In: Wirtschaftsdienst: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Band 103, Heft 7, S. 436-436
ISSN: 1613-978X
Abstract Germany is facing major challenges. On the one hand, climate change, demographic change and the resulting threat of labour and skills shortages, as well as geopolitical tensions disrupting energy supplies and global supply chains are impacting Germany. On the other hand, sustainable, long-term economic growth and rising prosperity are sought. But how can these things be brought into balance? Can the German economy continue to grow in the future and if so how? What role do the production factors labour, (human) capital and technological progress play in this? But how are long-term economic growth and prosperity related? How can prosperity be measured and how can it continue to increase under the given framework conditions?
Zusammenfassung Adam Smith hat zur Erklärung des sozialen Geschehens zwei Prinzipien verwendet: das Sympathie-Prinzip und das Prinzip der Selbstliebe oder des Eigeninteresses. Freie Marktwirtschaft ist nach der Sozialtheorie von Smith vereinbar mit einem Verhaltensstil, der nicht unmoralisch sein muß. Man könnte das die schwache Harmonie-These nennen. In dem Beitrag wird untersucht, ob zwischen dem Prinzip der Eigenliebe und dem Sympathie-Prinzip, die das Handeln nach Smith allgemein beeinflussen, ein Widerspruch besteht (das "Adam Smith-Problem"). Dazu werden die wesentlichen Ideen und Hypothesen der "Theorie der ethischen Gefühle" dargestellt. Die behauptete Unverträglichkeit kann theoretische Inkompatibilität der Prinzipien, Verdrängung der Sympathie- Neigung, Schwerpunktverlagerung der Neigungen bei bestimmten Handlungen oder Fragmentierung der individuellen Moral bedeuten. Die Unterscheidung der dauerhaften ökonomischen Verhältnisse von reinen Marktbeziehungen oder Austauschbeziehungen erlaubt die Identifikation von Lagen, bei denen der Markt die Moral zwar nicht verdrängt, aber mindestens die Dämpfung eines Teils der moralischen Gefühle bewirkt. Die traditionelle Ökonomie hat den persönlichen Netzwerken bisher nur geringe Beachtung geschenkt. Die Konzentration auf Märkte und Hierarchien verführt zu Theorien, wonach allein rein preisbezogene Steuerungen des Verhaltens für die Leistungsfähigkeit von marktabhängigen Organisationen sorgen können. Das kommt einer Vertreibung der Moral aus der Ökonomie gleich, die mit Smith' "Wohlstand" nichts zu tun hat. Dahinter verbirgt sich die Auffassung, Konkurrenz reiche aus, um die Existenz einer (allokations-)optimalen Ausprägung von Moral zu garantieren. Diese Auffassung grenzt an theoretische Arroganz und methodologische Ignoranz. Freier Marktzugang eröffnet Chancen für gewissenlose Schurken wie für Anständigkeit. Vertreter der Verdrängungsthese sehen das Heil in größeren Eingriffsrechten von Behörden zur Kontrolle von gewissenlosen Elementen. Sie sehen gewöhnlich nur die Marktschurken und verkennen das Wirken von Staatsschurken. Der Markt kann aber (anders als die ideologisch immer irgendwie ausgerichtete Regierung) als eine Institution aufgefaßt werden, die von der knappen Ressource Moral, aufgefaßt als Bereitschaft, gegenüber Fremden anständig zu sein, nur sparsamen Gebrauch machen muß. Trotzdem: Die Fundamente der Anständigkeit werden nicht im Markt gelegt. Der Anstand braucht in der Wettbewerbsgesellschaft neben geeigneten Aufsichtsorganen öffentlich wirkende, glaubhafte Fürsprecher. Man könnte das die Wilhelm Röpke-These nennen. Die "Theorie der ethischen Gefühle" ist mit den wichtigsten Ideen des "Wohlstands der Nationen" überwiegend verträglich. Es gibt, soweit ich sehe, nur ein Problem mit dieser Theorie: Die emotionale Basis der Moral bedarf ethischer Ideen und eines Mindestmaßes an materieller Wohlfahrt, um im Sinne der Menschlichkeit allgemein wirksam werden zu können.
