Jahrestagung des SFB 644 "Transformationen der Antike"der Humboldt-Universität zu Berlin Welche Rolle spielen Kontingenz und Zufall in Transformationen des Wissens, literarischer und künstlerischer Entwürfe oder politischer Konzepte? Diese Frage wird im Mittelpunkt der Jahrestagung 2012 des SFB 644 "Transformationen der Antike" stehen. Sie eröffnet für die Analyse von Transformationsprozessen eine neue und weiterführende Perspektive. Überprüft werden soll, inwiefern Transformationen Ergebnisse bewusster Entscheidungen und gezielten subjektiven Handelns sind und bis zu welchem Grad sie im Gegenteil vom Zufall gesteuert werden. Transformationen wurden bisher nahezu ausschließlich von den Akteuren und ihren Intentionen her gedacht, die als Ausgangspunkt und Grundlage historischen Sinns und möglicher Ordnungen des Wandels angesehen wurden. Auch über Transformationsprozesse hinaus gilt: Grundsätzlich wird historischem Geschehen eine Absicht der Akteure unterstellt. Demgegenüber wurden Zufälle lediglich als Symptome eines mangelnden Wissens verstanden, denen ein eigenständiges Handlungspotential aber nicht zukommt. Im Gegensatz dazu soll die Tagung erkunden, ob und in welcher Weise Transformationen von Zufalls-Funden oder unableitbaren Ereignissen, unbeabsichtigten Nebenfolgen oder überraschenden Wendungen sowie unvorhersehbaren Widerständen begleitet oder bestimmt sind. Eine zweite Fragestellung betrifft die Transformationen der contingentia selbst, die in ihrer Verbildlichung (z.B. als Tyche, Fortuna etc.), aber auch ihrer historischen Semantik in Theologie und Philosophie seit der Antike bis in die jüngste Gegenwart bemerkenswerten Veränderungen unterlag. Schließlich soll der je spezifische Umgang mit Kontingenz in sozialen und politischen Prozessen, Literatur und Kunst sowie anderen Medien erörtert werden. Neben den Zufällen der Transformation und den Transformationen des Zufalls wird die Tagung also auch der Frage nachgehen, welche Möglichkeiten der Kontingenzbewältigung in Antike, Mittelalter und Neuzeit ...
Bis zum Jahr 2003, als Peter Vogt, auf dessen Habilitationsschrift "Kontingenz und Zufall. Eine Ideen- und Begriffsgeschichte" Verena Wirtz im Folgenden eingeht, Teil des von Hans Joas geleiteten Forschungsprojekts "Kontingenz und Moderne" wurde und der Begriff von der Peripherie ins Zentrum interdisziplinärer Forschung rückte, handelte es sich um eine noch nicht begriffene Geschichte. Dabei war 'Kontingenz' als Mode- und Schlagwort der klassischen Moderne längst zu einem Grundbegriff der Postmoderne avanciert. Zunächst und primär Gegenstand der Philosophie, dann Leitbegriff der Soziologie, Ökonomie und Politikwissenschaft, hat sich im vergangenen Jahrzehnt auch die kontingenzscheue Geschichtswissenschaft des Begriffs und Sachverhalts des Unverfügbaren in der Geschichte angenommen.
Die Produktlebenszyklusanalyse ist ein wichtiges Instrument der Produktpolitik. Verschiedene Diffusionsmodelle werden in der Theorie und Praxis angewendet, um Aussagen über künftige Umsatzverläufe zu erhalten. Die mathematische Modellierung geht grundsätzlich von einem deterministischen Zusammenhang für die Verbreitung der Produktinnovationen aus. Die Einflüsse des deterministischen Chaos und des Zufalls auf den Produktlebenszyklus werden diskutiert und in bestehende deterministische Diffusionsmodelle eingebaut. Modellrechnungen zeigen verschiedene Einsatzmöglichkeiten des erweiterten Modells für die Beschreibung des Produktlebenszyklus. ; The product life circle is an important instrument of product policy. Various diffusion models are applied in theory and in practice, in order to obtain prognoses about future sales revenue. The mathematical modeling involved is based on a deterministic context for the spread of product innovations. The influences of deterministic chaos and randomness on product life circles are discussed and integrated into existing deterministic diffusion models. Model results indicate various possible fields of application of the expanded model in describing product life circles.
