen Analyse – einem qualitativen Auswertungsverfahren – analysiert. Zur Unterstützung der Auswertungsarbeiten wurde zusätzlich das Computerprogramm Atlas.ti verwandt. Gegenstand des vorliegenden Beitrages ist es, den Lesern und Leserinnen die vollzogenen Analyseschritte Zug um Zug nachvollziehbar zu machen, d.h. im Zentrum des Beitrages stehen methodische Überlegungen: insbesondere soll gezeigt werden, in welcher Weise Atlas.ti als nützliches Instrument für die kontextuelle Analyse der Interviewdaten zur Anwendung gekommen ist. Zusätzlich werden einige wichtige Befunde aus der Studie vorgestellt.
Der Beitrag möchte ein spezifisches Moment des Theoriekonzepts "Alltägliche Lebensführung" hervorheben: die partielle Verselbständigung alltäglicher Lebensführung gegenüber der sie entwickelnden und praktizierenden Person. Der Autor widmet sich dem Problem der eigenwilligen Eigenlogik der alltäglichen Lebensführung und der dahinterstehenden paradoxen Dialektik zwischen selbstbestimmter Aneignung von Gesellschaft und einem daraus resultierenden Unterworfensein unter eine eigene Konstruktion. Der Autor faßt die Eigenlogik der alltäglichen Lebensführung als ein System von Quasi-Verträgen mit anderen und mit sich selbst, das man aufgrund der anfallenden Transaktionskosten nicht ohne weiteres beliebig ändern oder auflösen kann. Die daraus entstehende Verselbständigung von Lebensführung gegenüber ihrem Produzenten ist zum einen eine zentrale Funktionsbedingung von Lebensführung, zum anderen aber auch, als Selbstentfremdung, notwendige Bedingung einer möglichen aktiven (Wieder-)Aneignung des eigenen Lebens. Denkbar ist auch, dass eine dauerhafte Selbstbeherrschung des auf diese Weise "eigenen" Alltags letztendlich die Person nicht befreit, sondern auf perfide Weise gesellschaftliche Herrschaft perfektioniert. (ICH)
Der Beitrag beleuchtet eine besondere Organisationsform der Erwerbsarbeit, nämlich die Teleheimarbeit, die in betrieblichen Modellprojekten seit einigen Jahren vermehrt auf Wunsch der Arbeitenden eingesetzt wird. Teleheimarbeit bedeutet, dass die industriegesellschaftlich übliche räumliche und zeitliche Trennung zwischen Arbeit und "übrigem Leben" aufgehoben wird. Neben den erweiterten Spielräumen der Gestaltung ist diese Form der Arbeit jedoch auch eine Anforderung an die Individuen, die in höherem Maße gezwungen sind, selbst eine Strukturierung ihres Arbeits- und Lebensalltags zu leisten. Die vom Autor vorgebrachte Kritik am Konzept der alltäglichen Lebensführung bezieht sich vor allem auf Defizite: So wird die Frage ausgeblendet, inwieweit sich Modi und Methoden der Lebensführung in dem Prozess der biographischen Veränderungsphase - hier im Übergang von Büro- auf Teleheimarbeit - ihrerseits ändern können und auf welche Weise. Des weiteren fehlen bislang systematische Anschlüsse des Lebensführungskonzeptes an andere Analysekonzepte. (ICH)
Die Kommunikation zwischen Deutschen und türkischen Migranten der zweiten und dritten Generation ist kaum noch von Sprachproblemen, dafür aber um so mehr von offenen und verdeckten interkulturellen Mißverständnissen geprägt. Das bedeutet: die Handlungskoordinierung von Deutschen und türkischen Migranten erfolgt vor dem Hintergrund zum Teil erheblich divergierender kulturspezifischer Deutungsmuster, so daß sich Mißverständnisse und sich daraus ergebende Konflikte kaum vermeiden lassen. Sehr bedeutsam werden solche Mißverständnisse im juristischen Kontext und hier vor allem in polizeilichen Ermittlungsverfahren. Der vorliegende Beitrag gibt den aktuellen Stand einer laufenden Feldstudie zur polizeilichen Vernehmung türkischer Migranten wieder. Im ersten Teil wird ein in dieser Untersuchung entwickeltes Verfahren für die Bewältigung der mit der Hermeneutik des Fremden einhergehenden Probleme für eine methodisch kontrollierte Rekonstruktion vorgestellt. Im zweiten Teil wird dann in einer Einzelfalldarstellung eine nach Maßgabe dieses Verfahrens konstruierte Strukturhypothese zur interkulturell kommunikativen Konfliktlage in polizeilichen Vernehmungen mit türkischen Beschuldigten präsentiert.