Cover; Titel; Zum Buch; Über den Autor; Impressum; Inhalt; Der junge Gelehrte; Zur Schottischen Aufklärung; Familie und Kindheit; Glasgow, Oxford, Edinburgh; "Essays über philosophische Gegenstände"; Der Moralphilosoph; Der Lehrer; Die 9 dinburgh Review: Aktivitäten in Clubs; Die Theorie der ethischen Gefühle; Professor in Glasgow; Verwalter der Universität; Vorlesung über Rhetorik; Vorlesung über Jurisprudenz; Abschied; Der Ökonom; Als Privatlehrer in Frankreich; Arbeit am großen Werk; Der Wohlstand der Nationen; Der Zollkommissar; Humes Tod; "Die nachahmenden Künste"; Bürger Edinburghs
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Main description: Bereits Adam Smith weist darauf hin, dass gute politische Institutionen Wachstum und Entwicklung fördern. Was aber sind gute politische Institutionen, und warum haben sie sich in verschiedenen Ländern unterschiedlich entwickelt? Diese Fragen leiten die Beiträge des vorliegenden Bandes.Im Zentrum des ersten Teils steht der Zusammenhang zwischen Institutionen und Wirtschaftswachstum. Es wird untersucht, warum gerade Europa es geschafft hat, sich frühzeitig weit über das Subsistenzniveau zu erheben, und gefragt, warum die fehlende Internalisierung externer Effekte dazu führen kann, dass Sozialproduktskonzepte bei der Wohlfahrtsmessung Ungenauigkeiten aufweisen. Der zweite Teil ist einigen qualitativen Aspekten des Wirtschaftswachstums gewidmet. Geprüft wird, was wir über die Qualität der Institutionen wissen. Die Autoren fragen weiterhin, in welche Architektur eine zukünftige Klimapolitik nach Kyoto eingebettet sein sollte. Darüber hinaus werden die Interdependenzbeziehung zwischen Rechtsstaat und Marktwirtschaft und ihre Wirksamkeit im Postkommunismus analysiert. Im Fokus des dritten Teils steht der Zusammenhang zwischen Institutionen und wirtschaftlicher Entwicklung in China. Was lässt sich aus dem "Fall China" für die institutionenökonomische Analyse lernen? Welche Rolle spielen Sozialkapital und soziale Netzwerke für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas?
Abstract Germany's growth and prosperity face multiple challenges from climate change and demographic shifts. Active policy measures and digitalisation have the potential to alleviate these problems and promote climate-friendly innovations. However, the transformation requires significant investments and infrastructure development. Unclear framework conditions and a lack of skilled IT experts hinder progress. To achieve digital green growth, Germany needs a mix of technological innovations, robust infrastructure and regulatory support. Making these challenges a high political priority will enable sustainable growth and prosperity in the face of the ongoing structural transformation.
Abstract Addressing the major challenges Germany and the world face today – from mitigating climate change to the shortage of skilled labor – will require concerted, transformative political effort that builds on collective values and pursues societal goals. Economic growth should be achieved in a sustainable and inclusive manner and not at the expense of social cohesion or future generations. To do this, we need to rethink prosperity and find new ways to measure it. Productivity growth and material gains, measured in terms of gross domestic product (GDP), are important, but insufficient as central targets and yardsticks for social progress. The things that we actually value should be measured. This includes not only economic well-being and income distribution, but also other dimensions of well-being, such as social participation, societal cohesion, personal empowerment and opportunity, as well as environmental sustainability. In this article, we discuss Germany's strategy for measuring and improving multidimensional, sustainable prosperity, and propose ways to rethink and design new measures of economic and social prosperity that encompass not only material prosperity and economic output, but also the social and environmental dimensions of prosperity.
Zusammenfassung Der Beitrag beschäftigt sich mit den konstitutionellen Effekten von Sezessionsklauseln. Zunächst wird die Wirkung von Sezessionsklauseln auf die Stabilität einer staatlichen Verfassung untersucht. Im Anschluss wird der Umstand analysiert, dass es sich bei einer Sezessionsklausel um ein Kollektivrecht und nicht um ein Individualrecht handelt. Berücksichtigen wir dies, so finden wir neben möglichen freiheitsfördernden Effekten auch solche, welche die individuelle Freiheit und den Wohlstand in schwerwiegender Weise gefährden. Dennoch finden wir historische Sezessionen, welche als Abspaltung aus einer totalitären Struktur eine freiheitliche Verfassung erst ermöglicht haben. Diese Sezessionen beruhten aber nicht auf konstitutionellen Sezessionsrechten, sondern wurden von den jeweiligen Zentralstaaten als illegal betrachtet. Im Ergebnis lautet die zentrale These dieses Beitrags, dass Sezessionsklauseln in autoritären Regimen wirkungslos sind, während sie in freiheitlich verfassten Gesellschaften tendenziell destabilisieren sowie bedrohlich für Freiheit und Wohlstand sind.