Nachlässe sind persönliches Eigentum und unterliegen deshalb keiner Abgabepflicht. Der Wunsch des Nachlassers bezüglich der weiteren Aufbewahrung seines schriftlichen Erbes ist demzufolge primär gegenüber allen unseren Wünschen. Wir können nicht fordern, sondern nur bitten, uns durch eigene Leistungen anbieten und die zukünftigen Nachlassenden oder deren Erben überzeugen. Die nicht vorhandene institutionelle Zuständigkeit für die Übernahme von Nachlässen erzeugt die Reibungspunkte zwischen den Einrichtungen, die sich um den Erwerb von Nachlässen bemühen: Archive – Bibliotheken – Museen - Sammlungen. Die Wünsche zum Erwerb des Nachlasses einer bestimmten Person – egal ob Wissenschaftler, Künstler oder Politiker – sind demzufolge immer an verschiedenen Orten gleichzeitig vorhanden. Der Zufall entscheidet dann leider meist darüber, an welcher Stelle der Nachlass zukünftig verwahrt und wissenschaftlich genutzt wird. Es stellt sich die Frage, ob wir auf solche Zufälle hoffen und warten sollen, oder ob wir nicht eher eine engagierte – gemeinsam zwischen den Archiven abgestimmte - Erwerbspolitik betrieben sollten. --- Beiträge zum Thema "Nachlässe an Universitäts- und Hochschularchiven sowie Archiven wissenschaftlicher Institutionen" im Rahmen der Frühjahrstagung der Fachgruppe 8: "Archivare an Hochschularchiven und Archiven wissenschaftlicher Institutionen" am 16./17. Juni an der Universität Potsdam.
Die Produktlebenszyklusanalyse ist ein wichtiges Instrument der Produktpolitik. Verschiedene Diffusionsmodelle werden in der Theorie und Praxis angewendet, um Aussagen über künftige Umsatzverläufe zu erhalten. Die mathematische Modellierung geht grundsätzlich von einem deterministischen Zusammenhang für die Verbreitung der Produktinnovationen aus. Die Einflüsse des deterministischen Chaos und des Zufalls auf den Produktlebenszyklus werden diskutiert und in bestehende deterministische Diffusionsmodelle eingebaut. Modellrechnungen zeigen verschiedene Einsatzmöglichkeiten des erweiterten Modells für die Beschreibung des Produktlebenszyklus. 4209 The product life circle is an important instrument of product policy. Various diffusion models are applied in theory and in practice, in order to obtain prognoses about future sales revenue. The mathematical modeling involved is based on a deterministic context for the spread of product innovations. The influences of deterministic chaos and randomness on product life circles are discussed and integrated into existing deterministic diffusion models. Model results indicate various possible fields of application of the expanded model in describing product life circles. -- Produktlebenszyklus ; Simulation ; iteratives Verfahren ; strategische Marketingentscheidungen ; Determinismus ; Zufall ; deterministisches Chaos
Der kommerzielle Erfolg eines professionellen Fußballspiels hängt wesentlich vom erwarteten Spannungsgrad ab. Je weniger der Spielausgang prognostizierbar ist, desto größer ist das Zuschauerinteresse. Im vorliegenden Beitrag wird deshalb die quantitative Bedeutung des Erfolgsfaktors Zufall im Profifußball untersucht. Die Quantifizierung erfolgt mit Hilfe von Wettquoten und basiert auf der Annahme, dass Wettmärkte informationseffizient sind. Es zeigt sich, dass in den beiden untersuchten Ligen (Deutsche Bundesliga, Spanische Primera Division) mehr als die Hälfte der Spiele entscheidend vom Zufall beeinflusst werden. Zufall scheint damit - zumindest kurzfristig - eine noch bedeutsamere Erfolgsdeterminante als die Finanzkraft der Vereine zu sein. Daraus resultieren nicht zu unterschätzende Implikationen: Für das Management eines Vereins heißt dies, dass die (sportliche) Grenzproduktivität von Spielerkäufen im Durchschnitt geringer ist, als allgemein angenommen. Zudem sind Trainerwechsel offenbar seltener angezeigt, als es im Bundesliga-Alltag gängige Praxis ist. Für die Liga bedeutet der hohe Einfluss des Faktors Zufall, dass im Vergleich zu anderen Teamsportarten weniger institutionelle - Wettbewerbsbeschränkende - Regelungen zum Erhalt der Liga-Stabilität nötig sind. Wettbewerbspolitisch bedeutet das, dass eine zentrale, monopolistische Vermarktung mit weitreichender Erlös-Umverteilung abgeschafft werden könnte, ohne dass die Liga Schaden nehmen muss. Die Spanische Primera Division kann hier als Vorbild gelten. Die Folgen des Schiedsrichter-Wettskandals könnten den Zufallseinfluss künftig abschwächen, wenn nämlich Maßnahmen wie z.B. ein Videobeweis eingeführt würden. Die Zahl der Zufallsmomente, die u.a. den Reiz eines Fußballspiels ausmachen, könnte dadurch reduziert werden.
