Vor dem Hintergrund der Ausweitung humanitärer Interventionen und der Anti-Terror-Politik nach dem 11. September setzt sich der Beitrag kritisch mit der imperialistischen Politik Bushs und der Rolle der USA in der Welt auseinander. Der Beitrag geht zunächst auf die normativen Zielsetzungen des Essays ein und skizziert die historische Entwicklung der USA "von der Pax America zum Imperium Americanum". Nach der Schilderung der Wurzeln für die Dominanz der USA und der neokonservativen Wende fragt der Beitrag, wie realistisch eine militärische Wiedergeburt Europas ist. Der Beitrag setzt sich mit der Schwäche Europas im Balkankrieg auseinander und beschreibt die derzeitige Realität der intergouvernementalen Zusammenarbeit in Europa. Der letzte Abschnitt widmet sich der europäischen Friedenspolitik und geht der Frage nach, ob es Anzeichen für einen Paradigmenwechsel gibt. (ICB2)
Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die bislang noch zwischen Imperien- und IB-Forschung deutliche Theoriespannung hinsichtlich US-amerikanischer Außenpolitikstile aufzuzeigen, gemeinsame wie auch konträre Blickwinkel deutlich zu machen und zwar zugunsten eines Plädoyers für eine integriertere Analyse dessen, was der jüngste Diskurs um ein "American Empire" war und was weitere Forschungen jenseits disziplinärer Distinktionen aus ihm lernen könnten. Zu diesem Zweck werden zunächst einige Positionen des Empire-Diskurses rekapituliert. Anschließend werden einige imperiumszyklische Leitfragen in Bezug auf die Frage diskutiert, warum aus einem imperiumshistorischen Blickwinkel gerade kein monolithisches, eindeutig erkennbares Reich erwartet werden muss, wenn sich die analytische Frage nach imperialen Politikstilen stellt. Denn nur dann wird auch die Beobachtung plausibler, dass der Empire-Diskurs nicht der erste und nur bislang öffentlichste und intensivste war. Hiervon ausgehend werden Anfragen an einige Deutungsangebote der Internationalen Beziehungen hinsichtlich ihres auch historisch differenzierenden Potenzials für die Analyse amerikanischer Außenpolitik gestellt. Der letzte Abschnitt des Beitrags plädiert für Ergänzungen klassischer IB-Deutungsmuster um historische und vor allem innenpolitische Perspektiven auf die US-Außenpolitik anhand verfassungszyklischer Analysevorschläge und mündet in einen knappen Ausblick. (ICI2)
Die Wende in Washington war, so der Verfasser, nicht Folge wissenschaftlicher Wahrheitssuche, sondern Produkt von Eisen und Blut im Irak. Die Europäer sollten sich hüten vor Schadenfreude. Amerikas Niederlage ist auch ihre eigene - sie wissen es nur nicht. Sie haben jenen Lernprozess großenteils noch vor sich, den Amerika zurzeit teuer bezahlt. Denn das einzige, was noch furchtbarer ist als amerikanische Stärke, wäre amerikanische Schwäche. Für die Pax Americana gibt es keinen Ersatz, sondern nur unangenehme Alternativen, am Pazifik und in Asien die Pax Sinica zum Beispiel, oder ein weltweites, Gasprom geführtes Gaskartell, oder die Beherrschung des Mittleren Ostens durch einen nuklear bewaffneten Iran, oder terroristisches Chaos auf wichtigen Routen des Welthandels. Wenn bisher die Europäer in Washington wenig ernst genommen werden, dann sollten sie niemanden anklagen als sich selbst. Der Niedergang der Pax Americana wird die Europäer in eine Ordnungsrolle zwingen, die sie bisher gern - und vom höheren moralischen Gelände abfällig kommentierend - den Amerikanern überließen. (ICF2)
Die vorliegenden Überlegungen zum "American Dream" gehen von folgender Tatsache aus: Obgleich man heute eher geneigt ist, für den Dialog zwischen Amerika und Europa die Differenzen und Unstimmigkeiten zwischen diesen beiden Kulturen herauszuarbeiten, ist es doch offensichtlich, dass auf der Ebene der Populärkultur ein fast nahtloser Austausch existiert: In der deutschsprachigen Literaturszene wird aus kaum einer anderen Literatur so viel übersetzt wie aus der amerikanischen; internationale Kinos sind vom Hollywood-Mainstream dominiert, wie auch US-Fernsehserien einen nachhaltigen Eindruck auf Kleider, Gesten und Sprache nicht nur im amerikanischen Alltag hinterlassen. Der Beitrag zeigt demgegenüber, dass das spezifisch Amerikanische der Träume häufig übersehen wird. Dieses Übersehen wird am Beispiel von James Mangolds Film über Johnny Cash, "Walk the Line" (2005), näher analysiert. Vor dem kulturell-historischen Hintergrund dieses Films wird auf das spezifisch religiöse Verständnis des "American Dream" von Liebe, Glück und dem "persuit of happiness" näher eingegangen. (ICA2)
