Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Vorbereitung, Gestaltung sowie die Funktionen von Zusammenkünften byzantinischer Kaiser mit fremden Herrschern im Zeitraum von 395 bis 1204. Bei der Vorbereitung und Gestaltung der Begegnungen konnten die Protagonisten situationsspezifisch aus einen "Pool" bewährter Bausteine schöpfen. Diese Bausteine können vier Phasen einer Zusammenkunft zugeordnet werden: Vorbereitung und Anreise, erstes Aufeinandertreffen, Zusammensein sowie Abschied und Heimreise. Dabei waren an den Treffen nicht nur die zusammenkommenden Herrscher, sondern auch die dem Ereignis beiwohnende Öffentlichkeit beteiligt. Da unter deren Augen Aussagen über das Verhältnis, in dem die Herrscher zueinander standen, getroffen wurden, waren derlei Zusammenkünfte in aller Regel sorgfältig inszenierte Ereignisse, bei denen nichts dem Zufall überlassen wurde. Sie waren zudem insbesondere geprägt von leicht verständlichen symbolischen Handlungen, die einen hohen Wiedererkennungswert hatten.
Nach einigen Vorläufern im 17. Jahrhundert wurde der Begriff Crisis in der politischen Publizistik Großbritanniens vor allem im parteipolitischen Diskurs nach der Revolution von 1688/89 virulent. Aber erst der Publizist Richard Steele etablierte 1714 den Begriff Crisis in einem so betitelten Pamphlet als Schlagwort im öffentlichen Diskurs. Mit der Begriffsverwendung verband sich bei Steele aber keineswegs eine ausgefeilte Zeitdiagnose. Vielmehr nutzte er Crisis als Absatz fördernden und auf den Effekt zielenden Signalbegriff. In der politischen Pamphletistik trat Crisis das Erbe des älteren Signalbegriffs Popery an, zu dem Steele 1714 noch die Brücke geschlagen hatte. Die Briten besaßen um 1700 ein gewisses Vorverständnis über die Bedeutung von Crisis, was nicht nur die Funktionsweise des Signalbegriffs erklärt, sondern auch die Debatte um die Zulässigkeit dieser Begriffsverwendung, die sich jeweils an Steeles Krisenpamphlete von 1714 und 1720 anschloss. Letztlich trug diese Debatte aber nur zur weiteren Popularisierung des Begriffs bei.
Hier vorliegende Dissertation thematisiert Städtische Prozessionen, die als öffentliche Rituale im Schnittpunkt der religiösen und politischen Sphären lagen. Hier stellt sich die Frage, ob man die Deutungsmuster solcher Festzüge auch in anderen Kulturkreisen feststellen kann oder diese Bestandteile der religiösen Prozession europäische Merkmale sind. Konkrete Forschungsgegenstände sind die Straßburger Umzüge im 14. und 15. Jahrhundert sowie die zwei Umzüge aus Japan im 14. und 16. Jahrhundert. Trotz der unterschiedlichen Ausdrucksformen der drei Beispiele als politische Inszenierung sind nicht nur die einzelnen Elemente der Feste, sondern auch ihr besonderer Charakter, nämlich die Koexistenz von Flexibilität und Inflexibilität, vergleichbar. Diese Merkmale waren nicht unbedingt das substanzielle Attribut eines Umzugs, sondern wurden von den jeweiligen politischen und sozialen Situationen beeinflusst, die für die Erhöhung des Wertes der Umzüge in der realen Politik nötig waren.
Daß die Kulturgeschichte des Westfälischen Friedenskongresses lange zu unrecht als "reizvoll und belanglos" für den Verhandlungsverlauf galt, erhellt ein Forschungsbericht. Angesichts der kritischen Haltung der Nationalgeschichtsbetrachtung gegenüber dem Friedensschluß war das lokale Interesse am Glanz des Kongresses umso stärker. Tatsächlich war aber die Friedenspublizistik ein Nebenschauplatz der Verhandlungen, bei dem die Verhandlungsgegner ihren Friedenswillen durch literarische und künstlerische Friedensappelle zu beweisen suchten. Stadtansichten und Bildnisse, Wahl- und Stammbuchsprüche, Gedichte, Predigten und Schriften, Ballette und Schultheater sowie Emblembücher als politische Tugendlehren bezeugen die Anteilnahme einer frühen "Öffentlichkeit" und Versuche, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die humanistisch geprägte Rhetorik der Friedensappelle fand nicht nur im künstlerisch artikulierten Friedensdank ein Echo, sondern auch in den Vertragstexten selbst.