Menschen lieben die Illusion, in einer stabilen Welt und Umwelt zu leben. Die Wirklichkeit zeigt aber häufig das Gegenteil: Werden, Vergehen und Zufall spielen eine größere Rolle als Stabilität. Diese Erkenntnis lehrten Philosophen (Heraklit, Epikur, Lukrez) schon vor über 2000 Jahren. Alle Lebewesen auf unserem Planeten, inklusive des Menschen und seiner Vorfahren, haben sich im Verlauf der Evolution ständig verändert und weiterentwickelt und tun es auch heute noch. Arten diversifizieren sich und verändern stetig ihre Verbreitung. Auch unser Planet Erde unterliegt seit seiner Entstehung vor 4,55 Milliarden Jahre einem steten Wandel, was die Lage und Größe der Kontinente oder das Klima angeht. Insbesondere weisen die letzten 2 Millionen Jahre einen zyklischen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten auf. Der moderne Mensch hat seine Umwelt seit jeher durch diverse Schlüsselinnovationen (Schrift, Werkzeuge, Hausbau, Domestikation von Pflanzen und Tieren, Jagd und Technologien) aktiv beeinflusst und ständig verändert. Diese Entwicklung wird in der Neuzeit, in der die Menschheit auf über 7 Milliarden Individuen angewachsen ist, besonders sichtbar. Aber auch im Bereich der Soziologie, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik kann man ein Werden und Vergehen von Konzepten und Modellen erkennen, ähnlich wie dies für die physische Welt und belebte Natur (Evolution) diskutiert wird. Der Leitspruch von Heraklit von Ephesos "panta rhei" fasst die Wirklichkeit unserer Welt und unseres Daseins treffend zusammen.
Gerhard Wettig ; Zsfassung in engl. Sprache u.d.T.: The demise of the GDR in 1989/1990 - an accident of history? ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- 4 Z 68.247-1994,58/60
Die Aufsätze befassen sich mit Vorstellungen von Glück, Zufall, Vorsehung primär an Beispielen primär der mittelalterlichen und neuzeitlichen Literatur, aber auch philosophischer, ethnologischer, kulturgeschichtlicher Quellen. Die grundlegende Frage, an denen sie sich orientieren, ist die nach den Wirkungen einer 'Macht' bzw. Instanzen, die - abseits identifizierbarer kausaler Kräfte - in persönliche, ebenso historisch-politische Prozesse einwirken oder das Handeln literarischer Figuren ...
