"Zwei zentrale Fragen beschäftigen politische Beobachter in Europa: Führen das außenpolitische Debakel im Irak und die zunehmende innenpolitische Kritik in den USA zu einer grundlegenden Neubewertung des internationalen Engagements der Weltmacht? In welcher Form wird Amerika künftig global agieren? Spielen die Vereinten Nationen eine Rolle in der zu erwartenden amerikanischen Außenpolitik?" (Autorenreferat)
'In diesem Artikel wird versucht, den Entwicklungsstand der Pflegeprofession in den USA anhand neuer amerikanischer Zeitschriftenliteratur aufzuzeigen. Dabei ergibt sich, daß die Ausbildungsinstitutionen, hauptsächlich in Form von Studiengängen an Universitäten, gut ausgebaut sind. Der Pflegewissenschaft fehlt jedoch noch eine solide Grundlegung. Ebenso ist die Diskussion über eine verbindliche Pflegeethik noch nicht abgeschlossen. Das Prestige ist zweigeteilt. Auf der einen Seite genießen die akademisch gebildeten Pflegekräfte volle akademische Anerkennung, andererseits sind Ansehen und Einkommen der Pflegeberufe an der 'Bettkante' gering. Nur durch die Beseitigung dieser Defizite und durch eine stärkere politische Beteiligung, insbesondere durch die Berufsverbände, wird die volle Professionalisierung der Pflegeberufe möglich.' (Autorenreferat, IAB-Doku)
Diskussionen über die Repräsentation von People of Color in TV-Serien und anderen medialen Erzeugnissen sind präsent und stellen die Gesellschaft aktuell vor eine Herausforderung. Wenig überraschend sind auch Superhelden-Geschichten wie die des Marvel-Universums davon betroffen. Die Serie The Falcon and The Winter Soldier (2021) thematisiert Rassismus in einer zuvor ungekannt expliziten Weise. Mit der Figur des Falcon wird erstmals ein Afroamerikaner für die emblematische Rolle des Captain America berufen. Derartige Entwicklungen, die eine Kontinuität mindestens seit dem Civil Rights Movement der 1960er-Jahre zeigen, lösen harsche Diskussionen innerhalb des Fandom aus. Verbale Auseinandersetzungen finden gegenwärtig in erster Linie online statt. Der vorliegende Artikel bettet diese Diskurse in die Critical Race Theory, insbesondere innerhalb der Medienrezeption, ein, erklärt die besonderen Bedingungen des Fandoms und illustriert Entwicklungen und aktuelle Diskussionen über Repräsentation und (Cyber-)Rassismus im Marvel-Universum.
Anknüpfend an aktuelle Forschungen, die Intersektionalität für jüdische Studien und Antisemitisforschung adaptieren, zeigt dieser Essay die Verflechtung zwischen europäisch-jüdischer Erfahrung und der Entstehung der Black Women's history in den USA zu Beginn der 1970er Jahre. Dabei fokussiert er Leben und Wirken Gerda Lerners, eine der maßgeblichen Protagonistinnen der Frauengeschichte in den USA und darüber hinaus. Am Fall von Lerners "Black Women in White America" (1972), eine der ersten Anthologien zur Geschichte Schwarzer Frauen in den USA, erweitert der Beitrag zum einen bisherige Genealogien von Intersektionalität, indem herausgearbeitet wird, wie eine aschkenasische-jüdische Frau Wiener Herkunft eine race und class bewusste Frauengeschichte entwickelte und damit eine intersektionale Frauengeschichte avant la lettre praktizierte. Zum anderen zeigt es "Black Women in White America" als einen der ersten Austragungsorte von Konflikten um die Legitimität von Sprechpositionen und das Eigentum an intellektueller Arbeit, wie sie heute prominent verhandelt und mit aller Schärfe geführt werden.