Gewalt ist nicht nur Ereignis, sondern auch Prozess und Verhältnis. Sie zerstört Ordnung nicht nur, sondern begründet sie auch und hält sie aufrecht. Der Dimension des Wissens wird in den meisten Gewaltdebatten nur wenig Bedeutung beigemessen, gilt sie doch als Gegenteil von oder als Gegenmittel zu Gewalt. Mit dem Begriff der "epistemischen Gewalt" rückt die Autorin den konstitutiven Zusammenhang von Wissen, Herrschaft und Gewalt in der kolonialen Moderne, unserer Gegenwart, in den Fokus. Ausgehend von feministischer, post- und dekolonialer Theorie entwickelt sie in Auseinandersetzung mit struktureller, kultureller, symbolischer und normativer Gewalt ein transdisziplinäres Konzept epistemischer Gewalt.
Die Stabilität von Diskursen ist nicht gegeben, sondern hergestellt. Sie wird erreicht durch die Dispositiv-Konfigurationen, also dem praktischen und andauernden ›assembling‹ von semiotischen und materiellen Entitäten. Der Artikel stellt eine Assemblage von Theorien, Methoden und Methodologien vor, die es erlauben nachzuverfolgen, wie heterogene Entitäten (re) (kon)figuriert werden, um das Performieren der Stabilität eines Diskurses zu erreichen. Anhand alltäglicher Büropraktiken, die den betrieblichen Nachhaltigkeits/carbondiskurs konfigurieren, wird nachgezeichnet, wie qualitative Datenanalyse, Grounded Theory sowie Ansätze der Science and Technology Studies verflochten werden können, um eine in den Daten begründete und generalisierbare Diskursethnographie zu er möglichen.
Obwohl die Dokumentarische Methode sich als Zugang zu impliziten, handlungsleitenden und kollektiven Wissensbeständen der sozialen Akteure in einer ganzen Reihe von Forschungskontexten bewährt hat, treten auch in Projekten mit größerer Fallzahl Schwierigkeiten auf, wenn es gilt, die soziale Genese der rekonstruierten kollektiven Orientierungsrahmen zu identifizieren. Der Artikel soll einen Beitrag dazu leisten, diese soziogenetischen Analysen im Rahmen der Dokumentarischen Methode handhabbarer zu machen und diskutiert dazu ausgehend von empirischem Material eine aus der Forschungspraxis heraus entwickelte Systematisierung verschiedener Arbeitsschritte. Dabei wird differenziert zwischen einer fall- oder typenvergleichenden Korrespondenzanalyse, in der es zu einer Verknüpfung empirischer Rekonstruktionen mit in standardisierten Verfahren erhobenen Daten kommt, und eine soziogenetische Interpretation einzelner Fälle, in der die Analyse der sozialen Genese von der durch die Befragten selbst thematisierten Relevanz bestimmter biographischer Erfahrungen ausgeht.
The main objective of this paper is to present and argue for the relevance of a non-linear, interactive presentation of results of a qualitative investigation of language attitudes. After introducing the layout of the project, the conclusions of "traditional" qualitative analyses, i.e. a rhetorical and a discourse analysis are presented. Analyses show that although informants share common traits in both the exposition of their attitudes as well as their arguments for supporting a particular attitude, the overall picture is one of confusion rather than order. It is proposed that the challenge of the project is to find a mode of presentation which does not sweep this confusion under the rug, but rather holds it up as an interesting find in itself. As an attempt to confront this challenge, an interactive online presentation is presented.