[M. C.V.B.] ; Meist erschienen als Anhang zu: "Curieuse Staats-Frage, Wer in dem grossen Monarchischen Königreich Spanien der rechtmäßige Successor seyn sol ." und dort auch im Titel mitangegeben; aber auch als eigenständiger Anhang erschienen zu: "Acxtelmeier, Stanislaus Reinhard: Iudicium Politicum Oder Politische Reflexiones .". - Auch selbständig erschienen unter dem Titel: Unvorgreiffliches Bedencken, Was Teutschland für Zufälle zu gewarten haben möchte, im Fall von dem hochlöbl. Ertz-Hertzogl. Hause Oesterreich entweder die Teutsche oder aber die Spanische Linie verleschen und abgehen solte . ; Nicht ermittelbar, ob Stanislaus Reinhard Acxtelmeier auch der Verf. dieser Schrift ist; in der selbständig ersch. Ausg. VD17 7:670856Q findet sich die Verf.-Angabe "M. C.V.B." ; Erscheinungsjahr entsprechend den Werken, denen diese Schrift beigebunden, bzw. in denen sie enthalten ist ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Res/4 Eur. 386,46#Beibd.1
[Hochfuerstl. Brandenburg-Onolzbachl. Regierung I. Sen.] ; Erscheinungsjahr nach der Datierung am Textende: "Signatum Onolzbach, den 14. Septbr. 1791." ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Franconica 22#Beibd.8
Monographische Arbeiten zu bestimmten Persönlichkeiten, Künstlern oder Künstlerinnen sind von Grund auf zwei Gefahren ausgesetzt: die Unmöglichkeit auf Vollständigkeit und die Einseitigkeit der Perspektive. Das Bewusstmachen dieser beiden Probleme kann methodisch Abhilfe leisten, um dem nicht anheimzufallen. Eine Offenheit gegenüber dem Gegenstand lässt mehrere Perspektiven zu, die in der Regel vom Lesenden interpretiert werden können. Die jeder Thematik inhärente stete Unvollständigkeit offenbart sich insbesondere über langjährige Forschung und Auseinandersetzung. Im Rahmen der Edition film-dienst liegt mit Krzysztof Kieslowski. Zufall und Notwendigkeit von Margarete Wach die 2. Auflage einer Monographie vor, die gegenüber der Erstauflage eine signifikante inhaltliche und materielle Erweiterung inkludiert. Über einen kurzen Rückblick auf das von Wach bereits 2001 veröffentlichte Buch eröffnet sich die Möglichkeit einer Buchrezension, die jene beiden Notwendigkeiten einer filmwissenschaftlich sinnvollen Konfrontation mit einem der einflussreichsten europäischen Regisseure der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts reflektiert. Wach tritt die Überarbeitung ihrer Erstauflage mit dem Ziel an, einerseits die fortdauernde Rezeption Kieslowskis zu berücksichtigen und andererseits den Einfluss seines Werkes bis in die Gegenwart zu reflektieren. Krzysztof Kieslowski wurde am 27. Juni 1941 geboren und ist am 13. März 1996 gestorben. Fast sein ganzes Leben ist er einer kommunistischen Diktatur in Polen ausgesetzt, die von 1945 bis 1989 anhält. Seine filmische Arbeit wird durch dieses Regime und vor allem die darin vorherrschende Zensur maßgeblich beeinflusst und geprägt. Er reflektiert diese Reibung und Auseinandersetzung mit dem politischen System stets aufs Neue in seinen Filmen. Das Beschreiben der Wirklichkeit in der Volksrepublik Polen steht in einer Tradition, der sich Literaten, Essayisten und mit Kieslowski auch eine Gruppe von Filmschaffenden verschrieben haben, um die Bedingungen der eigenen Existenz, die Tristesse und graue Welt in Polen verstehen zu lernen. Für Kieslowski bleibt dieses Beschreiben der Welt Maxime und Grundelement seiner filmischen Arbeit. Er "zeigte die Erosion abendländischer Moralnormen in den modernen Gesellschaften, vermied aber die Attitüde eines Weltverbesserers und entzog sich in seiner mehrfach kodierten, eine Vielzahl von Lesarten implizierenden Erzähltechnik konsequent Interpretationen, wodurch er sie erst recht herausforderte" (S. 464). Der Beschreibung der alltäglichen Wirklichkeit stehen Protagonisten gegenüber, die in ihrer Selbstdefinition gleichzeitig die Identität ihres Landes