Der Beitrag erörtert die These, dass Carl Schmitt eine merkwürdige Doppelrolle in den transatlantischen Debatten über Imperialismus, Globalisierung und neue liberale Weltordnung spielt: Schmitt dient einerseits als Diagnostiker, und zwar insbesondere der vermeintlichen Hypokrisien einer liberalen Weltordnung, welche scheinbar das Politische abzuschaffen verspricht, in Wahrheit aber Konflikte verschärft. Andererseits ist er aber auch Symptom in dem Sinne, dass man dem politischen Gegner und der Pax Americana überhaupt Schmittsche Züge zuschreibt, was wiederum zu einer Warnung vor verschärften Freund-Feind-Auseinandersetzungen führt. Im ersten Kapitel wird zunächst gezeigt, welche theoretischen Versatzstücke Teilnehmer der transatlantischen Debatte über eine neue liberale Weltordnung aus Schmitts Werk herausbrechen. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Frage, warum sie ihn überhaupt brauchen. Welche theoretische Lücke füllt Schmittsches Denken? Gibt es eine Wahrheit über die neue Weltordnung, welche andere Theorien der Internationalen Beziehungen, auch die vermeintlich ideologiekritischsten oder gar zynischsten, nicht fassen können - die aber Schmitt schon Jahrzehnte vorher gefasst hat? Denn dies behaupten nicht wenige Intellektuelle, die darüber hinaus noch seinen bitteren Antiamerikanismus als eine Vorwegnahme eines globalen Ressentiments gegenüber dem amerikanischen Hegemon deuten. (ICG2)
"Wer von der Pax americana spricht, kommt an der Pax romana nicht vorbei. Peter Bender widmet sich dieser Frage aus Perspektive des Althistorikers. Er sieht den Erkenntnisgewinn eines Vergleichs im strukturellen Kontrast beider Imperien. Trotz der bislang beispiellosen Dauer des Römischen Reiches seien die Lebenschancen eines US-Imperiums noch höher zu veranschlagen, da die Vereinigten Staaten - anders als damals die römische Aristokratie - nicht nach territorialem Landgewinn strebten. Die ethische Rechtfertigung eines Imperiums ist nach Bender prinzipiell das Maß der Zufriedenheit der 'Unterworfenen', die zwischen Frieden oder Freiheit abwägen müssten, da Imperien zwar grundsätzlich eine Tendenz zur Befriedung, aber auch zur Freiheitsunterdrückung eigen sei. Der Herrschaftsbereich der USA stelle ein 'informelles Imperium', eine indirekte 'Herrschaft ohne Regieren' dar. Da aber auch die Pax romana nur als Monarchie lebensfähig gewesen sei, müsse gefragt werden, inwiefern das American Empire langfristig mit einer Demokratie überhaupt vereinbar sei." (Autorenreferat)
Der Beitrag analysiert die regierungsamtlichen und regierungsnahen Konzeptionen des 'American Empire', also die Machtpolitik der USA. Dabei werden die folgenden maßgeblichen Aspekte betrachtet: (1) die Akteure (die politische Elite in Form der Ideologen und Militärpolitiker), (2) die außenpolitische Strategie (Entwicklung und Einschätzung der Ziele, militärische Überlegenheit, Präventivkriege, globale Souveränität) sowie (3) die weltpolitische Positionierung bzw. Anspruch Amerikas als Empire. Die Untersuchung macht deutlich, dass viele artikulierten Gedanken der aktuellen US-Außenpolitik nicht neu, mit dem Regierungswechsel 2001 aber mehrheitsfähig geworden sind. War die bisherige Außenpolitik der USA geprägt von Hegemonie - basierte sie also immer auch auf einem Konsens mit den Verbündeten - so wird sie nun geprägt von 'indefinite dominance', die sich gerade auch als uneingeschränkte militärische Dominanz inklusive der Reartikulierung eines Rechts auf Präventivkrieg ausdrückt. (ICG2)