Abstract Radically changed global conditions are forcing a "Great Transformation" of the economy and society. Predominantly, this is understood as a modernisation process associated with massive investments and a surge in (green) growth. However, the likelihood of such a scenario is fading and it seems necessary to invest more research activity and more political attention in alternative scenarios. The resilience of the economic and social order will depend on whether it is possible to establish a prosperity perspective that is independent of growth. With "Renewing Prosperity," the German Federal Ministry of Economic Affairs and Climate Action has presented some building blocks that can be part of a strategic reorientation.
Zusammenfassung Am Anfang oder in der Mitte des 20. Jahrhunderts wäre es absurd gewesen, das aufstrebende zaristische Rußland oder die mächtige Sowjet-Union mit dem armen Korea oder Südkorea zu vergleichen. Am Ende des 20. Jahrhunderts haben Südkorea und Rußland kaufkraftbereinigt ein annähernd gleich großes Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftet. Das Pro-Kopf-Produkt in Südkorea ist drei- bis viermal so hoch wie in Rußland. Natürlich ist der unterschiedliche Entwicklungserfolg beider Länder auf russischer Seite weitgehend sowjetisches Erbe. Die so massiv unterschiedliche Wachstumsgeschichte beider Länder ist um so erstaunlicher, weil beide Länder in bezug auf klassische Determinanten des Wachstums - wie die sog. Vorteile der Rückständigkeit, Investitionen und Humankapitalausstattung - ähnlich günstige Ausgangsbedingungen hatten. Auch in bezug auf den autokratischen Charakter des Regimes und den Militarisierungsgrad der Gesellschaft ähnelten beide einander. Aber Unterschiede in bezug auf die Eigentumsrechte, den Zentralisierungsgrad der Entscheidungsbefugnisse, daraus resultierende Wissensnutzungschancen oder -defizite, wirtschaftliche Freiheit und Innovationschancen, "urban bias" und Exportorientierung der Volkswirtschaft können die unterschiedliche Entwicklung beider Länder erklären. Vor allem in bezug auf die Unsicherheit der Eigentumsrechte wird sich das sowjetische Erbe in Rußland nicht leicht überwinden lassen. Die Tatsache, daß Rußland ganz im Gegensatz zu Südkorea ein ausgesprochen rohstoffreiches Land ist, verleitet zu Verteilungskämpfen, anstatt zur institutionellen oder wirtschaftlichen Entwicklung beizutragen.
AbstractEine PW-Transformation sollte demokratisch, friedlich und maßgeblich durch Druck von unten erfolgen. Realität werden kann diese in der PW-Szene dominante Hoffnung nur, wenn bereits unter den jetzigen Verhältnissen wesentliche Elemente eines PW-kompatiblen Wohlstands für kritische Massen auch der "Durchschnittsbevölkerung" attraktiv werden. Der Artikel erläutert, welche Inhalte ein PW-kompatibles Modell von Wohlstand haben und auf welche empfundene Defizite im wachstumsorientierten Reproduktionsprozess es damit antworten könnte, inwiefern praktisch erfahrbare Erfolge seiner Verwirklichung zugleich Ursachen für Wachstumsorientierung und Konsumismus suspendieren oder eindämmen können, an welchen Forderungen und Kämpfen politisch relevanter Akteure dabei angeknüpft werden kann und welche Allianzchancen für Degrowth sich damit eröffnen und warum der damit mögliche Druck von unten in radikale strukturelle Reformen münden sollte, die Bedingungen und Akzeptanz für einen wachstumsunabhängigen Wohlstand verbessern, damit auch für weitergehende PW-Transformationen.
Zusammenfassung Die empirische Prüfung theoretischer Forschungsergebnisse wirft in der Ökonomie - wie bei jeder Sozialwissenschaft - Probleme auf. Anders als in den Naturwissenschaften können volkswirtschaftliche Problemstellungen kaum in Labors nachgebildet werden. Seit einigen Jahren nutzen Ökonomen allerdings die Erfahrungen der Psychologie mit stilisierten Experimenten, um zumindest ihre grundlegenden Verhaltenshypothesen testen zu können. Dieser Beitrag stellt ein einfaches Hörsaal-Experiment vor, das Adam Smiths Hypothese von der "unsichtbaren Hand" im Marktgeschehen empirisch überprüft. Das Experiment zeigt zudem, wie Wettbewerb als Entdeckungsverfahren funktioniert, und es besitzt hohen didaktischen Wert: Die Studenten erhalten Einblick in empirische Forschung und erleben hautnah das Funktionieren des Marktes.