Die Dissertation befasst sich mit den Elbslawen, die zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert östlich der Elbe von der Ostsee bis zum böhmischen Grenzgebiet in teilweise kleinstämmigen Gemeinschaften in Nachbarschaft zum fränkischen, ostfränkischen und ostfränkisch-sächsischen Reich siedelten. Mit der Christianisierung der Sachsen unter Karl dem Großen standen sich seit dem Ende des 8. Jahrhunderts Christentum und Heidentum an der Elbe unmittelbar gegenüber, ist in den Quellen von der fränkisch bzw. ostfränkischen Königsherrschaft über die Abodriten, Wilzen und Sorben die Rede, die in ihrem Charakter für die Zeit des 9. und 10. Jahrhunderts näher bestimmt wird. Die Arbeit zeigt, welche politische Bedeutung den Heiden östlich der Elbe im Kontext der Königsherrschaft unter den Karolingern und Ottonen zukam. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei der Übergang der Königsherrschaft von der Dynastie der Karolinger zur Dynastie der Liudolfinger bzw. der Ottonen, der sich zwischen 887 und 919/936 vollzog.
Für die 25 selbständigen westfälischen Territorien des 17. Jahrhunderts wurde die Entwicklung der Konfessionen katholisch, lutherisch und reformiert am Beispiel von vier ausgewählten Jahren (1610, 1625, 1649, 1700) kartographisch dargestellt. Simultana, Minderheitsgemeinden und umstrittene Gemeinden wurden besonders herausgestellt. In der Mehrzahl der Fälle wurde keine Veränderung der Konfession in den einzelnen Gemeinden während des 17. Jahrhunderts festgestellt. Vier Gründe wurden für doch noch aufgetretene Änderungen erkannt: Konfessionswechsel des Herrschers, nachträgliche Durchsetzung der Konfession des Herrschers, militärische Lage während des Dreißigjährigen Krieges, Aktivität des örtlichen Adels unter Hinzuziehung geschickter Geistlicher.
In frühneuzeitlichen Territorien, so auch in Ostfriesland, wurde von allen Seiten Politik gemacht. Nicht nur der Landesherr mit seinen Beamten, sondern auch Landstände und verschiedene Gruppen in den ländlichen Siedlungen wie Bauern oder die unterbäuerliche Bevölkerung versuchten, mit ihrer Politik "von unten" Einfluss auf Gemeinwesen zu nehmen. Frühneuzeitliche Politik kommt uns heute allerdings oft merkwürdig vor: Wie Politik gemacht wurde, unterscheidet sich stark von heutigen politischen Formen. Kommunale und rituelle Institutionen spielten dabei eine zentrale Rolle. Der Eigentümlichkeit und dem Zusammenspiel dieser Politiken im frühneuzeitlichen Ostfriesland zwischen 1594 und 1744 wird in dieser Dissertation mit Hilfe des Politikkonzeptes von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe sowie des Kommunalismus-Konzepts Peter Blickles nachgegangen.
In diesem Beitrag wurde eine Archäologie des modernen Terrorismus versucht, indem vormoderne Wahrnehmungen und Klassifikationen politischer Delinquenz in England in den Blick genommen wurden. Dabei zeigte sich, dass die englische Gesellschaft seit dem 16. Jahrhundert politische Delinquenz tatsächlich immer wieder als kollektive Bedrohung beobachtet hatte, was jedoch mit einer Übertragung des modernen Terrorismus-Konzepts nur unzureichend und eher anachronistisch erklärt werden kann. Vielmehr sorgte das aus dem Spätmittelalter stammende und bis 1848 gültige englische Hochverratsgesetz – weil es über das Faktische hinausging und auch das Fiktionale sanktioniert (imagining the King's Death) – für eine bemerkenswerte Virulenz von Verschwörungstheorien und kollektiven Ängsten vor politischen Morden. Durch die Veränderbarkeit der Hochverratsnormen konnte fast jede Form politischer Delinquenz als Hochverrat klassifiziert werden.
Die Mikrostudie behandelt das Archigymnasium in Soest im Zeitraum von 1789 bis 1820, also während der durch beschleunigten Wandel gekennzeichneten Epochenschwelle um 1800. Sie untersucht die verschiedenen Bereiche der Schulwirklichkeit: Unterrichtskonzepte, Unterrichtswirklichkeit, Schulorganisation, Schülerzahlen, soziale Herkunft der Schüler, Anstellungsverfahren und Besoldung der Lehrer sowie Konflikte an der Schule. Um Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu erfassen, wird der Untersuchungszeitraum in drei Perioden gegliedert: Die Periode der Reformen vor der Reform, die französische Periode und die Periode der Bildungsreform. Dabei wird deutlich, dass die französische Periode eine Zäsur darstellt und zu einer Phasenverschiebung in der Herausbildung des preußischen Gymnasiums führt. Die Studie ist sowohl ein Beitrag zur Bildungsgeschichte als auch zur Landes- und vor allem zur Lokalgeschichte.