Der Verfasser fragt nach den Versprechungen und Enttäuschungen, den Hoffnungen und Erfahrungen, die mit dem American Dream verbunden waren. Er charakterisiert den American Dream als demokratische Version einer industriegesellschaftlichen Utopie. Die mit dieser Utopie einhergehenden Versprechungen sind brüchig geworden: das Versprechen des Reichtums, der Gleichheit, der Freiheit und der Sicherheit. In Europa sind mit der Marktgesellschaft im Grundsatz die gleichen Versprechungen verbunden, das traditionell geringere Vertrauen in die Marktwirtschaft führte hier jedoch zu einer anderen Reaktionsform auf technologischen Wandel und Globalisierung. In den USA stehen sich extrem polarisierte Auffassungen der beiden großen Parteien in der Wirtschafts- und Sozialpolitik gegenüber. Das amerikanische und das europäische Modell unterscheiden sich auf drei Ebenen: Institutionen, Qualifikationen, Mentalitäten. Die schwindenden Faszination des American Dream, so das Fazit des Verfassers, hinterlässt nur Ratlosigkeit. (ICE)
Der Verfasser untersucht die Reaktionen auf die globale Krise in vier lateinamerikanischen Ländern, nämlich in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko. Er stellt fest, dass die Antwort auf die Krise in den einzelnen Ländern sehr stark durch ihre geschichtliche Erfahrung (Pfadabhängigkeit) geprägt gewesen ist. Alle diese Länder haben ihre wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ressourcen mobilisiert, um sich vor den Krisenwirkungen zu schützen. Das Krisenmanagement und das Verhalten von relevanten Institutionen ist nach der Meinung des Autors eine fruchtbare Basis für die analytische Erfassung der spezifischen Profile nationaler Kapitalismus-Typen in der Region. Dabei werden die Prioritäten im Rahmen der nationalen Antikrisenstrategien und der Einfluss diverser wirtschaftspolitischer Ideologien hervorgehoben. (ICB)
Die Autorin geht in ihrem Beitrag der Frage nach, aus welchen Gründen das "amerikanische Jahrhundert" nicht länger bestehen kann und wie das internationale System nach dem Ende der US-amerikanischen Hegemonie aussehen wird. Das "amerikanische Jahrhundert" war nach ihrer These auf der Basis eines "Grand Bargain" möglich, der aber heute nicht mehr tragfähig ist. Der Grund dafür liegt in zwei strukturellen Wandlungsprozessen: in einem Machtverlust der USA auf der einen und dem Aufstieg anderer Staaten auf der anderen Seite. Es wird daher einen wesentlichen institutionellen Wandel geben und das internationale System, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg konstruiert wurde, wird revolutioniert. Global Governance wird neu gehandhabt, internationale Institutionen werden umstrukturiert und mit diesen Veränderungen wird sich auch die Rolle der USA wandeln. Die Autorin entwickelt eine theoretische Erklärung dafür, warum das Ende der globalen Dominanz der USA das internationale System fragmentiert zurücklassen wird. Global Governance wird nicht mehr Angelegenheit weniger UN-Institutionen sein und globale Politik nicht mehr von der Interessenlage eines zentralen Akteurs dominiert werden. Stattdessen werden sich Kooperation und Koordination bei globalen Themen innerhalb der so genannten "clubs of common interest" vollziehen, die eine größere und zunehmend heterogene Gruppe spezialisierter Institutionen bilden. (ICI2)
Der Beitrag analysiert die Public-Diplomacy-Aktivitäten des Weißen Hauses, des US-Außenministeriums und des Broadcasting Board of Governors (BBG) zwischen Herbst 2001 und Frühjahr 2003. Zu Beginn der Analyse steht eine allgemeine Einordnung der Relevanz und des Verständnisses von Public Diplomacy in der amerikanischen Außenpolitik. Anschließend werden die Akteure und Strukturen der amerikanischen Public Diplomacy sowie ihre nach außen gerichteten Aktivitäten, also ihr außenpolitischer Output, im genannten Untersuchungszeitraum dargestellt. Die Analyse zeigt Folgendes: Die Public Diplomacy, die der Vorbereitung des Irakkriegs diente, lässt sich ebenso wenig von der breiteren Public Diplomacy im Zuge des "Krieges gegen den Terrorismus" trennen, wie der Angriff auf den Irak im März 2003 ohne den Hintergrund des 11. September 2001 zu verstehen ist. Viele Maßnahmen der amerikanischen Regierung erfüllten gleichzeitig die Funktion der Bekämpfung des Terrorismus und der Vorbereitung und Begleitung des Irakkriegs. Insgesamt blieb die amerikanische Public Diplomacy vor dem Irakkrieg erfolglos, weil die US-Regierung nicht genug Dialogbereitschaft zeigte, keine einheitliche und glaubwürdige Botschaft vermittelte und den gesamten Public-Diplomacy-Prozess nur unzureichend organisierte. (ICA2)