Looking back on extremely modest beginnings as a boatyard in Aumund near Bremen, the Fr. Lürssen boatyard founded in 1875 is today a Bremen-Vege-sack-based shipbuilding group specializing in the construction of naval vessels and large motor-yachts. Before World War I, it was one of Germany's leading builders of motorized boats, offering a wide assortment of boat types including motor-yachts of up to 20 metres in length. After the war, the company went on to develop new business segments. It began seeking contact to the U.S. in 1922/23, and the first yacht went to Boston in 1924. Between 1924 and 1932, it supplied American customers with altogether twenty-eight motor-yachts of widely differing types, measuring between 12 and 30 metres, along with a large number of tenders. As many of these vessels were driven with Maybach engines, Friedrich Wilhelm von Meister (1903-1978) - the New York representative of that well-known engine manufacturer of Friedrichshafen - provided sales support. And finally, between 1923 and 1931 Lürssen supplied the Fr. Krupp Germaniawerft in Kiel with 37 tenders for the large-scale yachts built there, likewise for American customers. The boatbuilding company owed this business success in great part to its technical competence as well as to the sales talents of its owner Otto Lürssen (1880-1932), who travelled to the States himself in 1927 and 1928. Yet there were also external factors: the Roaring Twenties boom in the U.S. played an important role, especially in conjunction with a vibrant yachting tradition there that went back to the nineteenth century. The majority of the customers were on the east coast, a veritable water sports Eldorado offering a wide range of yachting waters between Canada and Florida. The good political relations between Berlin and Washington during the Weimar Republic undoubtedly also had a favourable impact on the business dealings. Other yacht-building yards - in Germany and elsewhere in Europe - likewise cultivated business relations with the U.S. in those years. A change in customs regulations in 1928 and the Great Depression sparked by the New York stock market crash of 1929 put an end to Lürssen's America business in the interwar period.
In his article on Albert Ballin appearing in the "Deutsches Schiffahrtsarchiv" No. 15, 1992, pp. 135-158, Frank Broeze advocates two theses: (1) that contrary to popular opinion Albert Ballin used ruthless tactics to pursue his policy of expansion and (2) that he practiced a dubious financial policy and frequently did not know exactly what he wanted. Broeze bases his argumentation primarily on the observations of Johannes Merck and Max von Schinckel who both regarded Ballin from a critical distance. The author of the present article focuses chiefly on Broeze's accusations concerning the personal and business integrity of Albert Ballin and arrives at conclusions quite different from Broeze's: 1. In addition to the construction of the IMPERATOR class, Ball in also had internationally outstanding ships built for the South America routes (east and west coast) as well as for the East Asia service- a carefully targetted business policy, the success of which was hindered only by the First World War. Ballin's restraint in regard to austral traffic, which would have remained deficitary for Hapag because of the absolute predominance of the British, also points to a faculty for clever decision-making. 2. The low dividend payments of the Hapag in comparison to other shipping companies are not an indication of the negative effects of Ballin's business policies but of the reinvestment of a larger proportion of the profits. 3. The increase in the cost of the IMPERATOR's construction from the 25 million Marks first projected to a final total of 38 million Marks were not caused by Ballin's having habitually ordered ships in a "totally unbusiness-like" manner, but by the fact that the original plans were for a 30,000 ton vessel whereas the ship finally ordered weighed 51,000 tons. 4. There is no evidence to support Broeze's assertions that Ballin's behaviour was inconsiderate, violent, dictatorial, antagonistic and uncompromising . On the contrary, his main competitors in Bremen, England and among his pool partners have never expressed any such criticism. This is in itself a remarkable fact and speaks clearly for Ballin's integrity.
Jürgen Kliensmann liebt seine neue Heimat, die USA, doch wenn er sich über sie äußert, benutzt er all die Stereotype, die er aus Deutschland mitbrachte.