mitschreiben. Zunächst lohnt jedoch ein Blick zurück auf die Erstauflage aus dem Jahr 2001, welche unter dem Titel Krzysztof Kieslowski. Kino der moralischen Unruhe erschienen ist. Mit der ersten umfassenden Analyse dieses polnischen Regisseurs im deutschen Sprachraum setzt Wach am Fuße der Jahrtausendwende einen Maßstab für die polnische Filmgeschichtsschreibung. Das Buchcover dieser Ausgabe zeigt ein Filmstill aus La double vie de Véronique. Der Text erscheint ganz programmatisch im Verlag des katholischen Instituts für Medieninformation. Denn nicht nur mit der Dekalog-Reihe widmete sich Kieslowski einem religiösen Thema. Nur in kleinen und doch entscheidenden Nuancen unterscheidet sich die Erst- von der Neuauflage. Die beiden signifikantesten Veränderungen sind die Titeländerung und das neue Buchcover. Die Neuauflage zeigt ein Bild des Regisseurs bei den Dreharbeiten zu seiner Trilogie Trois couleurs. Die Erstauflage perspektiviert allein durch diese beiden Änderungen, die sich sehr auf die Bezeichnung des Kinos der moralischen Unruhe und den dadurch implizierenden Parametern konzentrieren, ein offeneres Verständnis seiner Arbeit. Kieslowski als Person rückt mehr in den Vordergrund. Wach arbeitet die Formeln 'Zufall' und 'Notwendigkeit' in ihrem Text Stück für Stück als entscheidende Elemente seiner Filmästhetik heraus. Insofern gewinnt die Publikation durch kleine Änderungen und eine rein quantitative Erweiterung von ca. 100 Seiten an inhaltlicher Qualität und Professionalität in der äußeren Aufmachung. Wachs Publikationsliste weist sie als Spezialistin zum polnischen Kino aus. Diesbezüglich ist vor allem ihre Herausgeberschaft bei der exzellenten Filmgeschichte Der polnische Film. Von seinen Anfängen bis zu Gegenwartmaßgebend. Dieses Buch bietet einen integrierenden Überblick über die polnische Filmgeschichte, die sich an wichtigen gesellschaftlich-politischen Zäsuren in Europa orientiert. Der Schüren Verlag startete damit in Zusammenarbeit mit Wach eine Reihe zum polnischen Film, die durch die 2. Auflage des Kieslowski-Bandes und voraussichtlich von der Publikation Nouvelle Vague Polonaise? ergänzt wird. Die Bezeichnung 'Kino der moralischen Unruhe', die von dem Nachwuchsregisseur Janusz Kijowski geprägt wurde, meint eine Periode von 1976 bis 1981, in die sich u. a. Werke wie Das Personal (1975) von Kieslowski, Der Mann aus Marmor (1976) von Andrzej Wajda und Tarnfarben (1976) von Zanussi einordnen lassen. Kieslowskis Filme wenden sich direkt gegen die politischen Verhältnissen in Polen und sind als Unterstützung der politischen Opposition zu betrachten, die sich im Kontext der Random Unruhen und der Arbeiterstreiks in den Jahren 1976/77 zu formieren beginnt. In ihrem fünften Kapitel beschreibt Wach einen sozialgeschichtlichen Abriss dieser Bewegung. Das 'Kino der moralischen Unruhe' ist eine Bezeichnung für das Spielfilmkino der Zweiten Hälfte der siebziger Jahre. Dieses Kino wurde maßgeblich von den Lyrikern und Essayisten Adam Zagajewski und Julian Kornhauser sowie Stanislaw Baranczak beeinflusst. In dem Kapitel "Moral und Revolte" erarbeitet Wach erstaunliche Parallelen zwischen der Philosophie Albert Camus' und den philosophischen Fragestellungen in den Filmen von Kieslowski. Diesem Abschnitt ist ein bezeichnendes Zitat des Regisseurs vorangestellt: "Alle Pessimisten weisen auf die Werte hin. Das macht den Beruf aus, ein Pessimist zu sein" (S. 24). In der Tradition von Camus stehend, sieht Kieslowski keinen transzendenten Sinn in der Welt, sondern den Menschen als einer Pluralität von Sinnangeboten ausgesetzt, die ihn gleichsam als Individuum zu desozialisieren drohen. Für den Regisseur liegt die Lösung dieses Problems und der Hoffnung darauf in der Liebe. "Seine Skepsis und Desillusionierung durchsetzen Kieslowskis Affirmation des Lebens und der Liebe mit Elementen des Nihilismus als einer