"Old Dresden" which is known worldwide as a symbol for inept destruction in World War II stopped existing in its physical form in February 1945. The image of "old Dresden," however, has been maintained in the minds of its citizens. This is as results of the visualization of historical buildings. Buildings are artifacts that can be experienced visually and aesthetically. Thus, it is not surprising that in the context of public discourses they "demand" an appropriate representation in a visual and in an aesthetic respect. In the urban discourse of Dresden the visualization of buildings plays an important role. In the article the author exemplifies her methodical approach to visual discourse analysis. She acts on the assumption that three levels of analyzing images must be taken into consideration: 1. the composition of the image, with its content and design, 2. the context of production and publication, including the horizon of historic events, and 3. the mode of reception, with respect to communicative processes.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4243-4249
"Wie kann anhand der Erkenntnisse aus der wissenssoziologischen Konstruktionsanalyse eine Beschreibung auf der Ebene der subjektiven Sinnkonstitution, d.h. der wirklichkeitskonstituierenden Bewusstseinsakte vorgenommen werden? Es soll gezeigt werden, wie die empirische Analyse der Herausbildung sozialer Phänomene, im vorliegenden Fall der sozialen Konstruktion kultureller Entitäten, zurückgeführt werden kann auf allgemeine, für die Konstitution 'kultureller Differenz' relevante lebensweltliche Strukturen. Erkenntnisse aus einem qualitativen empirischen Forschungsprojekt über Interkulturalität in Arbeitswelten werden dazu verwendet, im Sinne einer Protosoziologie (Luckmann) die Konstitutionsbedingungen 'kultureller Differenz' zu beschreiben. Auf der materialen Ebene der symbolischen Konstruktion von 'Kultur' erweist sich in erster Linie die Kategorie der 'Nationalkultur' als das entscheidende Kriterium, mit dem Individuen in Interaktionen Unterscheidungen vornehmen und über die nationalkulturelle Zugehörigkeit die entsprechende kulturelle Gruppierung immer wieder neu objektivieren. Symbolisch etablierte Kulturbereiche - wie der der 'Nation' - transzendieren die Alltagswelt des Individuums (Schütz) und beinhalten diejenigen weltanschaulichen Konstrukte, mit welchen die 'Idee' der entsprechenden 'Nation' material gefestigt ist. In den analysierten Interaktionssituationen werden in der Begegnung mit dem 'Anderen' unterschiedliche Grade der 'Fremdheit' konstituiert, die in bestimmten Fällen mit der nationalkulturellen Herkunft des einzelnen in Verbindung gebracht werden. Subjektive Fremdheitserfahrungen werden über im Wissensvorrat vorhandene symbolische Konstruktionen erklärt und 'material' mit 'Sinn' versehen. Das 'Fremde' kann so 'erklärt' und im Rahmen der alltäglichen Lebenswelt symbolisch verankert werden und dementsprechend die Basis für eine Differenzierung der 'Kulturen' bilden. Für die Beschreibung der allgemeinen Konstitutionsprinzipien wird die stufenweise phänomenologische Reduktion (Husserl) als Annäherungsverfahren für die Beschreibung allgemeiner 'Mechanismen' der Konstitution 'kultureller Differenz' verwendet. Die sich empirisch abzeichnende prinzipielle 'Unvereinbarkeit der Kulturen' kann so auf allgemeine, subjektiv festgelegte Konstitutionsprinzipien zurückgeführt werden." (Autorenreferat)