Afroamerikanische Männer erwiesen sich im Zweiten Weltkrieg dem "SS-Mann" als Manifestation weißer, deutscher Männlichkeit als ebenbürtig. Sie betraten Deutschland als Eroberer und Besatzer. Als weiße GIs die soziale Hierarchie aus den USA zu importieren suchten, verteidigten die schwarzen GIs ihre Position im ersten Nachkriegsjahrzehnt. Bereits 1948 wurde die Segregation in den US-Streitkräften offiziell abgeschafft. Allerdings zeigte die Integration sich weder in der US-Gesellschaft noch im Armeealltag. In Deutschlang gerieten die GIs vielmehr in eine hybride Position zwischen Amerikanern und Deutschen, in der sie allseits diskriminiert werden konnten, aber gleichzeitig die Rolle des anderen Amerikaners als Repräsentant von Demokratie und Freiheit ausfüllten. Afroamerikanische GIs wurden zu Mittlern eines transatlantischen Kulturtransfers von Wissen, Kultur und sozialen Praktiken. In den1960er Jahren wurden die US-Streitkräfte in Europa wieder zu einem Ort, an dem der Kampf um Bürgerrechte und die Freiheit der afroamerikanischen Bevölkerung ausgetragen wurde. In der Bundesrepublik trugen die GIs dazu bei, soziale und kulturelle Wahrnehmungsmuster der deutschen Bevölkerung zu modifizieren. ; African American men proved equal in World War II to the "SS stormtrooper" as the manifestation of white German men. Black GIs entered Germany as conquerors and ranked above the defeated. When white GIs tried to implement the social hierarchy of black and white known in the US, African American GIs asserted their position during the first decade after the war. Formally, the GIs reached their aim of integration as soon as 1948. Their position was neither reflected in US society, nor in the reality of army life. In Germany, black GIs achieved a hybrid position somewhere between Americans and Germans, in which they were both discriminated against and respected as the other American representing freedom and democracy. Black GIs acted as mediators of knowledge, culture and social practices. In the 1960s, civil rights and the black freedom struggle were also negotiated in the US Army in Germany. There, GIs contributed to the change of social and cultural values of the German population.
Es besteht eine offensichtliche Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die die Juristen des Heiligen Römischen Reichs noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts den lehnsrechtlichen Ritualen zuschrieben, und der Geringschätzung zeitgenössischer Historiker, die sie als "bloße Formalitäten" abtun. Diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen geben Anlass für eine nähere Untersuchung der Rituale der Investitur, durch die die Fürsten ihre Lehen erhielten. Es soll gezeigt werden, dass diese Rituale eine feierliche Darstellung der verfassungsmäßigen Ordnung des Alten Reichs und seiner Standeshierarchie waren. ; There is an obvious gap between the importance jurists gave to the feudal rituals in the Holy Empire until the end of the 18th century, and the poor opinion historians hold upon these «mere formalities» today. This discrepancy gives reason to a closer look at the rituals of investiture by which imperial princes received their fiefs. It is argued in this paper that these rituals solemnly enacted the constitutional order of the Empire and its hierarchy of ranks. Throughout the Early Modern period, they gave rise to changes and conflicts resulting from the clashing pretensions of the Emperor and the imperial princes. The paper describes these transformations taking them as a seismograph of the institutional and hierarchical changes within the political body of the Empire.
Im 13. Jahrhundert wurden in Westfalen 25 Frauenklöster gegründet, die nach den Consuetudines der Zisterzienser lebten. In der vorliegenden Arbeit wird auf Grundlage der überlieferten Urkunden die Frühgeschichte von 22 westfälischen Zisterzienserinnenklöster vorgelegt. Zunächst wird in Einzelstudien die Entwicklung der Klöster bis zum Jahr 1300 dargestellt. Im Mittelpunkt der folgenden vergleichenden Auswertung stehen die Motive für die Gründungen, wobei besonderer Wert auf das politische Umfeld der einzelnen Gründungen gelegt wird. Im Anschluss wird auf das Verhältnis der Klöster zum Zisterzienserorden eingegangen und analysiert, aus welchen Kreisen die Konvente sich rekrutierten, welche Gründe für den Klostereintritt erkennbar sind, und wie die Nonnen in dem Zisterzienserinnenkloster lebten. Schließlich wird auf die Stellung der Pröpste und und Konversen in den Klöstern eingegangen und gemeinsame Charakteristika heraus gearbeitet. During the 13th century 25 of the 28 nunneries founded in westfalia observed the rules of the cistercian order. This treaty will explore the early years of 22 of theses cistercian nunneries. It presents a detailed analysis of their founding years as reconstructed from the charters dated before 1300. Based on this the reasons behind the foundations of that many nunneries within this short time are discussed in a comparative study. Furthermore the relation of the nunneries to the cistercian order, the social background of the nuns, their motivation for entering a nunnery and their daily life are presented. Finally the position of the male members of the nunneries (provosts and converses) are explored.
Decoding the Disciplines is a process aiming at making accessible to students disciplinary ways of thinking and acting and by that fostering their success in learning. Decoding recognizes that such ways of thinking and acting are often implicit and due to that might function as bottlenecks to students' learning. One focus of the decoding process and quite often of particular interest to people involved is the actual decoding of disciplinary expertise. This contribution describes how the process subsequently can influence teaching and learning in direct and indirect ways.