Art Überlebensstrategie oder Einsicht in die Komplexität menschlicher Natur und in die ontologische Kontingenz – mögliche Paradoxien und Widersprüche eingeschlossen" (S. 29). In dieser Anerkennung der Paradoxien des Lebens vereint sich Kieslowski wieder mit dem Denken von Camus. Die Sehnsucht nach dem Transzendenten ist zwar da, wird aber vom Rationalismus überzogen. Die pessimistische Grundeinstellung zum Leben und die Revolte gegenüber allem bisher übersinnlich Anerkannten, fordern einen wertschöpferischen Zug heraus. Wach gelingen in diesem Kapitel entscheidende Bezugspunkte, Kieslowskis Werk aus einer philosophischen Perspektive heraus zu verstehen. Sie öffnet damit einmal mehr den Blick auf seine Filme für komplexere Forschungen auf diesem Gebiet. Vor allem die Abkehr vom gesellschaftlichen Engagement aus den Zeiten des Kinos der moralischen Unruhe hin zu einem existenziell-metaphysischen Kino eröffnen Fragestellungen, die noch unbeantwortet sind. In diesem Zusammenhang sind es auch Persönlichkeiten wie Krzysztof Piesiewicz, Zbigniew Preisner und Slawomir Idziak, die Kieslowskis Filmarbeit prägen und welche Wach in den Fokus der Analyse rückt. Nach 624 Seiten voller polnischer Kultur- und Filmgeschichte entwickelt sich nicht nur ein Bild von Krzysztof Kieslowski, sondern ein schier unendliches Ausmaß an Möglichkeiten, um sich mit diesem polnischen Regisseur auseinanderzusetzen. Die Leidenschaft und Kenntnis, mit der sich Margarete Wach dem Thema widmet, inspiriert während der Lektüre dieses Buches und fordert geradezu heraus, sich mit diesem Regisseur und vor allem mit dem polnischen Kino vermehrt auseinanderzusetzen. Es ist möglich zu konstatieren, dass Kieslowski aufgrund seines Werkes und seiner europäischen Biographie eine Figur mit besonderem kulturwissenschaftlichen Bemessungsgrad ist, die gleichsam nur aus einer solchen Perspektive heraus reflektiert werden kann. Wachs Monographie blickt mit genau diesem Verständnis auf diese Persönlichkeit und ihr gelingt damit eine Arbeit, die in der Konsequenz vielschichtig, bereichernd und auffordernd ist.
This article presents the results of an analysis of different sources concerned with the workers' revolt of July 15, 1927 (also known as the Vienna Palace of Justice fire). The author pays special attention to the socio-historical and source-critical evaluation of more than 100 photographs illustrating this fire on July 15, 1927 by using the shadows on buildings in order to establish an exact dating of the documented acts of violence. This "shadow method" he developed himself allows to clarify the motivations and social composition of the protesters and reveal the role of the police in escalating the violence. He is able to establish an exact chronology of the events and an explanation of the social dynamics leading to a death toll of 85 demonstrators and 4 police men. ; Überarbeitete Fassung 2015 von: Botz, Gerhard. 2008. Zeitgeschichte in einer politisierten Geschichtskultur. Historiographie zum 20. Jahrhundert in Österreich. In Geschichtswissenschaft vor 2000. Perspektiven der Historiographiegeschichte, Geschichtstheorie, Sozial- und Kulturgeschichte. Festschrift für Georg G. Iggers zum 65. Geburtstag, hg. v. Konrad H. Jarausch, Jörn Rüsen und Hans Schleier, 299-328. Hagen ; Revised Version of 2015, from: Botz, Gerhard. 2008. Ungerechtigkeit, die Demonstranten, Zufall und die Polizei: der 15. Juli 1927. Bildanalysen zu einem Wendepunkt in der Geschichte Österreichs. In 80 Jahre Justizpalastbrand. Recht und gesellschaftliche Konflikte, ed. Bundesministerium für Justiz, Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft, Cluster Geschichte Wien: 21-57, Innsbruck: Studienverlag
Chur-Pfältzische Regierung. C. P. Freyherr von Venningen ; Erscheinungsjahr nach der Datierung am Textende ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Cgm 2557#Bl.224