Vor dem Hintergrund eines Globalisierungsprozesses, der insbesondere durch die Weiterentwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien geprägt ist, befasst sich der Beitrag mit der oralen Wissensvermittlung am Beispiel von sozialen Organisationen in Ghana. Dabei verfolgt die Autorin eine vermittlungs- und prozessorientierte konzeptuelle und theoretische Herangehensweise, welche die soziale Organisation sowie die Wissensordnung betrachtet und in ihren Schlussfolgerungen die Aspekte der Politik, Geschichte, Identität und Machtverhältnisse integriert. Auf diese Weise wird Wissen hinsichtlich seiner sozialen, zeitlichen und räumlichen Dimensionen analysiert. Den Untersuchungsgegenstand bilden Frauengruppen bzw. Frauenorganisationen, die auf lokaler, regionaler und auch nationaler Ebene eine 'epistemische Kultur' geformt haben, die interaktiv sozial und elektronisch mit dem World Wide Women's Web verbunden sind. Innerhalb dieser Einrichtung bzw. Schnittstelle wird Wissen generiert, ausgetauscht, verbreitet und schließlich auf einem abstrakten Level in einen neuen Entwicklungsansatz über- und umgesetzt. Dabei handelt es sich um (1) die Integration von Geschichte und (2) wissenschaftlichem Wissen, (3) die Reflektion von Alltagswissen und -praktiken sowie (4) die kritische Untersuchung und aktive Transformation der sozialen bzw. symbolischen Ordnung. Das allgemeine Ziel besteht in diesem Zusammenhang darin, einen sozialen Wandel herbeizuführen. Der Anspruch der Studie ist es nun, die unterschiedlichen koexistierenden Kommunikationsformen aufzuzeigen. Denn anstatt der oft antizipierten Annahme eines eindimensionalen Wandels von oralen zu schriftlichen Kulturen wird hier auf der Basis von Pluralität und Komplementarität der Kommunikationsmedien argumentiert, was schließlich die Existenz von 'multiplen Modernitäten' innerhalb einer Region bedeutet. So sind die gegenwärtigen Dynamiken der Verflechtungen in den untersuchten Organisationen durch eine Struktur der Überlappung von sozialen und virtuellen Räumen geprägt. Die Individuen gehören zu verschiedenen Räumen, während sie gleichzeitig Kontakt zu unterschiedlichen Wissensquellen haben. Diese beidseitige Inklusion von unterschiedlichen Wissensinhalten etabliert sodann eine Metaebene des Wissens, basierend auf Wissen: eine zweite Wissensordnung. (ICG2)
Der Autor befasst sich aus techniksoziologischer Perspektive mit den Dynamiken der wissenschaftlichen und industriellen Innovation bzw. dem institutionellen System der Innovation als Bestandteilen von Wissensveränderungen. Wissensveränderungen wiederum betreffen zwei Aspekte: (1) das Regime der Wissensproduktion, wobei zwischen einem funktionalen und einem fragmentalen Wissensregime unterschieden wird; (2) die Wissensart, unterteilt in die Entwicklung expliziter Erkenntnis und die Erklärung der Relation zwischen explizitem und stillschweigendem Wissen. Mittels dieses begrifflichen Instrumentariums werden in einem ersten Schritt die sich verändernden Muster der Wissensproduktion beschrieben, die sich aus den Zusammenhängen der 'funktionalen Spezialisierung' und der 'fragmentalen Distribution' ergeben. Im Anschluss gilt das Augenmerk den sich wandelnden Relationen zwischen den beiden Wissensarten 'Erklärung' und 'Erforschung'. Auf dieser Grundlage konzeptueller Betrachtungen und empirischer Studien formuliert der Autor abschließend zwei mögliche Aufgabenfelder zur weiteren Erforschung heterogener Innovationsnetzwerke: (1) Vergleiche zwischen individuellen Innovationsbiographien in verschiedenen technologischen und industriellen Feldern, um so verschiedene Muster von Innovationspfaden und ihren Veränderungen zu identifizieren; (2) Analysen innovativer Konstellationen, die sich auf wissenschaftliche, technologische und institutionelle Konzepte beziehen. (ICG2)