Die wachsende Entfremdung zwischen den USA und ihren Partnern in Mittel- und Südamerika ist das sichtbarste Ergebnis des 9. Amerika-Gipfels, der Anfang Juni 2022 in Los Angeles stattfand. Kontrovers war bereits die Einladungspolitik der Regierung Biden gegenüber den 34 Staaten der Region; darüber hinaus bestimmten auch tiefergehende Unstimmigkeiten diesen Gipfel, auf dem der erhoffte Aufbruch in den Beziehungen zwischen USA und Lateinamerika ausblieb. Auf der einen Seite appellierte Biden zur Zusammenarbeit, auf der anderen verlangten die Gäste nach Kooperation ohne Einmischung. Die Staaten Lateinamerikas und der Karibik sind gegenwärtig nicht bereit, in den hemisphärischen Austausch zu investieren. Eine projektbezogene Kooperation mit den extraregionalen Akteuren China, Europa, Russland und Indien erscheint ihnen lohnender, eine zu enge Bindung an die USA dabei nur hinderlich. Europa muss sich auf diese neue Lage einstellen und sein Kooperationsangebot in variabler Geometrie umbauen. (Autorenreferat)
Der Begriff "Imperium" kehrt verstärkt in den historisch-politischen Diskurs zurück, und wer ihn heute benutzt, redet in der Regel über die Vereinigten Staaten von Amerika. Während des Kalten Krieges sprach man von "Blöcken" oder "Lagern", doch seit Beginn des neuen Jahrhunderts hat der Versuch, Geschichte als eine Folge von Großreichen zu denken, spürbar Aufwind. Eine solche Perspektive ist keineswegs neu; vielmehr kann sie auf eine lange Tradition zurückblicken. Der Klassiker des imperialen Genres ist Edward Gibbons Werk "Decline and Fall of the Roman Empire" (1776-1788), das man zu seiner Zeit als Kritik an der westlichen Welt und Parabel auf die Krise des britischen Weltreiches lesen konnte. Parallel zur Rede über den Niedergang von Imperien diskutierte man seit dem Ende Roms ihre Übertragung. So prophezeite der britische Philosoph George Berkeley bereits 1752 eine transatlantische translatio imperii: "Westward the course of empire takes its way", schrieb er und meinte die Neue Welt. Im 19. Jahrhundert war die Erwartung amerikanischer Größe schon ein Allgemeinplatz des politischen Denkens. Mit dem Eingreifen der USA im Ersten Weltkrieg und Woodrow Wilsons Credo, Amerikas Mission sei "to make the world safe for democracy", endete die von den Gründervätern verordnete Ära der Isolation endgültig. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die USA eine globale Weltmacht, und seit Ende des Zweiten Weltkrieges überstieg ihre militärische, ökonomische und kulturelle Macht diejenige anderer Nationalstaaten. Hier setzte die gegenwärtige Rede vom amerikanischen Imperium und dem "US-Imperialismus" ein.
Präsident Joe Biden regiert ein gespaltenes Land, in dem der politische Kompromiss schon länger keine Tugend mehr ist. Während die Republikaner über die Zukunft ihrer Partei streiten, werden sich die Demokraten haushaltspolitischer Finessen bedienen, um Reformen anzustoßen und die oppositionelle Blockadepolitik im Kongress zu umgehen. Lediglich in der Außenpolitik herrscht überparteilicher Konsens, härter gegen China vorzugehen. Das stellt vor allem Deutschland vor große Herausforderungen.
Bereits verhängte Zölle auf Stahl und Aluminium sowie angekündigte Zölle auf Autos und Autoteile zwingen Brüssel zu Reaktionen. Gleichzeitig kämpft Europa mit einer wichtigen ungeklärten Frage: Ist die Handelspolitik der US-Regierung Ausdruck einer Strategie, die geopolitische Rivalen wie China schwächen soll, auch wenn enge Partner, wie die EU, darunter leiden? Oder will Trump tatsächlich die liberale multilaterale Ordnung zerstören? Die EU muss sich für beide Möglichkeiten rüsten. Unterstützung könnte zunehmend aus der US-Wirtschaft kommen. (Autorenreferat)
Präsidentschaftswahlen in den USA können gravierende Folgen für die internationale Ordnung haben. 2016 gilt dies in besonderem Maße, weil mit Donald Trump erstmals ein Kandidat einer großen Partei antritt, der Amerikas traditionelles Rollenverständnis als globaler Ordnungsgarant grundsätzlich in Frage stellt. Ein Sieg Trumps hätte wohl weitreichende Konsequenzen für die Außenpolitik Washingtons, doch mit Veränderungen ist bei jedem Wahlausgang zu rechnen. Die Tatsache, dass in den USA zunehmend Zweifel an der eigenen Rolle in der Welt laut werden, sollte Deutschland veranlassen, sowohl die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten als auch den eigenen Beitrag zur Weltordnung neu zu reflektieren. (Autorenreferat)
In den USA gibt es bislang allenfalls Ansätze einer Debatte über die längerfristigen Folgen des Krieges im Osten der Ukraine für die europäische Sicherheit. Dabei geht es in erster Linie um die bilateralen Beziehungen der USA zu Russland, die Zukunft der Nato sowie den Stellenwert der nuklearen Abschreckung. Multilaterale Institutionen und Normenwerke jenseits der Nato - nicht zuletzt die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) - spielen in der amerikanischen Fachdebatte dagegen nur eine sehr untergeordnete Rolle. (Autorenreferat)